Es nützt überhaupt nichts, auf Roland Koch rumzuhacken, bloß weil er demokratische Grundtechniken anwendet. Klar ist es populistische Meinungsmache, die er betreibt. Mit reiner Sachlichkeit erreiche ich nunmal in der Politik nichts. Gerhard Schröder ist Bundeskanzler geworden, weil seine Partei sich am besten verkauft hat. Angela Merkel ist Bundeskanzler geworden, weil sich ihre Partei am besten verkauft hat. Roland Koch bleibt nur Ministerpräsident, wenn sich seine Partei am besten verkauft.
So what? Wenn wir Demokratie wollen, dann müssen wir sie auch leben und mit den negativen Seiten auskommen, dass z. B. politisch gebildete Menschen durch einen auf Schlagworte reduzierten Thesenaustausch (Diskussionen möchte ich das nicht nennen) milde gesagt gelangweilt werden, weil diese sachlich einfach viel zu kurz greifen.
Wie bereits erwähnt, ist Jugendkriminalität ein gesellschaftliches Problem und ist eng verknüpft mit Bildungsferne, sozialer Ungleichheit, Perspektivlosigkeit, überkommenen Sozialnormen gepaart mit dem Habitus bestimmter Schichten und Erziehungsunfähigkeit vieler Eltern. Wollten wir aktiv als Gesellschaft darauf einwirken, geht das nur über die Einschränkung der persönlichen Freiheit (platt ausgedrückt: Wir überwachen und normieren verstärkt das Prekariat.). Da die meisten Umfragen aber zeigen, dass die Menschen sehr wohl bereit sind "Hüh" zu rufen, wenn man das Problem anspricht, aber auf das "Hott" bereitwillig verzichten, sobald ein Politiker offen sagt, "OK, das kostet uns aber 2 Mrd. € und verlangt eine schärfere Kontrolle durch staatlicher Organe", wird sich an der Problematik, schon aus ihrer eigenen Vielschichtigkeit heraus nichts ändern.
Falls aber doch jemand die "Eier legende Wollmilchsau" der Lösung sozialer Probleme hier anbieten kann: Bitteschön! Dann immer her damit!
Ich wollte jetzt nicht die Diskussion hier im Forum abwürgen, ich wollte lediglich äußern, dass ein generell personenbezogene Diskussion ("R. K. ist scheiße, weil er sich popularisiert!") genauso Wahlkampflyrik ist, wie die von ihm vorgebrachten Argumente. Eine Sachdiskussion sieht zumindest anders aus.