Zur Halle in Rotenburg: Hat denn hier jemand Kenntnis, ob die in der Werbebroschüre erwähnten Plätze auch die wirklich rechtlich zugelassene Zuschauerzahl für eine Veranstaltung mit Handballfeldnutzung ist? Sicherlich ändern sich Genehmigungen und die relevanten Vorschriften, aber mir scheint die in der Broschüre erwähnte Zahl eher eine Vereinfachung zu sein, da man in der Broschüre nicht Handballclubs anspricht, die gerade in die HBL aufsteigen, sondern für Einzelevents wirbt und man dafür nicht zwingend zB Stehplätze bewirbt.
Als Melsungen in der Halle gespielt hat, gab es defintiv auch Stehplätze (war selbst mal dort). Hinter der kleinen Längstribüne und hinter der Hintertortribüne ist ausreichend Platz für mindestens eine Reihe Steher, wenn nicht sogar zwei. Also theoretisch wäre zumindest die Zuschauerplatzanzahl ausreichend, für eine höhere Zulassung wäre wohl nur höherer finanzieller Aufwand (Ordnungsdienst oder eventuell ein zusätzlicher Notausgang) notwendig. Bleibt die fehlende Sitzreihe, die könnte man eventuell anstatt der "Stehreihe" installieren. Wird so oder so dann ausreichend Plätze hinzubringen. Medienplätze und andere "offizielle" Plätze sind ebenfalls zusätzlich vorhanden, denn in der "obersten" Reihe der großen Tribüne können Tische stehen.
Da ich nicht nur die Lizenzierungsverfahren im Handball, sondern auch beim Fußball, Eishockey und Basketball verfolge kenne ich dort beinahe identische Diskussionen. Die anderen oberen Ligen kennen ähnliche Regeln. Im Basketball ist es vorgeschrieben, dass es 4 Tribünen gibt, es gibt jedoch keine Vorschrift über die Anzahl der Reihen. So spielt zB Göttingen in einer neuen Halle, die jedoch auf einer Seite nur 5 Reihen relativ hoch angeordnet hat. Die ganze Halle ist relativ sporthallenlike, was darauf zurückzuführen, dass die Halle während dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung vor einigen Jahren gebaut wurde, und man damals die Halle damit durch das Förderprogramm gebracht hat. Die DFL hat für die Fußball-Bundesliga keine Vorschriften über die Anzahl der Tribünen (dafür einen dicken Katalog an Sicherheitsauflagen), die DEL hat ein Katalog an Kriterien, die gewichtet werden und unter dem Strich dann eine gewisse Punktzahl erreicht werden muss.
Wie geschrieben gibt es auch in den anderen Ligen immer wieder Diskussionen. Oft ist allerdings eher die Kapazität das Streitthema. Bisher hat aber nie ein Club gegen die Regeln an sich geklagt, wenn dann waren es eher gegen Lizenzentzug wegen finanzieller Gründe. Ich halte auch die Wahrscheinlichkeit für gering, dass eine Klage gegen Hallenstandards erfolgreich ist. Auch wenn selbstverständlich allgemeine Gesetze berücksichtigt werden müssen, sind Hallenstandards gemeinsam (gesamte HBL, nicht nur Erstligisten) beschlossen worden. Hier besteht Vertragsfreiheit. Minderheitenrechte sind hier eher nachrangig, denn wozu soll man denn über solche Regeln abstimmen, wenn man danach Minderheiterechte einklagt? Im Gesellschaftsrecht wären solche Rechte primär zB der Natur, dass existentielle Entscheidungen nicht durch die Mehrheit bestimmt werden. Ein Hallenstandard halte ich nicht für existenzgefährdend, es sei denn die halbe Liga kann diese nicht erfüllen, dies ist aber nicht der Fall, da ja die 2. Liga keine solchen strengen Vorgaben hat. Auch die Monopoldebatte greift relativ kurz, denn hier entscheidet ja eben nicht einer allein, sondern alle haben vorhin mitabgestimmt. Ein Club selbst kann kaum Ansprüche hier haben, da er selbst Teil des Monopols ist. Monopolmißbrauch wäre eher durch Dritte angreifbar, die durch das Angebot der HBL Schäden erleiden (TV-Sender bei Rechteverhandlungen, ausländische Spieler durch Spielbeschränkunge).
Allgemein bin ich bei der Tribünenregel schon relativ gespalten. Ich bin klar ein Befürworter von Hallenstandards, da diese dafür sorgen sollen, dass jeder Teilnehmer annähernd finanziell zumindest theoretisch mithalten kann um dann auch sportlich zu bestehen. Eine Selbstreinigung findet keineswegs statt, denn es gibt ja immer wieder Clubs, die sportlich erfolgreich sind, nach oben rutschen, aber deren Strukturen nicht nachhaltig aufgebaut sind und dann um so krachender scheitern. Sobald eine kleine Krise kommt, sind diese schnell angeschlagen und sorgen dann eben doch auch während der Saison für Probleme. Direkt in Erinnerung kommt mir da der Stralsunder HV vor einigen Jahren, der mit seiner Minihalle kaum Aussichten hatte, auch nur annähernd in der 1. Liga mitzuhalten und auch prompt noch während der Saison Insolvenz anmeldete. Ziel ist aber ja nicht Selbstreinigung während der Saison, sondern die Vermeidung solcher Probleme während der Saison.
Andererseits ist die Tribünenregel klar qualitativ ausgelegt, es geht also nicht direkt um eine Sicherstellung von Spieltagseinnahmen, sondern um eine bessere Bild nach außen (für Medien, auch "weg vom Turnhallenimage"). Dies ist defintiv auch wichtig, und wer sagt denn, dass es nicht auch bald ein Angebot für die HBL gibt, analog zum Basketball, bei dem jedes Spiel übertragen werden soll.
Nun ist die Aßmannhalle aber meiner Meinung nach in Deutschland wirklich ein Sonderfall, denn es gibt keine andere Halle, die eine so große Kapazität besitzt, aber nur eine Längsseitentribüne hat. Die klassischen 1- oder 3-Tribünenhallen sind meist deutlich kleiner oder wurden eben komplett umgebaut (Lemgo, Hagen). Naja, und nun kommt alles zusammen, dieser Sonderfall, die fehlende Entschlossenheit bei der Politik mehr einzufordern (nämlich etwas rechtsverbindliches zum Ausbau, wie schon lange geplant) und natürlich der sportliche Erfolg.