Schwere Geburt bei der scheinbaren Pflichtaufgabe
Sieben Spiele haben der TBV Lemgo und der VfL Pfullingen/Stuttgart seit dem Aufstieg der Schwaben ins Handball-Oberhaus gegeneinander bestritten, sieben Mal ging der TBV als klarer Sieger vom Parkett. Und so hatten sich die meistern der 4.848 Zuschauer in der Lipperlandhalle den Ausgang der Partie auch im achten Vergleich vorgestellt. Doch weit gefehlt. Der TBV Lemgo hat in einem hoch dramatischen Spiel den VfL mit 34:32 (16:14) geschlagen und ist dabei einem klassischen Ausrutscher nur knapp entgangen. Die Gäste spielten über weite Strecken auf Augenhöhe mit dem TBV, der es insbesondere in Halbzeit eins versäumte, den Sack frühzeitig zuzumachen. 8:4 (11.) führte Lemgo bereits, doch dann riss der Faden und Pfullingen konnte sogar mit 13:11 (24.) in Führung gehen. In dieser Phase war es insbesondere Florian Kehrmann, der den TBV mit enormem Siegeswillen nach vorne trieb und mit sehenswerten Gegenstößen den TBV wieder auf Kurs brachte.
Mit der Zwei-Tore-Führung zur Halbzeit glaubten die Lemgoer Fans ihre Mannschaft eigentlich auf dem richtigen Weg zum erwarteten klaren Sieg. Doch weit gefehlt. Das 19:17 (37.) war vorerst die letzte Führung für den TBV, danach zog der VfL gar an den Gastgebern vorbei und behauptete für eine knappe Viertelstunde seine Führung, Lemgo schaffte es nicht, selbst in Front zu gehen. Die - etwas überraschend - mit einer defensiven Deckung agierenden Gäste fanden entweder immer wieder über den bulligen Rastko Stojkovic am Kreis den Knackpunkt in der Lemgoer Deckung oder kamen über Björn Navarin zu einfachen Toren. Der VfL legte in der 50. Minute sogar zum 26:24 vor - erstauntes Raunen in der Lipperlandhalle.
Volker Mudrow reagierte, beorderte Markus Baur vor die Abwehr, um die Kreise im linken Rückraum der Gäste zu stören - mit Erfolg. Und erneut war es in diesen Momenten vor allem Florian Kehrmann, der mit seinen Gegenstößen und seiner Übersicht das Blatt zu Gunsten des TBV wendete. Volker Zerbe war es allerdings vorbehalten, in der 54. Minute beim 28:27 seine Mannschaft erstmalig wieder in Führung zu bringen. Das 33:30 durch Kehrmann in der 59. Minute schien die Moral der Gäste gebrochen zu haben, doch die erzielten zwei Treffer binnen kürzester Zeit und witterten erneut ihre Chance. Doch Logi Geirsson, der überraschend sein Comeback feiern konnte, besiegelte mit seinem zweiten Treffer den endgültigen Erfolg.
Die Stimmen zum Spiel:
Eckard Nothdurft: Lemgo musste meiner Meinung nach mächtig Gas geben, um diese zwei Punkte hier zu behalten. Das hatten viele sicherlich anders erwartet und es macht mich natürlich stolz, dass wir so gut mitgehalten haben. Doch das bringt uns in unserer Situation auch nichts, wir brauchen Punkte. Allerdings stimmt mich die Leistung optimistisch für die nächsten Aufgaben. Lemgo war heute den Tick cleverer, hat konsequenter auf unsere Fehler gewartet. Es wäre mehr drin gewesen heute, schade, dass es nicht so sein sollte. Aber mein Glückwunsch an Lemgo.
Volker Mudrow: Wenn wir nach dem 8:4 so weiter gespielt hätten, dann wäre die Partie eher so verlaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Wir haben dann aber unsere Chancen nicht mehr so konsequent genutzt und Pfullingen besser ins Spiel kommen lassen. Positiv ist, dass wir auch in der zweiten Halbzeit, als es eng war, die Ruhe bewahrt haben. Florian Kehrmann hat uns dabei mit seinem unbändigen Siegeswillen nach vorne getrieben. Letztlich haben wir verdient gewonnen und das ist das, was wirklich zählt.