@ daabefuggeler:
meine Definition (krass und überzogen) war damals als aktiver Trainer und ist auch heute noch (als Rentner) immer folgende: wenn Du hinten zu Null spielst, reicht Dir vorne ein einziges Tor, um zu gewinnen. Und dafür sind 60 Minuten verdammt lange!
Gerade wenn Körperbau und Kondition (weil keine Vollprofis) nachteilig sind, muss definitiv hinten so perfekt wie möglich gearbeitet werden.
Denn die Psyche spielt hier ebenfalls eine ganz entscheidende Rolle. Druck lähmt oder macht hyperaktiv. Das eine ist die Schockstarre und das andere das überharte meist unkontrollierte Angehen mit der Folge von 7 m-Würfen, 2-Minutenstrafen und roten Karten.
Dann wiederum im Angriff ist wieder der Druck zum Aufholen da, aber hinzukommt, daß Spieler eigentlich im Kopf entweder noch bei der letzten Abwehraktion (Enttäuschung, Verärgerung) sind oder - eher wahrscheinlich - schon wieder am Zurücklaufen. Also im Angriff absolut abgelenkt und nicht fokussiert sind. Oder ähnlich wie in der Abwehr hyperaktiv; also "ich reiss' das jetzt raus, ich bin der Rettter!" - und schließen viel zu früh aus wenig aussichtsreicher Position ab. Also rennen wieder alle nach Hinten, obwohl der Ball noch nicht mal auf jeder Position war. Somit für Alle ein sehr Energie vernichtender Angriff.
Hinzukommt, dass Torschützen bei Zuschauern und Analysten höher im Ranking sind, als Spieler die möglichst viele Bälle geblockt, Gegenspieler beim Passen behindert oder am Wurf gehindert haben. Das sieht man doch auch hier in den Foren. Es wird mehr über Shooter und Scorer diskutiert, als über Toreverhinderer.
Ein kleiner körperlich unterlegener Spieler kann bei richtigem Positionsspiel einen massigen Gegenspieler immer so weit aus dem Spiel nehmen, wenn er nur "bissig" genug ist. Das Anspiel stören. Viele Pässe erzwingen und dadurch Zeitspiel bzw. schnelle Abschlüsse provozieren. Aber dazu muss er zwischen Ball und Gegener stehen und nicht hinten dran. Worin ich Dir Recht geben würde, wäre am Kreis oder Außen wo meist 1:1 herrscht. Da ist die Masse und Geschwindigkeit ausschlaggebend.
Der Umkehrschluss ist aber doch, wenn Du eine erfolgreiche Abwehraktion hinter Dir hast, dann bist Du motiviert und positiv aufgeladen, hast definitiv weniger Energie aufwenden müssen und kannst den folgenden Angriff entweder am energieärmsten mit einem Gegenstoß abschließen oder eben langsam aufbauen, so dass Zeit zum Durchschnaufen, Konzentrieren und Fokussieren ist. Und umgekehrt, der Gegner ist frustriert, weil er keinen Torerfolg verbuchen kann.
Oberflächlich sieht es in der Abwehr beim TVG kollektiv aus. Aber im Detail sind es schon 2 Spieler die statistisch auffallen. Und ggf. noch 2 Spieler die suboptimal arbeiten. Dadurch, daß andere Kollegen dann aushelfen wollen, sieht es am Ende wie kollektiv aus, weil ja jeder zu spät kommt. Aber die eigentliche Ursache ist aber am häufigsten, dass diese 2 Spieler ein ineffektives Positionsspiel in der Abwehr haben und viel zu oft "blind" sind und zu langsam reagieren; d.h. ihren direkten Gegenspieler für den sie verantwortlich sind, nicht sofort erkennen oder im Rücken haben.
Beispiel letztes Spiel:
6-8 für TVG; Angriff TVG innerhalb 20 Sekunden durch Spatz abgeschlossen, kein Tor | Angriff TVE - Zeit ab 16:57... Lars Spiess schaut 3-4x nach rechts und orientiert sich zum RL, obwohl der durch Urban gedeckt ist, anstatt zum RM. Spiess bleibt hinten drin, wird vom Einlaufenden RR weggesperrt, Corak steht 2 m weg vom RR am Kreis; dann rennt plötzlich Spiess - viel zu spät - raus zum stossenden RL, läßt den eingelaufenen RR am Kreis frei stehen. Anstatt schnell gerade raus zu Laufen, läuft er zu langsam quer, geht nicht an den Wurfarm und verhindert den Pass an den Kreis nicht, Corak kommt zu spät zum Kreisläufer und hängt hinten dran, zusätzlich: Urban geht aus seiner Sperre raus um zu helfen, Abwehr durch den Kreis ==> 7 m! (freundlicherweise verworfen)
6-9 für TVG: Zeit 18:23 | Ball ist beim RM; Lars Spiess dreht sich um und schaut nach hinten zum Kreis, obwohl sein Gegenspieler den Ball noch hat. Sieht nicht wohin der Querpass geht und was der RL macht. Ball kommt zum RM zurück, Spiess zu weit weg, geht nicht auf den rechten Wurfarm, versperrt nicht den Laufweg; notgedrungen will Urban helfen und läßt den RL freistehen... Querpaß auf RL... der völlig ungehindert durchspaziert und zum freien Wurf kommt (den Redwitz hält)... leider kommt der Abpraller zum Gegner und wieder 7 m.
Und wenn Du Dir so die Gegentore ansiehst, wirst Du mich noch besser verstehen, was ich meine, nur 1-2 Spieler identifiziere und was geändert werden müßte. Nein, das kreide ich auch nicht dem Trainer an. Das ist ein individuelles Manko. Ich wüßte jetzt auch nicht, wer an Stelle von Lars Spiess dort spielen könnte. Am ehesten sehe ich da noch Urban, da er am abgezocktesten wäre und Lars Spiess dann auf HR. Urban würde wahrscheinlich intensiver stören und Spiess muss nur bis 2 zählen (RL). Auch hinsichtlich Gegenstoß wäre Urban da Vorne noch im Vorteil.
Ein Versuch wäre es wert. Denn ob Lars Spiess mit 26 das noch mal lernt, wage ich zu bezweifeln. Das Abwehrverhalten sitzt schon zu tief drin.