Beiträge von Highness

    Ich verfolge die Geschichte um den HSV Hamburg intensiv und komme seit Freitagnachmittag aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Ich hatte dem HSV Hamburg ja schon einiges zugetraut, aber sollte sich die "makelhafte Lizenz" bewahrheiten und sich herausstellen, dass sich der HSV Hamburg die Lizenz tatsächlich erschlichen hat, dann ist das für mich der Supergau des deutschen Profihandballs. Das muss man sich mal vorstellen: da unterschreibt der Geschäftsführer Christian Fitzek diese Nebenvereinbarung und verschweigt sie bei der Lizenzierung wohlwissentlich, dass es mit so einer Nebenabrede keine Lizenz geben wird. Und dann kauft er nochmal im großen Stil ein, verpflichtet mit Biegler einen sicherlich nicht billigen Qualitätstrainer und leistet sich im Falle von Damgaard auch noch den Luxus, eine Neuverpflichtung aus einem bestehenden Vertrag zu kaufen. Dann kommt die Insolvenz und Fitzek tut immer noch so als wäre alles in bester Ordnung. Er kanzelt den HBL-Geschäftsführer im Interview ab und ist immer noch der Meinung, dass man wichtige Spieler wie Brozovic natürlich behalten werde. Um das rational zu begreifen, bleiben für mich nur drei Schlussfolgerungen: Fitzek leidet entweder an akutem Realitätsverlust oder an reichlich krimineller Energie oder aber intellektuell reicht es einfach nicht aus, um das eigene Handeln und die sich daraus ergebenden Folgen zu begreifen. Wie man es dreht und wendet, Christian Fitzek ist mit dieser Geschichte als Funktionär im deutschen Handball verbrannt und wenn es dumm läuft, dann droht wegen Insolvenzverschleppung auch noch der Gang ins Gefängnis.

    Ebenso erstaunlich finde ich, wie die deutschen Handballfunktionäre damit gerade umgehen. Die Aussagen von Schmäschke ("Würde der HSV abgemeldet vom Spielbetrieb, wäre das ein Fiasko für alle Bundesligisten") kann man als Ausdruck des Eigeninteresses ja noch verstehen (wobei da dann auch die Frage gestellt werden dürfte ob es beispielsweise für einen Verein wie Frisch Auf Göppingen nicht eher ein Fiasko ist diese Saison bereits zweimal gegen einen Verein verloren zu haben, der eigentlich gar nicht in der Liga mitspielen durfte). Was ich gar nicht verstehen kann sind allerdings die Aussagen der beiden nominell höchstrangigen Handballfunktionäre in Deutschland. HBL-Geschäftsführer Bohmann weint in seiner ersten Stellungnahme nach dem Gau seinem Lieblingsverein hinterher und verweist auf den Zuschauermagneten HSV Hamburg (was dann noch nicht mal den Faktencheck besteht). Und der DHB-Präsident Michelmann meint auf die Frage, ob die Geschichte dem deutschen Handball schade, lapidar: "Wenn man es ganz nüchtern betrachtet, ist es eine Sache, die immer mal wieder vorkommen kann. Es ist natürlich wie immer zur verkehrten Zeit." Also wenn Lizenzbetrug tatsächlich eine Sache ist, die immer mal wieder vorkommen kann, dann Gute Nacht deutscher Profihandball! Da hätte ich mir im Übrigen die Nachfrage gewünscht, welcher Zeitpunkt denn der ideale ist für einen HBL-Verein, sich die Lizenz zu erschleichen?

    Positive Nachricht f黵 HSV: Partner verl鋘gert Vertrag um ein Jahr

    Zitat

    Der HSV Hamburg und die Deutsche Bahn haben sich auf eine Verlängerung der bestehenden Partnerschaft um ein weiteres Jahr geeinigt. „Die Bahn trägt mit ihrem Komfort und ihrer Zuverlässigkeit dazu bei, dass die Mannschaft ihre Auswärtsspiele ausgeruht erreicht mit voller Konzentration bestreiten kann. Ich freue mich, dass wir uns auch künftig auf die Bahn verlassen können“, sagt HSV-Geschäftsführer Christian Fitzek zum Vertragsabschluss.


    Wenn Fitzek bald keinen Job mehr hat, kann er immer noch als Standup-Comedian in einem Hamburger Club arbeiten. Vielleicht meint er mit Zuverlässigkeit der Bahn aber auch die Aussicht auf pünktlich bezahlte Sponsoringraten.

    Zum Thema "Wettbewerbsverzerrung": Stefan Kretzschmar, bekanntlich die hellste Leuchte am Weihnachtsbaum, hat per Sport1-Kolumne ja schon mitgeteilt, dass es eine unglaubliche Wettbewerbsverzerrung wäre, wenn der HSV Hamburg die Saison nicht zuende spielen dürfte und die bisherigen Spiele annulliert werden würden. Da sieht man mal wieder, dass Herr Kretzschmar lediglich seine eigenen Interessen (in diesem Fall als AR-Mitglied von Leipzig) im Sinn hat und nicht das Interesse des deutschen Handballs. Denn für den deutschen Handball wäre es doch eine Erlösung, wenn der HSV Hamburg ENDLICH von der Bildschirmfläche verschwindet. So aber darf der HSV Hamburg die letzten drei Spiele mit voller - nichtbezahlter - Kapelle bestreiten und damit massiv in den Abstiegskampf eingreifen, denn Nettelstedt dürfte gegen die jetzige HSVH-Mannschaft keine Chance haben (im Gegensatz zum neuen Jahr, wenn dann die Amateurmannschaft ran darf).

    Natürlich ist das Wettbewerbsverzerrung, was der Handball Sport Verein Hamburg hier seit Jahren betreibt. Ich möchte das an einem Beispiel erläutern: Frisch Auf Göppingen verliert in dieser Saison das Heimspiel gegen den HSVH mit 24:25. Überragende Akteure waren u.a. Johannes Bitter und Adrian Pfahl und damit zwei Spieler, die Frisch Auf auch gerne in seinem Team hätte, um somit die sportliche Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen. Allerdings kann sich ein Verein wie Frisch Auf Göppingen diese Spieler mit diesen Gehältern nicht leisten und da fängt das Problem an: denn der Gegner kann sich diese Spieler eigentlich auch nicht leisten! Wenn also ein Verein, der sich nicht an die finanziellen und lizenzrechtlichen Spielregeln hält, gegen einen Verein gewinnt, der ebendies tut, dann ist das natürlich sportliche Wettbewerbsverzerrung. Weil dem seriös geführten Verein hier ein sportlicher Schaden entsteht durch einen Verein, der seit Jahren über seinen Verhältnissen lebt. Und die HBL schaut seit Jahren diesem üblen Treiben zu und macht nichts dagegen weil der HSVH scheinbar als systemrelevant gesehen wird. Im Übrigen eine Annahme, der ich strikt widerspreche da die negativen Schlagzeilen über den HSVH eindeutig überwiegen und die HBL als Gesamtprodukt darunter leidet. Von den HBL-Verantwortlichen scheint aber keiner einer einen Arsch in der Hose zu haben, um dem Treiben ein Ende zu setzen. Dann darf man sich aber auch nicht wundern, wenn der Handball in der öffentlichen Wahrnehmung immer mehr den Anschluss an andere Ballsportarten verliert.

    Hier noch ein Nachbericht aus der Göppinger Lokalzeitung zum unsäglichen Auftritt der Berliner Mannschaft letzte Woche in Göppingen:
    Ruppig: Viel Gespr鋍hsstoff nach Frisch-Auf-Sieg gegen Berlin - frisch_auf | S黡west Presse Online

    Dass eine Hallenzeitung gegen die Berliner Bank geworfen wurde, geht gar nicht und hätte durchaus negative Folgen für Frisch Auf nach sich ziehen können. Unmittelbar davor gab es aber übelste Provokationen (und wenn man die Gesten richtig deutet auch Beleidigungen) der Berliner Spieler gegenüber den Zuschauern hinter der Bank. Das passte an diesem Abend aber leider zum Gesamtbild, denn die Berliner Spieler lamentierten und gestikulierten am laufenden Band. Allein den Kasper im Berliner Tor hätte man gleich mehrmals für zwei Minuten hinausstellen müssen. Dazu kommt ein Bob Hanning, der ständig auf das Kampfgericht und die Spielaufsicht Einfluss zu nehmen versuchte. Den DHB-Schiedsrichtern und dem DHB-Kampfgericht muss man hier ein ausdrückliches Lob zukommen lassen, denn es ist bestimmt nicht leicht die ständigen Beeinflussungsversuche des DHB-Vizepräsidenten so erfolgreich zu ignorieren wie letzten Mittwoch. Und noch eine Frage an die Berliner Fans: für was genau wurde Richardson geholt? Als Trainer offensichtlich nicht, denn die wichtigen Entscheidungen wie Spielerwechsel, Wechsel des Abwehrsystems und das Nehmen der Time-Outs kamen alle von Hanning - Richardson durfte dann nur noch ausführen. Ich mochte die Berliner Füchse immer und habe großen Respekt vor dem, was da in den letzten Jahren aufgebaut wurde. Aber der Auftritt letzte Woche in Göppingen - sowohl auf dem Spielfeld als auch auf der Bank - war eine Schande für diesen Verein.

    Allerdings. Da jetzt scheinbar (vorerst) der finanzielle Abgesang abgesagt wurde, droht nun der sportliche Abgesang, sofern sich die Gerüchte bestätigen sollten.


    Sollte der HSV Hamburg trotz erheblicher Zweifel an der Wirtschaftlichkeit doch noch die Lizenz erhalten, würde den HSV-Hamburg-Fans ein bisschen mehr Demut gut zu Gesicht stehen, statt hier von einem "sportlichen Abgesang" zu sprechen. Denn selbst wenn der HSV Hamburg seinen Etat auf 5 Millionen Euro reduzieren sollte und sich dadurch keine Ansammlung an Weltklassespielern mehr leisten könnte, wäre das immer noch mehr als sich Vereine, die wirtschaftlich sauber arbeiten, leisten könnten. Da hat man fast den Eindruck, dass das Umfeld des HSV Hamburg es traurig findet, dass es zukünftig keinen sportlichen Erfolg auf Pump mehr geben darf. Willkommen in der harten Realität der Handballbundesliga, der sich andere HBL-Vereine schon seit Jahren stellen müssen.

    Köstlich:

    Zitat

    "Der HSV Handball hat seinen Traumkandidaten für den Posten des Geschäftsführers gefunden", so HSV-Präsident Andreas Rudolph.


    Ich dachte, Uwe Schwenker sei der Traumkandidat gewesen. Aber in Hamburg wird ja mal schnell zum Traumkandidaten. Das kann sich aber auch schnell wieder ändern, denn so mancher Hamburger Traumkandidat musste dann ganz schnell wieder entlassen werden.

    Zitat

    Er habe zudem bereits zwei SMS von möglichen Sponsoren erhalten, berichtete Liekefett.


    Ja, das hört sich schon mal nach einem sehr professionellen Vorgehen an.

    Zitat

    Einfluss auf Profiverträge soll laut Rudolph aber auch der Geschäftsführer nehmen.


    Das ist ja gewissermaßen eine Revolution beim Handballsportverein Hamburg. Jetzt darf der Geschäftsführer sogar schon Einfluss auf die Verträge seiner Mitarbeiter nehmen. Wow! Da brechen ganz tolle Zeiten beim HSV Hamburg an. ;)

    Aus dem Interview mit Schwalb (Martin Schwalb 黚er Anspr點he, Leistungsschwankungen, Personalentscheidungen und Andreas Rudolph) könnte man einige Zitate ziehen, aber die folgenden drei finde ich besonders "gelungen":

    Zitat

    Wir sind nun mal der einzige Verein bundesweit mit überregionaler Strahlkraft.


    Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe da mal was von einem gewissen "THW Kiel" gehört, den auch einige Leute außerhalb der eigenen Stadtgrenzen kennen sollen.


    Zitat

    Andreas Rudolph ist für den Verein vor allem auch als Persönlichkeit wichtig. Diese Willkür-und Abhängigkeits-Diskussion um uns ist Quatsch. Wir arbeiten kontinuierlicher als alle anderen Klubs.


    Wow, das ist doch mal eine Aussage! Das lässt den HSV Hamburg in einem ganz anderen Licht erscheinen. Ich bin fast geneigt zu behaupten, dass der HSV Hamburg der einzige wahre Traditionsverein im bundesdeutschen Handball ist.


    Zitat

    Und man sollte doch dankbar sein, dass jemand wie er sich derart für unseren Sport engagiert und sich von seinem Geld nicht irgendwelche teuren Bilder in den Keller hängt. Die Diskussionen um Leute wie ihn oder Dietmar Hopp sind hierzulande ohnehin reflexartig, ich möchte sagen: oft scheinheilig – so was gäbe es in Amerika um Mark Cuban von den Dallas Mavericks nicht.


    Dazu gibt es jetzt aber doch ein paar Worte zu sagen:
    1.) Nicht "man sollte doch dankbar sein, dass..." sondern "ich, Martin Schwalb, der von Andreas Rudolph gut bezahlt werde und darüber hinaus von ihm auch noch eine Weltklassemannschaft hingestellt bekomme, sollte dankbar sein, dass..."

    2.) Der Vergleich mit der NBA ist super. Immerhin gibt es in den USA ein geschlossenes Sport- bzw. Franchisesystem gibt, das es sehr reichen Menschen erlaubt, einfach die Lizenz eines anderen Vereins zu kaufen und damit in eine andere Stadt umzuziehen. Sowas wäre in Deutschland undenkbar. Ähm, Moment mal. Wie war das nochmal mit dem HSV Hamburg? Haben die sich nicht die Lizenz von Bad Schwartau gekauft, dazu noch die Raute des (echten!) HSV gemietet, um dann in Hamburg ein Retortengebilde zu erschaffen? Kein Wunder Martin Schwalb findet die NBA so toll.

    3.) Und jetzt ganz ohne Ironie: Ich finde es mehr als scheinheilig, dass sich Martin Schwalb als direkter Profiteur der Rudolph-Millionen da hinstellt und den Kritikern dieses Hamburger Patriaten- und Mäzenatentums Scheinheiligkeit vorwirft. Wie würde ein Martin Schwalb argumentieren, wenn er Trainer von einem Handball-Bundesligisten wäre, der Jahr für Jahr richtig hart arbeiten müsste, um einen halbwegs konkurrenzfähigen Etat auf die Beine stellen zu können und dann mit ansehen müsste, wie ein Wunschspieler nach dem anderen mit marktfernen Preisen von einem Verein abgeworben wird, der schon längst hätte Konkurs anmelden müssen, wenn es den reichen Onkel nicht geben würde. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ein Martin Schwalb dann ganz anders argumentieren würde. Und genau das ist scheinheilig!

    Ein am Ende gerechtes Unentschieden in einem sehr guten, spannenden und höchst emotionalen Handballspiel.

    Die Löwen mit einer sehr starken Leistung (vor allem im Abwehrverbund mit Torhüter und dem schnellen Umschalten nach vorne). Frisch Auf in der ersten Halbzeit ebenfalls mit einer sehr guten Abwehr (inkl. Torhüter). Beim 12:19 sahen die Mannheimer bereits wie die sicheren Sieger aus und das Spiel war scheinbar gelaufen. Zum Glück sahen das auch die Löwen-Spieler so (bestes Beispiel: Du Rietz, der nach einem Tor erstmal ein Freudentänzchen in der Abwehr aufführte). Frisch Auf profitierte vor allem von dem verworfenen Gensheimer-Siebenmeter (statt 17:21 stand es dann 18:20) und einem unheimlich schlechten Groetzki, der reihenweise gute Möglichkeiten vergab. Und wenn eine Mannschaft im Gefühl des sicheren Sieges eben einen Gang runterschaltet, die andere Mannschaft Morgenluft wittert und nicht aufgibt, dann geht so ein Spiel trotz 7-Tore-Führung eben auch noch unentschieden aus. In Göppingen hat man damit einen ersten kleinen Schritt aus der Krise gemacht, wenngleich längst nicht alles gut ist. Immer noch ist der Angriff viel zu unstruktiert und der neue Heilsbringer Mimi Kraus bleibt zu lange zu offensichtlich unter seinen Möglichkeiten. Dazu ein Momir Rnic, der bis zur 50. Minute blass blieb, dann aber mächtig aufdrehte (ebenso wie Kraus, dem ein paar schöne Kreisanspiele gelangen). Nun muss in Lemgo nachgelegt werden in Form eines Auswärtssieges.

    Verdienter Sieg der Gäste und verdiente Niederlage für Frisch Auf. Bezeichnend für die Göppinger Situation ist, dass die Niederlage(nserie) schöngeredet und nur das fehlende Glück beklagt wird. Dabei war das, was Frisch Auf in der zweiten Halbzeit im Angriff gezeigt hat, mal wieder ein spielerischer Offenbarungseid. Allein der Durchsetzungskraft von Tim Kneule und den beiden Kreisläufern war es zu verdanken, dass das Spiel nicht schon frühzeitiger entschieden war. Zwei Heimspiele = zwei Heimniederlagen (gegen gewiss nicht überragende Gästemannschaften). Das hat man sich in Göppingen anders vorgestellt.

    Eine Szene muss ich aber noch thematisieren, weil sie bei mir (und vielen anderen in der Halle) ungläubiges Kopfschütteln ausgelöst hat. Ende der 1. Halbzeit bekommt Mackovsek bei einem erfolgreichen Torwurf noch einen Schlag ab, geht zu Boden und schlägt mit dem Kopf auf den Boden. Die Schiedsrichter geben Time-Out. Der Mannschaftsarzt und der Physio von Frisch Auf rennen gemeinsam zu dem am Boden liegenden Spieler, von der Hannoveraner Bank eilt ebenfalls die Physiotherapeutin herbei. Glücklicherweise kann Mackovsek nach einer Behandlungspause wieder aufstehen. Und dann hat Thorsten Zacharias als Spielaufsicht seinen großen Auftritt, zitiert die Schiedsrichter zu sich und lässt sie eine Verwarnung gegen die beiden Göppinger Betreuer aussprechen. Das Volk tobt und Herr Zacharias setzt sich sichtlich zufrieden wieder auf seinen Stuhl. Natürlich war das regelkonform. Aber es gibt Spielaufsichten, die sowas ahnden und es gibt Spielaufsichten, die das nicht ahnden (das nennt man dann Fingerspitzengefühl). Die Botschaft, die Herr Zacharias mit dieser Aktion sendet, lautet: Die Regeln sind wichtiger als die Gesundheit der Spieler. Ich wünsche Herrn Zacharias, dass - sollte er einmal in eine gesundheitliche Notlage kommen - sich Menschen finden, die ihm helfen und nicht zuerst im Regelbuch nachschauen, ob sie dazu berechtigt sind.

    Zunächst einmal: was für ein geiles Handballspiel! Das hatte wirklich alles, was diesen Sport ausmacht: Dramatik, Spannung, schöne Tore, tolle Paraden und viel Stoff für Diskussionen.

    Und damit wären wir auch schon bei den Schiedsrichtern. Was ich nicht verstehe: die Beiden haben 40 Minuten relativ gut und unauffällig gepfiffen. Aber dann haben sie ihre Linie komplett verloren und schienen mehr als überfordert mit diesem Spiel. Es reihten sich Fehlentscheidungen an Fehlentscheidungen - allerdings auf beiden Seiten. Zwischen der 40. und 50. Minute traf es verstärkt die Göppinger und das hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Sechs-Tore-Führung von Frisch Auf sukzessive schmolz. Dann war die Halle auch wieder da und die SG Flensburg (die wahrlich kein gutes Spiel machte) zeigte ihren unbändigen Kampfeswillen. In der Schlussphase hielten sich die Fehlentscheidungen dann die Waage (beispielsweise muss Kraus nach einem Foul an Weinhold für 2 Minuten runter und auch der Siebenmeter nachdem Fontaine den Ball vertändelt war geschenkt). Schlussendlich muss sich Frisch Auf an die eigene Nase fassen, nachdem sie beim Stand von 24:24 eine Minute vor Schluss nochmals in Ballbesitz kamen. Da hätten sie sich cleverer anstellen müssen. Und selbst wenn man dann den Ball nochmal verliert, kann man zurücklaufen und so den Flensburger Siegtreffer verhindern. Alles in allem, ein sehr sehr glücklicher Sieg der Flensburger und schade für einen wirklich starken Göppinger Auftritt.

    Was gar nicht zu diesem tollen Handballspiel gepasst hat, war die Qualität der Übertragung. Die Tonprobleme dürfen zwar nicht passieren, sind aber noch entschuldbar. Aber diese Bildregie war unter aller Sau. Da wurden Spieler und Schiedsrichter eine gefühlte Ewigkeit im Portrait (oder auch gerne mal von hinten) gezeigt während das Spiel weiterlief. Auch die Wiederholungen wurden ungeschickt eingesetzt. So hat der Fernsehzuschauer das ein oder andere Tor bzw. Parade verpasst. Da frage ich mich, wer der Bildregisseur war? Einer, der normalerweise nur für Fußballübertragungen verantwortlich ist und daher mit der Schnelligkeit und der Dynamik des Handballs überfordert war? Also das war nicht wirklich gut, Sport1!

    Die Hamburger haben eine scheinbar verläßliche Einnahmequelle, die es für meinen Gusto legitimerweise erlaubt mehr Gehalt zu bieten. So what?!


    Der HSV Hamburg kann eben nicht mehr bzw. nicht wesentlich mehr Gehalt bieten als die anderen Bundesligisten. Den Unterschied macht nur das private Abkommen zwischen Andreas Rudolph und dem jeweiligen Spieler. Und was passiert wenn der Mäzen keine Lust mehr hat, sahen wir ja am Beispiel von Pommes Hens: der ist - nachdem Rudolph seine Zahlungen eingestellt hat - völlig verwundert auf die Geschäftsstelle gegangen und hat gefragt, warum ihm nur ein Bruchteil seines Monatsgehalts überwiesen wurde. Die Antwort kam prompt: "Wir haben nur überwiesen, zu was wir vertraglich verpflichtet sind. Den Rest musst Du mit Andreas Rudolph ausmachen." Nur hat der dann auf keine Telefonate mehr reagiert.

    Das Interview mit Herrn Steffel kann man getrost als Stimmungsmache vor den entscheidenden CL-Quali-Spielen werten (wobei das auch clever über dpa gestreut wurde). Seriös erscheint mir auch ein Herr Steffel nicht, wenn er seinem 28-(bald 29-)Jährigen Torhüter einen Zehnjahresvertrag anbieten will. Da stellt sich dann doch die Frage, ob dieser Vertrag schon finanziert ist bzw. was passiert wenn es mit den sportlichem Erfolg bei den Füchsen dann irgendwann doch nicht mehr klappt, die Brust etwas länger als gedacht frei bleibt oder die Einnahmen im Handball irgendwann signifikant reduziert werden. Das sicherlich gute Gehalt muss der Verein dann weiterhin zahlen. Mit seinen (teilweise aber) durchaus richtigen Argumenten in Richtung HSV Hamburg / Rudolph-Brüder hat er zumindest mal wieder ein Zitat des amtierenden HSV-Hamburg Präsidenten Matthias Rudolph provoziert, das das unglaubliche Selbstverständnis dieses Mannes eindrucksvoll widergibt:

    Zitat

    Hamburgs Präsident Matthias Rudolph konterte die Attacke vor dem ersten Playoff-Spiel an diesem Mittwoch (19.00 Uhr) in der Hauptstadt. "Herr Steffel geht gern unter die Gürtellinie. Seine Bemerkungen sind nicht hilfreich. Sie sind ungehörig, ungebührlich, dem Sport abträglich. Persönliche Angriffe finde ich völlig daneben", meinte er.


    Angriffe gegen die Rudolphs sind also dem Sport abträglich. Das ist doch mal eine Aussage! Sollte Herr Steffel mal in die Rudolph'sche Apotheke kommen, wird der bestimmt nicht von der Schwarzhaarigen bedient - auch wenn er das noch so will.

    Frage an die HSV-Hamburg-Fans, die Matthias Rudolph bestimmt besser kennen als der Rest der Handballecke: was befähigt diesen Mann eigentlich, Präsident eines Handball-Bundesligisten zu sein - außer, dass er der Bruder des Hauptgeldgebers ist? Dieses Interview ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten und - wie David G. schon andeutete - scheint der Mann keinerlei Ahnung davon zu haben, wie das Sportbusiness funktioniert. Man möchte ihm fast wünschen, dass er zum Zeitpunkt des Interviews betrunken war. Ansonsten wäre er unter normalen Umständen als Präsident nicht mehr tragbar. Aber was ist schon normal beim Handballsportverein Hamburg?

    Bei der Geschichte gibt es nur Verlierer.

    Auf der einen Seite Frank Rost, der in den letzten Wochen wie ein Elefant durch den Porzellanladen gerannt und ausschließlich durch markige Worte aufgefallen ist (die einzige Managemententscheidung, die er tatsächlich getätigt und ausgeführt hat, war die Entlassung des Pressesprechers und auch die war eher dem Ego als einer betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit geschuldet). Frank Rost ist zumindest im Handballsport verbrannt, da wird er keinen Fuß mehr auf den Boden bringen.

    Auf der anderen Seite steht aber auch der HSV Hamburg als Verlierer da, denn dieser Retortenverein hat mal wieder eindrucksvoll gezeigt, dass er im Grunde genommen eine Ich-AG (Andreas Rudolph) mit zwei Lakaien (Bruder Matthias und Kumpel Schwalb) ist. Sämtliche Aussagen, man wolle beim HSV Hamburg seriös wirtschaften und nicht mehr ausgeben als man einnimmt, werden mit dem neuerlichen Darlehen des Onkel Dagobert für die Finanzierung der Markovic-Verpflichtung ad absurdum geführt. Der HSV Hamburg hat nur Glück, dass es im Handball noch keine financial-fairplay-Richtlinie wie im europäischen Fußball gibt, ansonsten müssten sie den Laden dicht machen.

    Dem HSV Hamburg kann man abschließend nur zur Markovic-Verpflichtung gratulieren. Sportlich eine sehr gute Verstärkung und ich bin mir sicher, dass er vom Charakter ebenfalls sehr gut zum Verein passt. Apropos Charakter, es würde mich nicht wundern wenn Uwe Schwenker bald als neuer Geschäftsführer vorgestellt wird.

    Wenn es einem Pariser Vorort und einem Rugby-Verein möglich ist so ein Ding zu bauen, muss die HBL so etwas doch auch hinbekommen!? Mir schwebt da die HBL-Arena in Berlin zwischen Reichstag und Bundeskanzleramt vor. In der eigenen Halle bzw. Stadion muss man dann auch keine Terminüberschneidungen befürchten ;)


    Das ist die Antwort auf alle Fragen, die Lösung aller Probleme!

    Die HBL baut ihre eigene Halle (wobei neben Berlin auch noch New York und Peking in der Verlosung sind weil dort das Einzugsgebiet höher ist) und in dieser Halle (Kapazität: ca. 83.569 Zuschauer) werden alle - und ich betone: alle! - Saisonspiele der HBL durchgeführt. Gespielt wird von Montag bis Samstag (Sonntag geht leider nicht, da muss Bohmann bei seiner Mutter Mittagessen) von 9:30 Uhr bis 23:45 Uhr. Tickets gibt es als Einzelkarten nur für die Vormittagsspiele (z.B. Melsungen - Emsdetten), bei den Nachmittagsspielen muss man hingegen Spieltagstickets kaufen (die kosten ca. 193,87 € in der günstigsten Kategorie). Echte (!) Handballfans kaufen sich aber natürlich eine Dauerkarte für alle 306 Spiele (ca. 7.163,54 €) und verpflichten sich, bei mindestens 79% der Spiele vor Ort zu sein. Übertragen wird das Alles per Dauerschleife (Kosten für das HBL-Stream-Abo: ca. 1,35 €, Bedingung: der Stream darf nie abgeschalten werden). Ach, wird das schön!

    Felix Lobedank fällt mit einer Schultereckgelenksprengung mindestens vier Wochen aus, eventuell droht sogar das Aus für die gesamte Rückrunde da die Bänderverletzung in der Wurfarmschulter diagnostiziert wurde. Interessant, was Lobedank selbst in der Göppinger Lokalzeitung dazu sagt:

    Zitat

    Lobedank war bei der Göppinger 32:34-Bundesliganiederlage gegen die Berliner Füchse am Mittwochabend von Gästespieler Ivan Nincevic zu Fall gebracht worden. Der Berliner stürzte dabei zusätzlich auf Lobedanks Schulter. Der Göppinger sprach gestern reichlich angesäuert von einer "unnötigen und unfairen vorsätzlichen Aktion mit Revanchefoul-Charakter", nachdem er den Gäste-Linksaußen kurz zuvor bei einem Gegenstoß gestoppt hatte und ihm Nincevic das anschließende Handschlag-Angebot vor dem Freiwurf verweigert hatte.


    Das war leider nicht die einzige Auffälligkeit von Nincevic während des Spiels am Mittwoch. Gleich in der ersten Aktion tritt er Markez bei einem Gegenstoß auf den Fuß und sieht dafür zwei Minuten. Dann wird er selbst gefoult und verweigert die Entschuldigung von Lobedank. Gleich im nächsten Angriff das "Revanchefoul" mit der oben beschriebenen Konsequenz. In der zweiten Halbzeit rennt er in die Abwehr hinein, wird gebremst, sackt wie vom Blitz getroffen zusammen und hält sich den Kopf obwohl definitiv keine Berührung Richtung Kopf vorlag. Da wurde es auch den Schiedsrichtern zu bunt und sie ermahnten Nincevic. Die Geste war eindeutig: Noch einmal so eine Schauspielaktion und Du bist draußen. In den letzten fünf Minuten kam es nach einem Handgemenge von Beljanski und Spoljaric (beide mit Zwei-Minuten raus) zu einer Rudelbildung und mitten drin Nincevic, der sich im Anschluss mit jedem Göppinger anlegte.

    Nachdem ich das Nincevic-Theater öfters im TV und nun live in der Halle erleben durfte, muss ich zu der Schlussfolgerung gelangen, dass bei dem irgendetwas nicht stimmt. Mit Agressivität hat das nichts mehr zu tun, das ist fast schon pathologisch. Ich hoffe nur, dass Nincevic nach seiner Nichtvertrags-Verlängerung bei den Füchsen von keinem anderen Bundesligisten verpflichtet wird. Den so einen Spieler wünsche ich keinem Verein.

    Soweit ich aus verschiedenen Quellen erfahren habe, wird gerade kolportiert, dass Zerbe mit finanziellen Unregelmäßigkeiten in Höhe von 300.000 Euro in Verbindung gebracht wird. Darunter 140.000 Euro für eine Telefonanlage, die er bestellt haben soll, aber nie geliefert wurde.

    Die Quellen halte ich für glaubwürdig, nicht aber die Ecke, aus der diese Zahlen kolportiert werden. Scheinbar hat da jemand ein ganz großes Interesse, Volker Zerbe als Sündenbock darzustellen. Persönlich kann ich mir nicht vorstellen, dass Zerbe den TBV betrügen würde und bzgl. der obigen Unterstellungen stelle ich mir immer noch die Frage, wie Zerbe scheinbar 300.000 Euro "veruntreut" haben soll ohne dass der Geschäftsführer Finanzen davon etwas mitbekommen haben will. Das ist schon alles sehr unglaubwürdig.

    Richtig unglaubwürdig ist aber das derzeitige Gerücht (dessen Umlauf ebenfalls mehrere seriöse Quellen bestätigt haben), dass Fynn Holpert von Torsten Storm den Posten des Marketing-Leiters bei den Löwen angeboten bekommen haben soll. Das ist so unglaubwürdig, dass man es fast schon wieder Glauben könnte. ;)

    Das ist wirklich ein Knaller! Wobei ich immer noch nicht verstehe, warum Fynn Holpert dabei so gut wegkommt. Gegen den Geschäftsführer Sport wird Strafantrag gestellt und der Geschäftsführer Finanzen sogar als Opfer dargestellt:

    Zitat

    Aufgrund der einseitigen Berichterstattung über den TBV-Geschäftsführer Fynn Holpert hat sich der Beirat darüber hinaus entschieden, das Angebot von Fynn Holpert anzunehmen und ihn von seinem Amt als Geschäftsführer zu entbinden.


    Der Mann muss schon über sehr viele Leichen in sehr vielen Kellern Bescheid wissen.

    Wobei der Satz hier auch super ist:

    Zitat

    ...der TBV Lemgo, dessen Beirat sich einer medialen Demontage zum Schaden des gesamten Vereins ausgesetzt fühlt

    Die Herren sollten sich vielleicht mal fragen, ob Sie Ihren Pflichten als Beiratsmitglieder zum Nutzen des Vereins ausreichend nachgekommen sind.

    Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen werden. Aber: so langsam tut mir der TBV Lemgo und seine Fans leid. Von einem der es nicht besser kann (Zerbe) und einem, der es nicht anders kann (Holpert), heruntergewirtschaftet zu werden und dazu noch ein mimosenhafter Beirat, der sich von vorne bis hinten von seinem Geschäftsführer Finanzen verarschen lässt.

    Auszug aus dem FTD-Artikel:

    Zitat

    Holpert wollte mit dem Geld ein riesiges Immobilienprojekt an der heimischen Lipperlandhalle anschieben. Geplant war eine Investitionssumme von rund 100 Mio. Euro. Shopping-Boulevard, Plaza, moderne Leichtathletikhalle, Hotel, solche Dinge. Die Auslastung? Kein Problem laut Businessplan. Der TBV habe schließlich "enge Kontakte nach China, Katar und Brasilien". Doch dann platzte der Scheck. Und damit das fantastische Geschäft.

    Bei allem Respekt (der aber immer mehr verloren geht), aber so unwissend, naiv oder schlichtweg doof kann man eigentlich nicht sein. Das ist fast schon kriminell.

    Wenn nur die Hälfte dessen, was in dem Artikel geschrieben steht, stimmt, dann muss der TBV Lemgo dringend reagieren. Ein Mann wie Fynn Holpert, durch dessen Immobiliengeschäfte eine ganze Reihe von Bundesligaspielern hohe Geldsummen verloren haben, dürfte im Handball eigentlich keine Funktion mehr innehaben. Dass immer noch einige Leute auf ihn hereinfallen ist entweder auf die Naivität in der Handballszene zurückzuführen oder auf die Vermutung, dass Holpert Dinge weiß, die besser nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Dieser Mann ist jedenfalls für Lemgo als auch den deutschen Handball untragbar geworden. Was sagen denn die Lemgoer dazu?