Ein Satz zu Fitnessstudios, den man auch auf viele andere Bereiche übertragen kann. Irgendwer hat vorher geschildert, dass er das Risiko nicht sieht, so wie er Sport macht und das in seinem FItnessstudio abläuft. Nachvollziehbar, meine Zustimmung. Letzte Woche erzählt mir meine Mutter, dass sie nicht mehr ins Fitnessstudio geht, weil dort beim Zirkeltraining nichts desinifziert wird und gelüftet wird auch nicht, weil sich Kunden darüber beschwert haben. Wenn ich die beiden Extreme sehe, dann kann die Politik entweder a) die Fitnessstudios schließen oder b) intensiv die Hygienemaßnahmen kontrollieren. Sch... Entscheidung, ich will sie nicht treffen, zumal bei b) ja dann entweder Schlupflöcher gesucht werden oder "Überwachungsstaat" geschrien wird.
Und dann wäre da noch ein mathematisches Problem. Die meisten Infektionen im Haushalt, gestern habe ich irgendwo etwas von 30% gelesen. Aber... In der Grafik waren nur 50% der Infektionen nachvollziehbar, andere Quellen sprechen sogar davon, dass 75% der Infektionen nicht mehr zuordenbar sind. Meine Logik sagt mir, dass im privaten Umfeld die Infektionen sehr einfach zuordenbar sind, außerhalb erheblich schwerer. Gerade Gastronomie und bspw. auch Nahverkehr sind für mich klassische Situationen, in denen eine Nachverfolgung beinahe unmöglich ist. Bei Veranstaltungen zumindest dann, wenn es einen "Superspreader" gibt und massenweise Infektionen.
Was sind die Konsequenzen daraus? Es gilt die Kontakte zu reduzieren und zwar dort, wo es am wenigsten "weh tut". Letzte Woche gelesen, dass der Leiter eines Gesundheitsamtes davon sprach, dass im März/April pro Infiziertem 5 - 6 Kontakte nachverfolgt werden mussten, aktuell über 80. Kommt wieder zum Schluss, die Kontakte müssen reduziert werden. Und dann muss da bspw. auch der Amateursport darunter leiden, denn im Zweifelsfall soll der Sportler lieber seinem Beruf nachgehen (und dort zwangsläufig Kontakte haben), als seine Kontaktzahl im Sport weiter zu erhöhen.
Durch die ganzen Maskenverweigerer und irgendwelche unnötigen Privatparties, etc. haben wir jetzt eine Entwicklung, die zu drastischen Maßnahmen zwingt. Ich bin überzeugt, dass wir eine weit entspanntere Entwicklung hätten, wenn sich alle an Abstands- und Hygieneregeln gehalten hätten, die Maske getragen hätten und vor allem die eigenen Kontakte auf ein Minimum reduziert hätten. Damit hat man es im April geschafft die Entwicklung einzubremsen noch bevor der Sommer zu Hilfe kam.
Wenn ich dann noch den Eindruck gewinne, dass Kontaktpersonen oder Personen mit leichten Symptomen, die sich haben testen lassen, frei in der Gegend rummarschieren als sich freiwillig in Quarantäne zu begeben bis das Ergebnis da ist, dann falle ich vom Glauben ab. Ganz konkret im Bekanntenkreis - ein Mitarbeiter wurde letzten Donnerstag informiert, dass er Kontaktperson 1. Grades ist und wurde zum Test geschickt, am Wochenende erst mal noch fett Party machen, am Montag dann das positive Testergebnis.
Mein Eindruck ist, dass sich ein relevanter Teil der Bevölkerung (sicher nicht die Mehrheit, aber auch nicht zu vernachlässigen) im Frühjahr noch alle Maßnahmen mitgemacht, beeindruckt von Italien musste jeder damit rechnen an COVID-19 zu sterben. Der Sommer war normal, die Letalitätsrate niedrig und trifft eh nur die Alten. Zudem ist über Langzeitwirkungen wenig bekannt und wird wenig kommuniziert. Und jetzt haben einfach manche keine "Lust" mehr sich einzuschränken. So mein Eindruck...
Noch ein Absatz zu den Krankenhauskapazitäten. Heute morgen habe ich eine Grafik gesehen, nach der knapp zehn Landkreise in Deutschland bereits weniger als 5% der Intensivbetten frei haben. Wenn wir von den aktuellen Infizierten reden, dann stellt sich immer erster später heraus, wer zuerst ambulant, dann stationär, dann intensiv behandelt und letztlich beatmet werden muss. Bei aktuell 15.000 Neuinfizierten pro Tag kann man ganz vorsichtig ausrechnen, wie viele davon nächste Woche im Krankenhaus sind und übernächste Woche einen Intensivplatz brauchen. Das kann in zwei Wochen schon knapp werden. Ich empfehle durchaus auch mal einen Blick nach Tschechien und Belgien.