Nicht wie eine Ehe
Dago Leukefeld soll gehen. Der Aufsichtsrat des Thüringer HC will den Ende Juni auslaufenden Vertrag mit seinem Cheftrainer und Sportmanager nicht verlängern. Bereits beim Bundesligaspiel gegen Celle gab es erste Proteste der Fans gegen diese Entscheidung.
ERFURT. Dr. Klaus Kliem ist Präsident des Thüringer Bauernverbands und Aufsichtsratschef des Thüringer HC. Er besitzt ein traditionelles Familienbild. "Es ist nicht wie in der Ehe, die man auf Lebenszeit eingeht", sagt er zur gewollten Trennung von Dago Leukefeld. Der Aufsichtsrat habe sich für eine Neuorientierung entschieden. Nicht unüblich in diesem Geschäft. "Wir hatten eine sehr gute Zeit", lobt er den Delinquenten, "sind in die erste Bundesliga aufgestiegen, derzeit Sechster." Den Klassenerhalt habe man vergangene Saison aber nur durch Insolvenzen anderer Vereine geschafft. Das Europacup-Finale - na ja.
"Nicht so zufrieden, sind wir mit der Tatsache, dass aus der erfolgreichen B-Jugend der letzten Jahre drei Mädchen heute in der ersten Bundesliga spielen, aber nicht bei uns", sagt er. Dass drei, vier aus dem Sportgymnasium oben ankommen, sei doch nicht zu viel verlangt. Da liege man mit dem Trainer nicht auf einer Welle. Der Verein gäbe viel Geld für den Nachwuchs aus und wolle das auch weiterhin tun. "Da sind wir einmalig in Deutschland", ist Dr. Klaus Kliem stolz.
Doch selbst der Nachwuchstrainer geht da nicht mit: "Einige sind ja noch dabei, oben anzukommen", erklärt er. "Dass andere weg waren, bevor es richtig losging, kann man Dago Leukefeld nicht vorwerfen." Bei der ersten, Julia Wenzl, wollte die Mutter dreist reinreden, weil es ihr nicht schnell genug mit dem Töchterchen ging, die zweite, Carolin Schmele, bekam Heimweh, die dritte, Isabell Roch, hatte vorlaut Zoff mit der Mannschaft. Die vorerst vierte, Shenia Minewskaja, kam 16-jährig vor einem Jahr zu ihrem Bundesliga-Debüt, spielte gegen Celle das erste Mal länger. "Der Trainer versuchte, die jungen Leute schon einzubinden. Im Vorjahr aber, wo es vom Start weg gegen den Abstieg ging, gab es andere Prämissen", zeigt Wolfgang Mosebach Verständnis. Im Übrigen gibt es kaum eine 20-Jährige, die in der Stammsieben eines Erstligavereins spielt.
Mal eine nahezu objektive Sicht des ganzen?! Vorallem, dass der Nachwuchschef auch mal Fakten zur Jugend auf den Tisch legt find ich gut und lässt den einen oder anderen Vorwurf auch in einem ganz anderen Licht erscheinen..
Dazu noch folgender Kommentar der Zeitung:
Richtungsstreit
Ein Trainer geht, ein neuer kommt. Ein ganz normaler Vorgang, sicherlich.
Doch so einfach, wie das Management des Thüringer HC es sieht, ist es nicht.
Dago Leukefeld ist nicht nur ein anerkannter Fachmann und Erfolgstrainer. Er hat mit wenig Geld ein attraktives Bundesliga-Team zusammengebaut. Einen adäquaten Ersatz muss man erst einmal finden. Zudem ist leider zu befürchten, dass viele Spielerinnen, die vor allem wegen Leukefeld nach Thüringen kamen, den Verein verlassen.
In den acht nächsten Wochen muss die Personalplanung für die kommende Saison laufen. Es wäre absurd, wenn sich darum der scheidende Trainer kümmern sollte. Aber vielleicht lässt der Aufsichtsrat ja künftig ohne jeden Sachverstand drei, vier 17-Jährige in der Bundesliga spielen, um den Durchmarsch in die Regionalliga zu schaffen. Ob die Trennung von Trainer- und Manageramt in einem kleinen Verein nützlich ist, darüber lässt sich ja wenigstens noch streiten.
Leukefeld ist einer, der polarisiert. Manche meinen ein kleiner Napoleon - unbequem, von seiner Arbeit überzeugt. Aber einer, der den Vorwärtsgang einlegt. Ob das die künftige Richtung beim THC ist kann man jetzt nur hoffen.
Fazit:
Aus nahezu jeder Richtung - Mannschaften, Trainer, Fans, Mitglieder, Presse, Öffentlichkeit - hagelt es Kritik an der "Entlassung" von Dago Leukefeld. Vorallem, weil sie sportlich nicht zu erklären oder gar zu rechtfertigen ist.
Es ist nur eine kleine Zahl von Machtsüchtigen und Intriganten, die dieses Schauspiel freut und die meinen, sie könnten im Nachgang ein Stück vom großen Kuchen THC abfassen. Es ist nur eine kleine Zahl von unwissenden und neidischen Zeitgenossen, die meinen, nach der Ära Leukefeld wird alles besser. Leider hat diese kleine Zahl von Menschen in ihrer naiven und kaufbaren Art etwas ausgelöst, dessen Ausmaß nur Wenige wirklich abschätzen können. Am Ende könnten die, die sich jetzt als Gewinner sehen die größten Verlierer sein...
Gewinnen werden nur Zwei daran: Dago Leukefeld und der Verein, der ihn als neuen Trainer präsentieren darf!