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Grundsätzlich sehe ich da aber das Problem nicht, dass man stärkere
Spieler im Vergleich zu technisch versierteren schwächen sollte:
Handball ist ja eben ein Sport, der es beiden Typen auch in einer
defensiveren Abwehr erlaubt, erfolgreich zu spielen - es war auch vor 20
Jahren nichts unübliches, dass RM und die Außen eher klein und schnell
waren, deswegen haben ja noch lange nicht die Halbspieler alle Tore
gemacht - im Gegenteil, gerade in den frühen 2000ern hatten die
Außenspieler dank 1. Welle ja exorbitante Trefferzahlen und Quoten.
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Das macht auch überhaupt keiner, aber man braucht schlichtweg eine technische Grundausbildung.
Das häufigste Beispiel ist doch, dass es gerade in D und C Jugend immer wieder Spieler gibt, die mit ihrer körperlichen Entwicklung ein Stück weiter sind. Und meistens relativiert sich das in den Folgejahren bei den meisten wieder (gerade im Breitensport, denn die beschriebenen Spieler von Lord Vader spielen dann doch eher im Leistungssport und werden dementsprechend auch gefördert). Genau diese Spieler haben aber bei deiner Wunschvorstellung bissher immer 10 Tore + geworfen. Nun geht das in der B-Jugend dann nicht mehr und was macht dieser Spieler in den meisten fällen? Richtig aufhören...
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Das Problem der 1vs1 Schulung mag ja eine Überlegung wert sein, aber du
hast das ja bei 6-0 wie bei 3-2-1 auch, allerdings hast du nicht das
Problem, das ein egozentrischer Schönspieler mit irgendwelchen
Tippeskapaden zum Erfolg kommt (oder zu einer sehr schmerzhaften
Erfahrung - habe ich zwar sehr gefressen, aber vermeiden kannst es
selbst mit Atomanschiss nicht immer, dass einer mal ein paar auf die
Griffel bekommt) - der Verhungert dir in der A-Jugend, weil die Deckung
sich einen Ast über den lacht.
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Es wird mit Sicherheit im oberen Bereich keinen solchen Spieler geben. In der C-Jugend wird schon viel über Kleingruppen gearbeitet und vllt. auch schonmal 1-2 Mannschaftstaktiken eingestreut. Spieler die dribbelnd von hinten nach vorne laufen sind nicht dem System geschuldet sondern der falschen Ausbildung.
Und Spieler die Landesliga oder Oberliga spielen könnten und sich dann ein einfaches leben in der Kreis- Bezirks- Regionsliga (oder wie auch immer die Ligen bei euch heißen) wirst du immer wieder mal haben. Umso länger diese Spieler das allerdings machen umso schneller verlieren sie auch ihren Vorsprung.
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Die erhöhte Fehlerquote erkläre ich mir eher dadurch, dass der Angriff
weniger auf automatisierte Pässe sondern auf Einzelaktionen (welche ja
prinzipbedingt eine höhere Fehlerquelle sind) basiert. Aber genau diese
Automatismen, die wir alle wohl im Schlaf beherrschen, also Kreuzen,
Sperren/Absetzen, Einlaufen, Stoßen/Holen, usw. sind nicht oder nicht
mehr brauchbar vorhanden. Es führt halt nicht so leicht zum Erfolg wie
den "obligatorischen Dicken unbeweglichen" einfach zu verladen, parallel
zu stoßen und einfach alles zu überlaufen. Kempa könnense wieder...
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Die Ursache dafür liegt leider in der falschen Ausbildung eurer Jugendspieler. Und darüber hinaus sind einige Punkte deine Aufgabe als B-Jugendtrainer. Es liest sich ein wenig so, dass du als B-Jugenstrainer gerne fertige Spieler hättest, dann musst du allerdings in den Seniorenberecih wechseln, denn auch in der B-Jugend befinden wir uns noch mitten in der Ausbildung.
Und einige der Automatismen die du ansprichst, wie das Gruppentaktischen Paradebeispiel Sperre/Absetzten sind doch hervorragend geeignet bei offensiven Abwehrformationen. Auch Einläufer / Übergänge sind doch perfekt.
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Ich sage ja nicht, dass eine offensivere Abwehr nicht ihre
Daseinsberechtigung hat, aber ich halte es für äußerst zweifelhaft das
zwangsweise Durchzusetzen, gerade wenn in den höheren Altersklassen eh
wieder defensiver gedeckt wird. Bringt einem gar nichts, wenn man was
weiß ich wie toll jemanden auf 15m stören kann, der Mittelblock dann
sich aber zwei Jahre später nicht mal darüber einigen kann, wer jetzt
dem Kreisläufer das Leben schwer machen soll. Klar kann man das lernen
und du hast ja vielleicht auch Recht, dass es einfacher ist einen
offensiven Hühnerhaufen in eine grundsolide defensive Deckung
umzutrainieren als andersrum, aber sollte eine durchschnittliche
B-Jugend nicht ohnehin mindestens zwei Deckungsformen beherrschen
können, alleine schon für Überzahlsituationen? Wir stellen in Überzahl
auch auf eine 3-3 Deckung um - mit erkennbaren Defiziten, aber gut Ding
will eben Weile haben.
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Also wenn ich die Spieler von uns in der A-Jugend bekomme, haben die bereits 5 Dekungssysteme durchlaufen und haben noch nie eine 6:0 gespielt.
Ich könnte und würde dir gerne auf deine Punkte noch einiges mehr schriben, aber dafür fehlt mir einfach die Zeit. Ich empfehle dir mal die Rahmentrainingskonzeption des Deutschen Handballbundes: Für Ausbildung und Förderung von Nachwuchsspielern, die beantwortet so ziemlich alle deine Fragen.
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....
Allerdings sollte in der Jugend nicht darauf geschaut werden die besten
Endergebnisse zu erzielen, sondern eine bestmögliche Entwicklung der
Jugendspieler....
Dass kann man so unterschreiben und wird dir jeder Jugendtrainer genauso sagen 