Hm, also wenn ich mich recht erinner, war die letzte Saison so spannend wie nur irgend möglich. Ich kann mich an keine spannendere Meisterschaftsentscheidung im Handball erinnern. Ein Herzschlagfinale aller erster Güte! Das soll mir in anderen Sportarten erstmal jemand zeigen.
Da hat der deutsche Fußball aber ein viel größeres Problem mit unspannenden Meisterschaftskämpfen. Nicht umsonst ist die englische Liga, in der regelmäßig 4-5 Teams Meister werden können und bis zum Schluss nah beieinander sind, die reichste und attraktivste Liga.
Ich denke, wenn man den Handball nur mal ordentlich vermarkten würde - hier und da mal ein bisschen künstliche Spannung erzeugen, so wie beim Fußball - würde der Gelegenheitsgucker auch nichts gegen Göppingen gegen Balingen, Minden gegen Lübbecke oder Gummersbach gegen Solingen/Wuppertal haben. Im Gegenteil!
Eine Diskussion über Playoffs lenkt meiner Meinung nach von der eigentlichen Problematik ab, dass man die Vermarktung nicht richtig hinbekommt. Es kommt mir so vor wie ein Koch, der sein Essen immer weiter salzt, bis es versalzen ist, nur weil er es anders nicht hinbekommen hat, es lecker zuzubereiten (und es in grauen Blechbüchsen verkauft)..
Um Handball erfolgreich vermarkten zu können, braucht es eine erfolgreiche Nationalmannschaft, d.h. diese erreicht bei allen großen Turnieren regelmäßig das Viertelfinale. Zweitens genügend Mannschaften mit Strahlkraft und "Stars" - und sei es auch nur, weil sie mit einem Klatschpressen-Star (van Almsick, Thomalla) liiert sind/waren.
Die von dir genannten Spielpaarungen sind für nicht besonders am Handball Interessierte völlig uninteressant und lassen sich niemals vermarkten. Sorry, das ist leider so. Frag nach bei den TV-Sendern.
Die folgenden Zeilen stammen aus dem Jahr 2005 und sind weiterhin gültig, wenn man denn die Vereinsnamen aktualisiert.
KronauÖstringen oder das Image-Problem des Produkts Profi-Handball
Kronau-Östringen steht hier nur als Platzhalter. Platzhalter für Lemgo, Wallau-Massenheim, Großwallstadt, Gummersbach und alle anderen Orte, die durch erstklassigen Handball eine gewisse Bekanntheit erlangt haben. Sie sind gleichermaßen aber auch Synonyme für Provinz.
Provinz und Profitum dürften allerdings für Außenstehende zwei Begriffe sein, die sich weitgehend ausschließen. Vermutlich wird hierdurch auch die Wahrnehmung des Profi-Handballs als Spitzensport, der sich hinter keinem anderen Profisport verstecken braucht, überlagert.
Die Provinz als besonderes Problem für den Profi-Handball in Großstädten
Selbstverständlich verträgt jede höchste Profi-Liga eine gewisse Anzahl „provinzieller“ Vereine. Das Problem für die Großstadtvereine beginnt dann, wenn Vereine aus der Provinz in der Mehrzahl sind. Spielpaarungen mit „Dorfvereinen“ sind dem Einwohner einer Metropole schwer zu verkaufen. Und wenn er sie doch besucht, erwartet er, dass das eigene Team haushoch gewinnt.
Im Handball kommt erschwerend hinzu, dass die Großstadtvereine in der Regel nicht in der Stadt gewachsen sind, d.h. dort keine Tradition haben und sich auch keine Fangemeinde bilden konnte. Sondern es wurde versucht Vereine in Großstädte auszuwildern und diesen Vereinen selbst noch der Provinzgeruch anhaftet. Es versteht sich von selbst, dass dieses Vorhaben nur gelingen kann, wenn sich die Vermarktung entsprechend professionell dieser extremen Herausforderung stellt und alle Register zieht.
P.S.
Und selbst die DFL hat Angst vor der "Verzwergung" der Bundesliga, da dieses negativ für die Vermarktung wäre. So gesehen hat die DFL dieses Jahr großes Glück gehabt, dass mit Freiburg und Paderborn 2 "Zwerge" absteigen und durch andere ersetzt werden.