"Deutscher Meister ist nur der TVG, nur der TVG, nur der TVG", die Gesänge der Fans waren noch nicht ganz verstummt, als es für den TV Großwallstadt in der Spielzeit 1990/91 mit einer völlig neuformierten Mannschaft galt, die soeben errungene siebte Meisterschaft zu verteidigen. Ein Unterfangen, das sich binnen kürzester Zeit als illusorisch erwies, am Saisonende ging man als Vorletzter über die Ziellinie und nur dank der Wiedervereinigung blieb der bittere Weg in die Zweitklassigkeit erspart.
Gleichwohl konnten sich auch in jener Saison Spieler ins Rampenlicht werfen, die in die großen Fußstapfen der Kovacs, Roth, Hönnige und Co. treten sollten. Dabei auch die jungen Nachwuchshoffnungen Heiko Karrer und Sven Lakenmacher.
Ersterer Großwallstädter durch und durch; schon der Vater war eines der bekanntesten Großwallstädter Handball-Idole, unter anderem Handball-Weltmeister und mehrmaliger Bundesligatorschützenkönig. Wie auch seine beiden älteren Brüder bekam Heiko Karrer die Möglichkeit, sein Können in der höchsten Spielklasse zu zeigen. Ihm war die nach dem Weggang von Michael Roth vakant gewordene Spielmacherposition gemeinsam mit dem Heidingsfelder Stefan Scholz zugedacht. Lange Jahre eher Bundesliga-Durchschnitt explodierte der wurfgewaltige Schütze im letzten Jahr bei seinem Stammverein urplötzlich, war die ganze Spielzeit über unter den Top Ten der Bundsliga-Torjägerliste, führte diese zeitweise sogar an.
Sven Lakenmacher hingegen mußte einen weitaus längeren Anfahrtsweg in Kauf nehmen. Sein Vater Wolfgang übernahm den Trainerstuhl in Großwallstadt und der Sohn kam dann aus Magdeburg mit, als talentiert galt er ohnehin. Da hätte wohl noch niemand gedacht, daß er gleich im ersten Heimspiel gegen Geheimfavorit SG Wallau-Massenheim mit fünf blitzsauberen Feldtoren zum Shooting-Star avancieren würde. Auch wenn ihn immer wieder verschiedenste Sachen leicht aus der Bahn warfen - etwa die Entlassung seines Vaters bei den Mainfranken oder die Suspendierung aus der Nationalmannschaft - wurde der junge Linksaußen flugs zu einem der großen Leistungsträger des Traditionsvereins und bildete mit Bernd Roos die (wohl) stärkste Flügelzange der Liga.
Die jüngste Ausgabe der TVG-Hallenzeitschrift "TVG aktuell" weiß über die beiden ehemaligen Nationalspieler, folgendes zu berichten:
"Zwei Heimkehrer wollen dem TVG das Leben schwer machen
Interview mit Heiko Karrer und Sven Lakenmacher
Der eine hat acht Jahre für den TV Großwallstadt in der Bundesliga gespielt, der andere sieben Jahre. Nun kehren sie mit ihren neuen Teams zurück zum TVG. Heiko Karrer mit dem Wilhelmshavener HV, Sven Lakenmacher mit dem TuS N-Lübbecke. Grund genug für "TVG aktuell" mit den ehemaligen TVG-Stars Interviewes zu führen.
Ist es für dich immer noch etwas Besonderes beim TVG zu spielen?
Heiko Karrer: "Ja, das wird auch so bleiben. Großwallstadt ist für mich Heimat, der TVG ist mein Verein. Da fahre ich immer gerne hin."
Sven Lakenmacher: "Es ist nicht so, dass ich dem Spiel besonders entgegenfiebere. Aber es ist natürlich etwas anderes, als wenn ich in Pfullingen oder Göppingen spiele. Hier sitzen noch viele Bekannte auf der Tribüne, natürlich auch meine Eltern. Ich freue mich schon auf das Spiel."
Seid ihr noch oft in Großwallstadt?
Heiko Karrer: "Ich spiele jetzt in Wilhelmshaven, ganz oben im Norden, da ist das schwierig. Nach unserem Spiel am Mittwoch muss ich auch gleich wieder mit zurück, weil wir ja am Samstag schon gegen Lemgo spielen. Ich hoffe, im November habe ich 'mal Zeit zwei, drei Tage heimzukommen, weil hier ja nicht nur meine Eltern leben, sondern auch meine Freundin."
Sven Lakenmacher: "Nur noch ganz selten. Meine Eltern besuchen uns mehr in Lübbecke als umgekehrt. Manchmal bringe ich meinen Sohn Finn nach Großwallstadt zu Oma und Opa, aber sehr oft kommt das nicht vor."
Habt ihr die Vereinswechsel weg vom TVG je bereut?
Heiko Karrer: "Ich denke, es war nicht falsch, wegzugehen und etwas anderes kennen zu lernen. In Wallau hat auch alles gut geklappt, in Essen ist dann vieles schiefgegangen. Jetzt mache ich meine Arbeit in Wilhelmshaven. Aber es ist kein Geheimnis, dass ich meine Karriere gerne in Großwallstadt beenden würde."
Sven Lakenmacher: "Ich habe es nie bereut. Ich fühle mich mit meiner Familie in Lübbecke wohl, das ist mein Lebensmittelpunkt. Es hat zwar die Möglichkeit zu weiteren Wechseln gegeben, aber ich bin ja bodenständig, was die sieben Jahre in Großwallstadt und die sechs Jahre in Nettelstedt zeigen."
In der vergangenen Saison habt ihr beide Zweite Liga gespielt und seid mit euren Klubs aufgestiegen. Wie sind die Unterschiede?
Heiko Karrer: "Die Bundesliga ist ein ganz anderes Kaliber, schneller, härter, taktisch besser. Das ist eigentlich gar nicht zu vergleichen."
Sven Lakenmacher: "Es war zwar eine schöne Erfahrung, aufzusteigen, aber ich möchte trotzdem nie mehr Zweite Liga spielen. Das Niveau ist um Welten schlechter. In der Zweiten Liga gibt es nur vier, fünf konkurrenzfähige Mannschaften, in der Bundesliga ist jedes Spiel schwer."
Mit welchen Erwartungen geht ihr ins Spiel gegen den TVG?
Heiko Karrer: "Wir sind klarer Außenseiter, aber vielleicht können wir ja einen Punkt klauen. In jedem Fall dürfen wir nicht so abstürzen wie in Essen."
Sven Lakenmacher: "Wer nach Großwallstadt fährt, der hat Respekt vor der Heimstärke. Aber wir haben nichts zu verlieren und wollen versuchen etwas mit nach Hause zu nehmen."
Gruß
Andi
P.S. Sorry WHV, mit dem EINEN Punkt ist es leider nichts geworden. 
