Das Spiel wurde auf youtube hochgeladen: Staßfurt - Freiberg
Anbei nochmal die Stellungsnahme vom Trainer der Dachse:
Stellungnahme von Trainer Andreas Bolomsky (HSG Freiberg - Die Dachse) zum Spiel gegen HV Rot-Weiß Staßfurt:
Skandalöses Verhalten auf dem Handballparkett
Was muss eigentlich noch alles passieren, damit endlich deutliche Sanktionen gegen Gewalt im Sport, hier im Speziellen im Handball, unternommen werden?
Wir, die Dachse aus Freiberg, erleben dies nun nicht das erste Mal! Erst letzte Woche haben wir mit einem „Offenen Brief“ beim HVS, MHV und DHB auf gravierende Missstände aufmerksam gemacht.
Wir kennen keine Reaktion! Ist Handball nun doch ein rechtsfreier Raum? Wenn man das Spiel in Stassfurt zugrunde legt und weiß, dass die Verbände scheinbar keinerlei Handlungsbedarf sehen, schon! Ist das, was da nun wieder geschah dann unterlassene Hilfeleistung? Dass wir geschlagen, getreten, geklammert, bespuckt, umgerannt, beschimpft, … werden, kennen wir. Das ist für einige Mannschaften, die sich gegen uns und unserer ballorientierten Spielweise nicht zu helfen wissen, das große Allheilmittel (also natürlich neben den Spielverzögerungen: Ball aus dem Tor zur Mitte rollen; Liegenbleiben; Wischer- der erst nicht aufs Parkett will und dann nicht mehr runter; Zeitnehmer, die sehr „spielerisch“ mit dieser umgehen; …).
Das schreckt schon lange keinen mehr! Ich kenne zwar die weit verbreitete Meinung: „Wenn die mal gegen Männer (gemeint sind Prügler) spielen, sterben sie in Schönheit. Dann ist der Ofen aus!“ Auch dieses Spiel hat wiederholt deutlich gemacht: Lachhaft! Die Mannschaft geht auch durch ein Stahlbad! Aber ist das Handball? Ist Gesundheit so viel wert? Ich weiß, es gibt auch „Abwehrspezialisten“ (das sind Leute, die die Abwehr „organisieren“ und dann ausgewechselt werden, weil sie dem Ziel, ein Tor zu werfen, nicht zuträglich sind) und der Sport ist körperbetont. Aber auch dafür gibt es Regeln! Dass Stassfurt gleich zur „Sache“ ging hat wohl j e d e n unheimlich überrascht. Wie sehr die Dachse davon beindruckt waren zeigt der Spielverlauf! Dass Freiberg trotzdem verlor, hat ausschließlich etwas mit teilweise katastrophalem Wurfverhalten und haarsträubenden Fehlern in Angriff wie Abwehr zu tun.
Und dann verliert man halt. Dass wir aber, ohne jede Provokation, aufs Übelste 60 Minuten beschimpft (von Leuten mit Anzug, mit Kärtchen, mit/ohne…) werden, der Hallensprecher immer wieder Aufrufe (gegen Schiedsrichter und Gäste) startet, dass der Wischer immer wieder neben dem Gästetrainer steht und diesen beschimpft und mit seinem Arbeitsgerät aktiv wird, Zuschauer und Stassfurter Trainer und Ersatzspieler immer wieder auf dem Parkett standen … haben wir selbst nicht in Sporthallen erlebt, die keinen guten Ruf genießen.
Dass das für Stassfurter Verhältnisse normal erscheinen könnte, ist auch allen Beteiligten, einschließlich Verband, vermutlicherweise bekannt. Unternommen wurde meines Wissens fast nichts und wenn, dann darf deutlich darauf hingewiesen werden, dass die ergriffenen Maßnahmen aus meiner Sicht keinen verbessernden Effekt hatten.
Aber ich frage mich vor allem, was eine Mannschaft und einige Fans dazu veranlasst, wenn nach dem Abpfiff, ohne jeglichen Grund, ein gegnerischer Spieler tätlich angegriffen wird und das, obwohl er gerade durch seinen Fehlwurf ihnen den Sieg bescherte? Warum wird er, am 7-Meterpunkt stehend, bedrängt, gestoßen, getreten, geschlagen und zu Fall gebracht bis ihn das Fangnetz hinter dem Tor stoppte? Wie kann ein liegender Spieler, der sich bereits vor Schmerzen krümmt und nur noch seinen Kopf schützt, noch weiter attackiert werden? Zu Hilfe eilende Spieler und Offizielle wurden ebenfalls sofort geschlagen, getreten, … von einigen Zuschauern und S p i e l e r n!!!
Die Sicherheitskräfte bargen in der Zeit den verletzten Spieler durch das Fangnetz und versuchten ihn zu versorgen, während andere bemüht waren die Situation zu deeskalieren. In dieser Zeit wurden abseits von diesem Tatort die Schiedsrichter tätlich angegriffen und unter Polizeischutz in die Kabine gebracht, während andere Offizielle von Freiberg angegriffen, bepöbelt (Faschisten u.a.) und bespuckt wurden. Danach wurden wir, ich glaube vom Hallensprecher, noch als schlechte Verlierer bezeichnet. Uns wurde ganz deutlich gemacht, dass wir froh sein können, wenn wir hier lebend rauskommen und: Wir zünden euch den Bus an!
… Ich darf noch mal zusammenfassen: Wir, die Dachse aus Freiberg haben ein Spiel verloren, weil wir einfach ein Tor schlechter waren. Oder war das gar keine Sportveranstaltung? Wir sind zum Handball hingefahren und aus einem traumatischen Erlebnis zurückgekommen.
Der Spieler, der den 7-Meter verworfen hatte, saß im Krankenhaus Freiberg neben mir und sagte: „Ich bin ganz froh, dass ich den 7-Meter verworfen habe. Die hätten mich sonst getötet.“ Wer jetzt keine Gänsehaut bekommt, wenig Verständnis für „Fair Play“ im Handball-Sport!
PS: Den Schiedsrichtern, sowie der Security mache ich nicht im Ansatz einen Vorwurf. Sie haben sauber gehandelt und gearbeitet. Sie können nicht im Ansatz etwas für die Eskalation von Gewalt eines Großteils der Stassfurter Mannschaft und einiger Zuschauer.
Aber, ist das wirklich noch unser Handball-Sport? Wo sind Leute mit Charisma außerhalb des Vereins, die aufstehen und sagen: Die Gesundheit und das Leben eines Sportlers ist unantastbar?