Ja, ich weiss, dass 1967 ein Präventivkrieg war und der Angriff der arabischen Länder auf Israel kurz bevor stand. Insofern war das sogar ein Akt der Selbstverteidigung.
Ich weiss auch, dass Israel, wenn es damals gewartet und diesen Krieg verloren hätte, heute vermutlich nicht mehr existieren würde und wir ein anderes Problem hätten : die Zwangsdiaspora.
Der Knackpunkt ist, dass Israel es seit 1967 in der Hand hatte, die Situation zu befrieden. Das hat mit Ägypten doch wunderbar funktioniert. Stattdessen hat sich Israel durch seine restriktive Besatzungspolitik seine heutigen Feinde Hamas, Fatah und später Hisbollah selbst geschaffen.
Das Gartengleichnis : Du hast einen Garten. Eines Tages kommt ein neuer Nachbar und verlangt, dass du den Garten mit ihm teilst. Weil der andere stärker ist als Du, stimmst du zähneknirschend zu. So geht das eine Weile, mit vielen Streitereien. Eines Tages nimmt der andere dann auch noch die andere Hälfte in Besitz und verlangt ab sofort einen Passierschein von dir, wenn du deine Blumen giessen möchtest. Die Polizei will dir nicht helfen, weil der Polizeichef ein guter Freund deines neuen Nachbarn ist. Was tust Du ?
Die Besatzung ist das Grundproblem. Erst wenn das gelöst ist, kann man die vielen anderen Probleme lösen. Und das Besatzungsproblem kann nur der Besatzer lösen.
Im Übrigen geht es mir nicht anders, ich bin trotz meiner klaren Meinung auch sprachlos, wenn ich das im Fernsehen sehe und immer wieder froh, in der beschaulich-friedlichen Bundesrepublik zu leben.
Aber gerade deswegen gönne ich auch anderen ein friedliches Leben und finde, dass die Bundesrepublik immer sofort auf eine Befriedung der Lage hinwirken sollte, auch wenn das heisst, gegenüber Israel deutliche Worte (notfalls auch Taten) zu finden. Echte Freunde reden offen miteinander.
Eine Politik von Besatzung und Angriffskriegen zu verurteilen und zu sanktionieren, heisst doch nicht, Antisemit zu sein. Dieses Totschlagargument muss endlich aus der Welt geschafft werden.
Die viel beschworene "historische Verantwortung" Deutschlands sehe ich darin, generell gegen Krieg und Völkermord einzutreten und nicht darin, Israel um jeden Preis zu protektieren und protegieren und dabei den Tod hunderter Menschen in Kauf zu nehmen, deren einzige Schuld darin bestand, zufällig nicht in Tel Aviv, sondern in Beirut geboren worden zu sein.