Satire: Zu Gast in Leipzig
Andere Länder, andere Sitten. Gut, dass kennt man. Aber in Leipzig, also Sachsen, hat mich doch einiges verwundert. Zunächst dachte ich immer, Leipzig liegt im Osten und da wären die Preise lange nicht so hoch wie im Westen. Aber weit gefehlt. 5 Euro muss man schon mal als erstes für einen zugegebenermaßen brillanten Parkplatz direkt vor der Arena berappen. Gar mit rekordverdächtigen 12 Euro ist der Handball-Fan am Einlass dabei. Für ein Papp-Brötchen und ein 0,3 l-Bier wird man in der Cafeteria um je 3 Euro erleichtert. Einen Preisaushang für Kaffee etc. sucht man (trotz gesetzlicher Vorschriften) vergeblich. Die Begründung: „Jeder Veranstalter macht seine eigenen Preise”. Hmmmpffff...
Dafür kann der Besucher am Nebentisch den HCL-Manager mit den beiden FHC-„Lieblings-Schiedsrichtern” Geipel und Helbig, die von ihrem Wohnort mal gerade eine halbe Stunde Anfahrt bis nach Leipzig haben, bei einem „Käffchen” ganz locker einige Ansichten zum Thema Frauenhandball austauschen hören.
Für die 12 Euro Eintritt erhalten die Gäste-Fans natürlich trotzdem die schlechtesten Plätze in der Halle. Auf der Videowand erscheint eine Tabelle, die den FHC einen Platz nach hinten auf Rang 5 versetzt. Klar, ein paar Sticheleien gehören schließlich dazu. Per SMS kann man angeblich Grußbotschaften auf die Videoleinwand senden. Doch die Messages der FHC-Fans verschwinden im Nirvana. Stattdessen erscheinen nur HCL-geschönte Nachrichten wie: „Super-Mädels. Ihr seid die Besten“. Man wähnt sich in DDR-Zeiten zurück versetzt.
Das findet seinen Höhepunkt in der Bekanntgabe der offiziellen Zuschauerzahl. 2634 wird über den Lautsprecher posaunt, wo doch jeder in der nur halbgefüllten Halle, der in der Schule mit Adam Riese konfrontiert wurde, beim Zählen allerhöchstens auf 1500 kommt. In Leipzig scheint man keine Abgaben auf die Eintrittskarten zahlen zu müssen... Tja, andere Länder...
Entsprechend lau war dann auch die Atmosphäre. Die wahren Fans waren wohl auch eher beim Hallenfußball in Riesa und so war trotz des klaren HCL-Erfolges kaum Stimmung im Rund.
Und zum Schluss natürlich noch der größte „Coup” des HCL. An einem schlimmen Darmvirus leide die Mannschaft, hieß es in der offiziellen Pressemeldung des Vereins vor dem Spiel. Torhüterin Therese Bengtson könne auf gar keinen Fall spielen. „Natürlich” standen alle HCL-Spielerinnen auf der Platte und auch Frau Bengtson konnte in der Schlussphase noch auflaufen, ganz ohne „Pampas”.
So viele Inszenierungen bewundert mit sportlichen Grüßen
Fritze Fröhlich
Quelle: http://www.f-hc.de