Wer heute mal Videotext guckt oder die Kurznachrichten in der Zeitung liest, wird dort unter anderem folgendes lesen: "Der Todesschütze des italienischen Fußball-Fans Gabriele Sandri wird wegen Mordes angeklagt, bestätigte die Staatsanwaltschaft von Arezzo. Gegen die Verkehrspolizisten, der seine Unschuld beteuert, war bisher wegen Totschlags ermittelt worden."
Entschuldigt liebe Gemeinde, wenn ich euch auf Abwege führe, hin zum Fußball, aber diesmal ist es wohl das beste Beispiel, wie Fehlinformationen verbreitet werden und wie der geneigte Leser es doch glaubwürdig findet.
Ich will auch nicht darüber palavern, welche Ursache diese Falschmeldung hat, möglicher Weise ist es ein einfacher Übersetzungsfehler, interessanter ist einfach die Glaubwürdigkeit der Fehlinformation.
Aber für den Leser, der sich im italienischen Strafrecht nicht auskennt und der durch die Presse zum allgemeinen Tathergang informiert ist,löst die Meldung sicherlich ein wenig Erstaunen aus.
Ich fasse mal kurz zusammen: Treffen gegnerischer Fans auf dem Parkplatz, Auseinandersetzung, Verkehrspolizist sieht das und schießt in die Luft aus 200 m Entfernung, rennt dann zum Tatort, dabei fällt ein Schuss und trifft Gabriele Sandri durch die Rückscheibe seines Autos im Auto sitzend, Tod von Sandri.
Nun soll das in Europa Mord sein. Dann würde man sich wirklich fragen, entweder stimmen die Ausgangsinformationen nicht oder man hat die Tat zum Politikum gemacht, um die Fans zu beruhigen. Aber dies wäre ein zweischneidiges Schwert, denn damit verlässt man die eigenen Rechtsgrundsätze.
Prüft man die Sache genauer, wird man feststellen, dass anfangs wegen fahrlässiger Tötung ermittelt wurde und nun Totschlag in Erwägung gezogen wird. Inwieweit diese tatsächlich mit den deutschen Tatbeständen vergleichbar sind, kann von den deutschen Strafrechtlern höchstens ein Prozent auf Anhieb sagen, der Rest sind in diesem Fall auch Laien. Von den Lesern hingegen ist diese Information nicht mehr eindeutig interpretierbar.
Die Sache ist nun etwas weiter von uns entfernt, dadurch ist der Übermittlungsfehler oder die Fehlinformation verständlich.
Bei BUH passiert aber alles vor unserer Haustür, da kann so was nicht vorkommen. Man macht die Augen zu und glaubt alles.
Die Unschuldsvermutung, die im Strafrecht ihren Platz hat, wird von den Medien ohnehin nicht akzeptiert. Warum auch, schließlich haben sie auch die Helden aufgebaut, die sie dann wieder niederreißen wollen.
Dem Handball insgesamt nutzt dieses Spektakel schon lange nicht mehr. 