Wie beschreibt man ein Spiel, für das es eigentlich keine Worte gibt? Ich versuch es mal: das, was wir gestern abend in Göppingen erlebt haben, war unglaublich, unbeschreiblich, unfassbar genial. Ein perfekter Handballabend mit einer großartigen Leistung der Mannschaft und einem wahnsinnigen Publikum im Rücken. Ein Spiel, das in die Geschichte der FA-Annalen eingehen wird.
Und um ganz ehrlich zu sein: mehr noch als der Einzug ins Finale freut mich, dass dieses traurige Retortenkonstrukt aus Mannheim auch dieses Jahr keinen Titel holen wird. Und das völlig zurecht! Diese Ansammlung von gepemperten Individualisten, die von einem arroganten Manager sinnlos zusamengestellt wurde und von einem völlig überschätzten Trainer gecoacht wird, hat es schlichtweg nicht verdient, erfolgreich zu sein. Ich erinnere an die Aussagen zu Saisonbeginn, als die Rhein-Neckar-Löwen die Qualifikation für die Champions League in den Sand gesetzt haben und dann meinten, sie könnten im Vorbeigehen dann eben den EHF-Cup gewinnen. Und wenn es noch einen Grund für das Verdamnis zur Titellosigkeit bedarf, dann sind es die Herren Roggisch, Müller und Gensheimer. Von Roggisch sind wir es ja schon seit Jahren gewohnt, dass er unsauber spielt und sich nach jeder brutalen Aktion (z.B. der gestrige Schlag in die Magengrube von Thiede) als Unschuldslamm darstellt. Eine neue Dimension der Unsportlichkeit haben wir gestern von Michael Müller gesehen, der in vollem Bewußtsein und ohne Rücksicht auf die Gesundheit des Gegenspielers den Fuß stellt und Dodo über die Klinge springen lässt. Der Gipfel der Charakterlosigkeit war aber der anschließende Auftrit des Uwe Gensheimer, der Dodo Schauspielerei vorwarf und wüst auf ihn einschimpfte. Selbst als Dodo mit einer ausgesprungenen Kniescheibe aus der Halle getragen wurde, gab es von Gensheimer noch böse Kommentare hinterher. Dieses Verhalten (dazu zählt im Übrigen auch das ständige Lamentieren und Diskutieren jeglicher Schiedsrichterentscheidung) ist eines deutschen Nationalspielers unwürdig. Die Quittung haben alle drei Herrschaften gestern abend bekommen.
Nun aber zum verdienten Sieger: Vater des Erfolges ist - mal wieder - unser Trainer Velimir Petkovic. Wie der die Jungs eingestellt hat und während des Spiels gecoacht hat, das war schon allererste Sahne. Ein Beispiel: im Hinspiel hat man die Achse Schmid/Myrhol nicht in den Griff bekommen, gestern war sie eindrucksvoll abgemeldet. Die Mannschaft hatte einen Plan und den hat sie eindrucksvoll umgesetzt. Die ersten 20 Minuten waren mit das Beste, was ich bisher von einer Göppinger Mannschaft gesehen habe. Da hat wirklich alles gestimmt. Dass es dann zuende der 1. Halbzeit wieder knapper wurde, ist meines Erachtens Folge dieses enormen Kraftaufwandes gewesen. Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit stand das Spiel auf des Messers Schneide und hätte eventuell auch zu Gunsten der Mannheimer kippen können. Aber - und das ist ein ganz großes ABER: die Mannschaft hat sich aus dieser mißlichen Lage selbst befreit und zum zweiten Mal den Turbo geschaltet. Besonders das Unterzahlspiel wurde sehr gut gestaltet. In dieser Phase gab es eine Schlüsselszene, die entscheidenden Charakter hatte: Zeitspiel war angezeigt, Ecke für FA , die Löwen-Abwehr lässt sich voll auf die linke Seite locken und dann spielt Dodo einen genialen Pass auf den von der Strafbank kommenden Lobedank, der völlig frei einwirft. Dieses Tor hat die Halle nochmal so richtig gerockt und den Löwen einen erheblichen Dämpfer versetzt. Insgesamt ein super Spiel der Grün-Weißen, die sich den Finaleinzug redlich verdient haben.
Ein Wort noch zu den Schiedsrichtern: ich fand sie tendenziell eher gegen Göppingen pfeifend, dennoch waren sie konsequent und sehr souverän. Und was mir am Besten gefallen hat: sie haben sich von dem ständigen Lamentieren und Schauspielern der Löwen nicht beeindrucken lassen. Wo andere - deutsche Gespanne - umgefallen wären, blieben sie standhaft. Und das war alles, was FA brauchte.
Und noch ein letztes Wort zu den Fans: von den Mannheimer Handballfans bin ich ziemlich enttäuscht. Da hat der Verein die Möglichkeit, in ein Europapokalendspiel einzuziehen und dann kommt von seiten der RNL-Fans: nichts! Weder im eigenen Heimspiel, das von den rund 600 mitgereisten FA-Fans lautstark bestimmt wurde, noch im gestrigen Auswärtsspiel. 400 Karten wurden an die Löwen geschickt, 150 kamen wieder zurück. Und das obwohl die Busfahrt kostenlos war. Und die 250 Gelbhemden, die in der Halle waren, sah man wohl - gehört hat man sie aber nicht. Weder vor noch während dem Spiel. Vielleicht sollte man sich in Mannheim mal Gedanken machen, ob das Marketingkonstrukt wirklich tragfähig ist, wenn es von so wenigen Menschen angenommen wird. Im Gegensatz dazu hat man gestern gesehen, wie leidenschaftlich und enthusiastisch ein Publikum sein kann, das über Jahre gewachsen und dem Verein seit Jahrzehnten verbunden ist. Da wird der sportliche Erfolg nicht als naturgegebene Pflicht vorausgesetzt, sondern als ein außergewöhnliches Geschenk, für das das es sich zu kämpfen lohnt. Und gekämpft wurde gestern auch auf den Rängen unter vollem Einsatz der Stimme und Hände. Der gestrige Einzug ins EHF-Cup-Finale war auch ein Erfolg der Göppinger Fans!