Die EM als Wechselbörse
07.02.2006
Von Mathias Deppisch
Die Protagonisten der Europameisterschaft sind in diesen Tagen einfach nur müde. Kein Wunder, haben sie doch zum Teil acht Spiele in elf Tagen absolviert. Nicht umsonst meinte Spaniens Trainer Juan Carlos Pastor: "Die Spieler sind körperlich und geistig am Ende". Aber es waren nicht nur die Höchstleistungen auf dem Parkett, die die Nationalspieler zu verkraften hatten. Denn die zahlreichen Spielervermittler, die in der Schweiz gesichtet wurden, nutzten das Stelldichein der Stars, um Vertragsgespräche zu forcieren.
Lars-Krogh Jeppesen wird mit Kiel in Verbindung gebracht (dpa)
Der Slowene Renato Vugrinec erhält beim SC Magdeburg definitv keinen neuen Vertrag. Der Linkshänder hat sich bereits mit dem Lemgoer Manager Fynn Holpert über ein mögliches Engegament unterhalten- eine Einigung ist aber nicht in Sicht. Das könnte auch daran liegen, dass der spanische Spitzenklub Portland San Antonio eine deutlich höheres Angebot offeriert haben soll. Gut möglich, dass sich Lemgo nach einem anderen Nachfolger für Volker Zerbe umsehen muss.
Ein möglicher Kandidat wäre der Ukrainer Sergej Shelmenko, der allerdings noch einen laufenden Vertrag bei Zaporoshy besitzt. Auch der junge Däne Per Leegaard machte mit guten (Angriffs-)Leistungen auf sich aufmerksam. Ob der TBV Lemgo Interesse an dem 23-jährigen von Viborg HK hat, ist aber nicht bekannt. Ohnehin wird die Suche durch die Tatsache erschwert, dass auch der VfL Gummersbach Ausschau nach einem Linkshänder im rechten Rückraum sucht. Gut möglich, dass sich die beiden deutschen Spitzenklubs bei der Sondierung des Marktes ins Gehege kommen.
Denn auch Gummersbach ist unter Zugzwang. Wann der Russe Denis Zacharow nach
Gummersbach kommt, ist derzeit unklar. Zwar soll der 21-jährige schon beim Training der Oberbergischen gesichtet worden sein, aber Russland Nationaltrainer, "Zar" Maximow, soll angeblich verlautet haben, dass Zacharow zum Militär eingezogen werde. Gut möglich, dass eine juristische Instanz eine Entscheidung treffen wird. Unterdessen wird Kyung-Shin Yoon mit dem FC Kopenhagen in Verbindung gebracht.
Ein spektakulärer Transfer bahnt sich indes an, obwohl das "Objekt der Begierde" in der Schweiz nicht zugegen war: der derzeit verletzte Lars-Krogh Jeppesen, soll den FC Barcelona nach zwei Jahren wieder verlassen und in den hohen Norden zurückkehren. Alllerdings nicht zu seinem ehemaligen Verein SG Flensburg/Handewitt, sondern ausgerechnet zum Erzrivalen THW Kiel. Gerüchten zufolge wird Jeppesen die Nachfolge von Frode Hagen antreten.
Weitere Skandinavier stehn offenbar vor einem Vereinswechsel: Islands Bester bei der EM, Snorri Gudjonsson wird mit dem FC Barcelona in Verbindung gebracht (HW berichtete). Sollte GWD Minden die Klasse nicht halten, wäre der Aufbauspieler ablösefrei. In Barcelona soll laut der spanischen Zeitung "La Vanguardia" auch der schwedische Nationalspieler Jonas Larholm anheuern. Der Rückraumspieler soll für die nächsten drei Jahre unter Vertrag genommen werden, im Gegenzug soll Larholms derzeitiger Klub Sävehof eine Ablösesumme in unbekannter Höhe erhalten. An Larholm waren auch mehrere Bundesligisten (THW Kiel. Flensburg-Handewitt) interessiert.
Olafur Stefansson gute Leistungen bei der EM, die sich in der Wahl zum besten Rückraum Rechten dokumentiert, werden auch dem Trainer des HSV Hamburg nicht verborgen geblieben sein. Martin Schwalb, der sich zusammen mit Präsident Rudolph und Sportdirektor Fitzek (sowie den nicht bei EM aktiven Spielern) die Spiele in Zürich vor Ort ansah, ist noch auf der Suche nach Hochkarätern für die nächste Saison. Die isländische Zeitung "RUV" bestätigt das Hamburger Interesse an Stefansson.
Quelle: http://www.handballwoche.de