ür mich hat immer noch die Definition, Marx gebracht hat, wenn ich das noch richtig zuordne. Ein Mensch muss sich kleiden können, sich ernähren, wohnen und Zugang zu Bildung haben.
Die Definition gefällt mir. Aber mit deiner Interpretation
gehe ich nicht ganz konform. Insbesondere für den Bereich Bildung werden für
einige Bevölkerungsschichten in Deutschland die Zugangsbarrieren immer höher. Man
mag darüber streiten, ob das gewollt ist (von wem auch immer) oder nicht. Fakt
ist jedoch nach wie vor oder sogar noch stärker als in den 1970er und 1980er
Jahren, dass die Wahrscheinlichkeit, wenn ein Kind aus einem bildungsfernen
Haushalt stammt, sehr hoch ist, diesem Sozialmilieu nicht zu entkommen.
Und ein Fakt ist es auch, dass die Inanspruchnahme von
Lebensmittelausgaben steigend ist. Eine Tatsache, die dafür spricht, dass es
sehr wohl Menschen gibt, die sich nicht aus eigener Kraft ernähren können. Ich
habe bereits selber an Aktionen teilgenommen, wo ein Social-Fundraising
stattgefunden hat, um für Kinder eine warme Mahlzeit pro Tag organisieren zu
können.
Wenn man es nicht selber gesehen hat, mag es nicht glauben,
aber es gibt nach meiner Überzeugung in Deutschland weit mehr Armut, als man es
angesichts von Massenansammlungen von SUV, Dauerurlaubsreisende, größenwahnsinnige
Bauprojekte und Konsumtempel wahrhaben will. Das erschreckende ist einfach die
Kluft zwischen arm und reich, die immer extremer wird. Die berühmte Mittelschicht,
ist nicht breiter geworden, sondern ausgedünnt. Die einen schaffen es, sich
nach „oben“ zu hangeln, die anderen kommen zwar über die Runden, müssen sich
aber ganz schön strecken, um eben nicht in eine Existenz bedrohende Lage zu
rutschen. Ein gesundheitlicher Einschnitt eines Familienmitgliedes und schon
kann der schöne Lebensplan scheitern. Dafür ist selbstverständlich nicht die
Politik verantwortlich, aber – und da stimme ich mit „alter Sack“ überein, die
Politik hat dafür Sorge zu tragen, dass die Chancen für jeden gerecht verteilt
sind.
Und zu den Wahlversprechen:
Also da gebe ich schon seit Jahre nichts mehr drauf.
Versprechen der Opposition werden regelmäßig im Erfolgsfalle mit dem Argument
nicht eingehalten, dass man ja nicht wusste, wie schlimm es wirklich um die
Lage bestellt war. Na ja und die Regierenden sind einfach noch dreister in
ihren Verklausulierungen. Entweder ist es der Koalitionspartner, der das nicht
will oder aber man redet sich raus, dass man nicht ahnen konnte, dass die Lage
in Südeuropa soooo schlimm sein würde. Das schlimme ist, dass Politik heute
fast nur noch auf tagesaktuelle Themen reagiert. Wo findet man denn heute noch
zukunftsorientierte und zielgerichtete Politik zum Wohle des Volkes. Es wirkt
oft so, als wäre Politik nur Mittel zum eigenen Zweck, des Egos und der eigenen
Geldbörse. Damit tue ich sicherlich vielen engagierten Politikern auch unrecht,
die in den Kommunen und diversen Hinterbänken in Landtagen und Bundestag sich
engagieren. Das Parteiensystem hat da eindeutig seine Schwächen, aber eine
gescheite Alternative dazu, die effektiv und wirkungsorientiert ist, fällt mir
da auch nicht ein. Die Piraten, die es ja mit Basisdemokratie und Abstimmung
über das Netz, versucht haben, sind/waren ja auch nur ein Zeitgeistphänomen und
haben deutlich gezeigt, dass diese Form der Beteiligung auch nicht wirklich
funktionieren kann.