Mal ein Versuch des Blickes von außen und hier wieder auf das Thema THW zurückzukommen.
Das größte Problem beim THW ist in meinen Augen der Erfolgsdruck, resultierend aus einer überragend erfolgreichen Vergangenheit. Die hier entstandenen Ansprüche zu befriedigen ist der Anspruch eines jeden Spielers und Trainers. Gerade Jicha und auch Duvnjak haben diese Zeit beim THW entscheidend mit geprägt. Diesem Druck standzuhalten und darunter zu arbeiten erfordert viel Kraft und einen starken Fokus sowie Siegeswillen. Dieser kommt nicht nur von innen, sondern auch von außen, seien es Sponsoren, Publikum oder, oder, oder...
Gleichzeitig muss die Mannschaft immer auf einem hohen Niveau gehalten werden und entsprechende Spieler verpflichtet und entwickelt werden, damit um Titel mitgespielt werden kann. Hier sehe ich eines der Probleme, die der THW hat. Betrachtet man frühere Jahre, sind oft Spieler verpflichtet worden, die in der Lage sind, Spiele eigenständig zu entscheiden und ohne "Einwirkung von außen" auf dem Spiel zu agieren und dieses zu lenken. Hier denke ich an Wislander,Lövgren, Karabatic, Narcisse, Jicha, Andersson etc. Oder die als Spieler eine entsprechende Persönlichkeit waren und Qualität sowie unbändigen Kampfgeist mitgebracht haben. Hier fallen mir z.B. Ahlm, Zeitz und auch Wienczek ein. Seht es mir nach, wenn die Aufzählungen unvollständig sowie variabel sind. Aber diese Spieler zu einer Mannschaft zu formen und entsprechend spielen zu lassen, war etwas, was insbesondere Sedarusic und auch Gislason lange geschafft haben.
Kiel hat nunmehr das Problem, dass durch das größere Angebot an erfolgreichen Vereinen, besonders in Deutschland, sie nicht mehr DIE Anlaufstelle für große Spieler sind. Insoweit muss das Konzept hier umgestellt werden und auch junge, entwicklungsfähige Spieler verpflichtet werden. Diese benötigen nicht nur Spielpraxis, sondern auch Vorgaben des Trainers und Hilfestellungen in der Entwicklung. Weiterhin muss ein klares Konzept vorliegen, wie das Spiel aufgezogen werden soll. Hier hat Jicha in meinen Augen noch zu lernen. Sein Handball steht noch für viel Wurfgewalt aus dem Rückraum mit Sperren und ggf. Absetzen am Kreis. Dies verdeutlicht auch die häufige Anwendung des 7:6 (finde ich in Flensburg auch nicht super). Die Spieler, die dieses Konzept umsetzen können, sind aber langsam in ein entsprechendes Alter gekommen (Duvnjak, Reinkind, Bylik denke ich auch). Außerdem hat sich der Handball zu einem viel schnelleren Spiel entwickelt. Diesen Umbruch haben Jicha und Szilagyi zu managen, Anfänge sind mit Johannsson, Skippy und Madsen auch gemacht, weil diese mit Tempo agieren. Nun gilt es hier, weiter aufzubauen und das System entsprechend anzupassen. Skippy bringt zwar mehr Tempo rein und erzielt auch viele Tore, aber sein Einsatz der Mitspieler kann in meinen Augen noch verbessert werden. Phasenweise zeigt er es, aber in diesem Punkt sehe ich noch mehr Möglichkeiten. Auch mehr Mut beim Einsatz der jungen Spieler wie Ankermann wünscht man sich, zumal er entsprechende Voraussetzungen mitzubringen scheint.
Szilagyi muss dafür sorgen, dass die Verträge entsprechend gestaltet sind. Solche Fehler wie bei Niklas Landin mit der Klausel müssen ihm bekannt sein, ansonsten läuft da was gewaltig verkehrt. Auch die Hängepartie jetzt mit der Trainerfrage wirft kein gutes Licht auf ihn. Die Klarheit jetzt ist für den THW zu begrüßen, gerade auch, was Vertragsverlängerungen (M. Landin!) wie auch neue Verpflichtungen angeht.
Die nächsten beiden Jahre werden aber sowohl für den THW wie auch für die beiden zeigen, wohin die Reise geht. Schafft der THW den Umbruch wie auch eine Anpassung des Spielsystems in gewissen Punkten, sind Titel weiterhin drin. Eine Garantie gibt es bei der Leistungsdichte nicht.