Beiträge von brodie79

    Spielt ja theoretisch keine Rolle, ob Wallinius sich den Arsch auf oder hinter der Bank platt sitzt.

    Wenn es nur darum ginge, könnte man Wallinius auch jetzt schon gegen Gurbindo tauschen. Wallinius ist halt ein Opfer der Fehleinschätzung, dass Bilyk auf der Mitte funktioniert und damit Platz für Wallinius als zweiter Mann auf RL wäre. Jetzt hat der THW drei RL. Dass Wallinius dann derjenige ist, der am wenigsten zum Zug kommt, kann man bei dem, was man von Wallinius sieht auch durchaus nachvollziehen. Insofern muss der THW eh gucken, was sie machen. Eigentlich müssten sie Wallinius abgeben und dafür einen richtigen Mittelmann holen.

    Als ich "damals" 2017 nach Kiel gekommen bin, hatte ich immer im Kopf, dass es quasi unmöglich ist, an Karten zu kommen, usw. Ich hatte in all den Jahren noch nie ein Problem zwei zusammenhängende Plätze in Kategorie 1 zu bekommen. Ich weiß noch, wie wir ganz am Anfang spontan beschlossen hatten, dass wir Kiel gegen Flensburg doch in der Halle sehen wollten am Tag vor dem Spiel. Und auch das war kein Thema.

    Zur Saison 2016/17 kamen die hoffnungsvollen 19-jährigen Nachwuchstalente Bilyk und Nilsson. Das Kieler Publikum wurde darüber informiert, dass man ab jetzt auf Nachwuchstalente setzen würde, und um Geduld gebeten. Dies wurde von den Fans voll akzeptiert.

    Gegenwärtig haben wir wieder einen Umbruch, der sich über mehrere Spielzeiten vollziehen wird. Gleichzeitig wird aber von den Verantwortlichen so getan, als sei man voll konkurrenzfähig (angeblich fehlt es ja nur an Kleinigkeiten). Dies empfinde ich frustrierend. In wie weit das Kieler Publikum dies akzeptabel findet, kann ich nicht beurteilen, da ich seit Corona nicht mehr in der Halle war und gegenwärtig auch keinen Drang verspüre, dies zu ändern. Die derzeitigen Leistungen und Erklärungen der Verantwortlichen sind mir einfach zu dürftig.

    Sicher, aber es ging nach 2016/17 (Platz 3) in der nächsten Saison nicht bergauf, sondern weiter bergab. Und das mit einem Torhüter-Duo Landin/Wolff, mit Duvnjak, mit Weinhold, mit Ekberg, mit Wiencek, usw. Es war doch nicht so, dass da eine total junge Truppe auf der Platte stand, sondern "nur" die zweite Reihe jung war. Und wenn man sich die Kommunikation gerade ansieht, dann versuchen sie auch wieder die Karte Umbruch zu spielen.

    Ich finde es immer erstaunlich, wie wenig die Kurzlebigkeit im Sport berücksichtigt wird und man aus der aktuellen Situation immer eine Gewissheit für die Zukunft macht. In jener Saison 2017/18 wurde der THW fünfter, während Rivale Flensburg Meister wurde. Genau wie in der Saison darauf, was die vierte Saison in Folge ohne Meisterschaft für den THW wurde. Hat es den THW irgendwie daran gehindert, dass sie danach im Anschluss in den nächsten vier Jahren drei Mal Meister geworden sind? Flensburg hat im Gegenzug nächste Saison vermutlich das dritte Jahr auch wieder keine CL. Trotzdem bricht da nichts zusammen und sie können vermutlich nächste Saison sogar noch etwas mehr um die Meisterschaft mitspielen.

    Ich glaube, dass in Kiel ein Trainerwechsel notwendig sein wird, wenn sie wieder Titel gewinnen wollen, aber es würde mich auch nicht überraschen, wenn sie das auch mit Jicha schaffen. Das hängt vermutlich maßgeblich davon ab, ob Jicha in der Lage ist, sich ohne Tapetenwechsel weiterzuentwickeln. Gelingt aber kaum einen Trainer, insofern glaube ich nicht, dass es für den THW ohne Trainerwechsel gehen wird. Aber das heißt ja nicht, dass der THW nun im Mittelmaß versinkt. Vermutlich läuft es wie in Flensburg. Man wird schon weiter oben mitspielen und dann mit neuem Personal wieder angreifen.

    Aufgrund der recht geringer Sample Size und den relativ geringen Unterschieden springt das mit den Quoten auch mal ganz gerne recht stark. Nur mal so als Beispiel: Der SCM war vor dem Spiel gegen Stuttgart auf Platz 15 der Wurfquote von außen. Nach dem Spiel waren sie auf Platz 7. Da reicht manchmal ein Spiel, um ein ganz anderes Bild zu zeichnen.

    Ich bin 2017 nach Kiel bzw. Vorort gezogen und hatte nicht viel Vorahnung, was Handball in Kiel nun genau bedeutet. In der Saison 2017/18 war Kiel ähnlich positioniert wie diese Saison. Vermutlich noch etwas schlechter. In der Saison war ich dann bei sehr vielen Spielen in der Halle und war sehr überrascht, wie angenehm ruhig und entspannt die Menschen mit der für Kieler Verhältnisse schlechten Saison umgegangen sind. Ich, so für mich, finde das sehr angenehm, wenn man im Spiel emotional dabei ist, aber auch Niederlagen und schlechte Phasen akzeptieren kann. Damals ist man in Kiel ruhig geblieben, hat gute Verpflichtungen gemacht und dann kamen auch wieder gute Jahre.

    THW muss schon nah ans aktuelle Limit kommen, damit das im Viertelfinale passt. Das sehe ich schwieriger als ein mögliches Final 4, wo Kiel vlt. nicht vom Namen her, aber von der Mannschaft Außenseiter sein wird. Einem THW, der befreit aufspielen kann, ist durchaus an so einem WE auch was zuzutrauen. Im Viertelfinale werden sie Favorit sein und so richtig leistungsstabil scheint der THW unter Druck nicht zu sein.

    Malte Voigt von Altenholz war gewissermaßen die Nummer drei in den letzten Jahren, wenn es mal richtigen Ersatz brauchte. Beim CL-Sieg z.B. war Landin nach Corona raus, wo er dann Ersatz war. Er bekam zuletzt nur unter der Woche in der CL keine Freigabe von seinem Arbeitgeber. Ansonsten hat Battermann, der gerade nach Lemgo ausgeliehen ist, auch schon mal nominell den Ersatz auf LA gegeben, obwohl er RL ist.

    Landin war die letzten beiden Jahre in der CL kein großer Faktor. 21/22 hätten sie mit einem zweiten Torhüter auf Mrkva-Niveau der letzten Saison vlt. sogar eine Chance in der CL gehabt. Da hat Landin z.B. im Halbfinale gegen Barcelona nur 15% gehalten und trotzdem fast durchgespielt. Letzte Saison hat Landin 26,3% in der CL gehalten, Mrkva 29,3%. Diese Saison ist der THW u.a. besser, weil vor allem Bellahcene 33,3% hält. Der THW hat nicht mehr die Kapazität in beiden Wettbewerben top zu sein. Letzte Saison haben sie nochmal in der Liga alles reingehauen, um den Titel zu holen und dann sah es in der CL mitunter nicht mehr so frisch aus. Diese Saison sieht das komplett umgedreht aus. Der THW spielt diese Saison der CL auch meistens viel schneller, wesentlich zielstrebiger und mit viel mehr Energie als in der Liga.

    Also sorry, wenn man sich über den jetzigen THW aufregt, dann ist doch das letzte, was machen kann, Gislason hervorzukramen. Das war in seinen letzten Jahren doch noch viel mehr von dem, was man jetzt kritisiert. Wenn man so will, begann die gute Phase des THW mit der Ankunft von Jicha als Co. Da könnte man ihm genauso Kredit dafür geben, dass es erst seit er da ist besser läuft. Wenn man sich mal zurückerinnert, dann war Jichas Plan als er übernommen hat, viel mehr Tempo zu spielen. Er hat auch angefangen die Bankdrücker unter Gislason spielen zu lassen, d.h. überhaupt die Breite des Kaders zu nutzen und die war gar nicht so schlecht, wie man dann gesehen hat. Ein Reinkind z.B. war in seiner ersten Saison beim THW auch nicht der Reinkind der folgenden Jahre. Das begann erst im ersten Jahr mit Jicha als Chef.

    Jicha ist dann aber relativ schnell umgeschwenkt auf den Fokus Energiesparen. Das 7:6 war zu Beginn kein taktisches Mittel gegen Einfallslosigkeit, sondern sollte dabei helfen, mit weniger Kraftverschleiß zu einfachen Toren zu kommen. Sein Ziel war es offenbar immer, dass am Ende der Saison die Kräfte nicht am Ende sind. Wenn man sich mal die Rückrunden ansieht, dann ist der THW da nie abgefallen. Selbst in der Saison 21/22 als der SCM mit zwei Niederlagen Meister geworden ist, hat Kiel die bessere Rückrunde gespielt. Auch der SCM musste z.B. lernen cleverer mit den Kräften zu sein.

    Ich kann mich z.B. noch an den letzten Pokalsieg vom THW 21/22 erinnern, wo der SCM diese überragende Saison spielt. Den Pokal verlieren sie aber, weil sie im Halbfinale gegen Erlangen 60 Minuten mit kleiner Rotation Vollgas geben, mit acht gewinnen, während der THW sich gegen Lemgo mehr wechselt und sich ins Finale würgt. Dort hat dann Kiel viel mehr Power und gewinnt mit sieben. Da hat Wiegert dem SCM mutmaßlich eine größere Titel-Chance gekostet. Auch der CL-Sieg gegen Barcelona wurde so gewonnen, weil Barcelona im Finale nicht nochmal so viel Energie aufbringen konnte wie im Halbfinale gegen Paris und der THW konsequent 7:6 gespielt hat. Bei aller berechtigter Kritik muss man Jicha schon zu gute halten, dass da einiges funktioniert hat.

    Vermutlich ist Jicha jetzt an einem Punkt, an dem so viele Trainer immer wieder angekommen. Es hat etwas funktioniert, man war erfolgreich und nun wird an dem, was einmal erfolgreich war, so lange festgehalten, bis das entweder wieder funktioniert oder man entlassen wird. Das ist vermutlich so ein Trainer-Ding, weil man in aller Regel als Trainer auch fest an das glauben muss, was man den Spielern vermittelt, dass man irgendwann so sehr daran glaubt, dass man den Blick auf die Realität verliert. Hier müsste der THW aber auf höherer Ebene intervenieren. Bei Kiel sieht das fast ein wenig NFL-mäßig aus, wo oft ein GM und Head-Coach als Tandem kommen und gehen. Szilágyi scheint hier viel zu tief im Trainer-Team involviert zu sein.

    Das ist z.B. auch ein Punkt, den ich beim THW bedenklich finde. Johansson war auch bei der EM nur der Überzahl-Joker, weil Carlsbogård Innenblock gespielt hat. Da stimmt die Entwicklung an der Front auch überhaupt nicht.

    Wenn man sich das mal statistisch aktuell ansieht, dann hat der THW seine Torausbeute von 32,3 auf 33,1 Tore pro Spiel gesteigert. Das allerdings hauptsächlich in den Spielen außerhalb der Top 4. Dagegen ist der Schnitt der Gegentore von 27,0 auf 29,1 gestiegen. Der SCM z.B. ist den umgedrehten Weg gegangen. Von 33,1 Tore pro Spiel in der Vorsaison auf 32,8 Tore pro Spiel leicht herunter, dafür in der Defensive von auf 28,9 auf 27,0 verbessert.

    In den Spielen innerhalb der Top 4 sieht man bislang auch eine richtige negative Entwicklung für den THW. In der Vorsaison hatte man noch knapp mit 30,3 zu 30,1 Toren in den sechs Duellen im Schnitt die Nase vorn (3-1-2). In den bisherigen fünf Spielen waren sie mit 28,0 zu 30,7 Toren unterlegen (1-0-4). Zwei der restlichen drei Niederlagen gegen Melsungen (H) und Hannover (A) gegen gute Mannschaften. Auch die Niederlage in Leipzig jetzt keine Monster-Sensation.

    Das zeigt für mich, dass der THW jetzt nicht da steht, weil sie nicht konstant sind wegen der angeblich jungen Spielern, sondern sie oben doch recht unterlegen in den direkten Duellen sind. Auch wenn der Verlauf z.B. in Flensburg sicher lange sehr gut war. Der THW steht in etwa da, wo sie auch hingehören. Für Kiel stand immer, dass sie dem Gegner auch mal richtig weh tun können. Wenn man sich mal ansieht, wie z.B. der SCM sich vor 2,3 Jahren auch mal die Zähne ausgebissen hat und das mal vergleicht wie leicht Tore für den Gegner vom THW aussehen, dann fehlt da richtig was.

    Wenn der THW wieder nach oben will, brauchen sie für mich vor allem in der Defensive eine Verpflichtung von einem Unterschiedsspieler. Wenn man mal sieht, dass von den Spielern, die beim THW bevorzugt innen und auf halb decken, nur Øverby nach 2018 gekommen ist, dann sehe ich auf der Seite die größten Probleme bei der Kaderplanung. Ansonsten können sie maximal hoffen, dass sie eher das Berliner Modell fahren und das höhere Maß an Gegentoren mit noch mehr Toren vorne kompensieren. Da muss dann wohl Madsen den großen Unterschied bringen.

    Frankreich hat modern gespielt. Stärkenorientiert. Vielleicht ähnliche Spielweise wie Kiel, aber viel athletischere Spieler. Dann funktioniert das auch. Und sie sind mehr über Kreuzungen gekommen.

    Aber kein Tempohandball? Sie haben offenbar einen Weg gefunden, wie sie mit den Spielern, die sie haben, erfolgreich sind. In dem Fall über die Athletik. Aber es war doch nicht zwingend notwendig, dass sie Tempohandball gespielt haben. Und am Ende geht es doch nur darum, dass man die Stärken die man hat, zur Geltung bekommt. Das kann Schnelligkeit sein, dass kann Spielintelligenz sein, dass kann Athletik sein oder wegen mir auch Wurfkraft. Und ich glaube, das hat die EM gut gezeigt, dass es nicht nur den einen Weg gibt, um erfolgreich zu sein.

    In der CL wirkt der THW gelöster. Da sind sie oft mit einer anderen Sicherheit, einer anderen Geschwindigkeit unterwegs. In der Liga setzt sehr schnell Verunsicherung ein, es wird einen Bruchteil zu lange nachgedacht, zu lange gezögert. In der CL hat man auch den Eindruck, dass sich mehr gegen schlechte Phasen gestemmt wird. In der Liga fehlt da ab und an der letzte Wille. Vermutlich sieht man in der CL noch die einzige Chance die Saison irgendwie zu retten.

    Ich fand jetzt nicht, dass Frankreich bei der Europameisterschaft modernen Tempohandball gespielt. Sie haben auch nicht die besseren Einzelspieler gegenüber Dänemark. Wie oft galt in allen möglichen Sportarten eine Mannschaft oder eine Art des Spiel als das, was man spielen muss, um erfolgreich zu sein? Und dann kam meist nicht so lange später die nächste Mannschaft oder die nächste Art des Spiel und es ging wieder von vorn los.

    Die spannende Frage bei Jicha ist eher, ob er jemand ist, der das Spiel so analytisch betrachtet und versteht, dass er eine Vorstellung entwickelt, wie eine Antwort auf das aussieht, was andere Teams gerade machen. Wenn das so auf dem Level ist, was man während des Spiels sieht, dann eher nein. Aber dazu müsste man natürlich Einblick in die Analysen und das Training haben. Insofern ist es der Job von Jicha Antworten zu finden, auf das, was jetzt als modern gilt und nicht das zu kopieren, was andere machen. Und selbst wenn das so ist, muss man es auch noch vermitteln können. Das ist bei Trainern, die als Spieler super erfolgreich waren, oft auch nicht gegeben, weil es ihnen schwer fällt zu verstehen, warum man nicht einfach umsetzen kann, was gewollt ist.

    Die letzte vergleichbar schlechte Saison für den THW ist gerade mal sechs Jahre her. Da ging die Welt auch nicht unter. Zumal diese Saison nach zwei dritten Plätzen zuvor kam. Es kam danach ein Spieler mit Pekeler und auf einmal funktionierte es wieder. Bei Magdeburg hat die große Mehrheit Wiegert jahrelang in die Wüste geschrieben und man konnte sich seitenlang belesen, warum dessen Idee von Handball nie im Leben für ganz oben reichen kann. Dann kam Saugstrup und auf einmal klickte es. Insofern kann es gut und gerne sein, dass sich das Blatt auch zeitnah wieder wendet. Es ist aber genauso vorstellbar, dass es auch die nächsten Jahre weiter so launisch läuft wie zuletzt.

    Aktuell ist der THW eine Wundertüte, dem es in kritisches Situation zu oft an einer klaren Spielidee fehlt. Wenn eine Mannschaft so oft undiszipliniert wird, ist das eigentlich kein gutes Zeichen. Jicha muss man ankreiden, dass häufig keine klaren Abläufe zu erkennen sind, welche den Eindruck vermitteln, dass dort gut eintrainierte Automatismen zu sehen sind. Und sei es in der Kleingruppe.

    In der CL läuft es aus meiner Sicht besser, weil der THW dort meistens befreiter aufspielt. In der Liga merkt man sehr häufig, dass bei Rückschlägen schnell viel Hektik und Nervosität aufkommt. Auch im letzten Spiel hatte man nie den Eindruck, dass der THW wirklich überzeugt ist, von dem, was sie spielen. Gerade da wäre es wichtig, eine spieltaktische Basis zu haben. So sieht man bei THW dann sinnfreie Risikoanspiele oder Würfe ohne jeden Ablauf. Da wird dann irgendwas versucht, um das Ruder wieder herumzureißen. Eine Spitzenmannschaft zeichnet aber aus, dass ruhig bleibt, um ihre Stärke weiß und sich dann auch das was verlassen kann, was einstudiert ist.

    Das Highlight in der ARD war die Auszeit von Gislason als Božović nicht zu stoppen war. Gislason gibt null taktische Änderung oder Anleitung dafür vor, sondern sagt den Spielern nur, dass sie das nicht zulassen dürfen. Kommentar von Nass: "Naja, er spricht die Stärke von Božović an, aber er sagt auch nicht, wie man es lösen kann." Ergänzung von Bitter: "Naja, das müssen die Spieler aber auch wissen. Eine klare Ansagt hilft, dann hören es alle auf einmal. Aber da muss natürlich jetzt im Mittelblock eine Ansprache her, evt. kann der halbe auch ein bisschen raus. Ihm einfach den Schwung nehmen. Aber das müssen die Jungs jetzt selbst besprechen."

    Das ist natürlich nicht einfach. Ich kann mich an eine Sache, was Zuschauerinteresse betrifft, rund um die WM 2007 im Handball erinnern. Damals hat das Magazin Sponsors, die heute glaube anders heißen, eine Untersuchung gemacht, wie die Heim WM das Interesse verändert. Dafür hat man über ein Meinungsforschungsinstitut vor und nach der WM regelmäßig Umfragen gemacht. Bekanntlich war die WM ein großer (sportlicher) Erfolg. Unmittelbar nach der WM ist das Interesse der Befragten förmlich explodiert. Aber schon nach sechs Monaten waren die Umfragewerte wieder auf dem Niveau vor der WM. Jetzt muss man solche Meinungsforschungssachen immer mit etwas Vorsicht genießen, wie man bei Wahlen, etc. auch immer gut sieht, aber es war zumindest mal ein Ansatz. Was interessant war an den Ergebnissen war aber, dass selbst beim unmittelbaren Anstieg des Interesses nach der WM nur ein sehr kleiner Prozentsatz angab, dass man in Folge des Interesses plant, jetzt auch die Bundesliga intensiver zu verfolgen. Es stieg also nur das Interesse an der Nationalmannschaft, aber nicht am "Alltag".

    Ich brauch da nur bei mir gucken. Ich komme aus einer Großstadt, der größter Erfolg im Handball der Aufstieg in die 4. Liga vor ein paar Jahren war. Der Sport ist also im Grunde in der Stadt null präsent. Dafür hat aber der Basketball-Verein während meiner Jugend den Weg bis in die BBL gefunden und entsprechend war das der Sport Nummer zwei nach Platzhirsch Fußball. Ich habe immer Nationalmannschaft geguckt und dann Handball zwischen den Turnieren komplett aus den Augen verloren. Keine Chance, dass ich ohne nachzugucken gewusst hätte, wer Meister ist. Ich war im Grunde wie die Befragten nach der WM 2007. Das war nach sechs Monaten wieder komplett weg. Insofern ist das auch ganz schwer das Interesse aus der Nationalmannschaft wirklich in das Tagesgeschäft zu transportieren.

    Was nach der WM 2007 aber auch stieg war die Anzahl der Kinder im Training. Dort, wo noch vorher Mangel herrschte, konnte man auf einmal gleich drei Mannschaften anmelden. Das wiederum ist die große Chance einer Sportart, indem man genau an die Stelle Mittel gibt, die eine Sportart auf eine viel breitere Basis stellen. Das bringt natürlich nicht von jetzt auf gleich etwas. Es wird aber immer nur versucht quasi "oben" Mittel und Wege für schnellen Erfolg in Form von mehr Reichweite zu finden. Dabei braucht man eigentlich mehr Basis. Auch sportlich.