Beiträge von brodie79

    Der THW ist mittlerweile nur noch auf Platz 10 in der Wurfquote der HBL bei Feldtoren in der HBL mit 60,55%. Top-Wert ist Berlin mit 69,85%. Die anderen Teams der Top 6 sind zwischen 65,04% und 66,70%. Für den THW ist spannenderweise Eisenach in den Top 6, sogar Platz 2. Die haben aber eine schlechte Torhüter-Quote als "Ausgleich". Hier ist der THW wiederum auf Platz zwei. Das trägt den THW dann in der Tabelle vor Teams wie Gummersbach oder die RNL, welche offensiv effizienter sind als der THW.

    Gestern im Spiel hatte Berlin in beiden Hälften konstant 72% Wurf-Quote, der THW in Hälfte zwei auch knapp, aber in Hälfte eins nur 58,3%. Aktuell kann der THW häufig im 7:6 von der Effektivität auf dem Niveau der Ligaspitze mithalten, ohne das nicht.

    Dafür macht der THW die wenigsten technischen Fehler in der Liga. Knapp vor Magdeburg im Schnitt. Spannend ist auch, wenn man sich das für die Spieler ansieht, vor allem im Verhältnis zu den Vorlagen. Duvnjak kommt auf 3,6 Vorlagen pro technischem Fehler, Johansson auf 2,6, Madsen auf 1,5 und Skipagøtu auf 1,1. Mal im Vergleich zum Vorjahr: Duvnjak 3,6, Johansson 1,9, Reinkind 1,7, Bilyk 1,5 und Skipagøtu 1,2.

    Man sieht schon, dass Duvnjak hier für den THW extrem wichtig ist und Skipagøtu noch die Effizienz fehlt. Johansson hat sich als Vorlagengeber nochmal verbessert, aber dafür ist seine Wurfquote von 62,55% auf 51,10% drastisch gesunken.

    Die Aufgabenstellung für Skipagøtu beim THW ist doch auch fast nicht zu bewältigen. Du musst beim THW als Rückraumspieler sehr häufig entweder ein Loch in der Wand finden oder drüber werfen. Im Gegensatz zu den anderen kann Skipagøtu nicht drüber werfen, also versucht er dann entweder eins zu finden, wo er durchpasst oder irgendwie durchwerfen kann. Entsprechend defensiv kann man gegen ihn spielen. Ohne jede Mannschaftsdynamik, die auch für ihn Situationen schafft, die er dann ausnutzen kann, wird es super schwer für ihn dauerhaft Einfluss zu haben.

    Mal als Beispiel. Als Gísli beim SCM vor einiger Zeit auf dem Peak seiner Fähigkeiten war, schien er dort nicht aufhaltbar. Dann kam er zur isländischen Nationalmannschaft und hatte dort überhaupt nicht die Effektivität, wie für Magdeburg. Er hatte z.B. keinen Saugstrup, der dafür sorgte, dass er in Situationen kam, wo er dann seine Stärken voll ausspielen konnte, weil sein Gegenspieler komplett isoliert war. Und dann war auch der mutmaßlich beste 1:1 Spieler nicht so richtig erfolgreich.

    Duvnjak ist halt schlicht deutlich größer und kann durch die Spannweite auch recht effektiv werfen. Im Basketball gibt es den schönen Spruch: You can't teach height. Insofern muss der THW eigentlich dafür sorgen, dass Skipagøtu nicht ständig durch die Wand muss, sondern nur an einer Säule vorbei.

    Der Nachfolge von Duvnjak wird sicher ein Schlüssel für die Zukunft beim THW. Aktuell hat der THW mit Johansson, Bilyk, Skipagøtu, Madsen und Reinkind gleich fünf Rückraumspieler, die maximal im Angriff sehr gut sind. Problem ist aber, dass sie nicht wie Berlin eine Offensive haben, die so gut aufeinander abgestimmt ist, dass sie rein offensiv Spiele gewinnen können. Insofern braucht der THW eigentlich zwingend jemand, der vor allem defensiv richtig stark ist. Auf der anderen Seite sind sie aktuell auch offensiv auf Duvnjak angewiesen, weil er so gut darin ist, aus keiner Vorbereitung ein Tor zu machen. Da bin ich auf die Richtung gespannt, in die man geht.

    Wenn man sich den Kader mal ansieht, dann wurde doch jetzt schon diese Saison eine Rückraumstelle gespart. Auch ohne jeden Verletzten wäre Kutz im Kader als 5. Rechtshänder im Rückraum, der vermutlich kaum was verdienen wird. Ich schätze mal, als finanzielle Konsequenz der Wolff-Verpflichtung. Das war in den letzten Jahren noch jemand wie Wallinius. Vorstellbar wäre z.B. die Nachfolge von Øverby nach der nächsten Saison weniger prominent zu gestalten, wenn Načinović einschlagen sollte.

    Das interessante an der Diskussion um die Durchführung vom Video-Beweis ist doch, warum es seit der Einführung so häufig vorkommt, dass direkt nachdem die Schiedsrichter sich das teilweise ewig ansehen und dann die Entscheidung verkünden, eine bessere Kameraperspektive gezeigt wird. Wo man sich als Zuschauer schon ewig fragt, ob die Schiedsrichter wirklich nur das sehen, was man während der Durchführung sieht oder ob die Schiedsrichter die danach gezeigte Perspektive auch hatten. Wenn nicht, warum nicht?

    In der NFL funktioniert der Videobeweis gut, aber nicht prima. Bestimmte Aktionen musste man auch wieder vom Video-Beweis ausschließen, weil es damit keine Verbesserungen gab. Gerade die Situationen, wo es eine Bewertungsfrage der Schiedsrichter ist, z.B. Pass Interference. Grundsätzlich versucht man sich beim Video-Beweis auf Situationen zu beschränken, die vergleichbar mit Abseits im Fußball sind. Viele Aktionen, wie z.B. Strafen gegen Spieler oder nicht geahndete Strafen dürfen nicht durch Video-Beweis geprüft werden. In der letzten Saison gab es da viele Diskussionen, weil die Schiedsrichter Face Mask Fouls nicht gesehen hatten und das dann auch nicht geprüft werden durfte. Deshalb würde man in der NFL so etwas wie eine Prüfung einer möglichen roten Karte vermutlich gar nicht für den Video-Beweis zulassen.

    Am besten ersichtlich in den beiden direkt aufeinanderfolgenden Aktionen bei der Verletzung von Martinovic.

    Ivan verletzt sich bei der Landung im Fallen und beim Zurückdrehen nachdem er von Landin beim Wurf mit ausgestrecktem Arm zurückge"stoßen" wurde. Ich fordere hier bewusst keine härtere Bestrafung, das "Foul" ist von vorne, frontal, nicht von der Seite und kommt mehrmals im Handball vor.
    Jedoch wird im direkt folgenden Angriff OFS für das exakt gleiche und identische Foul gegen Johansson nach Videobeweis für 2min vom Feld geschickt nur weil Johannson auf dem Boden liegen bleibt und sich den Rücken hält.
    Dies ist nicht in Ordnung und zeigt die unterschiedliche Auslegung auf beiden Seiten mehr als deutlich, wie die unzähligen Videobeweisen immer nur auf Seite des THW deutlich beweisen.

    Korrekterweise war es Madsen, der dort auf dem Rücken gelandet ist und nicht Johansson. Problem für die Schiedsrichter ist halt, dass Martinovic noch kontrolliert landet und ohne die Kniebeschwerden einfach zurückgelaufen wäre. Im anderen Fall fällt Madsen nach der Landung nach hinten und blöd auf den Rücken. Das eine sieht nach nichts aus, das andere spektakulär, obwohl es absolut vergleichbare Szenen waren. Wäre Martinovic auch gefallen, hätten sie sich das auch angesehen und vermutlich Landin auch zwei Minuten gegeben, weil es ein Stoß in der Luft war. Meine Vermutung wäre, dass wenn die Schiedsrichter beides im Video ansehen würden, sie beide Szenen gleich beurteilt hätten.

    Und jetzt kann man natürlich sagen, dass das bedingt, dass die Spieler sich mehr fallenlassen müssen, etc. Das ist, nicht nur im Handball, immer ein großes Diskussionsthema, dass Drama um ein Foul belohnt wird. Ich kann mich z.B. noch eine Aufforderung von Wiegert in einer SCM-Auszeit erinnern, wo er den Spieler mitgegeben hat, dass sie dem Schiedsrichter die Fouls stärker anzeigen müssen. Weiß ja auch jeder, was gemeint ist. Sowas ist dann die Konsequenz daraus. Sonderlich erstrebenswert ist das nicht und es wäre natürlich besser, wenn die Schiedsrichter vergleichbare Szenen unabhängig vom Ergebnis bewerten würden. Ansonsten kann man gleich wie beim Eishockey einführen, dass eine Verletzung vom Gegenspieler beim Foul eine höhere Strafe nach sich zieht.

    Zu der Szene mit dem 7m sieht man deutlich, dass Zerbe seine Schrittlänge verkürzen muss, damit er nicht auf Schefvert tritt und dann mit viel weniger Höhe in den Sprung kommt, als sonst, wenn er frei zum Wurf kommt. An der Stelle könnte man den Spieß jetzt quasi umdrehen und sagen, dass wenn er nur dann 7m bekommt, wenn er auf Schefvert tritt, man wieder Drama belohnen würde.

    Ich finde in der Aufarbeitung der RNL, auch der von Knorr, schwierig, wenn ich mir nur die Szenen rauspicke, wo ich (vermeindlich) benachteilt wurde und komplett unerwähnt lasse, wo ich bevorteilt worden bin. Das gab es in dem Spiel doch auch. Wenn ich an einer ehrlichen Aufarbeitung oder dem Level der Schiedsrichter interessiert bin, dann suche ich mir doch mit Absicht Szenen, wo man selbst einen Vorteil hatte, um zu zeigen, dass es mir nicht darum geht, alles auf die Schiedsrichter zu schieben.

    Nach der roten Karte beim Stand von 27:27 gewinnt der THW die restlichen 14 Minuten mit 5:4. Die 14 Minuten davor mit 7:5. Rein statistisch betrachtet lief es für den THW mit Schefvert auf dem Feld sogar knapp besser. Von den vier Toren, die die RNL noch machen bis Spielende, wirft Davidsson zwei und holt gegen Pekeler in der Verlängerung sogar noch eine zwei Minuten Strafe raus, weil er den schön stehen lässt. Dazu noch einen 7m kurz vor dem Ende, den Knorr dann wieder verwirft. Ich hab nicht gesehen, wo das offensiv am Ende eine Schwächung für die RNL war. Und defensiv sind fünf zugelassene Tore in 14 Minuten jetzt auch nicht verkehrt. Insofern verstehe ich das Aufhängen an der roten Karte nicht so ganz.

    Minuspunkte bisher für den THW:

    RNL (A) 27:32

    Melsungen (H) 21:25

    Berlin (A) 26:35

    Flensburg (H) 33:37

    Wetzlar (A) 25:27

    Flensburg (A) 33:36

    Melsungen (A) 22:27

    Bei den Spielen gegen die Top 7 in der Tabelle stehen noch die zwei Siege gegen SCM und die Heimsiege gegen Hannover und RNL zu Buche. Aktuell eine Bilanz von 8:12 Punkten bei den Spielen gegen die Top 7. Nimmt man die RNL raus, dann 6:10 bei den Spielen innerhalb der Top 6. Mit einem Heimsieg Mittwoch und Sieg in Hannover wäre zumindest bei den Topspielen eine ausgeglichene Bilanz drin und dann könnte eventuell das Wetzlar-Spiel das Spiel gewesen sein, was dem THW die CL kostet, wenn es nicht reicht. Vielleicht ist die Bilanz gegen die Top-Teams aber auch so nicht ausreichend genug.

    Für die langfristige Entwicklung beim THW auf jeden Fall enorm wichtig, dass die Spieler der nächsten Generation erfolgreich durch ein hartes Finalwochenende gegangen sind und auf dieser Erfahrung aufbauen können. Und für die alte Garde, dass sie belohnt werden, dass sie immer noch diesen Hunger auf Erfolg haben, obwohl sie so viel gewonnen haben in ihrer Karriere.

    Ich glaube, dass Jicha aus einer gestandenen Mannschaft, auch über einen langen Zeitraum, so viel herausholen kann, wie vlt. wenig andere. Das hört sich vlt. einfach an, ist es aber nicht. Er scheint da einen sehr guten Zugang zu den Spielern zu haben, die er auch mitziehen kann. Ich bin immer ein großer Freund von Trainern, die dieses Feuer und Leidenschaft in sich haben und weitergeben wollen. Für ihn persönlich dürfte es ein sehr befreiendes Wochenende gewesen sein, was ihm viel gibt.

    Als großer Freund des Torwartspiels war die erste Halbzeit im Finale schon ein Feuerwerk und die zweite Halbzeit von Wolff wieder überragend. Schon bitter für Melsungen, dass sie wie letztes Jahr im Finale auf einen überragenden Torhüter treffen.

    THW hatte zehn Torhüterparaden mehr und acht technische Fehler weniger. Wie Hens am Ende vom Spiel festgestellt hat, ist das Ergebnis dafür für Gummersbach sogar noch in Ordnung. Die erste Halbzeit geprägt durch die vielen Fehler vom VfL und einem bestens aufgelegten Wolff, der einige freie hielt. Dadurch der THW viel am Laufen und auch in der Abwehr mit guter Energie. Dazu gingen noch recht viele Rückraumwürfe rein, wo Obling auch nicht immer gut aussah, aber auch einigen wirklich guten Würfen.

    Zweite Halbzeit dann nur noch 2/11 aus dem Rückraum vom THW. Da ging nicht mehr viel aus der Distanz. Kuzmanović besser im Spiel und mit der ein oder anderen Parade. Insgesamt nur vier Kieler Tore in den ersten 14 Minuten der zweiten Halbzeit und Gummersbach nochmal etwas dran, aber die Auszeit von Jicha dreht es dann endgültig.

    Für Handball-Deutschland kann man nur hoffen, dass Schluroff diese Energie und Entschlossenheit dauerhaft zeigen kann. Der war teilweise heftig zu schnell für die THW-Abwehr. Aber auch einige herausragende Paraden von Wolff. Die freien sehen natürlich immer sehr spektakulär aus, aber auch bei Würfen aus der Distanz, wo er nicht viel Hilfe von Abwehr bekommen hat, mit sehr starken Reflexen.

    Die Highlights des Spiels aber eigentlich, wenn der Ball ruhte. Die erste Auszeit von Sigurðsson vlt. für VfL-Fans nicht so zum Lachen, aber ich muss lachen, wegen der Formulierung. "Die haben fünf Tore Führung, weil wir dumm sind, weil wir Fehler machen. Bitte kommt in die Halle."

    Und dann nach dem Spiel.

    Johansson: "Ich finde unser Plan hat gut funktioniert. Also wir haben vorher gesagt, wir müssen eine aggressive und kompakte Abwehr haben gegen, ja, Schluroff. Ich glaube er hat auch viele Tore heute gemacht."

    Sattler: "Elf waren es".

    Johansson (lacht): "Okay, dann war unser Plan nicht so gut."

    Sattler: "Auch die Rhein-Neckar Löwen haben heute gewonnen gegen Lemgo.."

    Wolff: "... danke, dass das ich das nicht mehr angucken kann jetzt."

    Sattler (lacht): "Ai ai ai, hab ich gespoilert jetzt. Dafür kriegen wir von den Fans immer richtig auf die Mütze, wenn wir sowas sagen."

    Wolff (lacht): "Zurecht auch".

    Die Frage, die sich der THW doch stellen muss, ist, ob sie in Jicha einen Trainer sehen, der eine Mannschaft entwickeln kann. Melsungen steht doch nicht vor dem THW, weil sie Weltklasse verpflichten, sondern weil sie einen Trainer haben, der einen Plan hat, was er spielen will, der Spieler holt, die dazu passen und entsprechend etwas entwickelt. Das braucht auch Zeit. Parrondo ist jetzt in seiner vierten Saison dort, Wiegert hat auch sechs Jahr Anlauf gebraucht und auch Siewert ist schon fünf Jahre in Berlin. Bei allen gab es unterwegs auch genügend Zeiten, wo es von außen betrachtet, auch nicht gut lief. Aber man konnte immer sehen, was sie wollen. Beim THW weiß ich das nicht so richtig.

    Die schwankenden Leistungen der Spieler kommen auch daher, dass die Spiele beim THW so laufen, dass die Spieler individuelle Lösungen gegen das finden müssen, was der Gegner in der Abwehr präsentiert. Je nachdem, wie das jedem einzelnen liegt und der jeweiligen Tagesform, gelingt das den Spielern mal besser und mal schlechter. Dieser Ansatz funktioniert nur zuverlässig, wenn man Spieler hat, die auch schon so viel gesehen haben an Gegnern und deren Abwehrverhalten, dass sie aus Erfahrung immer wissen, was zu machen ist.

    Man kann von außen jetzt nicht in das Training gucken, was dort gemacht wird, wie dort an was gearbeitet wird, etc. In den öffentlichen Aussagen ist bei mir immer der Eindruck da, es ginge es nur um den Einzelnen, als wäre es nur eine Frage der individuellen Qualität und Mentalität. Die spielt natürlich immer eine Rolle, aber ich glaube Jicha ist hier etwas in der ehemaliger Weltklasse-Spieler-Falle. Er hatte eben Fähigkeiten, die es ihm erlaubt haben, bestimmte Dinge zu machen und nicht selten haben Spieler dieser Klasse, egal in welcher Sportart, dann als Trainer große Mühe zu verstehen, warum andere das nicht auch einfach machen. Also wäre es nur eine Frage der richtigen Einstellung. Also könnte jeder dahin kommen, wenn er nur wolle. Das ist zumindest mein Eindruck, wenn man ihm so zuhört.

    Im Spiel fällt auf, dass im Gegensatz zu den zuvor genannte Trainern beim THW sehr wenig im Detail passiert. Das ist alles sehr oberflächlich. So wie Jicha gestern erzählt, dass sie sich am Ende nicht mehr getraut haben. Hat er Recht, aber warum haben sie das nicht? An der Stelle biegt Jicha immer in Richtung Mentalität, etc. ab. Aber man kann eben an der Stelle auch anders weiterdenken.

    Die Spieler sollten jetzt also gegen eine defensive, große Abwehr, die überhaupt nicht darauf anspringt, dass jemand beim THW irgendwas antäuscht und sich so rauslocken lässt, irgendwo durch oder drüber werfen mit einem gut auflegten Torhüter dahinter. Und das nachdem das zuvor zu Fehlwurf, nach Fehlwurf geführt hat. War ja nicht nur, dass Simic gehalten hat, sondern es gingen auch einige Würfe drüber und vorbei.

    Jetzt kann man natürlich hingehen und sagen: Egal, sie müssen die Mentalität haben, trotzdem weiter dasselbe zu probieren und die Dinger einfach treffen. Aber das kann doch nicht alles sein. Da muss doch beim THW auch der Anspruch an den Trainer ein anderer sein.

    Da geht es auch gar nicht um eine reine Ergebnisbetrachtung. Es gibt in der Liga keine Garantie, Meister zu werden oder in die CL kommen. Und wenn man das nicht schafft, hat man noch lange keine schlechte Saison gespielt. Sofort alles immer in Frage zu stellen, weil es vlt. mal nicht für die CL oder den Meistertitel reicht, ist definitiv der falsche Weg. Aber man muss aufpassen nicht in die große Alibi-Masche zu verfallen, sich darauf auszuruhen.

    Selbst die jüngeren Spieler beim THW haben vor dem THW schon CL in tragenden Rollen bei ihren Teams gespielt, wie Johansson und Madsen, sind Nationalspieler in wichtigen Rollen, die bei großen Turnieren dabei sind, wie auch Skipagøtu. Das sind doch keine Spieler aus dem Nachwuchs, die gerade ihre ersten Schritte machen. Alleine sowas anzubringen, muss doch bei den Verantwortlichen beim THW die Alarmglocken läuten lassen.

    Noch dazu kommt, dass Szilágyi und Jicha Führungskräfte sind, die immer wieder Aussagen treffen, deren Unterton ist: Also an uns liegt es nicht. Vlt. wollen sie das gar nicht, vlt. wollen sie einfach den Druck von den Spielern nehmen, aber sie drücken sich immer wieder sehr, sehr unglücklich aus, weil sie nicht bei sich anfangen. Das Leben als Führungskraft ist manchmal auch durchaus ungerecht, weil man den Kopf hinhalten muss, für was, was man nicht selbst verbockt hat. Aber das ist der Preis für die Dinge, die man dafür bekommt. Und wenn man in so eine Führungsposition will und dann auch geht, muss man auch akzeptieren, was das mit sich bringt.

    Zu sagen, dass Spieler (noch) nicht die Qualität haben oder (noch) nicht die Mentalität mag durchaus richtig sein, aber die guten Verantwortlichen schaffen es, dass sie sich (verbal) dafür so in die Verantwortung nehmen, dass man nicht hinterher denkt, dass die Spieler einfach (noch) zu schlecht sind.

    Ich nehme mal an, dass Jicha seit der letzten Saison versucht die Situation positiv zu sehen. Dass er vlt. auch an eine Entwicklung der Spieler glaubt, dass sie individuell bessere Entscheidungen treffen, mental vlt. auch stabiler werden. Hier muss von außen die Entscheidung getroffen werden, ob das reicht. Ob einfach nur Geduld gefragt ist und sich die Spieler entsprechend so entwickeln werden, dass sie Weltklasse sind oder ob man nicht mehr erwartet von einem Trainer.

    Das Problem ist nur zum Teil die Überalterung. Der THW hat in den letzten Jahren fast ausschließlich Spieler geholt, die ihre Stärken in der Offensive haben. Selbst ein Spieler wie Wallinius, der als abwehrstark angekündigt wurde bei seiner Verpflichtung, hat auf der Seite des Feldes nie eine Rolle bekommen. Auch die anderen Schlüsselspieler, die man geholt hat mit erst Johansson, dann Skipagøtu und dieses Jahr Madsen sind alle Kandidaten fürs Parken auf Außen oder Wechsel. Mit Načinović kommt der nächste, der wie Wallinius, als stark auf beiden Seiten angekündigt wurde. Trotzdem hat er es offenbar (noch) nicht geschafft in der kroatischen Nationalmannschaft in der Verteidigung unersetzlich zu sein. Aber er wird vermutlich schon alleine durch die Lücke von Wiencek spielen müssen und vlt. ist er dann jemand, der die Abwehr mit prägen wird.

    Von der Sache her, ist das aber nur ein Problem, weil der THW jetzt offensiv nicht so stark ist, dass sie die defensiven Probleme in Kauf nehmen können. Bei Berlin rühren Gidsel, Lichtlein und Andersson jetzt auch nicht unbedingt Beton an, aber die Berliner haben so viel Variabilität in ihrem Spiel, dass sie vorne ihre Spiele gewinnen. Das traue ich persönlich Jicha nicht zu, dass er den THW dahin entwickelt. Dafür fehlt mir die sichtbare handballerische Tiefe. Die Analysen von Jicha und Szilágyi gehen auch immer nur auf das individuelle. Sei es Qualität oder Mentalität. Da ist nie ein Mannschaftsansatz zu sehen oder hören.

    Berlin hat aber z.B. einen Wiede oder Langhoff, die sie dann auch hinten reinwerfen können. Die auch mal richtig hart Abwehr spielen. Der THW hat noch Duvnjak auf seine alten Tage und Landin als Entlastung. Ansonsten haben sie noch Bilyk und Reinkind in der Hinterhand. Die nächsten zwei, die eigentlich nur offensiv so richtig einsetzbar sind. Der Kader ist nicht ausbalanciert. Normal muss der THW seine Spiele durch eine überragend Offensive gewinnen, die sie so nicht haben. Ansonsten hilft nur, dass der Torhüter viele der Freien hält, die er jedes Spiel sieht.

    Die wenigen Zeitstrafen sprechen nicht für den mangelnden Einsatzwillen der Abwehrspieler, sondern für die Schiedsrichter. Sie haben auf beiden Seiten sehr viel laufen lassen. Ich fand es gut, dem THW kam es aber nicht zugute.

    Mehr Zeitstrafen hätte dem THW auch nicht geholfen, im Gegenteil. Die Abwehr war im Rückzugsverhalten und in der Abstimmung einfach zu langsam. 14 Kreisläufertore von Flensburg sind einfach zu viele. Gerade den agilen Jörgensen haben sie zu keinem Zeitpunkt in den Griff bekommen.

    Ich habe kein Spiel gesehen, wo der THW sich physisch bemerkbar gemacht hat. Da brauchte es auch keine Linie der Schiedsrichter. Dagur hat es am Anfang der zweiten Halbzeit gut beschrieben. "Ich verstehe nicht. Die stehen alle auf 9, 10 Meter, die Kieler Abwehr und der Ball ist immer noch auf der anderen Seite. Unglaublich viel Platz für die Kreisläufer." Und das hat man im Spiel viel gesehen: Sie standen. Dazu unkonzentriert.

    Sie waren im Kopf nicht da in diesem Spiel. Das passiert dem THW immer wieder. Das brauchen sie aber in der Abwehr. Offensiv kann man viel über individuelle Klasse machen. Man sieht dann immer gut, dass alle sich angucken, weil keiner so recht weiß, warum wieder einer frei werden konnte und dann läuft das Spiel so weiter. Gibt auch genügend Spiele, wo sie da sind. Wo sie sich auch pushen. Wo man merkt, dass sie verteidigen wollen. Und/Oder Wolff hält ein eine Menge Freie. Das fällt klar auch viel auf Jicha und die Taktik zurück, die überhaupt nicht funktioniert hat, aber nicht nur.

    Das war gestern ein Spiel, was nur durch den Willen gebogen werden konnte. Vlt. auch mal etwas "Drecksau". Ob es dann klappt, ist was anderes. Aber das habe ich nicht gesehen. Bei Flensburg war der ein oder andere wenigstens bisschen gallig und es gab mal etwas Thermik. Gestern schien es für den THW okay, das Spiel zu verlieren. Hat nicht sollen sein, nächste Mal. Und nicht erst hinterher.

    Wenn fürs Publikums in Flensburg das größte Feinbild ein Flopping von Duvnjak oder die Theatralik von Madsen bei Stopfouls im Angriff ist, dann fehlt mir da etwas. Insbesondere für ein Derby.

    THW spielt gegen Gegner, der richtig viel reinwirft und bei dem viel funktioniert in einem Derby und geht am Ende mit zwei Strafen aus dem Spiel. Eine wegen Flopping und eine im Angriff durch den Schubser. Das zeigt schon, dass der THW Flensburg hat spielen lassen und sich kaum gewehrt hat. Passiert dem THW zu häufig, dass der absolute Wille fehlt. Ich hab keinen THW gesehen, der unbedingt Meister werden will.

    Kiel hat klare Defizite, die sie mit Einsatz und Leidenschaft wett machen müssen. Sie sind nicht die Mannschaft, die die höchste Qualität hat und Spiele runterspielen kann oder am Ende mal 10 Minuten anzieht. Mittlerweile sind auch genügend Spieler im Kader, die nicht alles gewonnen haben und am Ende der Karriere stehen. THW kann eigentlich nur hoffen, dass Nacinovic ein Spieler ist, der so ein Ergeben in der Defensive verhindert. Aber irgendwie scheint das etwas wenig Perspektive.

    In der NoKo ist Graabak bei den Norwegern im Team schon wegen der Bindung disqualifiziert worden.

    Manipulationsvorwürfe gegen Norwegen: "Nicht in Ordnung"
    Nordische Ski-WM 2025 - Manipulationsvorwürfe gegen Norwegen durch Renndirektor Lasse Ottesen nach Disqualifikation von Jörgen Graabak: "Nicht in Ordnung"
    www.eurosport.de
    Zitat

    Die Hersteller der Bindungen seien "sich dessen auch sehr bewusst. Sie dürfen keine Bindung herstellen, die nicht unseren Regeln entspricht", führte Ottesen weiter aus und öffnete damit die Tür für Spekulationen. "Deshalb können wir ganz einfach und klar sagen: Das ist nicht von einem Hersteller. In diesem Fall entspricht die Bindung nicht den Vorschriften, und jemand hat etwas an der Bindung gemacht, um sie zu dem zu machen, was sie heute ist."