aus sport1.de
Toppmöller: "Der Schiri hat mich den Job gekostet"
München - Sollte sich der Manipulationsverdacht gegen Profi-Schiedsrichter Robert Hoyzer bestätigen, drohen dem deutschen Fußball gewaltige Konsequenzen.
Einer der vermeintlich Geschädigten, der Hamburger SV, droht bereits mit rechtlichen Schritten. "Wir werden den Sachverhalt natürlich juristisch prüfen und dann entscheiden, inwieweit wir dagegen rechtlich vorgehen können", erklärte der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann im Gespräch mit Sport1.
Und Ex-Trainer Klaus Toppmöller macht den Schiedsrichter sogar für seine Demission beim HSV verantwortlich.
DFB-Kontrollausschuss ermittelt
Hoyzer soll in Zusammenhang mit Sportwetten Einfluss auf Ergebnisse von ihm geleiteter Spiele genommen haben. Der DFB-Kontrollausschuss ermittelt bereits.
Unter anderem soll der 25-jährige Referee beim 4:2-Überraschungserfolg des SC Paderborn gegen den Hamburger SV in der ersten Runde des DFB-Pokals in entscheidenen Situationen bewusst den Favoriten aus der Bundesliga benachteiligt haben.
Zwei umstrittene Elfmeter führten damals zum Sensationserfolg. Zudem gab es einen fragwürdigen Platzverweis für HSV-Stürmer Emile Mpenza.
"Wenn sich das bestätigt, werden wir Wiedergutmachung fordern"
"Es gibt immer Spiele mit fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen. Bei der Partie war die Anhäufung allerdings besonders groß, und das sieht man nun natürlich in einem ganz anderen Licht", sagte Hoffmann. (Weitere Reaktionen finden Sie hier)
"Wenn sich das bestätigt, werden wir Wiedergutmachung fordern", fügte er im "ZDF-Sportstudio" hinzu. Er habe schon damals einige Entscheidungen nicht nachvollziehen können, "aber ich hätte mir nie vorstellen können, dass es sich dabei möglicherweise um Betrug handelt."
Toppmöller ist nicht überrascht
"Der Schiri hat mich den Job gekostet"
Der durch das Ausscheiden entstandene Schaden für den Verein sei nicht zu beziffern, erklärte der HSV-Vorstandsvorsitzende: "Wer weiß, wie die Saison für uns sonst weiter gelaufen wäre. Wir könnten jetzt noch im Pokal-Wettbewerb sein."
Im weiteren Saisonverlauf stürzten die Hanseaten auch in der Liga ab und entließen Mitte Oktober als Tabellenletzter Trainer Klaus Toppmöller.
Der Trainer sieht sich nun als Opfer Hoyzers. "Der Schiri hat mich den Job gekostet. Wir waren gut drauf bis zur Partie in Paderborn. Aber dann ging's abwärts", sagte der Ex-Nationalspieler der "Bild am Sonntag".
Keine Überraschung für Toppmöller
Überrascht ist Toppmöller allerdings nicht von dem möglichen Skandal. Im DSF-Doppelpass erklärte er, dass ihm schon damals klar gewesen sei, "dass da etwas im Busch ist". DFB-Sprecher Harald Stenger teilte im DSF aber mit, dass es damals keine konkreten Hinweise auf eine Manipulation gegeben hätte.
Nach einer ersten juristischen Prüfung steht fest: Eine Korrektur des Ergebnisses ist wohl nicht möglich, wie Stenger bekanntgab. Das heißt, für den HSV kann es nun nur noch um finanzielle Entschädigungen gehen. (Kommentar: Der Fall Hoyzer schreit nach Konsequenzen!)
Aber nicht nur der HSV ist wie vor den Kopf gestoßen. Pokalgegner Paderborn fürchtet nun um sein gutes Image. "Für den Verein ist es ganz schlimm, als erste und einzige mit dem Fall in Verbindung gebracht zu werden", erklärte Geschäftsführer Michael Born. (Weitere Reaktionen finden Sie hier)
Hoyzer verweigert Kommentar
Hoyzer selbst verweigert bislang jeden Kommentar. Er manövrierte sich mit seinem Vereinsaustritt bei Hertha BSC erst einmal aus der direkten Schusslinie. Er steht, nun vereinslos, nicht mehr unter der Disziplinargewalt des DFB. Vor Strafverfolgung wird ihn dieser Schritt aber natürlich nicht bewahren.
Es ist damit zu rechnen, dass sich die Staatsanwaltschaft bald einschalten wird.
Bleibt nun die Frage nach dem Ausmaß der Angelegenheit. "Das ist ein absolutes Desaster. Hoffen wir für alle Beteiligten, dass es sich hierbei nur um einen Einzelfall handelt", sagte Hoffmann.
"Es handelt sich um einen Einzelfall"
Das bestätigte Stenger. Es handle sich um einen Einzelfall. Es sei zum momentanten Stand der Ermittlungen klar, dass kein weiterer Schiedsrichter, kein weiterer Spieler und auch kein weiterer Trainer involviert sei.
Aber: "Es gibt noch andere Spiele, die untersucht werden", sagte Stenger. (Zehn Einsätze - sechs Mal gab es Kritik)
Zum Beispiel die Regionalliga-Partie zwischen Eintracht Braunschweig und dem FC St. Pauli am 5. Juni 2004. Hoyzer versagte damals zwei Treffern von Mourad Bounoua und Philip Albrecht aus unerkennbaren Gründen die Anerkennung, Braunschweig gewann am Ende 3:2.
"Sogar die Braunschweiger Spieler haben nicht verstanden, warum die Tore nicht gezählt haben", erklärte Pauli-Trainer Andreas Bergmann.
Weitere verdächtige Partien werden untersucht
Auch beim Regionalligaspiel FC St. Pauli gegen VfL Osnabrück (2:3) am 14. August 2004 war es zu sonderbaren Entscheidungen von Hoyzer gekommen.
"Es kann gut sein, dass wir zu dem ein oder anderen Spiel noch was sagen müssen", erklärte Stenger. Noch ist längst nicht alles ans Licht gekommen im Fall Robert Hoyzer.
Michael Gerhäußer/ Michael Reis