Ich persönlich würde mich freuen beim VfL Gummersbach öfter 4:2-Angriffe mit zwei Kreisläufern zu sehen. Einerseits ist man mit Moritz Preuss und Alexander Becker auf KM gut aufgestellt und andererseits hat Kevin Sommer auf Linksaußen zuletzt schlechte Tage erwischt. Da wäre es in meinen Augen sinnvoll ihn ein paar Minuten vom Feld zu nehmen und dafür Alexander Becker zu bringen, der von Außen an den Kreis auflöst.
Das kann man spielen, wurde meines Wissen nach auch schon in dieser Saison. Gerade im dem Spiel als Sommer nicht dabei war. Hier ist man ja gezwungen eine Fachfremdekraft auf LA zu stellen.
Damit es im Angriff allerdings erfolgreich ist, würde ich 4:2 mit Sommer auf LA spielen lassen, sonst macht man sich das Spielfeld doch sehr eng in der Mitte. Dadurch dass Pouya auf der Mitte idR nur zur Hand geht und wenn er gegen die Hand geht den Ball idR in der gegenspielernahen Hand hält.
Das es funktionieren kann zeigt Magdeburg. Sie spielen das 4:2 nach Übergang von RA stark. Allerdings treffen
dort in der Mitte und auf HL auch Bezjak und O`Sullivan die
Entscheidungen. Wenn die Abwehr defensiv bleibt, dann können beide
unglaubgliche Schlagwürfe auspacken und wenn sie rauskommt, dann kommt
das Anspiel an den Kreis. Pouya und Zhukov sehe ich da nicht so.
Als gegnerischer Trainer würde ich dann wohl das Spielfeld noch kleiner machen, da schon ohne LA gespielt wird und sowohl Zhukov als auch Pouya ungern gegen die Hand gehen. Dementsprechend den entscheidenen Mann Martinovic in Manndeckung nehmen bzw. eine versetze 5:1 auf Martinovic spielen. Da können Pouya und Zhukov die Entscheidungen treffen und das ganze mal schön lösen.
Bei einem 4:2 würde ich daher mit Sommer auf Außen spielen und Pouya runterholen. Ihm traue ich es nicht zu über mehrere Angriffe hinweg mehr richtige als falsche Entscheidungen zu treffen. Der Druck müsste dann von Martinovic ausgehen. Entweder spielt er auf den Außen, den Kreis, geht selber oder bringt Zhukov in Wurfposition/Abräumen bis Sommer.
Auch hier: Martinovic in Manndeckung und die Kiste ist tot. Weder Zhukov noch Pouya traue ich den Pass auf den diagonalen Außen (hier RA Schröter) zu. Dadurch wird es wieder sehr eng in der Abwehr. Falls keine Manndeckung, ergibt sich für mich folgende Situation: Wie spielen wir Abwehr?
Die 6:0 mit Zhukov, Becker, Preuss, Martinovic ist wohl suboptimal. Vor allem, wenn Martinovic im Angriff schon alle Entscheidungen treffen muss. Man könnte mit Martinovic den Angriff/Abwehr-Wechsel mit Vukovic spielen. Zur Folge hätte es aber eine zweite Welle mit Zhukov und Vukovic (2 Rechtshändern) und 2 Kreisläufern. Hier raubt man sich wohl einiger Chancen.
Um eine geeignete erste und zweite Welle spielen zu können, müsste dann ein Kreisläufer (Becker oder Preuss) oder Außen (Schröter oder Sommer) zum Wechsel mit Vukovic kommen. Der Wechsel mit einem Kreisläufer dauert aber lange. RNL haben das mit Baena gemacht, doch im 4:2 sind die Kreisläufer beide etwas länger eingebunden (Sperre oder diagonaler Pass) als in einem klassichen 5:1. Je nachdem welche Sperre er für den Abschluss gestellt hat und zu welcher Seite der Abpraller kommt etc, kann der Weg sehr lang sein. Dann müssten situativ entschieden werden, wer zum Wechsel kommt (Außen oder Kreis), was dann auch ein situatives Aufstellen der Abwehrformation zur Folge hätte. Denn Becker kann natürlich auf Außen verteidigen, Sommer aber nicht auf halb.
Was ich eigentlich sagen will: Auch vermeintlich kleine kreative Eingriffe im Angriff haben einen riesigen Rattenschwanz. Gerade beim VfL, wo die Spieler meistens eindimensional talentiert sind, gibt es so einige Probleme an die man denken muss.
Aber es macht Spaß mal Trainer zu spielen. Deswegen lasse ich meiner Kreativität auch mal freien Lauf:
Was man im 4:2 überlegen kann, ist ob Pouya dann nicht an den Kreis verschwindet zusammen mit Preuss. Er könnte mit seinem Zug zur Hand Martinovic durch einen Wechsel in Position bringen und anschließend an den Kreis gehen. Athletisch ist er ja, vielleicht macht er ja am Kreis eine gute Figur. Sollte der Gegner in eine Manndeckung gegen Martinovic gehen kann er einfach wieder rauskommen und den Tiefenraum nutzen, wie er es gegen spansiche 6:0 der Hannoveraner konnte.
Was ich mal spannend fände wäre, wenn Matinovic und Baumgärtner zusammen auf dem Feld stehen. Martinovic auf der Mitte und Baumgärtner auf RR. Linkshänder auf der Mitte ist allgemein für die Abwehr erstmal ungewohnt. Martinovic spielt nen leeren Wechsel mit Baumgärtner. Der kommt mit allem rum was er hat und holt ggf. Zhukov breit zum Wechsel. Der kann ggf. den Ball auf RR weiterspielen wo Martinovic die Entscheidung treffen kann oder Kleingruppe mit Preuss und Schröter spielt. Sowohl auf Baumgärtner und Zhukov müsste der Angriff raus. Martinovic kann denn den Raum auf RR nutzen. Den Abwehrwechsel mit Vukovic könnte dann Baumgärtner oder Martinovic übernehmen. Sogar unabhängig davon, in welche Richtung man spielt. Einer hat immer den kurzen Weg zur Bank.
So viel zur Theorie...
Denn am Ende wird einem nicht umsonst auf jedem Trainerlehrgang mitgeteilt, dass die idividuelle Ausbildung das A und O ist. Einen individuellen genialen Spieler in ein Spielsystem einzuordnen ist einfacher, als als ein Spielsystem für einen technsich schlecht ausgebildeten Spieler zu finden. Daraus dann noch ein variables System zu machen, das dann auch noch mit den ebenfalls suboptimal ausgebildeten Mitspielern kompativel ist und situativ auf die Abwehr reagiert, dass ist meines Erachtens nach unmöglich.
Warum hat Martinovic sich so schnell integriert? Weil er eine gute Ausbildung hatte und in seinen Möglichkeiten der Lösungsfindung vielfältig ist. Ob das 1:1, Wurf aus dem Rückraum, Anspiel an den Kreis oder der Pass nach Außen ist. Auch unter Druck technisch einfach sauber. Wenn der VfL nur solche Spieler auf dem Feld hätte, dann gehe ich davon aus, dass wir uns alle die Augen reiben würden wie Bahtijarevic dann plötzlich Handball spielen lässt.
Nicht um sonst hört man bei Übertragungen häufig Floskeln wie "große Spieler entscheiden große Spiele" oder das am Ende die individuelle Klasse das Spiel entschieden hat. Die Taktik ist immer die Basis. Das ist auf dem Niveau klar. Aber spätenstens nach dem zweiten Ablauf einer Auftakthandlung in der BL ist kein Gegner mehr überrascht (wenn sie die Situation nicht vorher schon im Video gesehen haben) und es geht schlichtweg darum die Situation in der Kleingruppe zu lösen. Und je bessere technische Möglichkeiten ich habe, desto mehr Lösungungen habe ich zur Verfügung. Hier entsteht für mich die Variabilität. Schaut euch Schmid an, jeder weiß was kommt, aber es klappt trotzdem. Und warum? Weil wenn ich als Abwehrspieler diese eine seiner vielen Lösungen schließe, dann nimmt er halt eine andere.
Jeder aktive oder ehemalig aktiver Handballer kennt es doch. Als Landes- oder Verbandsligist gegen einen Oberligisten im Kreispokal oder in der Vorbereitung. Die erste Halbzeit hält man noch gut mit und am Ende gehen einem einfach die Möglichkeiten aus und man verliert trotzdem mit 6-10 Toren. Und warum? Weil ich meine 3 Lösungen aus dem 1:1 im Hz 1 bereits gezeigt habe. Ich habe aber nicht die Möglichkeiten und die technischen Fähigkeiten in Hz 2 die Abwehr vor neue Probleme zu stellen. Egal aus welchem Anlauf ich komme.
Spieler wie Pouya und Zhukov, die einfach technisch und individuell für das Niveau mangelhaft ausgebildet worden sind, können nur so lange auf ihrem Niveau spielen, bis ihr Körper (vor allem bei Pouya) ihrem sehr aufwendigen Spiel tribut zollen muss. Kurzfristig im Spiel, aber auch auf Dauer gesehen. Und so geht es den Spielern des VfL leider beim Großteil der Bl-Spiele.
Schon wieder viel mehr geschrieben als gewollt. Ab zu Sky... auch wenn der Start alles andere als gut war