Flensburg schafft den Hattrick
Hamburg - Die Sektfontänen schossen über das Parkett der Color-Line-Arena.
Flensburgs Handballer lagen sich in den Armen. Mittendrin Trainer Kent-Harry Andersson.
Dank einer geschlossen starken Mannschaftsleistung des "Kollektivs" hat der Titelverteidiger als zweites Team in der Handball-Geschichte den Pokal-Hattrick perfekt gemacht.
Die Nordlichter besiegten im Duell der Nord-Giganten Bundesliga-Spitzenreiter THW Kiel in einem an Spannung kaum zu überbietenden Spiel 33:31 (16:13), profitierten dabei aber von zahlreichen umstrittenen Entscheidungen der schwachen Schiedsrichter Methe/Methe.
Darüber aber wird schon bald niemand mehr sprechen. Was zählt, ist der Pott. Und den hat Flensburg.
Langer Applaus für Berge
Schon vor dem Anpfiff gab es Gänsehaut-Atmosphäre, als die Zuschauer mit anhaltendem Applaus den an Krebs erkrankten Christian Berge begrüßten.
Der Norweger träumte von einem Kurzeinsatz. Dazu kam es aber nicht.
Sorgen bei Kiels Trainer Serdarusic. Sein Spielmacher Stefan Lövgren saß wegen eriner Bänderverletzung im linken Knöchel nur auf der Bank. Neben dem Schweden waren auch Martin Boquist (Schulter) und Frode Hagen (Knie) angeschlagen. Matias Andersson und Sebastian Preiß mussten ohnehin passen.
Der Meister legt vor
Das fast schon letzte Kieler Aufgebot begann nervös. Bereits nach 36 Sekunden gab es für Boquist nach Foul an Boldsen die erste Zeitstrafe. Nach sechs Minuten traf Sören Stryger zum 4:1 für den Meister.
Martin Boquist lieferte mit dem 4:4 die passende Antwort (8.). Beide Teams schenkten sich wie schon im Vorfeld nichts.
Sticheleien im Vorfeld
Da hatte es Sticheleien zwischen den Managern gegeben. "Wenn wir soviel Glück haben wie der THW in der Bundesliga, dann glaube ich an die Verteidigung des Pokals", so Flensburgs Thorsten Storm.
Kiels Manager Uwe Schwenker konterte: "Glück und Können liegen oft eng beieinander. Genau wie Pech und Unvermögen, das die Flensburger bei der Champions-League-Niederlage gegen Montpellier gezeigt haben."
Fritz muss raus
Es war eine kampfbetonte, hektische Partie mit Überraschungseffekten. So brachte Kiels Trainer Noka Serdarusic beim Stand von 6:9 den zweiten Torhüter Dennis Klockmann, der sonst in der Zweiten Liga für Altenholz spielt. Er ersetzte den grippegeschwächten Henning Fritz, der nach dem Halbfinale am Tropf hing.
Den ersten Wurf von Lijewski hielt der Youngster. Kiel kam auf 8:9 ran (17.).
Umstrittenes Rot für Zeitz
Dann hatten die Schiedsrichter Methe/Methe ihren Auftritt: Nach Foul an Lackovic gaben sie Kiels Christian Zeitz Rot. Eine überzogene Entscheidung und ein Knackpunkt im Finale.
"Das hätte man auch anders entscheiden können", meinte Zeitz. Er wollte nicht noch weiter Öl ins Feuer gießen.
Sein Trainer Serdarusic stellte sich auf die Seite seines Schützlings: "In Deutschland läuft derzeit eine Kampagne gegen Zeitz. Ich weiß nicht warum", so Serdarusic. "Er ist einfach ein Junge, der leidenschaftlich Handball spielt. Für das Foul wären zwei Minuten das Allerhöchste gewesen."
Flensburg führt zur Pause
Wie schon nach den beiden Halbfinals am Tag zuvor mit vielen umstrittenen Entscheidungen sorgten so die Unparteiischen für mächtig Gesprächsstoff.
Die Entscheidung war wie ein Schock für den THW. Flensburg setzte sich schnell auf 13:9 ab (24.). Zur Pause führte der Meister 16:13.
Warum Flensburg führte, zeigte ein Blick auf das Zeitstrafen-Verhältnis: Fünf Hinausstellungen und der Roten Karte für den THW standen zwei Zeitstrafen für die SG gegenüber. Mit einem Pfeifkonzert wurden die Schiedsrichter zur zweiten Halbzeit empfangen.
Kieler Aufholjagd
Flensburg war auf der Siegerstraße. Dennoch hielt sich Storm zurück. "Das Spiel ist noch lange nicht entschieden", sagte Storm in der Pause zu Sport1.
Er sollte Recht behalten. Sein Team baute die Führung nach dem Wechsel zwar auf 18:13 (32.) und 21:15 (37.) aus, der THW wieder mit Fritz zwischen den Pfosten kam aber mit dem Mute der Verzweiflung zurück. Johann Pettersson glich nach einem 5:0-Zwischenspurt zum 23:23 aus (44.).
Es knisterte. Kiel nutzte seine dritte Chance zur Führung durch Pungartnik - 24:23 (48.), der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt. Nervenkitzel pur.
Stryger brachte Flensburg nach 53 Minuten 28:26 in Führung, Hagen glich zum 29:29 aus (56.). Ein Krimi a la Hitchcock.
Christiansen macht den Sack zu
Die Zuschauer hielt es nicht mehr auf den Sitzen. 31:31 stand es zu Beginn der Schlussminute.
Sören Stryger traf 55 Sekunden vor dem Ende zum 32:31 für die SG und Lars Christiansen machte den Sack zu. "Die Nummer eins im Land sind wir", sangen Flensburgs Fans.
Zumindest für diesen Sonntag stimmt das.
Aus Hamburg berichtet Michael Schwartz
SPORT1
