Ronald, ich glaube, du machst es dir auch einfach, wenn du den Spielern dieses Bewußtsein und diese Sensibilität pauschal unterstellst. Da sind sehr wohl ja auch Spieler drunter, die ihr Geld garnicht von Nielssen oder dem Klub, sondern direkt vom Hauptsponsor bekommen haben. Da kann man als Spieler durchaus ja auch davon ausgehen, dass man dadurch ein stückweit vom Mäzen entfernt ist (abgesichert ist).
Es wurde in der letzten Zeit doch auch öffentlich gerne davon gesprochen, dass AGK ein tragfähiges, innovatives Marketingkonzept fahren würde und der Zuschauerzuspruch so hoch wäre. An welchem Punkt werde ich denn dann als Spieler mißtrauisch, dass das Gebilde so kurzfristig zusammenbrechen könnte?
Und was ist denn dann in Kopenhagen anders, als in Hamburg bspw.?
Mir tun natürlich die Spieler nicht leid, weil sie unfähig waren, das grundsätzliche Risiko der Finanzierung einer Topmannschaft zu erkennen. Mir tun die Spieler leid, dass sie zu einem Zeitpunkt auf den Markt "geworfen" werden, wo sie nicht mehr viele Optionen haben dürften.
Und den Lerneffekt will ich sehen, dass Spieler lukrative Verträge nicht mehr unterschreiben, weil ihnen die Gesamtfinanzierung zu wackelig für einen (sagen wir) 2-Jahresvertrag ist. Dann unterschreibt Niemand mehr Verträge!
Ich unterstelle den Spielern dieses Bewusstsein und die Sensibilität nicht - ich wünsche sie mir. Und die Spieler, die nicht vom Club oder von NIelsen sondern von einem Hauptsponsor bezahlt werden, die betrifft das Problem nicht. Im Übrigen habe ich die gleiche Argumentation auch gebracht, als bspw. TuSEM Essen zum zweiten Mal in Insolvenz ging oder auch diverse Clubs die Gehälter in bestehenden Verträgen runtergehandelt haben. Von den Fällen Dormagen und Düsseldorf ganz zu schweigen.
Und ich habe nicht gesagt, dass der Lerneffekt heißt, dass Spieler keine lukrative Verträge mehr unterschreiben. Der Lerneffekt wäre, dass der eine oder andere Spieler (bzw. seine Berater) bewusster damit umgehen. Es hat beispielsweise im Ausland schon Fälle gegeben, da haben sich Spieler(innen) und oder Trainer(innen) ein Jahresnettogehalt bei Vertragsunterschrift bar bezahlen lassen. Und ich weiß beispielsweise auch, dass es auch Spieler und Berater gibt, die die Finanzierung eines potenziellen Arbeitgebers hinterfragen und sich Gedanken machen, wie sicher das Gerüst ist.
Es geht mir einfach darum, dass das Mitleid nicht grenzenlos sein muss, denn gerade in solchen Extremfällen wie AGK haben die meisten der betroffenen Spieler bereits horrende Gehälter kassiert und grundsätzlich sind sie durchaus in der Position solchen Situationen zumindest bedingt aus dem Weg zu gehen. Und wenn dann ein Spieler sagt, dass er lieber solange 30 T€ netto pro Monat mitnimmt, solange das gutgeht - aber auch das persönliche Risiko kennt, dann ist ja alles ok. Aber auch dann muss ich kein Mitleid mit ihm haben, denn dann hat er schon fast mit der Situation gerechnet.