Wenn man wissen will, wieviele Menschen einen Livestream gucken, kann man das nicht sagen. Man weiß halt nicht, wie viele Menschen vor dem Stream sitzen. Ist zwar beim Fernsehen ähnlich, aber da kann man das einfacher berechnen, da dieser fest in einem Haus/Wohnung, wo man die ungefähre Bewohnerzahl kennt, steht. Beim Stream kann ich aber in der Bahn, im Bus, im Urlaub oder sonstwo sein.
Das ist schlichtweg falsch - bei TV und bei Stream, bei beiden Varianten weiß man nicht, wie viele schauen. Und man hat bei manchen Übertragungen das Problem der kleinen Zahlen, dass hier fehlerhafte Annahmen zu größeren Fehlern führen als bei hohen Einschaltquoten. Grundsätzlich gilt aber derzeit, dass man die Zuschauerzahl beim Stream eher besser bestimmen kann, da das Nutzerverhalten besser eingeschätzt werden kann.
Übrigens halte ich die fehlende Akzeptanz für Streams nicht nur für ein Generationen- sondern auch für ein Nationenproblem. In Deutschland ist man gewohnt, dass alles immer und überall kostenlos zu funktionieren hat - speziell TV und Internet. Und es ist selbstverständlich, dass TV-Sender die Rechte kaufen müssen und der Konsument nichts bezahlen muss, klappt ja über GEZ/Werbung. Andere Länder sind da erheblich weiter, aus verschiedenen Gründen. Entweder sind sie so klein, bzw. Kaufkraft gering, dass Finanzierung über Werbung noch nie funktioniert hat. Oder Sportarten sind so unbedeutend, dass der Nutzer schon immer gewohnt war sich im Ausland umzuschauen oder auf Streams zurückzugreifen. Es ist schon ein Stück weit deutsche Mentalität, immer nur zu erwarten, zu fordern, zu kritisieren.
Ich habe bspw. am Wochenende die Öffentlichkeitsarbeit bei einem Jugendturnier übernommen. In allen vier Hallen gab es automatisierte Livestreams, mit Liveticker, Torschützen, Spielstand, etc. - auf den Feedbackkanälen waren Lob und Dank in der Minderzahl - die Mehrheit war Kritik und Kommentare unter der Gürtellinie, wenn mal ein Torschütze falsch eingeblendet war (Spieler in der Datenbank falsch hinterlegt - oft ein Fehler des MV und nicht der Orga), die automatisierte Kamera einen nicht optimalen Winkel hatte, etc.
Außerdem kann sich jeder mal an die Nase fassen - vor zehn Jahren waren wir über jede Übertragung froh, die es gab. Und heute gibt es immer nur Kritik, selten mit der Differenzierung oder der Überlegung, was auf der anderen Seite dahinter steckt. Ich kann keine 4K-Produktion mit zehn Kameras aus der B-Jugend-Verbandsliga machen, außer irgendjemand will Geld verbrennen...