Mich würde mal interessieren, wie so der ein oder andere agieren würden, wenn er zu Unrecht geblitzt wurde. Kann mir ja keiner erzählen, das dann der Bußgeldbescheid akzeptiert würde, einfach weil das Messgerät angeschlagen hat.
Genau deshalb erhält man mit jedem Bußgeldbescheid auch gleichzeitig die Möglichkeit, sich zur Sache zu äußern und gegen den Bußgeldbescheid Einspruch einzulegen. Dann entscheidet die Bußgeldbehörde ob diesem Einspruch stattgegeben wird oder nicht. Bei größeren Vergehen gibt es auch eine mündliche Verhandlung. Das Ergebnis kann so oder so ausfallen, es herrscht jedenfalls Rechtssicherheit. Was aber nicht geht: dass ein vergebener Punkt aus dem Vorjahr, gegen den man in der damals geltenden Einspruchsfrist keinen Einspruch oder einen erfolglosen Einspruch eingelegt hat, wieder zurückgenommen wird weil man mittlerweile durch ein weiteres Verkehrsdelikt die Höchstpunktzahl an Punkten erreicht hat und nun der Führerscheinentzug droht. Aber genau das ist hier im Fall Kraus passiert.
Ich finde die Leute die das Urteil kritisieren, tun sich keinen Gefallen wenn sie sich auf die Widerspruchsfrist konzentrieren. Genau dieser Aspekt würde doch im Zweifelsfalle die Kleinlichkeit und Unmenschlichkeit des Systems aufzeigen.
Was ist denn bitteschön an einem System kleinlich und unmenschlich, das klare Einspruchsfristen vorgibt, in denen gegen (zurecht oder zu unrecht vergebene) Strikes Einspruch erhoben werden kann? Wenn man die Möglichkeit eines Einspruchs innerhalb der Einspruchsfrist nicht wahrnimmt (wie im Fall Kraus geschehen), dann kann man doch dem System keinen Vorwurf machen sondern eher dem Betroffenen.
Das ganze Verfahren inklusive zeitlicher Verzögerung ist doch sowohl dem Kampf gegen Doping als auch dem deutschen Handball unwürdig. Obwohl, der DHB kommt aus der ganzen Geschichte ganz gut raus: man konnte Kraus in den entscheidenden WM-Quali-Spielen gegen Polen einsetzen (obwohl der 3. Strike damals schon bekannt war und eine unmittelbare Suspendierung hätte erfolgen müssen) und man kann Kraus nun wieder bei der WM in Katar einsetzen. So richtig gelackmeiert ist eigentlich nur der Verein, weil der unnötigerweise in der Vorbereitung, den Testspielen und den ersten beiden Pflichtspielen auf ihren Spielmacher verzichten mussten.