Liebes Handballtagebuch!
Akribisch hat ZeeBee den Coup am siebten Spieltag vorbereitet. Die Gegner in Sicherheit gewogen (sechs Niederlagen in Folge). Etwaigen Spähern des Gegners GIW in den sechs vorangegangen Spielen ein Bild des Schreckens geboten. Zwei der torgefährlichsten Mädchen zu anderen Terminen geschickt. Die Hallenverlegung übersehen und nach einer Odyssee kurz vor Anpfiff eingetroffen. Alle bekannten und unbekannten Psychotricks ausgegraben. Heute würden ZeeBees Mädchen in der neuen Altersklasse ankommen. 
Erster Spieltag, Premiere in der C-Jugend Landesliga. ZeeBee hat die jüngste Mannschaft der Liga. Als Bezirksmeister D-Jugend haben sich die Mädels für die höchste Klasse der wC qualifiziert. Es gibt kein Übergangsjahr, ab jetzt soll nie wieder auf Kreisebene gespielt werden. Freischwimmen im Haifischbecken. Der Gegner TSV B. ist einer der Favoriten der Liga und hat zwei Landesauswahlspielerinnen im Rückraum. Die überragen sogar ZeeBees recht gut gewachsene Spielerinnen um ein Stück. Nach fünf Minuten wechselt sich Trude entnervt aus. B. ist deutlich überlegen, Trude hat die neue Rolle des Underdogs noch nicht verarbeitet und zeigt alle Anzeichen einer Midlife Crisis. ZeeBee betreibt Seelenmassage, gibt ihr einen Tritt und schickt sie wieder aufs Feld. Trudes Krise wird noch einige Spiele andauern. B. gewinnt mit elf Toren.
Zum zweiten Spiel treffen die Mädchen auf einen alten Bekannten. Die JSG A. ist bei der Bezirksmeisterschaft fast der Stolperstein gewesen und hat damals den einzigen Punkt gekostet. Mit in etwa ähnlicher Besetzung treffen die beiden Teams wieder aufeinander. A. hat seither die Taktik kaum geändert und spielt seine Stärke aus. Die Kreisläuferin bietet sich am Neuner zum Doppelpass mit Rückraum Rechts an, die sich dann Richtung Mitte durchwurschtelt. Die Abwehr stellt sich sofort darauf ein: Zugucken beim Pass, umdrehen zur Kreisläuferin, zugucken beim Rückpass, die Abwehrmitte zum Durchbruch öffnen, der Torhüterin die Daumen drücken.
Jeder Positionsangriff geht über die rechte Seite und wird von einer staunend zuschauenden Abwehr beäugt. 
ZeeBees Mädchen haben sich dagegen im Angriff für die heutige Begegnung eine wesentliche vielseitigere Spielweise ausgedacht. Pässe auf die Füße der Mitspielerin, Bogenlampen zum Kreis, Pässe zur Auswechselbank, Pässe zur 1. Welle des Gegners, Pässe zum gegnerischen Torwart - die SV A. ist von der Minispieltaktik jedenfalls völlig überrumpelt und kann sich gar nicht häufig genug bedanken.
Das Schiedsrichtergespann hat Mitleid mit der Heimmannschaft - so viele Gegenstöße kosten schließlich Kraft - und pfeift bei jeder Gelegenheit "Abwehr durch den Kreis". Egal ob hineingeschoben, vier Meter vom Spielgeschehen entfernt oder noch anderthalb Meter vom Sechser weg, jede Abwehrbewegung von ZeeBees Mädchen führt einen 7m nach sich. A. revanchiert sich für den Vizemeistertitel und schickt den TuS mit 36:26 nach Hause.
Zum Heimspiel gegen die HSG B. erscheinen die Schiedsrichter nicht. Während alle anwesenden Kandidaten sich in Nischen, Kabinen und den Geräteraum verkrabbeln, springt die gegnersiche Trainerin drei Schritte nach vorne und bietet sich als Ersatz an. Gemeinsam mit einem eigenen Schieri bildet sie das Gespann. ZeeBees Mädchen kämpfen, können die kräftige Rückraumspielerin des Gegners nicht in den Griff bekommen. Mitte der zweiten Halbzeit verliert der Gegner den Faden, der TuS holt Tor um Tor auf. In den folgenden fünf Minuten vergessen die Mädels jede einzelne Handballregel und bekommen den Ball nicht mehr in das Positionsspiel. Stürmerfoul, Schritte, drei Einläufer durch den Kreis ("Ich wusste nicht, dass ich das nicht darf!"
), Doppeldribbel - der Spuk ist wieder vorbei. Die Flut an 7m-Entscheidungen, wenn des Gegners Trainerin Torschiedsrichterin ist, erledigt den Rest. Immerhin nur fünf Tore Differenz und Biss gezeigt. 
Spiel Vier. Es treffen die erfolgreichsten Mannschaften des Bezirks der vergangen zwei Jahre aufeinander, die besten 93er gegen die besten 94er.
GW H. verrät nach wenigen Angriffen, wo die Tore fallen sollen. Die Kreisläuferin stellt immer wieder die Innensperre gegen Halb Rechts. ZeeBee zückt die grüne Karte nach wenigen Minuten, stellt die Abwehr ein, H. lässt wenig später die Sperren sein. Braucht der Gegner auch nicht, Rückraum Links geht durch die Deckung wie ein heißes Messer durch Butter. Wackler zur Hand, Durchbruch gegen die Hand. Und wieder. Und wieder. Und wieder. ZeeBee wechselt hin, ZeeBee wechselt her, "Früher raustreten!" "Zurücksinken bei Täuschung!", "Raustreten antäuschen!" - wie die Kaninchen vor der Schlange erlauben die Abwehrspielerinnen Gegners RL märchenhafte 22 Treffer. 
Die übrigen Gegnerinnen rosten dabei im Angriff ein und die eigene Trefferquote ist gar nicht so schlecht - bis kurz nach der Halbzeit besteht noch Hoffnung. Da sich die Mädchen jedoch kollektiv dazu entschieden haben, möglichst viele Pässe unbedrängt ins Seitenaus zu schmeißen und dies etwa zwei Dutzend Mal tun, unterliegt der TuS dennoch mit 34:25. 
Nach dem Spiel müsste sich ZeeBee eigentlich noch beim Gegner entschuldigen. Trudchen läuft in beiden Hälften einmal Amok, nur durch ein Wunder gibt es keine ernsthaften Verletzungen. Als ob sie von der Bank einen heimtückischen Auftrag bekommen hätte, rennt sie in der ersten Hälfte die stärkste Gegnerin mit vier Meter Beschleunigungsstrecke unvermittelt über den Haufen, ohne dass die eine Chance zur Flucht gehabt hätte. Nach zwei Minuten Verletzungspause geht das Spiel weiter, Trudchen kommt ohne Zeitstrafe davon. In der zweiten Hälfte ähneln sich die Szenen. Ballannahme, mächtiger Anlauf auf eine winzige Lücke, die schließt sich, Trudchen stemmt ein - und hämmert den Ball (in der gesamten Liga gibt es maximal vier oder fünf härtere Würfe) der armen Abwehrspielerin aus zwei Metern Entfernung auf den Solar plexus. Nach zwei Minuten Verletzungspause geht das Spiel weiter, Trudchen kommt ohne Zeitstrafe davon. 
Dein
Karsten