Beiträge von immerweiter

    Falsch. Das ist vielleicht dein Kritikpunkt, aber es wurden ausdrücklich die Worte „Gutes Spiel, Jungs!“ bzw. „Alles gut!“ kritisiert. Es hat auch deshalb schon ein anderer User darauf hingewiesen, dass Kretzsche die Auszeit (sinngemäß) mit „Alfred lügt seinen Spielern ins Gesicht und es funktioniert“ kommentiert hat. 🤷‍♂️

    Ich finde, die Diskussion versachlicht sich gerade wieder wohltuend. Klar kann man die deutsche Leistung, einzelne Spieler, den Trainer völlig unterschiedlich bewerten. Da die Entscheidungen nicht von uns hier getroffen werden, ist vieles eben auch zwangsläufig spekulativ. Hätte ein anderer Trainer…? Würde Lichtlein…? Müsste Hanne…? Und so weiter. Ich greife mir nur ein paar Punkte raus, die hier kritisiert oder gefordert wurden, wobei völlig klar ist, dass diejenigen, die das geschrieben haben, womöglich richtiger liegen:

    Lichtlein: Einer meiner Vorredner hat schon gut begründet, warum er in Sachen Lichtlein als Heilsbringer skeptisch ist. Das sehe ich genauso. Den hier ebenfalls geäußerten Satz „Lichtlein hätte es nicht schlechter machen können“ teile ich dagegen nicht. Das wäre erst noch zu beweisen. Wobei man sich tatsächlich fragen kann, welche Rolle Alfred ihm eigentlich zugedacht hat. Vielleicht soll er ja immFinale den Jimmy Waltke geben? 🤔

    Wolff: Ich hätte Mitte der zweiten Halbzeit mal Späth gebracht. Zum 7m habe ich ihn zuhause lautstark gefordert. Seit Wolff die letzten beiden gehalten hat, ist mein Ruf als Experte in meiner Familie etwas ramponiert. War das jetzt Zufall? Glück? Oder doch der bessere Riecher von Alfred (oder wer auch immer entscheidet, wann welcher TW spielt).

    Auszeiten: Hier wurde kritisiert, dass Alfred in beiden Auszeiten die Mannschaft gelobt hat. Sorry, wer das nicht versteht, hat glaube ich noch nie eine Mannschaft gecoacht. Wenn ich denke, wie oft ich meine B-Jugend-Mädels in der Crunchtime schon gelobt habe, obwohl ich gerade lieber in die Bank gebissen hätte… Und da unterscheiden sich Profis nicht von Amateuren: In der Anspannung einer Schlussphase muss ich positive Impulse setzen, nicht kritisieren. Sonst wird die Verunsicherung doch bloß noch größer.

    Auszeit mit Taktiktafel ist ein anderer Stil. Kann besser oder schlechter funktionieren. Aber mich würde tatsächlich mal eine Statistik interessieren, in wieviel Prozent der Fälle wirklich exakt der vom Trainer angesagte Spielzug gespielt wurde. Entscheiden und umsetzen müssen am Ende ja immer noch die auf der Platte.

    Also: Weiter spekulieren, schauen, ob das nächste Spiel anders verläuft und ob das dann wegen anderen taktischen und personellen Entscheidungen so ist. 🙂

    Die letzten beiden Spiele haben m.E. schon gezeigt, dass Alfred niemand im Kader hat, den er als echte Alternative zu Juri sieht, im Sinne eines Plan B, wenn A nicht (mehr) funktioniert. Ob er damit richtig liegt, wird man am Ende sehen. Wenn es ein Gegner wie gestern Gislason schafft, Knorr und Köster immer wieder auf der Mitte schnell festzumachen, geht uns jeder Spielfluss verloren.

    Die Topmannschaften spielen allesamt mit schnellen Kreuzungen und Verlagerungen, um Wurfchancen im 9m oder viel Platz für ein 1:1 zu schaffen. Dafür fehlen uns aber mindestens auf RR die geeigneten Spieler. Man konnte gestern z.B. bei Island gut sehen, dass deren Spiel in der zweiten Hälfte auch daran krankte, dass auf RR oft der Druck verloren ging. Nur haben die Isis mit OIM jemand, der das in Normalform perfekt spielen kann. Wir nicht.

    Ob Juri so ein Spiel mit individuell stärkeren Halbspielern grundsätzlich auch aufziehen könnte? Bleibt Spekulation, ist aber - auch angesichts seines Alters - nicht ausgeschlossen. Allerdings sicher nicht mal eben so im Laufe eines Turniers. Ich habe aber auch meine Zweifel, dass Weber oder Lichtlein das auf diesem Niveau schaffen können. Andere Alternativen gibt es bei diesem Turnier nicht.

    Da bleibt erst einmal nur die Hoffnung, dass Juri sein Spiel auf einem Niveau durchziehen kann, das trotzdem viele Chancen kreiert. Gestern hätte es bei besserer Chancenverwertung auch noch ganz gut gereicht. So waren wir einmal mehr auf den Wolf im Tor angewiesen.

    Zum Thema Druck: Der ist für Knorr jetzt schon brutal - vom Spielsystem her und von der Öffentlichkeit. Aber das wird sich noch potenzieren, wenn der Erfolg ausbleibt. Von daher finde ich es bemerkenswert, wie Juri in seinem Alter damit umgeht. Wie lange das gut geht, weiß aber keiner, da gebe ich montoya52 recht.

    Der Knorr scheitert mal wieder an seiner völligen Selbstüberschätzung

    Man kann Knorrs Leistung und seinen Spielstil ja kritisieren. Aber alles, was ich von ihm an Aussagen und Interviews so mitbekommen habe, hört sich sehr reflektiert an und ist von Selbstüberschätzung wesentlich weiter entfernt als so mancher Beitrag hier.

    Ist denn bei einer heutigen Niederlage definitiv Schluss ?

    Rechnerisch noch nicht, aber dann müsste schon sehr viel zusammenkommen. Umgekehrt ist auch bei vier Siegen noch ein Ausscheiden in einem Dreiervergleich möglich, aber auch da müsste sehr viel zusammenkommen.

    Ich denke, bei einer Niederlage heute ist auf jeden Fall die Euphorie erst mal vorbei. Die brauchen wir aber unbedingt, um was zu reißen.

    Ich hab in der entscheidenden Phase bei Baijens missglücktem Dreher ein Foul gesehen. Das war in meinen Augen kein freier Wurf und der hätte vorentscheidend sein können. Aber sei‘s drum. Palicka mit einer Monsterparade gegen den Rechtsaußen und drei weiteren Aktionen am Schluss hat den schwedischen Sieg gerettet. Chapeau!

    Ich konnte leider nur die letzten fünf Minuten sehen und hab mir deshalb die Mühe gemacht, alle Posts zum Spiel durchzulesen. Puh! Harte Kost. Eine illustres Bündel an Kritik: Am Trainer, am Angriff allgemein, an Knorr, an der Quote, an fehlenden Wechseln,…. …und dass es trotzdem über das ganze Spiel ein recht komfortabler Vorsprung war, liegt allein am grottenschlechten Gegner. Die ersten Rufe nach Durchwechseln kamen nach 5 gespielten Minuten - wenn nicht schon die Startaufstellung kritisiert wurde.

    Im Vergleich zum Spielbericht auf Handballworld und auch zu dem, was im ZDF nach dem Spiel getalkt wurde, dachte ich, dass viele von euch ein anderes Spiel gesehen haben müssen. Gegen Ende hat sich das etwas relativiert, trotzdem finde ich, dass mit dem deutschen Team erstaunlich hart umgegangen wird.

    Was ist denn passiert? Zwei sehr ordentliche Auftritte, maximale Punkt- und Torausbeute, in beiden Spielen die Breite des Kaders genutzt. Nicht alles ist perfekt, aber es ist auch eine alte Erkenntnis, dass der Formhöhepunkt nicht in der Vorrunde kommen sollte.

    Natürlich kommen noch schwierigere Aufgaben. Ob dazu unbedingt die nächste gegen Frankreich zählt, ist für mich noch gar nicht ausgemacht. Kann aber natürlich so kommen.

    Nationen können sich auch weiterentwickeln, wenn sie kein Kanonenfutter bei einer EM sind.

    Wenn ich die Basis einer Sportart geografisch verbreitern will, komme ich irgendwann nicht darum herum, den Zugang zu internationalen Meisterschaften zu erleichtern, vulgo: den Wettbewerb aufzublähen. Wann genau dieser Zeitpunkt ist, darüber kann man immer diskutieren.

    Der Handball stand vor wenigen Jahren vor der reellen Gefahr, wegen zu geringer internationaler Verbreitung seinen Olympiastatus zu riskieren. Da gibt es zumindest bei Weltmeisterschaften gar keine Alternative zu evtl nur drittklassigen TN aus allen Teilen der Welt. Und auch in Europa kann es auf Dauer nicht schaden, mehr Nationen „schnuppern“ zu lassen.

    Beim Fußball sieht man, was für einen langen Atem man dabei benötigt. Die erste afrikanische Mannschaft bei einer WM, an die ich mich erinnere, war Zaire 1974. Die wurden damals mit 9:0 aus dem Stadion geschossen. 50 Jahre später haben wir einen afrikanischen Halbfinalisten, die Japaner kegeln uns aus dem Turnier und ein Weltmeister außerhalb von Europa und Südamerika scheint nicht gerade wahrscheinlich, aber auch nicht mehr völlig unmöglich. Ich denke, ohne einen Einstieg mit Kanonenfutter ist so eine Entwicklung nicht möglich.

    Da hier zum heutigen Spieltag fast noch nichts gepostet wurde (könnte natürlich an den wenig überraschenden Ergebnissen liegen 🙂), hier ein kurzer Eindruck von beiden Spielen.

    Portugal hatte Tschechien klarer im Griff als das Ergebnis aussagt. Bei einer besseren 7m-Quote der Tschechen (2 von 7) hätte es aber durchaus spannend werden können. Zudem hatten sie die Portugiesen phasenweise in fast jedem Angriff im Zeitspiel, nur um dann doch noch den Treffer zu kassieren.

    Bei Portugal überragte natürlich Martim Costa mit 10 Treffern ( in der Halle wurden sogar 11 angezeigt), zudem Rema Marques mit vier gehaltenen 7m in Hälfte 1.

    Bei Tschechien hielt Klima sein Team am Anfang im Spiel. Als er nicht mehr so gut traf bzw. auch ausgewechselt wurde, geriet sein Team deutlicher ins Hintertreffen. Mir ging das Herz auf, als ich Martin Galia nach Jahren wieder einmal spielen sah. Ein echter Faktor war er aber nach gutem Einstand auch nicht.

    Beim zweiten Spiel sorgte Dänemark scheinbar schnell für klare Verhältnisse, ließ dann aber einige Chancen liegen, so dass die Griechen das Ergebnis freundlicher gestalten konnten.

    Die Griechen wehrten sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten achtbar, wobei sich in der zweiten Hälfte Boukovinas mehrfach auszeichnen konnte. Laut Spielbericht hat er nur 7 Paraden gegenüber 8/10 von Nielsen/Landin, „gefühlt“ war er aber etwas stärker.

    Bei den Dänen ist schon brutal, wie sie ohne merklichen Qualitätsverlust durchwechseln können. Zunächst Gidsel und Damgaard, später Pytlick und Mensing - für Griechenland alle eine Nummer zu groß. Einzig Madsen konnte m.E. nicht ganz auf dem Niveau von Gidsel agieren, wobei das angesichts von 7 Treffern womöglich auch eher eine gefühlte Wahrheit ist.

    Noch ein Wort zu den Schiedsrichtern: Beide deutschen Gespanne boten eine einwandfreie Leistung bei allerdings auch recht einfach zu leitenden Spielen. Ohne Zeitlupe kann ich nicht jede Entscheidung bewerten, aber die vier machten einen sehr souveränen Eindruck und hatten die Sache jederzeit im Griff.