Provokant: Feiern oder Fliehen??

  • Also ich stell jetzt mal eine Frage, die einigen vieleicht provokant oder unangemessen erscheint. Aber ich würde gerne eure Meinungen zu diesem Thema hören.

    Nach der Flutkatastrophe in Asien, wir haben ja schon viel darüber geredet, haben ein paar Tage danach die Bars und "andere" Einrichtungen zum Feiern wieder geöffnet. Es gab dazu einige Berichte im TV. Ich persölnlich hatte im ersten Moment kein Verständniss dafür, dass die ersten Touristen, die "unten" geblieben sind, schon wieder zum Feiern auf Streife gingen. Doch als ich dann eine Karikatur in unserer Zeitung sah, kam ich ans Nachdenken. Auf besagter Karikatur war ein Asiate vor den Trümmern seiner Heimat zu sehen und im Hintergrund ein Flugzeug, dass die Touristen wegbringt und der Asiate machte in dieser Karikatur den Eindruck, als fühlte er sich alleine gelassen.

    Und dann habe ich nachgedacht, ob es richtig ist, das Land umgehend zu verlassen (ich weiß, "Fliehen" ist vieleicht nicht die riechtige umschreibung) und die Menschen dort alleine zu lassen und ihnen aus der Ferne (Spenden) zu helfen, oder sollte man, wenn man Urlaub macht, lieber dort bleiben und denjenigen, die von Tourismus leben, so eine Starthilfe zu geben. Ich konnte mich nicht so richtig entscheiden.


    Die Touristen, die wieder feierten und interviewt wurden, gaben als Behründung an, das Leben müsse ja auch angesichts der Katastrophe weiter gehen und die Menschen bräuchten ja auch eben, vor allem die Tourismusbranche, eine Starthilfe. Immerhin leben viele Länder vom Tourismus.

    Was ist eure Meinung?

  • Das ist wirklich eine extrem schwierige Frage. Ich kann mich auch nicht wirklich entscheiden. Ich denke im Moment haben Touristen dort nichts zu suchen. Es wird noch jede Person für die "Rettung/Aufbau/..." gebraucht. Aber das ist wahrscheinlich von Region zu Region, Bucht zu Bucht unterschiedlich.

    Gruß Jan

    • Offizieller Beitrag

    Nach meinen Erfahrungen haben derzeit in den Katastrophenregionen Touris nichts verloren. Dort ist ausreichend "Infra-Struktur-Chaos" - da werden derzeit keine Touris gebraucht.

    Und ich finde es extrem pervers, dass auf der einen seite jeden Tag hunderte Leichen aus dem Meer gezogen werden und sich anderswo Touros beschweren, dass der Strand so unaufgeräumt sei.

  • ja das ist schwierig!
    Man sagt immer so leicht "The show must go on!", aber es ist schrecklich, da zu bleiben ,wenn man nur noch nach hause möchte!
    aber die Einheimischen dort leben vom Tourismus...sie brauchen ihn. Dennoch würde ich mich auch dazu entscheiden, wegzugehen.
    Viele sind empört über die, die dennoch bleiben und feiern, aber heute hat jemand in der sat1 spendengala gesagt, dass das vll. ein weg ist, damit umzugehen. Ich glaube nicht, dass das alle deshalb tun, aber manche sicherlich!

  • Gerade bei Reisegruppen muss man auch immer im Blick haben, dass die Reiseleiter nicht die Gruppen weiter betreuen müssen. UND sich darum kümmern, falls jmd aus der Gruppe "verschwunden" ist und/oder Kollegen. Sicherlich nicht die leichteste Aufgabe.

    "Alles was man wirklich will
    kann einem auch gelingen",
    sagte sich das Krokodil
    und versuchte sich im singen.

  • Bei den Touristen die in relativ unzerstörten Gebieten bleiben frage ich mich jedoch ob es ihnen wirklich darum geht, durch ihren weiteren Urlaub den Einheimischen zu helfen, so wie sie es immer wieder gerne in jede Fernsehkamera erzählen. Man könnte ja auch böse denken, dass sie nur bleiben, weil ja 4 Wochen AI bezahlt sind und für sein gutes Geld möchte man ja schon was haben.
    Damit verbunden sehe ich auch das Problem, dass sehr viel mehr Ressourcen (Lebensmittel, Wasser etc.) verbraucht werden um einen Touri-Arsch seinen Urlaub angenehm zu machen, als wohl 10 Katastrophenopfer brauchten um gut über die Runden zu kommen.

  • Die schwäbische Perspektive: Der Schwabe ist dort in Südostasien, hat seine zwei Wochen Vollpension all inclusive bezahlt, das Hotel steht noch und ansonsten hat man DORT relativ wenig von der Seebebenflut mitbekommen. Der wird doch mit Sicherheit nicht heimfliegen, kann ich mir zumindest nicht vorstellen. Ich finde es auch richtig, dass er dort bleibt und den Urlaub fortsetzt.
    Anderes Szenario: Die Flut hat alles weggeräumt, es steht kaum noch etwas. Hier tummeln sich gerne mal Katastrophentouristen, und sowas gehört verboten. Das ist unsozial und hilft niemandem. Also heimfahren und mit Spenden helfen. Hilfsorganisationen schicken genug ausgebildete Fachkräfte.
    Bei allen vorstellbaren Zwischenstadien muss es im Ermessen des Nichtkatastrophentouristen liegen, ob er bleiben will oder nicht. Ich würde womöglich nicht bleiben. Heimfahren und spenden ist sicher auch in diesen Fällen eine gute Alternative.

    MfG Felix0711

    "Deshalb unterstütze ich mit vollstem Enthusiasmus ein Projekt, das abendländischen Humanismus mit moderner Technik verbindet – den Bau eines unterirdischen Doms!"
    Harald Schmidt

  • In meinen Augen ist es geschmacklos sofort wieder feiern zu wollen! Ich könnte nicht feiern gehen ,wenn ich wüsste was um mich rum passiert ist und wieviele Menschen noch verschollen sind!!!
    Klar, die Menschen in den betroffenen Ländern leben von den Touristen. Aber momentan ist es viel wichtiger, sich um die Überlebenden sich zu kümmern und die Toten zu bergen! Außerdem muss ersteinmal wieder alles aufgeräumt werden.
    Es gibt ja auch diese Urlauber, die sich aufregen, dass es so schlimm aussieht und sie sich nicht entspannen könnten! Auch das Bild (ich glaube das war in der Bildzeitung...) auf dem 2 Männer am Strand stehen, ein Bier in der Hand haben und auf den Berg mit "müll" schauen finde ich hammer. Sollten sie sich doch lieber daran beteiligen aufzuräumen anstatt Bier zu trinken...

  • Heute morgen haben die im TV einen Bericht gezeigt dass einige Touristen jetzt erst hinfliegen um dann Videos o.ä zu machen....da war einer dabei, der is da mit seiner Kamera durch die Gegend gelaufen und hat dann die Toten etc. gefilmt und hat das dann noch breitgrinsend in die Kamera gesagt, dass er dies für seine Videosammlung machen würde.....das find ich persönlich ziemlich abartig

  • Zitat

    Original von Jenny
    Heute morgen haben die im TV einen Bericht gezeigt dass einige Touristen jetzt erst hinfliegen um dann Videos o.ä zu machen....da war einer dabei, der is da mit seiner Kamera durch die Gegend gelaufen und hat dann die Toten etc. gefilmt und hat das dann noch breitgrinsend in die Kamera gesagt, dass er dies für seine Videosammlung machen würde.....das find ich persönlich ziemlich abartig

    Nun gut, Schrumpfhirne gabs immer und wird es auch immer geben..., aber solche Extreme meinte ich gar nicht.
    Ein besonderes Bild ist mir aber auch noch im Kopf geblieben. Es wurde von einem Kamerateam eine Bar mit feiernden Touristen gefilmt, aus einiger Entfernung.....an einem Berg Toter vorbei. Also der Berg war noch im Bilde....

    Ich glaube, viele die jetzt dort leben müssen werden wohl angesichts des allgegenwärtigen Todes auch einen psychischen Knacks bekommen.

  • Zitat

    Original von Micha
    Dieser Frage hat sich nun auch der Herr Wagner von der BILD gewidmet. Nachdem er gestern in seiner Kolumne "Post von Wagner" im Zusammenhang mit dem Tsunami die Grünen angegriffen hat, geht es heute um die Touristen, die dort noch Urlaub machen.

    Sternstunden des Journalismus. :pillepalle:

    Grundgütiger, der Mann hat ja voll einen an der Waffel. Was soll bei seiner Grünen-Attacke
    denn die Kernaussage sein? Konsumiert hemmungslos, kauft Euch ein 20-Liter-Auto ohne
    Kat und schmeißt Euren Müll in die Landschaft, denn die nächste Naturkatastrophe macht
    eh alles platt.
    Vielleicht sollte sich der gute Mann besser mal in psychiatrische Obhut begeben.

  • Zitat

    Original von FMH
    Grundgütiger, der Mann hat ja voll einen an der Waffel. Was soll bei seiner Grünen-Attacke
    denn die Kernaussage sein? Konsumiert hemmungslos, kauft Euch ein 20-Liter-Auto ohne
    Kat und schmeißt Euren Müll in die Landschaft, denn die nächste Naturkatastrophe macht
    eh alles platt.
    Vielleicht sollte sich der gute Mann besser mal in psychiatrische Obhut begeben.

    Dank Micha habe ich so eben zum ersten Mal etwas von dem Mann gelesen. Manchmal kommen mir Zweifel, ob die Pressefreiheit wirklich eines der höchsten demokratischen Güter ist ;).

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Micha
    Dieser Frage hat sich nun auch der Herr Wagner von der BILD gewidmet. Nachdem er gestern in seiner Kolumne "Post von Wagner" im Zusammenhang mit dem Tsunami die Grünen angegriffen hat, geht es heute um die Touristen, die dort noch Urlaub machen.

    Sternstunden des Journalismus. :pillepalle:

    Der Mann hat ja wohl echt 'ne Klatsche ... ich war am Überlegen, ob ich von dem freundlichen Angebot, ihm eine Mail schreiben zu können, Gebrauch machen sollte, zwei Dinge stehen dagehen:
    1. Ich will nicht in der Blöd erscheinen.
    2. Ich will kein Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung, Verleumdung, übler Nachrede an den Hals bekommen
    ... in der Reihenfolge.

    Grandiose Sternstunden des Journalismus :wall:

  • Zitat

    Original von Micha
    Dieser Frage hat sich nun auch der Herr Wagner von der BILD gewidmet. Nachdem er gestern in seiner Kolumne "Post von Wagner" im Zusammenhang mit dem Tsunami die Grünen angegriffen hat, geht es heute um die Touristen, die dort noch Urlaub machen.

    Diese Wagner Kolumne ist eh eine Verschwendung von Papier und Druckerschwärze. Was da so manches Mal drinsteht ist schon ziemlich grenzwertig (vorallem wenn man bedenkt, dass ich diese Kolumne nur dann und wann mal lese, wenn ich ne Bild in die Hand bekommen oder im Internet nachlese.).
    Aber daneben sind ja auch die sog. Kommentare der Bild nicht gerade das, was ich unter gutem Journalismus verstehe.

  • Ich habe dem "lieben" Herrn wagner eine e-mail geschrieben ich stelle hier jetzt einafach mal eine Kopie davon rein, welche auch direkt meine meinung präsentieren soll :
    hallo lieber herr wagner !
    Erstmal muss ich sagen Doch, sie stellen die touristen am Todesstrand an den Pranger, zweitens gibt es dort in thailand Indonesienjapan etc. auch stränmde die NICHT von den Tsunamis getroffen wurden, und selbst wenn man sich als tourist dort hinlegt wo Tote WAREN ,die welt dreht sich weiter und die Menschen leben dort zum größten teil vom tourismus, wenn ich wüsste ,dass ich einer Familie das Leben retten oder stark erleichtern kann indem ich da bleiebn würde, würde ich es tun,die Leichen sind tot und stören sich auch nicht mehr daranob da jetzt leute liegen oder nicht oder sehe ich das falsch?
    Wäre schön wenn ich eine passende Antwort von ihnen erhalten würde .

    Einmal editiert, zuletzt von westfalia-max (4. Januar 2005 um 19:11)

  • Hinfliegen würd ich jetzt auf keinen Fall in die Region.
    Wenn ich da wäre, würd ich irgendwie sehen das ich helfen kann, denn ich denke die können jetzt jede helfende Hand gebrauchen.
    Und nach Feiern wär mir da gar nicht zumute. Die Frage ist ja auch, was an Bars usw. überhaupt noch steht und dann könnt ich bestimmt nicht abends schick angezogen in ne Disco gehen und die Nacht durchmachen, während um mich herum Chaos herrscht.

    Das Leben ist eine endlose Probe für eine Vorstellung, die nie stattfindet.

  • es ist nicht so einfach zu sagen, die Leichen stört es nicht mehr, Max.
    Sie nicht, aber die Angehörigen. Es ist schon sehr respektlos, da zu bleiben, nur weil man ja schließlich bezahlt hat. Aber wie gesagt, ich wüsste auch nicht recht was ich tun sollte.