Regel Torwart darf Spieler bei Abwehr nicht gefährden

  • Ich glaube mal gelesen zu haben, dass der Torwart bei seinem Abwehrversuch den Gegenspieler nicht gefährden darf.
    Nun zu meiner Geschichte.
    Ich bin Torwart in einer A-Jugend und am Samstag ging es jetzt schon fast um die Meisterschaft.
    Während des Spiels mal wieder ein Tempogegenstoß gegen uns.
    Ich stell mich ca. 3m vors Tor, der Spieler kommt von halb links von mir aus gesehen.
    Ich bleib die ganze Zeit die 3m auf einem Punkt stehen.
    Als der Spieler wirft, springt er genau in meine Richtung, obwohl er auch an mir vorbeispringen konnte, ohne einen Nachteil zu haben.
    Nun, ich stand auf einem Bein und er trifft mich frontal am Knie, das durch die Wucht erstmal nach hinten durchbog.
    Ich will ihm ja keine Absicht unterstellen, aber wer nach dem Spiel auch noch fragt ob ich der TW war, den er umgerannt hat, find ich das schon ein bisschen frech und finde, dass es dann schon Absicht gewesen sein könnte.
    Ist jetz wahrscheinlich nur ne Bänderdehnung im Knie, was aber leicht zum Kreuzbandriss hätte werden können.

    Warum kann man es den Spielern nicht auch vorschreiben, den TW beim Wurf nicht zu gefährden? So gilt ja auch das absichtliche Werfen ins Richtung Kopf beim 7m als unsportliches Verhalten

  • Wenn dem so war, wie du schreibst (ich hab da keine Zweifel), so hätte definitiv auf FW für dich entscheiden werden müssen. Sehr wahrscheinlich hätte man zudem den Angreifer auch progressiv bestrafen können (was zugegebenermassen verglichen mit der Entscheidung auf Stürmerfoul in der Praxis noch seltener vorkommt - leider, aber ich tu mich da als SR auch schwer).

    Generell ist es auch den Feldspielern untersagt, den TW zu gefährden, weil generell u.a. das Anrennen oder Anspringen des Gegenspielers (egal ob TW oder Feldspieler) verboten ist (Regel 8:2c).

    Aber das ist schon ein heikles Thema, dass du hier anschneidest und wir hier auch nicht zum ersten Mal diskutieren...

    P.S.: Willkommen in der "Ecke"

    Einmal editiert, zuletzt von berndo (4. Oktober 2004 um 19:03)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von syric
    Ich bleib die ganze Zeit die 3m auf einem Punkt stehen.
    Als der Spieler wirft, springt er genau in meine Richtung, obwohl er auch an mir vorbeispringen konnte, ohne einen Nachteil zu haben.
    Nun, ich stand auf einem Bein und er trifft mich frontal am Knie, das durch die Wucht erstmal nach hinten durchbog.

    Regel 8:2 c

    Es ist nicht erlaubt, den Gegenspieler zu klammern, festzuhalten, zu stoßen, ihn anzurennen oder anzuspringen;

    Bei Verstößen entsprechend Regel 8:2, bei denen sich die Aktion überwiegend oder ausschließlich gegen den Gegenspieler und nicht gegen den Ball richtet, ist progressiv zu bestrafen.

    Wenn Du stehenbleibst und der Angreifer springt dich beim Wurfversuch/ Wurf an, dann ist das ein Fall für Regel 8:2c iVm 8:3, muss zu einem Freiwurf für den Torwart plus progressiver Bestrafung für den Angreifer führen.

    Schwierig wird es nur dadurch, dass die meisten Torhüter dabei verständlicherweise nicht still stehen bleiben, sondern sich in Richtung Wurfrichtung/ Angreifer bewegt, wodurch sich beide Spieler aufeinander zu bewegen und die Anwendung der Regel 8 nicht mehr so eindeutig wird.

  • genau das ist das Problem, den ein TW steht doch nie still da, er bewegt doch mindestens seine Arme ... aber ist schon gepfiffen wurden ...

  • Zitat

    Original von jfherden
    Schließ mich den Vorrednern an. Aber jetzt schon Entscheidungsspiele um die Meisterschaft? Ist das nicht ein wenig früh? Oder sinds da nur 3 Mannschaften?

    Es werden wohl die zwei Topfavoriten gewesen sein. Gerade in der Jugend ist doch eine Niederlage manchmal schon entscheidend im Kampf um die Meisterschaft.

    @ syric: Falls es Dich beruhigt, ich bin auch der Meinung, dass es generell zu wenig Regeln gibt, die den TW schützen, gerade die Situation, die Du erläutert hast, hatte ich schon oft. Auch beliebt bei Angreifern ist das gezielte Hineinrutschen in den TW, nachdem sie vom Kreis oder von Außen geworfen haben. Oder aber auch die gezielten Gesichtstreffer. Aber solange es dafür keine klaren Regeln gibt, müssen wir als SR immer wieder gegen den TW entscheiden. :/:

    @ Theoitetos: Das Bewegen der Arme bedeutet aber nicht, dass er sich nicht in korrekter Abwehrposition befindet, und nur das ist entscheidend. Es wird von keinem Abwehrspieler (incl. TW) erwartet, dass er starr wie eine Statue dasteht.


  • Da gibt es eine Vorschrift in Regel 6:3 a), wonach das Betreten des Torraums straffrei bleibt, wenn ein Spieler, nachdem er den Ball gespielt hat, den Torraum betritt, sofern dieses für die Gegenspieler keinen Nachteil bedeutet.

    Wenn Du also drei Meter vor dem Tor stehst (und damit im Torraum) und niemand bestreiten wird, dass Dir durch die Kollision ein Nachteil entsteht (mögliche Verletzung), bedeutet das eine Bestrafung des Angreifers (konkludente Anwendung der Regel 6:3a)!

    Darüberhinaus ist das geschilderte Angreiferverhalten auch ein Anrennen bzw. Anspringen (Regel 8:2c) und eine Gefährdung (Regel 8:2d), d. h. progressiv zu bestrafen.

    :tschau: Markus
    Mannem vorne! :klatschen:

  • Zitat

    Original von jfherden
    Schließ mich den Vorrednern an. Aber jetzt schon Entscheidungsspiele um die Meisterschaft? Ist das nicht ein wenig früh? Oder sinds da nur 3 Mannschaften?

    Es sind zwar 10 Mannschaften, doch das Niveau ist nicht so berauschend.
    Wir haben die ersten beiden Spiele mit jeweils über 40 geworfenen Toren gewonnen. Unser Gegner vom Samstag ebenso, allerdings nicht gegen dieselben Mannschaften.
    Außerdem gibts bei uns im Bezirk eine BOL Nord und Süd, bei denen die jeweils besten Zwei weiterkommen und über Kreuz spielen. Da will man natürlich in der Runde auch 1. werden :)

  • also ich denke auch das man da freiwurf geben kann aber 2min geben galube ich die wenigsten..ich gehe immer davon aus, das der vier meterraum dem torwart gehört...

    !!! Handball rules!!!
    :jump:

    Einmal editiert, zuletzt von mwichmann (5. Oktober 2004 um 13:31)

  • Zitat

    Original von mwichmann
    also ich denke auch das man da freiwurf geben kann aber 2min geben galube ich die wenigsten..ich gehe immer davon aus, das der vier meterraum dem torwart gehört...


    Welcher Vier-Meter-Raum denn?
    Solltest Du den Torraum meinen, der ist ein Sechs-Meter-Raum (Regeln 1:4 und 6)!

    Der Torraum gehört dem TW nicht, aber der Ball, wenn er im Torraum ist (Regel 6:4).

    Das mit dem Freiwurf ist auch so eine Sache, denn wenn durch den Angreifer ein Tor erzielt wurde, bevor der Regelverstoß begangen wurde, dann ist dieses Tor regelgerecht erzielt und muß von den SR gegeben bzw. anerkannt werden.
    Eine Bestrafung der nachfolgenden Regelwidrigkeit des Angreifers kann und sollte unabhängig davon noch erfolgen!

    :tschau: Markus
    Mannem vorne! :klatschen:

  • :klatschen:

    Alles richtig und ich stimme zu, doch :;( wieviele SR "trauen" sich eine Strafe nachträglich auszusprechen ?

    Das kommt öfters bei Fehler der Verteidigung vor, doch bei Angreiferfauls ??? Dies sieht mal nicht oft GENUG!

    Aber :respekt: für die die sich trauen Tor zu geben und den Angreifer progressiv zu bestrafen. Das versteht niemand in der ganzen Halle :pillepalle:, ausser die Kollegen SR :D

  • Ja, genau das ist das Problem!

    Da sind die SR-Lehrwarte und auch die SR-Beobachter in der Pflicht, Einfluss zu nehmen, dass die SR zunehmend mehr Selbstvertrauen bekommen, auch solche Entscheidungen mutig zu vertreten!

    Es muss bei jeder sich bietenden Gelegenheit immer wieder darauf hingewiesen werden, auch wenn´s schon zu den Ohren rauskommt, dass man nicht mehr nach der »ich pfeif´ schon zwanzig Jahre so«-Methode verfahren kann!

    :tschau: Markus
    Mannem vorne! :klatschen:

  • ?( Hierzu 'ne Frage:

    wie hättet ihr endschieden ?
    (dieser Fall ist vorgekommen, wahrscheinlich öfters als ihr denkt)

    A8 läuft Gegenstoss. TW B1 läuft aus seinem Torraum um den hoch gespielten Pass zu A8 zu fangen. Als A8 sich umdreht um nach dem Ball zu schauen, springt TW B1 hoch. Er boxt den noch hochfliegenden Ball - für den Angreifer zu hoch - ins Seitenaus. Bei diesem Sprung trifft er auch Spieler A8, der rückwärts laufend mit dem Kopf an das Knie von TW B1 rennt und sich dabei schwer verletzt.

    Unsere Entscheidung hat nicht allen gefallen...... :pillepalle:

  • Auch wenn es jetzt den Aufschrei geben wird, aber wenn der TW das Knie nicht noch extra hochzieht, ist das eine korrekte Abwehraktion, sie richtet sich ja auch ausschließlich gegen den Ball, und damit ist auf Angreiferfoul von A8 zu entscheiden, also FW B.

  • Hallo beisammen :hi:,

    da bin ich aber ganz anderer Meinung!

    Nach Regel 8:5b und d ist der TW B1 zu disqualifizieren (Regel 16:6c), da der Angreifer A8 am Kopf getroffen wird (eine Absicht ist nach der Regel hier unerheblich!) und anzunehmen ist, dass er die Körperkontrolle verliert, wobei der TW B1 zumindest eine Verletzung des Angreifers A8 billigend in Kauf nimmt.

    Spielfortsetzung: 7-m-Wurf für A (der Regel 8:8 folgend)!

    :tschau: Markus
    Mannem vorne! :klatschen:

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Mannem vorne!
    Nach Regel 8:5b und d ist der TW B1 zu disqualifizieren (Regel 16:6c), da der Angreifer A8 am Kopf getroffen wird (eine Absicht ist nach der Regel hier unerheblich!) und anzunehmen ist, dass er die Körperkontrolle verliert, wobei der TW B1 zumindest eine Verletzung des Angreifers A8 billigend in Kauf nimmt.

    Nun, ich denke, man kann mit dem gleichen Recht Regel 8:5d anders herum anwenden:
    Der rückwärts laufende A8 rennt hier blind den zur Abwehr des Balles im Sprung befindlichen TW B1 um und sorgt durch den (unglücklichen und enbeabsichtigten) Treffer mit seinem Kopf am Knie des TW dafür, dass dieser die Körperkontrolle verliert. Auch hier gilt, dass eine Absicht des A8 nicht vorliegen muss.

    Dann wäre A8 zu disqualifizieren und es würde Freiwurf für TW B1 geben.

  • Ich glaube in solchen Fällen wird es nie (oder nur selten) eine einhellige Meinung geben. Schon gar nicht wird man das abschliessend ohne entsprechendes Bildmaterial diskutieren können.

    Auf Angreifervergehen zu entscheiden ist aber in der beschriebenen Situation besonders heikel, da sich der TW im Sprung zum Ball befindet, also nicht unbedingt eine korrekte Abwehrposition eingenommen hat und wahrscheinlich nicht schon am Ort stand und einfach hochgesprungen ist.

    Das sind halt Bruchteile von Sekunden, die hier massgeblich für die Entscheidung sind, und meiner Meinung nach mit die "ekligsten" Situationen, die ein SR zu beurteilen hat.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von berndo
    Ich glaube in solchen Fällen wird es nie (oder nur selten) eine einhellige Meinung geben. Schon gar nicht wird man das abschliessend ohne entsprechendes Bildmaterial diskutieren können.


    Gebe ich dir vollkommen recht, berndo ... mein Beitrag war auch weniger als "endgültige" Entscheidung gemeint, sondern mehr als Anmerkung, dass man mit der Fall-Beschreibung genausogut auch andersherum entscheiden könnte, wenn man Regel 8:5 ansetzt.

    Zitat

    Original von berndo
    Auf Angreifervergehen zu entscheiden ist aber in der beschriebenen Situation besonders heikel, da sich der TW im Sprung zum Ball befindet, also nicht unbedingt eine korrekte Abwehrposition eingenommen hat und wahrscheinlich nicht schon am Ort stand und einfach hochgesprungen ist.


    Naja, berndo, mal so gesagt:
    In dieser Situation hat keiner der beiden Spieler den Ball sicher/ unter Kontrolle ... und da der Torwart außerhalb des Kreises sich im Feld bewegt, ist es mehr oder minder der "freie Kampf um den Ball" zwischen zwei Feldspielern.
    Und so wenig wie sich der Torwart in einer "korrekten Abwehrposition" befunden hat, hat sich der Angreifer in einer "korrekten Angriffsposition" befunden, in der er vom Torwart gestört/ attakiert wurde.

  • Zitat

    Original von Jörg aus Basche
    Naja, berndo, mal so gesagt:
    In dieser Situation hat keiner der beiden Spieler den Ball sicher/ unter Kontrolle ... und da der Torwart außerhalb des Kreises sich im Feld bewegt, ist es mehr oder minder der "freie Kampf um den Ball" zwischen zwei Feldspielern.
    Und so wenig wie sich der Torwart in einer "korrekten Abwehrposition" befunden hat, hat sich der Angreifer in einer "korrekten Angriffsposition" befunden, in der er vom Torwart gestört/ attakiert wurde.

    Vielleicht hätte ich genau deshalb in dieser Situation einfach auf Einwurf für den Angreifer entschieden. :P

    Es ist und bleibt halt schwierig eine solche Situation anhand einer textuellen Beschreibung zu beurteilen. Entweder wird die Lösung schon durch eindeutige Fakten suggeriert oder es ist einfach keine eindeutige Entscheidung zu treffen.
    Selbst bei Videobildern aus der Totale in Echtzeit bleibt's schwierig genug. Ein anderer Blickwinkel und schon sieht's vielleicht ganz anders aus.

  • :klatschen:

    Berdo hats herausgefunden. Genau so haben wir entschieden: Einwurf für A8.

    Viele Zuschauer,... in der Halle(A war Heimmannschaft) wollten natürlich eine DQ für den sehr guten TW. Da er aber ganz klar den Ball gespielt hat haben wir davon abgesehen. Auch ein "Unterlaufen vom TW" hätte man dem Angreiffer unterstellen können was dann DQ für A8 wäre. Angesicht seiner schweren Verletzung war er bestraft genug. Also gabs nur Einwurf und ansonsten den Versuch die Gemüter wieder zu beruhigen.

    Ein SR-Beobachter auf der Tribüne hat uns am Ende des Spieles gesagt, dass da eine Hinnausstellung für den TW nötig gewesen wäre und das hätte dann die Gemüter sofort beruhigt. Eine DQ für den TW wäre aber auch angebracht. Seine Auslegung: Der Angreifer kann den TW nicht sehen, der TW den Angreifer aber. In diesem Fall muss der TW von einer Verletzungsgefahr des Angreifers ausgehen und sollte in diesem Fall nicht versuchen den Ball zu spielen..... :pillepalle:

    Am darauffolgenden Wochenende hatten wir fast die gleiche Situation, nur hat hier der TW den Ball verfehlt. Entscheidung: DQ für TW und 7m für den Angreifer.

    Aber wünschen tue ich keinem diese Situationen, weder den Spielern, noch den SR. :P