Wo 'Alte Herren' versteckt und dann verarscht werden

  • Die Geschichte ist einfach zu schön, um sie Euch vorzuenthalten. Oder zu traurig - je nach dem.

    Im Bezirk H. gibt es eine eigene Alte Herren Staffel, die Bezirksliga AH. Teilnahmeberechtigt ist man dort ab 30 Jahren. Gibt es wohl nicht überall, deswegen die Info vorweg. Regelaufsteiger ist der Kreismeister Alte Herren aus dem Kreis H. (die übrigen Kreise haben wohl keine eigene AH).

    Und jetzt wird es witzig. Der Kreis H. hat gar keine offizielle Alte Herren. Aber eine 4. und zwei 5. Kreisklassen, in denen pro Mannschaft je zwei Spieler zwischen 30 und 32 eingesetzt werden dürfen (?). Der Staffelsieger der 4. Herren steigt auch nicht in die 3. KK auf, sondern in die AH Bezirk. Und wird nebenbei noch Kreismeister (?). Neu gemeldete Mannschaften landen auch nicht in der 5. KK, sondern in der 3.

    Vor zwei Jahren fragte Verein M. bei Rechtswart Z. an, ob sie denn Spieler aus der AH Bezirk in der Kreisoberliga Herren einsetzen dürfen oder ob diese festgespielt seien. Z. blätterte durch die Spielordnung und stellte fest, dass man sich nur innerhalb derselben Altersklasse festspielen kann. Wenn ein A-Jgd. Oberligaspieler unbegrenzt in der Herren auf Kreisebene spielen darf, dann gilt dasselbe auch für AH aus dem Bezirk. (Bitte dies nicht ausdiskutieren. Die Verbände dürfen den Ü30 Bereich regeln, folglich auch als eigene Altersklasse einrichten.)

    Letzte Saison setzte der Verein M. dann in 28 Fällen Spieler der AH auch in der Kreisklasse Herren ein. Der Staffelleiter war erbost, zog der Mannschaft die Punkte ab und verhängte mehrere Wochen später eine drakonische Geldstrafe.

    M. legte erst Einspruch gegen den Punktabzug ein, mit einer dreiseitigen Begründung, warum es sich hier um zwei verschiedene Altersklassen handele und der Festspielparagraph nicht anwendbar sei. Das Kreissportbericht begnügte sich mit einem Einzeiler, in etwa: "Wir sehen das nicht so". Die Berufung scheiterte, weil man aus Versehen € 5,- Gebühr zu wenig überwies.

    Aber da war ja noch das Verfahren wegen der Geldstrafe. Die beiden Maßnahmen wurden vom Kreis geschickterweise so weit auseinandergezogen, dass M. zu zwei kostenpflichtigen Verfahren gezwungen war. Erste Instanz dasselbe Spielchen, in zweiter Instanz nun eine fünfseitige Berufungsbegründung - wie für Blöde geschrieben - was Adam und Eva sich so über Handball für Gedanken gemacht haben usw. (Kam noch hinzu, dass der Kreis zuvor nie geschrieben hatte, welcher Spieler sich wann wo festgespielt hatten. M. konnte die Strafen nicht überprüfen.) Das Bezirkssportgericht schrieb dann Rechtsgeschichte. In dem Parallelverfahren sei das Urteil rechtskräftig geworden, daher sei man in diesem Verfahren an den Sachverhalt sowie die Begründung gebunden. (Ist klar, der Instanzenzug ist ja dafür da, dass die tiefere Instanz entscheidet und die Höhere allenfalls noch die Brotkrumen aufsammelt.) Und damit nicht genug. Obwohl man gebunden sei, änderte das "Gericht" die Entscheidung noch ab und milderte die Strafe. Es seien nicht 28 Fälle gewesen, entscheidend sei die Anzahl der Spiele. (Was ebenso zweifelhaft ist.)

    Ihr wollt einen Einspruch vors Sportgericht bringen? Laßt Euch von einem Chaostheoretiker beraten, aber auf gar keinem Fall von einem Juristen. Der taugt allenfalls als Contraindikator. :D

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

    Einmal editiert, zuletzt von Zickenbändiger (8. September 2004 um 23:17)

  • Zitat

    Original von Jörg aus Basche
    Das GroundJurys/ schiedskomissionen/ Sportgerichte Unfug entscheiden, ist ja nichts wirklich neues .... vielleicht wäre zumindest ein Jurist in diesen Gremien zur Einhaltung minimaler juristischer Verfahrensanforderungen eine Möglichkeit.

    @ Jörg,
    ist das eine offizielle Bewerbung ?( :P

    ;)

  • Ich kann diesen Fall überhaupt nicht nachvollziehen. Seit wann können sich denn AH - Spieler ( über 32 ) für AH-Mannschaften festspielen. Ein AH Spieler wird im "normalen " Spielbetrieb wie ein aktiver Spieler behandelt. Er darf in seiner AH-Mannschaft so oft spielen wie er will, er ist in keiner aktiven Mannschaft festgespielt, es sei denn, er wird in mehreren aktiven Mannschaften eingesetzt. Das hat aber keine Konsequenzen in Bezug auf sein Spiel in der AH-Mannschaft. Und die angesprochene Einteilung in solche Kreisklassen ist wohl "das Chaos" überhaupt.
    Diese Einteilung wurde wohl unter Drogeneinfluß vorgenommen !!!

    Und was soll denn die Aussage :"der Staffelleiter war erbost " , ......

    Einmal editiert, zuletzt von Schwaniwolli (9. September 2004 um 20:48)

  • Das ist das Hauptproblem, dass im Sport "Laienjuristen" wie die Großfürsten im Mittelalter Recht sprechen und dann auch noch Recht behalten - egal wie schwachsinnig ein Vorfall/Urteil ist.

    Wolfgang ich wüßte da auch ein Urteil, dessen Begründung jedem Juristen die Harre zu Berge stehen läßt --> die ist bekannt was ich da gerade meine - oder.


    Interessant an dieser Stelle auch das "Heiniurteil" im Hesseischen Handballverband, nachzulesen auf den Seiten des HHV. :P:P:pillepalle::pillepalle:

    Bevor man den Handball verändert, wäre es vielleicht doch wichtiger, ihn nicht zugrunde zu richten.

    (Frei nach Paul Claudel)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Schwaniwolli
    Diese Einteilung wurde wohl unter Drogeneinfluß vorgenommen !!!


    Nein, von irgendwelchen Verantwortlichen im Handballkreis Hannover .... die brauchen dafür keine Drogen. Die behaupten ja auch heute noch, dass es keine eigene Spielklasse der AltenHerren gibt - und meinen als "Laienjuristen", dass die Urteile auch noch ihre Sichtweise untermauert :nein:

    Zitat

    Original von ulle
    @ Jörg,
    ist das eine offizielle Bewerbung

    Ach ulle, das Badnerland ist mir von Hannover aus ein bißchen weit weg :lol: Und wenn ich mir die Besetzung unserer Sportgerichte hier anschaue, lieber nicht :nein:

  • Das mit den Sportgerichten ist doch kein Handball-Problem. Das ist doch überall derselbe Mist. Man schaue sich nur die Entscheidungen bei Olympia an.

    Ansonsten stimme ich Hasenhirn voll und ganz zu!

    Gruß Jan

  • Zitat

    Original von Schwaniwolli
    Ich kann diesen Fall überhaupt nicht nachvollziehen. Seit wann können sich denn AH - Spieler ( über 32 ) für AH-Mannschaften festspielen. Ein AH Spieler wird im "normalen " Spielbetrieb wie ein aktiver Spieler behandelt. Er darf in seiner AH-Mannschaft so oft spielen wie er will, er ist in keiner aktiven Mannschaft festgespielt, es sei denn, er wird in mehreren aktiven Mannschaften eingesetzt. Das hat aber keine Konsequenzen in Bezug auf sein Spiel in der AH-Mannschaft. Und die angesprochene Einteilung in solche Kreisklassen ist wohl "das Chaos" überhaupt.

    AH Spieler der Bezirksliga könnten sich schon festspielen - im Verhältnis zur AH auf Kreisebene. Und in Deinem Beispiel. Nur hier war folgende Ratio am Werke: Der Staffelleiter (auch schon Ü60) spielt selbst Alte Herren. Und da will er nicht auf Bezirksligaspieler Mitte dreißig treffen. Also wird die AH ans unterste Ende der Skala des Seniorenspielbetriebs gepackt und... voila... alle Herrenspieler darüber sind festgespielt im Vehältnis zur 4. und 5. Kreisklasse (Zitat der Chefin der Spieltechnik: "Wir haben keine Alte Herren im Kreis!!!"). Dass dies gegen § 55 SpO DHB verstößt, das interessiert nicht. Muß ja auch nicht, die Sportgerichte sind ja Kasperletheater.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Das "Festspielen" der alten Herren im Verhältnis zur 4. und 5. Kreisklasse ist absolut gegen die SPO DHB.
    Denen sollte man mal vom Verband aus auf die Fingerklopfen.

    Natürlich gilt bei AH-Mannschaften der §55, wenn ein Verein mehrere AH-Mannschaften stellen kann (Festspielen).

    Aber in einer Aktiven Mannschaft kann sich ein AH Spieler nicht festspielen, er kann immer wieder in seine AH Mannschaft zurück kehren.

  • Also bei uns im Verband ist ein JURIST zuständig für das Rechtswesen.
    Oder Wolli??
    Und der wird meines Wissen auch immer in stritigen Fragen zu Rate gezogen.
    Ob aber in nachfolgenden Instanzen das auch so ist entzieht sich derzeit
    meiner Kenntnis.

    ;)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von ulle
    Also bei uns im Verband ist ein JURIST zuständig für das Rechtswesen.

    In der Handballregion Hannover ist auch ein Jurist für das Rechtswesen verantwortlich - nämlich der Zickenbändiger.
    Im Handballverband Niedersachsen ist für das Rechtswesen auch ein Jurist verantwortlich, ein Rechtsanwalt.

    Das hilft aber nicht, wenn es vor das Verbandssportgericht geht - da sitzen nämlich keine Juristen ... und kraft "richterlicher Unabhängigkeit" entscheiden die, wie sie wollen - und kümmern sich nicht wesentlich darum, was ein Rechtswart sagt.
    Und in den Verbandssportgerichten sitzen eben nach meinem vorsichtigen Eindruck keine Juristen, sondern nur Laien"juristen".

  • Zitat

    Original von Schwaniwolli
    Denen sollte man mal vom Verband aus auf die Fingerklopfen.

    Ich bin für alle Ideen offen. Nur bin ich nicht im HVN tätig.

    Zitat

    Original von Schwaniwolli
    Aber in einer Aktiven Mannschaft kann sich ein AH Spieler nicht festspielen, er kann immer wieder in seine AH Mannschaft zurück kehren.

    Und genau aus diesem Grunde hat man mit jurististischer Finesse (oder dem Holzhammer? :pillepalle: ) die "Alte Herren" wegdefiniert. Das witzige ist, theoretisch könnte bei uns eine A-Jgd. in der AH auflaufen, ohne dass man dagegen eine Handhabe hätte. (Bestrafen würde man dennoch, da bin ich sicher.)

    ulle: In dem Verfahren ist angeregt worden, das Bezirkssportgericht möge sich mit dem Rechtswart des HVN beraten (der den faulen Zauber natürlich durchschaut hat). Antwort: Im Instanzenzug könnte es ja noch vor das Landessportgericht gehen, Gerichte seien für Rechtsauskünfte nicht zuständig (?) und drittens müßten die Parteien im Vorfeld den Rechtswart befragen. (Was ja leider nicht von Erfolg gekrönt war.)

    Mal ne andere Frage, Wolli. Du unterscheidest zwischen Aktiven und Alte Herren. Sind letztere bei Euch nicht mehr aktiv? :D Bei uns langen die noch ganz schön zu....

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

    Einmal editiert, zuletzt von Zickenbändiger (10. September 2004 um 13:55)

  • Mal ne andere Frage, Wolli. Du unterscheidest zwischen Aktiven und Alte Herren. Sind letztere bei Euch nicht mehr aktiv? :D Bei uns langen die noch ganz schön zu....[/quote]

    Ohne Wolgang vorgreifen zu wollen, das ist bei uns nicht viel anders.
    Und wenn die Luft nicht mehr reicht zum laufen wird halt gemosert.
    Viel interessanter wäre es aus dieser Spezis geeignete SR zu finden.
    Da, und ich denke das ist bei vielen Verbänden so, dass die Mittelalten :P zw. 30+40 Jahren leider (als SR) dünn gesät sind.

    ;)

  • ich meld mich nicht an - obwohl ulle wir würden doch in einer eigenen SR-Gewichtsklasse starten - oder ? :lol:

    Bevor man den Handball verändert, wäre es vielleicht doch wichtiger, ihn nicht zugrunde zu richten.

    (Frei nach Paul Claudel)