Rechtswissenschaften: Deutsche Vielseitigkeitsreiter verlieren Gold

Micha

Ein Kommentar von Markus Schmidt (2DF):

Zitat

Arme Sportwelt!

Paragrafen-Reiter gegen deutsche Vielseitigkeitsreiter

Oft wird im Fußball kritisiert, dass Schiedsrichter Entscheidungen treffen dürfen, die als so genannte Tatsachen-Entscheidungen gelten, hinterher also einfach nicht mehr anfechtbar sind. Seit heute wissen wir, dass diese Vorgehensweise richtig ist. Damit erspart man Sportlern nämlich ein unwürdiges Hin und Her am so genannten Grünen Tisch. Doch genau das muss die Sportwelt derzeit bei den deutschen Vielseitigkeitsreitern miterleben.

von Markus Schmidt, 21.08.2004

Der Internationale Sportgerichtshof hat die Entscheidung der International Federation for Equestrian Sports (FEI) aufgehoben, die ihrerseits die ursprüngliche Disqualifikation der Ground Jury vor Ort aufgehoben hatte. Mit der Folge, dass die beiden Goldmedaillen für Bettina Hoy im Einzel und mit der Mannschaft futsch sind. Wer da noch durchblickt, möge den Arm heben.

Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt - zwischen diesen beiden Extremen pendelte Bettina Hoy in den vergangenen Tagen. Schuld daran sind Paragrafen-Reiter und Bürokraten, die sich auf ein verstaubtes Regelwerk berufen.

Hoy - sportlich die Beste!

Unverständlich ist die Entscheidung vor allem deswegen, weil Hoy die Volte vor dem Start - die sie nun ihre Medaille kostet - keinerlei Vorteile brachte. Sportlich war Hoy also die Beste, doch juristisch wurde ihr nun ein Bein gestellt.

Diese Entscheidung wirft nicht nur ein schlechtes Licht auf die Sportart selbst, sondern auch auf die Olympischen Spiele. Denn dieser unglaubliche Vorgang ist ein wunderbarer Anreiz für Neider und schlechte Verlierer der Sportwelt, es Frankreich, Großbritannien und den USA gleich zu tun und jede Entscheidung im Nachhinein auf etwaige Verstöße gegen das Reglement abzuklopfen.

Doch Vorsicht: Der Medaillenspiegel wird dann in Zukunft erst Ende des Jahres Gültigkeit haben. Dann nämlich, wenn verkachelte Juristen aus aller Herren Länder die Rechtmäßigkeit der Entscheidungen anerkannt haben. Arme Sportwelt!

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Das Neuste:

[url=http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/22/0,1872,2183542,00.html]Vielseitigkeitsreiter starten Gegenangriff[/url] (zdf.de)

agusta

es ist einfach unsportlich...mehr kann ich da nicht zu sagen!

Teddy

Was mich halt vor allem so ärgert ist die Definition einer "Ground-Jury-Entscheidung" als Tatsachenentscheidung.

Wie ich schon schrieb:
Eine Tatsachenentscheidung war für mich die Entscheidung des Mannes an der Uhr, wann er die Zeit laufen lässt. Eine Entscheidung einer Jury NACH Ende eines Werttungszeitraumes KANN einfach keine Tatsachenentscheidung mehr sein ...

eckes99

Bin mal gespannt,wie die Medallien zurückgefordert werden.

Romeike hat ja schon angedeutet,das er seine nicht mehr rausrückt

Dann ist sie halt irgendwie verschwunden

Das wäre doch auch was:
Alle behalten ihre Medallien und rücken sie nicht raus.

Was passiert dann?

Face

Jo Eckes, genau ... ich hab meine schon für teuer Geld in Ebay versteigert, ich hab se nimmer... ich kann se euch nicht mehr zurückgeben aber wenn ihr wollt könnt ihr mitsteigern :-)...

das wäre doch mal was :-))

jhl

Habe gerade im Telegramm im ZDF die Pressekonferenz gesehen. Aber leider habe ich keine Hoffnung eine positive Entscheidung des IOC. Die alten Herren haben dafür doch keine Zeit bei den Spielen, die müssen doch von einem Buffet zum anderen.

Gruß Jan

Meikel

Rechtlich ist die Entscheidung wohl nicht mehr anfechtbar, und ausserdem gemäß den Bestimmungen wohl auch durchaus korrekt. Für so kompetent halte ich den internationalen Sportgerichtshof einfach.

Es ist bitter, aber leider nicht mehr zu ändern. Nicht alles im Leben ist gerecht!

Speziell der französischen Equipe wünsche ich für die Zukunft wirklich, dass die einmal in eine ähnliche Situation kommt und dann merkt, was Fair Play bedeutet oder auch nicht.

Teddy

es scheint wohl, wenn ich das inzwischen so richtig verstehe, nach den Fehlern des Zeitnehmers und der Ground Jury auch darum zu gehen, dass das Appeal Committee seine Entscheidung für die deutschen Sportler aus Zeitmangel juristisch unzureichend begründet hat - und deswegen das Sportgericht dieses wieder aufgehoben hat.

Mir wird da bei der ganzen Geschichte in der Tat etwas anders ... ein eher kleiner Fehler der deutschen Springreiterin wird durch ZIEMLICH viele Fehler in den Gremien/ Verfahrens- und Formfehlern zu einem riesengroßen Nachteil für die Sportler ... wirklich beeindruckend.

Zickenbändiger

Begeistert bin ich auch nicht, wage aber zu bezweifeln, dass Deutschland in vertauschten Rollen anders gehandelt hätte. In der Vergangenheit waren deutsche Fachsportverbände auch immer schnell mit Protesten und Einsprüchen. Insbesondere fällt mir da ein Penalty-Schießen nach einer Verlängerung gegen Canada beim Eishockey ein. Deutschland legte Einspruch ein, weil man meinte, als erstes hätte antreten dürfen. Canada hatte allenfalls einen psychologischen Vorteil durch den ersten Schuß.

So unschön eine juristische Entscheidung in jedem Wettkampf ist, nach vier Jahren Vorbereitung, wer würde da nicht noch was versuchen, wenn ein Regelverstoß vorlag?

agusta

ich habe gehört, dass man versuchen will zu erreichen, dass die deutschen als zweite "Erste" gelten. kann das klappen?

jhl

agusta: Beim IOC ist alles möglich. Denen alten Herren traue ich alles zu. Mit einer kleinen Spende ist fällt dem IOC die Entscheidung aber bestimmt leichter.

Gruß Jan

Teddy

Der Reitsport-Weltverband hat heute das Urteil des Sportgerichtes bestätigt und damit die Entscheidung absolut endgültig gemacht (das war zu erwarten). Als Geste der Fairness prüfe man, ob eine zweite Goldmedaille an Deutschland möglich sei - gleichzusetzen mit einem Olympiasieg wäre das aber nicht.

Ich würde dann dem Welt-Reitverband empfehlen, sich auch mal mit den eigenen Zeitnehmern, Offiziellen, Ground-Jurys und Schiedskommissionen zu beschäftigen und dafür zu sorgen, dass da nicht nur unfähige Flachpfeifen sitzen.

jhl

Also ich finde es ist mit einem Olympiasieg gleichzusetzen auch wenn es nicht im Medaillenspiegel auftaucht. Die Reiter werden sich trotzdem als Olympiasieger fühlen, meiner Meinung nach zu recht.

Gruß Jan

Teddy

Jan, ich bin vollkommen deiner Meinung. Sollte das nicht deutlich rübergekommen sein, ich habe oben mehr oder minder das wiedergegeben, was der Welt-Reitsportverbadn sagt.

Und die müssen sowas von sich gebenm von wegen ex-gratia und ohne Rechtsanspruch und so weiter, damit dann nicht irgendwann noch mehr nationale Verbände kommen und eine zweite Gioldmadaille haben wollen ... die einfachste Vorsorge dagegen allerdings: Vernünftige Leute an die Schaltstellen setzen, wenn es an die nächste Groß-Veranstaltung geht

Brummsel

Oder den Fairplay-Gedanken weiter verbreiten. Das hätte auch schon vieles besser gemacht. Denn wie sich jetzt einige der "Sieger" aufführen ist entgegen jeden Fairplay. Traurig, traurig...

agusta

ich habe gestern ein Interview mit Bettina Hoy gehört und sie sagte, dass sie gar keine Ehrenmedaille will, das fände sie blöd, jetzt einen auf Wiedergutmachen zu tun. Aber sie hat sich sehr gefreut, dass ihr so viele wildfremde Menschen geschrieben haben und gesagt haben, dass sie die Entscheidung unfair fänden und dass die deutschen Reiter trotzdem die wahren Gewinner wären. "Das hat das Ganze ein wenig erträglicher gemacht." sagte sie.

samol

Nun sind die deutschen Vielseitigkeitsreiter offiziell zur Rückgabe ihrer aberkannten Goldmedaillen aufgefordert worden.

Steinar

Zitat

Original von olympia.ard.de:

25.08.2004 :: 11.28 Uhr
Reiten: Gnadengesuch
Der Reiter-Weltverband FEI hat beim IOC offziell und schriftlich ein Gnadengesuch für die deutschen Vielseitigkeitsreiter gestellt.

Mal sehen, wie sich das weiter entwickeln wird. Hoffentlich ist das Gnadengesuch nicht auf Franzoesisch geschrieben.

Micha

Gefunden bei sportal.de:

Zitat

Gnadengesuch! Hoffnung für Hoy und Co.

25.08.2004

Im Verwirrspiel um die aberkannten Goldmedaillen der deutschen Vielseitigkeitsreiter gibt es wieder einen Funken Hoffnung. Der Reiter-Weltverband FEI hat beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) offenbar ein offizielles Gnadengesuch gestellt.

Torpediert werden könnte dies jedoch dadurch, dass Bettina Hoy den Gang vor ein ordentliches Gericht erwägt. Passend zu den Turbulenzen der vergangenen Tage dementierte die FEI-Pressestelle eine Eingabe zugunsten von Bettina Hoy und ihren Teamkameraden. Zuvor hatte allerdings Reinhard Wendt, Delegationsleiter des deutschen Verbandes (FN), bestätigt: "Es gibt jetzt eine schriftliche Eingabe." Laut Wendt habe das IOC aber mitgeteilt, dass es vor Ende der Athen-Spiele keine Antwort gebe. Die FEI habe vorgeschlagen, dass neben dem französischen Team und Leslie Law auch das deutsche Team und Hoy Gold erhalten.

Die 41-jährige Reiterin kocht auch eine Woche nach dem folgenträchtigen Wettkampf in Athen noch immer vor Wut über die Aberkennung ihrer beiden Goldmedaillen. Sie will das Angebot von Anwälten prüfen, vor ein ordentliches Gericht zu ziehen. "Wir müssen klären, ob das Sinn macht", sagte sie in einem Gespräch mit der dpa. "Es gibt Anwälte, die sagen, dass sie da etwas machen könnten." Vor einer Entscheidung wolle sie jedoch mit ihren Teamgefährten darüber beraten.

Sauer ist die Reiterin auch auf ihre Kontrahenten aus Großbritannien, Frankreich und den USA. "Ich habe im Moment kein Bedürfnis, in Frankreich auf ein Turnier zu fahren", sagte sie voller Zorn: "Der olympische Gedanke, die Fairness im Sport und die Freundschaft unter den Sportlern - das ist alles total lächerlich." Die Reiterin ist derzeit auf Besuch bei ihren Eltern in Rheine.

In der kommenden Woche will sie ihren Ehemann, den dreimaligen Olympiasieger Andrew Hoy (Australien), zu einem Turnier in Großbritannien begleiten, wo beide seit fünf Jahren zusammen leben. "Ich weiß nicht, wie ich reagieren werde, wenn ich die dann alle wiedersehe", sagte sie mit Blick auf ihre Kontrahenten, deren Protest letztlich zur Aberkennung der Medaillen geführt hatte.

In der deutschen Vielseitigkeits-Equipe gebe es keine Spannungen und keine Vorwürfe gegen sie, sagte Hoy: "Wir stehen ganz eng zusammen, das hat uns nur noch enger zusammengeschweißt." Auch der Zuspruch aus der deutschen Bevölkerung sei enorm. "Es gibt Kinder, die mir Bilder gemalt haben", beschrieb sie die Reaktionen in ihrer Heimatstadt Rheine.

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Olaf

ich hab da noch was Nettes aus der Tagespresse gefunden...

Zitat

Von: Thomas Kastler, aus: Mittelbadische Presse
24.08.2004
Olympische Albträume

Das Handball-Finale: Unsere Europameister spielen um Gold - schon wieder gegen Frankreich.

Gestern Morgen bin ich schweißgebadet aufgewacht. Es muss ein olympischer Albtraum gewesen sein.

Heiner Brand, der Bundestrainer, ist mit den Nerven am Ende. Denn er hat keine Flügelzange mehr. Florian Kehrmann und Stefan Kretzschmar sind kurzfristig von den Spielen suspendiert worden, weil man sie am Abend zuvor in Athen auf dem Motorrad erwischt hat.

Die Verlängerung läuft schon. Da springt Kretzschmars Freundin Franziska van Almsick spontan von der Tribüne ins kalte Wasser - und schwimmt einen Tempogegenstoß. Weil sie kurz vor dem Tor wieder einzubrechen droht, beschließt der Handball-Weltverband IHF per Akklamation die Einführung des Golden Goals.

Franzi hält durch - und trifft.

Deutschland ist Olympiasieger. Und »Kretzsche« erklärt auf dem Höhepunkt seines sportlichen wie privaten Glücks den Rücktritt aus der Nationalmannschaft.

Doch dann kommt`s, wie es kommen muss.

Erst wird Brand, der sich noch auf dem Feld von Verona Feldbusch seinen weltweit bekannten Schnäuzer ein zweites Mal abrasieren lässt, anschließend von der Siegerehrung ausgeschlossen, weil beim Sicherheitscheck Terroralarm ausgelöst wird.

Tags darauf stellt sich auch noch heraus, dass die IHF die Regeländerung nicht mit der vorgeschriebenen Software eines Olympia-Sponsors verbreitet hat.

Die Franzosen tun das, was sie am besten können - sie ziehen vor den internationalen Sportgerichtshof. Der CAS cancelt das Golden Goal wegen Verstoßes gegen die guten olympischen Sitten - und wandelt es in ein Eigentor um.

Danach geht mit »Kretzsche« der Gaul durch. Der Linksaußen sattelt das vielseitige Pferd »Ringwood Cockatoo« und reitet die ganze Nacht im Galopp ums Quartier der Franzosen herum. Dabei grölt er dauernd: »Zicke-zacke, Hoy, Hoy, Hoy«. Und Franzi wird zur Erholung auf die Alm geschickt.

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