ZitatAlles anzeigenWird die SAP-Arena während der WM zur Schulsporthalle?
(ws) "Handball in einer anderen Dimension", so tönte das Präsidium des Deutschen Handball-Bundes (DHB) auf dem Bundestag im September in Würzburg anlässlich der Präsentation der WM-Kampagne. Bescheidenheit ist nicht die Zier des Ulrich Strombach.
Die "beste Weltmeisterschaft aller Zeiten" versprach DHB-Präsident für die WM im Januar 2007. Doch bereits vier Wochen nach dieser vollmundigen Ankündigung scheint der DHB diese Großveranstaltung durch eigenes Unvermögen an die "Wand" zu fahren.
Während das Organisations-Komitee in Würzburg die Verteilung und den Verkauf der Eintrittskarten auf drei Säulen stellen wollte, indem die Hallenbetreiber den größten Anteil am Ticketverkauf bekommen sollten, wurde Mitte der letzten Woche auf einer Pressekonferenz in Dortmund vom Mitglied des WM-OK Horst Bredemeier bekannt gegeben, dass der DHB den Ticket-Verkauf für 300000 Euro komplett an eine Schweizer Agentur verkauft hat. Besitzer dieser Agentur ist unter anderem der Essener Spielervermittler Uwe Zimmer, der diese Rechte zügig für 800000 Euro an den Schweizer Internet-Anbieter "Ticket-Corner" weiter verkaufte, die auch einen Teil der Eintrittskarten für die Handball EM Anfang 2006 in der Schweiz veräußert.
Dieser "Coup" des DHB hat nun die Betreiber der großen Multifunktionshallen in Deutschland auf die Palme gebracht. Haben sie einzig und allein nur über den Verkauf der Eintrittskarten die Möglichkeit, die hohen Kosten für die Rechte der Austragung der WM 2007 wieder einzuspielen, da die Betreiber von allen anderen Möglichkeiten von der IHF ausgeschlossen werden. Allein der Verlust der 15 Prozent an Vorverkaufsgebühren macht die Durchführung der Spiele in den großen Hallen zu einem "Vabanque-Spiel", in dem alles auf eine Karte gesetzt wird.
Nun wundert man sich beim DHB, dass die Betreibergesellschaften der sieben größten Arenen in Deutschland die Verträge nicht unterzeichnen werden. Auch die Landesverbände und die zahlreichen Handballfunktionäre auf den Regionalebenen sind völlig fassungslos und können das Verhalten des DHB nicht nachvollziehen. Einige sprechen sogar ganz offen von einem Betrug an den Hallenbesitzern. Und anstatt zu versuchen, die Situation wieder ins Reine zu bringen, droht DHB-Präsident Strombach den aufmüpfigen Hallen mit dem Entzug der WM-Rechte. "Handball in einer anderen Dimension" wird dann in Sporthallen wie der Rhein-Neckar-Halle Eppelheim oder der Ludwigshafener Eberthalle stattfinden anstatt in Hamburg, Köln, Kiel, Dortmund oder der Mannheimer SAP-Arena. "Erst wird man wie eine Weihnachtsgans vom DHB gerupft und dann drückt er einem noch die Kehle zu", so der Tenor auf einem Meeting des Badischen HandballVerbandes mit Daniel Hopp und der SAP-Arena Betreibergesellschaft. Die Hallenbetreiber zahlen nach Informationen des "Handelsblattes" bis Ende 2006 über vier Millionen Euro an den DHB, um sich überhaupt WM-Spielort nennen zu dürfen und können diese Ausgaben nur über den Vorverkauf refinanzieren. Die Verhandlungen sind festgefahren und die anstehende Präsidiumssitzung des DHB am 18. November 2005 in Mannheim wird bestimmt eine der etwas lauteren Art werden. Auch die IHF scheint vom Verhalten des DHB nicht gerade erfreut zu sein. Präsident Dr. Hassan Moustafa fiel aus allen ägyptischen Wolken, als er vom Chaos im DHB erfuhr. Wieder einmal hat sich der größte Handballverband der Welt bis auf die Knochen blamiert und man muss sich mittlerweile wirklich fragen, wie lange die Landesverbände des DHB sein eigenes Präsidium noch ertragen können.
Quelle: Weinheimer Zeitung