In der Welt am Sonntag ist ein interessanter Artikel über die Fernseh-Präsenz der B-Sportarten Handball, Basketball und Eishockey zu lesen.
Einer Einschätzung des dort zitierten Professors möchte ich jedoch widersprechen.
ZitatGrundsätzlich traut Experte Schellhaaß dem Basketball am ehesten Platz zwei in der TV-Präsenz hinter dem Fußball zu. "Die sind am weitesten", sagt er, "und in der Darstellung zielen sie auf die Jugend, die jungen Leute wachsen ins TV-Publikum hinein."
Basketball hat nur eine viertklassige Liga, daher sind die Chancen dieser Sportart - wenn es denn noch um das Sportliche geht - denkbar gering. Gäbe es ein richtiges Konzept, kann nur Handball den 2. Platz hinter ußball einnehmen, denn die Liga ist top, die Nationalmannschat ist top. Nur die Führung fällt da etwas zurück...
Hier der Artikel in Gesamtlänge...
ZitatAlles anzeigenWelt am Sonntag vom 31.8.2002
Probleme bei der Sender-Suche
Im Ringen um mehr TV-Präsenz kämpfen Handball, Eishockey und Basketball um die Vorherrschaft der kleinen Sportarten - und gegen die Markttendenzen
von Sven Beckedahl/Jens BierschwaleBerlin - Als am Freitagabend die Handball-Bundesliga in ihre 27. Spielzeit startete, hatte sich auch bei Heinz Jacobsen die Nervosität gelegt. Am Nachmittag war der Vorsitzende der Handball-Bundesliga noch wild in seiner Kieler Wohnung umhergelaufen, musste ständig Faxe hin- und hersenden und konnte am Abend stolz verkünden: "Der Vertrag mit dem Deutschen SportFernsehen ist unterschrieben."
Für Jacobsen und die Liga ging damit eine Monate lange Leidenszeit zu Ende, in deren Verlauf den Vereinen die TV-Absti-nenz drohte. Denn der alte Fernsehvertrag zwischen Liga auf der einen Seite und dem DSF sowie der Rechteagentur SportA auf der anderen war zum 30. Juni dieses Jahres ausgelaufen. Und zwischenzeitlich deutete nicht mehr viel darauf hin, dass die Vetragspartner noch vor Saisonbeginn zu einem Abschluss kommen. Nun ist zumindest der erste Teil von Jacobsens Mission erfüllt, und in der nächsten Woche rechnet der Ligachef damit, auch mit SportA einen Konsens zu finden.
Der kurzfristige Abschluss kann indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die kleineren Sportarten schwer tun bei der Sender-Suche. Denn nicht nur die Handballer kämpfen vehement um die so dringend benötigte TV-Präsenz, auch Eishockey- und Basketball-Liga sind bemüht, ihre Stars ins rechte (Fernseh-)Licht zu rücken. Ein schwieriges Unterfangen für die Sportarten, die im Schatten von König Fußball stehen und gleichermaßen von sich behaupten, Nummer zwei in der nationalen Ballsport-Hierarchie zu sein. Dabei kämpfen Handball-, Eishockey- und Basketball-Liga nur gegen die üblichen Markttendenzen. Denn nachdem sowohl die ARD als auch das DSF schon einen Großteil des ihnen zur Verfügung stehenden Etats für die Fußballrechte ausgegeben haben, ist nicht mehr viel übrig vom großen Kuchen für die kleinen Sportarten.
"Eine nicht nachvollziehbare Politik der TV-Anstalten" nennt Gernot Tripcke die Sender-Praktiken. "Da wird versucht, die Fußball-Berichterstattung auf Kosten anderer Sportarten zu subventionieren." Der Geschäftsführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) hofft dennoch auf "ausführliche und regelmäßige Liveberichterstattung" beim Pay-TV-Kanal Premiere. Mehr jedoch scheint für die Eishockey-Cracks nicht drin zu sein.
Immerhin: Im Vergleich mit den Konkurrenten aus der Handball- und Basketballbranche stehen die Kufenmänner noch prächtig da. Laut des Instituts für Medienanalyse (IFM) war Eishockey im Jahr 2002 insgesamt 345:26 Stunden im TV zu sehen, hatte somit eine Reichweite (RW) von 1,12 Milliarden Zuschauern. Basketball brachte es nur auf 270:14 TV-Stunden (RW: 1,05 Milliarden), Handball musste sich mit 233:21 TV-Stunden (RW: 632 Mio.) begnügen. Was den wahren Wünschen der Zuschauer offenbar nicht entspricht. Das Kölner Institut Sport+Markt wollte wissen, welche Sportart die Bundesbürger am liebsten im Fernsehen verfolgen. Dabei entschieden sich 24 Prozent der Befragten für Handball, 23 Prozent für Eishockey und nur 20 Prozent für Basketball. Doch am Fußball, das beweisen satte 60 Prozent, führt kein Weg vorbei. In der gesellschaftlichen Akzeptanz ist des Deutschen liebstes Kind den anderen Mannschaftssportarten weit voraus, was 4879 TV-Stunden und eine Reichweite von 13,7 Milliarden Zuschauern in 2002 beweisen.
"Fußball", sagt Professor Horst Schellhaaß, "ist Anknüpfungspunkt bei Gesprächen auf Partys und am Arbeitsplatz. Wir nennen es das soziale Motiv." Deshalb rät der Direktor des Instituts für Rundfunkökonomie an der Universität Köln Handball, Basketball und Eishockey davon ab, ihr Heil bei Spartenkanälen wie dem DSF zu suchen: "Das ist ein Fehler. Beim Spartensender erreicht man nur aktive Zuschauer, die gezielt nach ihrer Sportart suchen. Die meisten Zuschauer sind jedoch passiv. Sie wählen sich ihren Lieblingssender aus und warten, was da kommt." Um langfristig mehr TV-Präsenz zu erlangen, rät Schellhaaß den Nicht-Fußballern daher, ihren Sport bei einem Vollprogrammanbieter zu integrieren. "Fünf Minuten im ZDF", sagt der Volkswirt, "sind wichtiger als zwei Stunden im DSF."
Grundsätzlich traut Experte Schellhaaß dem Basketball am ehesten Platz zwei in der TV-Präsenz hinter dem Fußball zu. "Die sind am weitesten", sagt er, "und in der Darstellung zielen sie auf die Jugend, die jungen Leute wachsen ins TV-Publikum hinein." Allerdings fehlt den Basketballern nicht nur ein neuer Fernsehpartner, auch der Namensgeber der Liga ist abtrünnig geworden. Der Bekleidungshersteller s.Oliver, der dem Vernehmen nach in den vergangenen drei Jahren 15 Millionen Euro in die Zusammenarbeit investierte, sprang im Sommer ebenso ab wie Sat1 als Fernsehsender. Ligachef Otto Reintjes hofft nun, dass das DSF wenigstens ein Live-Spiel am Sonntag weiterhin zeigt.
Doch ob dafür nach dem Vertragsabschluss mit den Handballern noch genügend Mittel zur Verfügung stehen, ist ungewiss. Allein für die Verwertungsrechte der Sonntag-Spiele in der Fußball-Bundesliga musste der Münchener Spartenkanal elf Millionen Euro zahlen.