• @ Rico:

    Ich glaube, die meisten, die sich hier gegen die Todesstrafe ausgesprochen haben, sind sich darüber im Klaren, dass man - wenn man betroffen ist - sehr schnell dazu neigt dem Täter die "Pest an den Hals zu wünschen".

    Zitat

    Coco: ...wenn e.g. meinen Kindern (die ich ja vielleicht mal irgendwann haben werde), etwas angetan worden wäre - vermutlich würde ich Amok laufen...

    Ich bin mir aber nicht sicher, dass ich (rein subjektiv) mich - auch wenn er/sie es noch so "verdient" (wer verdient schon den gewaltsamen Tod?) hätte - anschließend besser fühlen würde und sich nicht doch irgendwann mal der Gedanke einschleichen würde, dass jetzt Andere - ebenso unschuldige - genauso leiden wie. (Vielleicht, weil durch die Todesstrafe Vater, Mutter,... umgebracht wurde.) Sicher: Warum soll es andern besser gehen als mir? Aber: warum soll ich dafür "sorgen", dass es nicht so ist?
    Wie ich schon mal geschrieben habe: Ich kann selbstverständlich nicht sagen, wie ich in einer solchen Situation denken und handeln würde - wär kann sich da schon rein versetzen? - aber ich wünsche in meiner jetzigen Situation niemandem den (gewaltsamen) Tod.

    "Alles was man wirklich will
    kann einem auch gelingen",
    sagte sich das Krokodil
    und versuchte sich im singen.

  • Coco: ...wenn e.g. meinen Kindern (die ich ja vielleicht mal irgendwann haben werde), etwas angetan worden wäre - vermutlich würde ich Amok laufen...

    kann da coco nur zustimmen, mir würde es glaube denn genauso gehen

  • Zitat

    Original von Rico
    Coco: ...wenn e.g. meinen Kindern (die ich ja vielleicht mal irgendwann haben werde), etwas angetan worden wäre - vermutlich würde ich Amok laufen...

    kann da coco nur zustimmen, mir würde es glaube denn genauso gehen

    Hass empfinden würde sicher jeder. Die Frage ist aber doch, ob es dem Angehörigen der Opfer besser geht, wenn der Täter hingerichtet wurde. Was empfindet man in einer solchen Situtation als gerechter, Tod oder Lebenslänglich.

    Ich denke, das lässt sich nicht verallgemeinern, und selbst wenn man in der Situation war, kann man es vielleicht noch nicht einmal sagen, weil man ja auch nicht beide Möglichkeiten "ausprobieren" kann.

  • ...das kann man sicherlich so oder so sehen, ein wares resulatat kann man nicht herbeiführen, denn nicht jeder wäre in seinen ansprüchen um situationen auszulegen befriedigt..

    aber es gibt ja leider nun mal Personen die anders denken, die "Krank" sind und Morden...

    Einmal editiert, zuletzt von Rico (1. Juli 2004 um 13:52)

    • Offizieller Beitrag

    Ich gebe ja zu, dass mir noch kein Kind (das ich auch noch nicht habe) vergewaltigt/ getötet wurde, aber dennoch:

    Zitat

    Rico
    ohne das amerikanische Strafgesetzt hochzujubeln, es ist in manchen Punkten einfach härter und gerächter

    Kannst Du mir mal erklären, was daran gerecht ist?
    Mehrere Millionen Dollar Schadensersatz, weil jemand zu dämlich ist daran zu denken, dass Kaffee heiß ist und zu Verbrühungen führen kann? (McDoof)
    Mehrere Millionen Dollar Schadensersatz, weil auf Mikrowellen-Anleitungen nicht drauf steht, dass man seine Katze nicht in der Mikrowelle trocknen soll?
    Hinrichtung von zur Tatzeit deutlich minderjährigen? Sie sind also für eine strafrechtliche Tat voll verantwortlich, ansonsten aber nicht fähig, die für eine Wahl erforderlichen Entscheidungen zu treffen, die im normalen Rechtsverkehr erforderlichen Entscheidungen zu treffen? Das ist hirnrissig, menschenverachtend, jeglicher Logik trotzend.
    Hinrichtung von geistig Behinderten Menschen, die die Tragweite ihres Handelns überhaupt nicht begreifen?

    Wenn Du wirklich gerächter im Sinne von Rache meintest, dann solltest Du dir mal überlegen, wozu Rache führt ... ich sage nur "Blutrache", "Vendetta", "Rachefeldzüge", Familienrache über Jahre/ Jahrzehnte" ... denk mal drüber nach, wo wir dann hin kämen.
    Ach ja, und informiere dich gleichzeitig bitte mal drüber, wie Angehörige von Mordopfern sich nach der Exekution des Täters fühlen ...

    Zitat

    Coco
    Ich bin mir aber nicht sicher, dass ich (rein subjektiv) mich - auch wenn er/sie es noch so "verdient" (wer verdient schon den gewaltsamen Tod?) hätte - anschließend besser fühlen würde


    Das genau ist die Quintessenz aus vielen Berichten von Angehörigen von Mordopfern nach der Exekution des Täters.

    Zitat

    und sich nicht doch irgendwann mal der Gedanke einschleichen würde, dass jetzt Andere - ebenso unschuldige - genauso leiden wie.


    Das wird dann auch gerne vergessen, ja. auch Mörder haben Eltern, Angehörige, .... die kann man dann ja auch gleich mit ins Verderben stürzen, die haben ja wahrscheinich durch falsche Erziehung usw. erst dafür gesorgt, dass jemand zum Mörder wurde :nein:


    Noch mal:
    Das deutsche Rechtssystem ist nicht perfekt - und die Rechtsanwendung auch nicht. Aber es kommt dem m.E. schon deutlich näher als das amerikanische. Aber gut, da haben wir dann eben unterschiedliche Meinungen.

    Und, ähh, Rico:
    Wenn Du die Unterscheidung Extremfall vs nicht-Extremfall stellst - so ist die Grenze? Kasuistik (und nur darauf kann es hinauslaufen) gibt ganz schlechtes Recht und ist der angemessenen Beurteilung des Einzelfalls (und nur darum geht es im Strafprozeß) unheimlich abträglich.
    Außerdem: Alle Befürworter der Todesstrafe sagen immer - ja, aber nur, wenn der Täter 100% feststeht. Dieser Glaube ist eine Illusion! Jeder Richter ist bei Verurteilung der Auffassung, dass der Täter 100% der richtige ist - SONST DÜRFTE ER NICHT VERURTEILEN! Woher kommen dann also Justizirrtümer - wie soll man sie in Zukunft vermeiden?

    • Offizieller Beitrag

    Man darf nicht vergessen, dass unser Strafsystem funktioniert. Die Fälle, in denen es an seine Grenzen stößt oder in denen einige Journalisten (meist ohne, dass sie sich auch nur ansatzweise die Mühe gemacht haben, die Abläufe zu verstehen) grobe Ungerechtigkeiten ausgemacht haben zu glauben, werden bekannt.

    Kein System ist perfekt. Es wurde von Menschen ersonnen und es wird von Menschen für Menschen umgesetzt. Demnach passieren Fehler und es gibt Grenzen, wo das System nicht weiterhilft bzw. wo es keine befriedigenden Lösungen anbietet.

    Der klassische Fall (Jörg, du kannst das überspringen, bzw. du würdest die Pointe versauen):

    Der Baggerfahrer mit dem 10 t-Gewicht, der merkt, dass die Leine reißt. Direkt unter dem Gewicht stehen 10 Kollegen. Es gibt nur 1 Alternative: Er kann den Kran noch nach rechts reißen. Dort stehen fünf Kollegen. Das alles realisiert er und er reißt den Kran nach rechts. Die 5 Kollegen werden erschlagen.

    Wie ist der Baggerfahrer zu bestrafen?

    Überlegt genau. Es kommt später noch eine Abwandlung!

  • Zitat

    Original von Waldorf
    ...
    Wie ist der Baggerfahrer zu bestrafen?

    Überlegt genau. Es kommt später noch eine Abwandlung!

    das ist eine böse Frage. Vor allem weiß ich nicht, ob alle Informationen vorliegen. Wenn das Reißen der Leine mit einem Verschulden des Baggerführers zusammenhängt (z.B. hätte er den Zustand der Kette prüfen müssen, tat es aber nicht), wäre es in meinen Augen fahrlässige Tötung. Wenn kein Verschulden besteht, würde ich sagen, das geht so in die Richtung von dem, was das BGB Notstand nennt, soll heißen, er ist das Risiko eingegangen, dass diese Menschen sterben, aber nur um eine noch größere Gefahr abzuwenden und dem zur Folge wäre er straffrei.

  • Heute wurde dem Irak wieder die "nationale Eigenständigkeit" zurückgegeben, und als eines der ersten Massnahmen, so habe ich aus den Nachrichten erfahren, ist die Wiedereinführung der Todesstrafe im Irak.

    Damit will man, so der Nachrichtensprecher, Saddam aburteilen, und für die begangen Verbrechen, Überfall auf den Kuwait, Morde an Kurden und politische Gegner, mit dem Tode bestrafen.

    Das ist rechtswidrig, und auch Mord, denn man kann nicht mit einem Strafmass belegt werden, dass es zur Zeit der Tat noch nicht gab!

    Gruss,

    Block-O

    Gruss,

    Block-O

  • der Baggerfahrer nimmt doch bewußt in Kauf, dass 5 Unschuldige sterben. Die 10 haben sich verbotenerweise im Absturzbereich aufgehalten und handelten auf eigene Gefahr. Das Herumreißen ist höher zu bestrafen, als wenn er nichts getan hätte.

    So sehe ich das, Helge.

    Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. (Süddeutsche Zeitung v. 10.2.09)

  • Olaf
    Eine logische und absolut nachvollziehbare Erklaerung.

    block-o
    Stellt sich mir die Frage ob es im Irak ueberhaupt Gesetze gab die das Verhalten von Saddam Hussein und seinen Hofschranzen unter Strafe gestellt haetten. Dieser Verbrecher gehoert vor den internationalen Gerichtshof in Den Haag, aber den erkennen die demokratischsten Demokraten der Welt ja nun mal bekanntermassen nicht an.

    "liberty and capital punishment for all!"

    Viele Gruesse,
    Mathias

    *** Dang/Zacharias Fanclub - das Beste an der Handballecke ***
    Fan von Einar-Örn Jonsson - Isi-Power auf Rechtsaußen ;)

  • hätte der baggerfahrer net in ein gebiet ziehen können wo keiner steht z.b. in die mitte von denen oder nach Links ??

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Rico
    hätte der baggerfahrer net in ein gebiet ziehen können wo keiner steht z.b. in die mitte von denen oder nach Links ??

    Es geht für diesen Fall darum, dass es genau diese beiden Alternativen gibt. Es gibt solche ähnlichen Fälle in der Realität in vergleichbaren Konstellationen, wo es genau zwei Handlungsalternativen gibt.

  • ich würde mich dann Olaf anschließen, denn es besteht ja immer die Gefahr dran das es durch techn. Mengel/Versagen zu störungen kommen kann oder etwas reißt, also sind die 10 Kollegen fast "selber schuld" denn sie hätten sich eher im sicheren bereich, da wo die andere 5 stehen aufhalten müssen, statt im risiko bereich.

    Es kommt aber auch drauf an, wäre as Reißen des Seils vermeidbar, war es ein Fehler vom Baggerfahrer?

  • Rico
    Ich gehe davon aus das es kein Verschulden des Baggerfahrers gibt was das Reissen des Seils betrifft. Er merkt nur das etwas mit seinem Arbeitsgeraet nicht stimmt und muss dann in wenigen Sekunden oder gar Bruchteilen davon handeln. Andernfalls haette er ja wohl auch die 10 Kollegen unter dem Gewicht warnen koennen.
    Bleibt die Frage ob es nun Totschlag oder fahrlaessige Toetung war...

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    • Offizieller Beitrag

    Zur Klarstellung:

    Der Fall ist konstruiert. Wie Jörg schon sagt, es geht um die beiden Alternativen 10 Leute oder 5 Leute. Alles andere ist hier unwichtig (Das Seil riss einfach und die Leute durften dort stehen).

    Wie nun weiter?

    Strafe oder Freispruch?

  • Strafe

    Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. (Süddeutsche Zeitung v. 10.2.09)

  • Er wird wegen Totschlags bestraft, weil er durch seine Eingreifen den Tod der 5 Kollegen erst verursacht hat. Da er wußte, dass dies passieren würde, ist es keine fahrlässige Tötung mehr (siehe Waldorfs Beitrag: "Fahrlässigkeit wird so lange angenommen, wie der Täter darauf vertaut, dass "alles gut geht".").

    Hätte der Baggerfahrer nicht reagiert und die 10 Kollegen wären unter dem Gewicht zu Tode gekommen, wäre es ein Unfall gewesen.

    Ich bin kein Jurist und habe nur geraten. Bin gespannt auf die Auflösung.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Micha
    Hätte der Baggerfahrer nicht reagiert und die 10 Kollegen wären unter dem Gewicht zu Tode gekommen, wäre es ein Unfall gewesen.

    Hätte er das Gewicht auf die 10 Leute fallen lassen: Wäre das nicht Totschlag durch Unterlassen?
    Er konnte doch reagieren und die 10 Leute retten und er wusste das!