Kleine Weisheiten für die Trainerbank

  • Zitat

    Wie genau hat das ausgesehen bzw woran machst du das fest? An der Positionierung der Spielerinnen? Wenn ja, wie sah die aus?

    Einfach. Ich werde ja noch wochenlang Albträume davon haben.

    Die Halle verfügte über o.g. Markierung der 3-Punkte-Linie des Basketballs. Gastverein mit allen drei Rückraumspielerinnen stets nicht nur innerhalb des Halbkreises, zudem auch noch so eng zusammen, dass sie sich den Ball untereinander locker und ohne Kraftaufwand hätten zulupfen können. Sprich hätte eine echte RM von außerhalb der 3-Punkte-Zone normal mit der Ballrichtung stoßen wollen, hätten RML und RMR stets im Laufweg gestanden.

    Die Heimmannschaft ähnlich, nur das auf dem Neuner immer noch eine Spielerin zusätzlich im Weg stand. RMMV halt. Und das war nicht die KM.

    Und damit wären wir bei dem Dilemma, was ich hier seit Jahren anprangere:

    - Theorie: Die Landesverbände schreiben offensive Deckungsformen vor. Verbieten dem TW den Eintritt in die gegnerische Hälfte. Bei den Zwergen darf aufgefüllt werden, damit auch in "Unterzahl" offensiv gedeckt werden kann. Einzelmanndeckung ist verboten. Spezialistenwechsel ist verboten. 7. Feldspieler ist verboten.

    - Praxis: In der Wettkampfpraxis gibt es den 0:6 Angriff ohne Rückraum und ohne Außen. Den 5:1 Angriff ohne Außen. Rückraum Mitte wird dreifach besetzt. Rückraum Mitte wird VIERFACH besetzt.

    Wer findet den Fehler? :smokin: Ich habe mal aus Spaß dem Landesverband vorgeschlagen, einhergehend mit den Deckungsvorschriften den 0:6 Angriff zu verbieten, damit die Deckung durchgehend offensiv verteidigen kann. Mein nächster Vorschlag wird wohl sein, es zu verbieten, Rückraumpositionen mehr als doppelt zu besetzen (will ja keine Innovation wie bei den Schwedinnen bei Olympia ausbremsen). Irgendwie muss doch vernünftiger Handball in den Sport hineinreglementiert werden können. :/:

    Ich werd wohl mal alle 45+ Trainer der Region anschreiben und zu einem unserer Heimspiele einladen. Hinterher Frage und Antwort. Systematischen Chaoshandball ertrage ich nicht länger.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Ich werde nun mal die Konsequenzen aus meinen Beobachtungen ziehen. Am Wochenende ein D-Jugend Spiel, bei dem immerhin die Positionen wie im Handball besetzt waren und ich weder eine drei- oder vierfach besetzte Rückraum Mitte oder vier bis sechs Kreisläuferinnen hatte. Aber... Ballannahme in der Bewegung? Nö. Und die erfolgreiche Mannschaft hat in der Deckung auch eher griechisch/römisch als Regelkonform gearbeitet.

    Alle zwei, drei Jahre habe ich ein Mädchentrainerseminar angeboten, vier Stunden am Samstagvormittag. Zuletzt hatten wir Gäste aus fünf Bundesländern, nur nicht mein Zielpublikum aus den hiesigen Vereinen. Stattdessen werde ich rund 50 Mädchentrainer aus der Handballregion anschreiben, unseren Spielplan übersenden und zum Zuschauen einladen. Vielleicht komme ich mit Anschauungsunterricht in der Praxis weiter. Unsere Seminare mit teils hochkarätigen Gastreferenten und Demomannschaften aus überwiegend Auswahlspielerinnen ist eine Sache. Ein D-Jugend Spiel aus dem Wettkampf hoffentlich ein ganz anderer Anreiz, sein Training mal zu überdenken. Es gäbe (hoffentlich) zu sehen:

    - die Angriffspositionen mit Besetzung der Linienaußen breit aufgestellt

    - steht der Angriff nicht komplett innerhalb des Neuners, bieten sich viel mehr Möglichkeiten

    - Abwehr funktioniert nicht nur innerhalb des Neuners, macht auf 15m viel mehr Spaß

    - es geht auch ohne Catchen/Ringen/Judo und es gibt dadurch viel mehr Ballgewinne

    - auch ohne Spielzüge oder angesagte Auslösehandlungen lassen sich viele, viele Tore werfen

    - je mehr Arbeit in der individuellen Ausbildung steckt, desto vielfältiger ist das Angriffsspiel

    - Torwart kann mehr als nur die halbe Miete sein

    - es kann Sinn machen, alle zwölf Spielerinnen gleichmäßig einzusetzen, statt nur die erste Sieben

    Nach den Herbstferien gibt es einen Spielplan für die Hauptrunde, dann folgt die Einladung. Ich werde berichten.

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  • Ich habe über 40 wD Trainer der Handballregion per Mail eingeladen, sich mal ein Spiel von uns anzuschauen und mich hinterher mit Fragen zu löchern. Unter anderem schrieb ich zu meinen Beobachtungen in fremden Hallen:

    Zitat

    - individuelle Abwehr

    Die Regel zur individuellen Abwehr (Nr. 8 I b) ist eindeutig: "Es ist erlaubt, mit angewinkelten Armen Körperkontakt zum Gegenspieler aufzunehmen, ihn auf diese Weise zu kontrollieren und zu begleiten."

    Bekomme ich fast NIRGENDS zu sehen. Entweder wird komplett ohne Körperkontakt gespielt, der Gegner durchgewunken, oder eben geklammert, gerungen, gestoßen. Und die Idee für die vorgeschriebene offensive Deckung in Deutschland, nämlich der Ballgewinn, verkommt dabei ohnehin zur Nebensache.

    Erste und einzige Reaktion bislang gestern im persönlichen Gespräch auf der Tribüne im Rahmen eines Vergleichsturniers von vier Regionsauswahlmannschaften. Trainerin aus der untersten Liga spricht mich nach zwei Turnierspielen an, dass ja beim Turnier "schon ganz schön köperlich verteidigt würde" (bis dahin keine einzige gelbe Karte oder Hinausstellung), während ich doch körperlose Deckung in der D propagieren würde, sprich meine Mädchen vor Ort auf der Platte das Gegenteil spielten, wofür ich stünde.

    Ich bin ja selten sprachlos... Immerhin konnten wir uns einigen, dass bis dahin noch keine einzige Zeitstrafe ausgesprochen wurde und ich auch noch keine einzige Hinausstellung vermisst hatte. Und das soll dann schon viel zu körperliche Abwehrarbeit sein. Bei meinem Kreuzzug für mehr Handball im Handball muss ich also jederzeit damit rechnen, dass ich auf Trainer stoße, die noch nie ein Handballspiel gesehen habe. Es macht mir wirklich Angst.

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  • Die Vorstellung, Handball in der D-Jugend mit Verbot von Körperkontakt und ausschließlichem Fokus auf Ballgewinn zu trainieren, habe ich auch schon erlebt. Dabei verstehe ich schon die Intension, das Problem entsteht jedoch, wenn die Spielerinnen in die C aufrücken und dann ihre erlernte Handballwelt in sich zusammenbricht.

  • Beim Übergang von E zu D erkläre ich den Mädels bei der Abwehr gegen die prellende Gegenspielerin:

    "Du bist jetzt nicht mehr in der E. Erst eine Hand an die Prellschulter, dann die zweite Hand zum Ball. Erst machst Du sie langsam, dann erst greifst Du den Ball an. Den Ball schnappen wird in der D immer seltener gelingen."

    Ich habe (leider) lange keine E-Jugend mehr trainiert. Früher war E-Jugend bei mir komplett körperlos. Würde ich wahrscheinlich so beibehalten, wenn ich wieder eine E trainieren würde. Gibt genug andere wichtigere Baustellen, wenn ich mir ein E-Jugend Spiel so ansehe. Was da an Unfug in der Abwehr praktiziert wird... 95% oder mehr der individuellen Abwehraktionen sind nicht mal ansatzweise dazu geeignet, den Ball zu erobern. Andererseits neige ich dazu, aus der D-Jugend allmählich den Kinderhandball herauszufiltern. Es bestünde die Gefahr, das auf die E zu übertragen.

    Nach dem dritten Spiel jenes Turniers von Auswahlmannschaften hätte ich mir allerdings auch körperlose Abwehr gewünscht. Eine Mannschaft tat sich - sehr erfolgreich - dadurch hervor, jeden Schlagwurf, jeden Sprungwurf von der Seite durch einen Schubser zu begleiten. Meine Mädels rollten reihenweise über den Boden und es gab einen Freiwurf nach dem Anderen. Nach etwa sechs nicht gegebenen Hinausstellungen gab die Mannschaft schlichtweg auf und die perfide Taktik des späteren Turniersiegers ging auf. Das hatte allerdings genausowenig mit Handball zu tun, wie in der D den Körperkontakt zu unterbinden.

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  • Ich habe am Wochenende auch mal wieder ein Kinderhandballspiel gesehen, in dem sauberer Kontakt ein Foul gab, aber von hinten reißen leider gar nichts. So fällt es allen guten Trainern schwer, Spieler auszubilden

  • Nach dem dritten Spiel jenes Turniers von Auswahlmannschaften hätte ich mir allerdings auch körperlose Abwehr gewünscht. Eine Mannschaft tat sich - sehr erfolgreich - dadurch hervor, jeden Schlagwurf, jeden Sprungwurf von der Seite durch einen Schubser zu begleiten. Meine Mädels rollten reihenweise über den Boden und es gab einen Freiwurf nach dem Anderen. Nach etwa sechs nicht gegebenen Hinausstellungen gab die Mannschaft schlichtweg auf und die perfide Taktik des späteren Turniersiegers ging auf. Das hatte allerdings genausowenig mit Handball zu tun, wie in der D den Körperkontakt zu unterbinden.

    das erinnert mich stark an eine meiner bittersten Stunden, als eines meiner Mädels, damals allerdings auch schon wB, 4-5 mal beim Sprungwurf seitlich gestoßen wurde und jeweils übel zu Boden ging. Beim letzten Mal ist sie nicht mehr aufgestanden, musste sich dann Halswirbel einrenken lassen, hatte wochenlang Schmerzen und konnte auch mehrere Wochen nicht trainieren.

    Schiri war ein ca 70 jähriger Opa, der das ganze Spiel von der Mittellinie aus "geleitet" und nicht bei einer dieser Aktionen gepfiffen hat. Jedes Mal wurde der Jubel und das hämische Lachen der gegnerischen Heimfans lauter. Den ca 10 Tore Vorsprung haben die Mädels nach dem knock out ihrer Spielmacherin gerade noch mit +1 über die Zeit gerettet.

    Nach dem Abpfiff bin ich zum gegnerischen Trainer und habe ihn gefragt, wie er, der er auch als Auswahltrainer tätig sei (!) und damit eine besondere Verantwortung wahrnehme, das mit ansehen könne, ohne auf seine Mädels mäßigend einzuwirken. Er meinte nur, was ich hätte, es wäre ja nichts gewesen, der Schiri habe ja nicht gepfiffen. Und liess mich mit offenem Mund stehen. Jedes weitere Wort über diesen Menschen erübrigt sich und für mich ist er seither gestorben.

    Hauptproblem war/ist für mich jedoch, dass ein Verband überforderte Schiris in eine Altersklasse schickt, in der sie mit der Geschwindigkeit nicht (mehr) zurecht kommen und die Spielerinnen diesen dann völlig ausgeliefert sind.

    Später habe ich dann noch erfahren, dass der Schiri vor Anpfiff zu meinen Mädels sagte, falls sie sich über eine Entscheidung beschweren würden, würde er sie das den Rest des Spiels spüren lassen.

    Dieser Nachmittag war für mich vielleicht der Tiefpunkt in meinem Handballleben.

    Das kam mir gerade wieder hoch, als ich deine Zeilen las und musste raus. Sorry und Danke für die Beihilfe zur Traumatherapie.

  • Als gegnerischer Trainer hätte ich mich geschämt, wenn durch mehrfaches rustikales Verhalten eine Spielerin (schwer) verletzt wird. Mal davon abgesehen, dass ich selbst Schiedsrichter bin und entsprechend auf meine Mädels einwirken. Im Gegenstoß pfeife ich sie auch zurück, sich auf den Abpraller zu konzentrieren, wenn der Zweikampf verloren ist.

  • Beim Übergang von E zu D erkläre ich den Mädels bei der Abwehr gegen die prellende Gegenspielerin:

    "Du bist jetzt nicht mehr in der E. Erst eine Hand an die Prellschulter, dann die zweite Hand zum Ball. Erst machst Du sie langsam, dann erst greifst Du den Ball an. Den Ball schnappen wird in der D immer seltener gelingen."

    (...)

    Nach dem dritten Spiel jenes Turniers von Auswahlmannschaften hätte ich mir allerdings auch körperlose Abwehr gewünscht. Eine Mannschaft tat sich - sehr erfolgreich - dadurch hervor, jeden Schlagwurf, jeden Sprungwurf von der Seite durch einen Schubser zu begleiten. Meine Mädels rollten reihenweise über den Boden und es gab einen Freiwurf nach dem Anderen. Nach etwa sechs nicht gegebenen Hinausstellungen gab die Mannschaft schlichtweg auf und die perfide Taktik des späteren Turniersiegers ging auf. Das hatte allerdings genausowenig mit Handball zu tun, wie in der D den Körperkontakt zu unterbinden.

    Danke für den Bericht aus Emmerthal!

    Ich habe mir die Spiele aus persönlichem Interesse ebenfalls angeschaut und war auch schlicht irritiert, dass es kein externes Eingreifen gab. Das individuellle und taktische Abwehrverhalten der besagten Mannschaft war auch bis auf wenige Ausnahmen nicht erwähnenswert... Bemerkenswert war das individuelle Agieren mancher Akteure, die ihren Gegnerinnen in einer Art "extreme"-Einzelmanndeckung hinterliefen und bei ständigen Antatschen sich nicht einmal Richtung Ball orientiert haben 🙄

    Als SP-Trainer ist sicherlich die Möglichkeit der Einflußnahme auf die einzelnen Spielerinnen gering, die eigentliche Verantwortung liegt eher im Vereinsumfeld - hier wird das Verhalten leider auch im Punktspielbetrieb gezeigt und zumindest auch so toleriert.
    ich hoffe, die betroffenen Spielerinnen von HWL1 haben ausser einem angekratzten Ego keine weiteren Blessuren davongetragen!

  • Hauptproblem war/ist für mich jedoch, dass ein Verband überforderte Schiris in eine Altersklasse schickt, in der sie mit der Geschwindigkeit nicht (mehr) zurecht kommen und die Spielerinnen diesen dann völlig ausgeliefert sind.

    Das ist jetzt aber etwas übertrieben, das Spiel ist auf allen Ebenen zu schnell für die alten!

    Außerdem ist es auch eine Qualität, das Limit des Schiris rauszufinden und genau an der Grenze zu spielen…

  • Zitat
    Als SP-Trainer ist sicherlich die Möglichkeit der Einflußnahme auf die einzelnen Spielerinnen gering, die eigentliche Verantwortung liegt eher im Vereinsumfeld - hier wird das Verhalten leider auch im Punktspielbetrieb gezeigt und zumindest auch so toleriert.

    ich hoffe, die betroffenen Spielerinnen von HWL1 haben ausser einem angekratzten Ego keine weiteren Blessuren davongetragen!

    In dem Spiel war ein großer Block von mir vertreten und ein großer Block aus der Helmstedter Ecke. Trainingsspiel ist in der Planung. Ich habe bereits im Vorfeld um Ansetzung eines erfahrenen Schieris gebeten, sonst ist das Spiel ganz schnell wieder vorbei.

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  • Bei uns hat hallentechnisch das Winterhalbjahr begonnen. Die Schönwetterrasensportler fluten unsere Halle und die Handballer müssen die ohnehin schon deutlich zu wenigen Hallenzeiten noch weiter kürzen. Also starten wir die erste Viertelstunde des Trainings bereits im Gang um auf 90 Minuten Training zu kommen. Ich hatte schon mal darüber geschrieben.

    Mir hat gestern der Mädchenfußballtrainer freundlicherweise für die Zukunft ein Hallendrittel seiner letzten Viertelstunde angeboten, falls seine Trainingsgruppe klein sein sollte. Ich habe dankend abgelehnt. Mit zwanzig Mädchen nutzen wir lieber den Hallengang für 1:1. Dieses Jahr hatten wir schon im Sommer einmal die Woche das Privileg, d.h. jede Woche kurz Passkontinuum, dann ins 1:1 (ohne Körperkontakt, dazu sind die Hallenwände zu hart). Was allein unsere Gast-E-Jugendlichen in Sachen 1:1 inzwischen im Spiel/im Training auf die Platte bringen, ist ein Traum. Und nun wieder zweimal wöchentlich - will ich gar nicht hergeben.

    Ich mache das volle Spektrum, damit die Mädels eine Auswahl bekommen, sich Schokoladenaktionen auszusuchen:

    - aus dem Prellen heraus mit/ohne "falschem" Nullschritt (falsch weil = 1 Schritt mit der parallelen Landung)

    - Pass/Rückpass mit Abwehrspielerin mit/ohne Nullschritt

    - mit und ohne Tempowechsel

    - Durchbruch gegen die Hand mit Kurbel, Durchstecken, Ballübergabe hinter dem Rücken

    - Durchbruch gegen die Hand entweder mit drittem Schritt auf dem "falschen Bein" oder Richtungswechsel vorab mit Kreuzschritt und drittem Schritt auf dem richtigen Bein

    - Pass-/Wurftäuschung auch mal mit dem Knautschi-Ball für eine saubere Ausführung

    - keine automatisierte Folgehandlung, Abwehrspielerin bekommt auch mal die Aufgabe zwischen "Hereinfallen" und Stehenbleiben zu wechseln

    Vor einiger Zeit ist mir bei Instagramm ein Video mit "best of" Täuschungen aus dem Spitzenbereich über den Weg gelaufen. Keine einzige Täuschung mit Tempowechsel, vom ersten Schritt an alles in Höchstgeschwindigkeit. Also habe ich das mit eingebaut, dass wir nicht jedes Mal stumpf die Reaktion der Abwehrspielerin abwarten. Dafür aber auch Entscheidungstraining mitten in der Täuschung.

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  • Das mit den Hallenzeiten geht uns genauso, pünktlich ab Oktober dürfen wir dann der x-ten männlichen F-Jugend weichen. Immerhin habe ich zumindest eine halbe Halle zur Verfügung.

    P.S. Bist du auch am ersten Januar-Wochenende in Hildesheim zum Trainer-Symposium?

  • P.S. Bist du auch am ersten Januar-Wochenende in Hildesheim zum Trainer-Symposium?

    An dem Wochenende haben wir ein Turnier in der Nähe von Hamburg.

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  • Es ist immer sehr schade, dass ausgerechnet zur Saison die anderen Abteilungen (v.a. Fußball, Leichtathletik) in die kostbaren Hallenzeiten drängen.

    Ab dieser Woche greift auch bei uns der Wintertrainingsplan, sprich ab den Herbstferien müssen alle Abteilungen enger zusammenrücken. Wir werden jedoch bei dem durch meine Übernahme der Mannschaft seit dieser Saison neu eingeführten 2x 2h (davon 2x 1,5h halbe/ganze Halle) Training die Woche mit den Mädels (U15) bleiben und müssen entsprechend noch mehr auf Treppenhaus/Gang und Seitenstreifen anpassen. Diese 2h sind volle Bewegungszeit und sollen auch immer so intensiv wie möglich und nötig geführt werden. Einen kleinen Platz zum trainieren findet man eigentlich immer, man muss nur kreativ sein und über den Tellerrand hinausschauen und sich mit den anderen Mannschaften in der Halle absprechen. Irgendeine Ecke ist immer ungenutzt und kann für Übungen eingenommen werden, ohne das Training der anderen zu stören.

    Nachdem die Mannschaft im Schnitt die letzten Saison bei 18,2:20,9-Toren (bei 0,58 Punkten) lag, haben wir uns vor allem das Tempo- bzw. schnelle Umschaltspiel vorgenommen. Entsprechend kann man viel schnelle Beine und Täuschbewegungen an Treppe/Gang/Rand trainieren. Erste Erfolge stellen sich ein, die Mädels spielen schneller und haben entsprechend mehr Angriffe. Nach den ersten beiden Spieltagen (zudem haben wir uns eine Liga höher qualifiziert) liegen wir bei 25,0:23,5-Toren und 1,5-Punkten.

  • Positionswerfen im Aufwärmprogramm vor einem Punktspiel. Haben sich die Mädchen bei den Großen abgeguckt. Inzwischen schon Routine. LA. RL. RM. RR. RA... wir haben keine Linkshänderin. In einem bestimmten Filmgenre nennt man die - nicht selbstverständlichen - Dialogstellen "comedy part". So nenne ich die Würfe von Rechtshänderinnen bei Kindern von RA beim Positionswerfen.

    Herbstferien. Trainingsgruppe ist ohnehin geschrumpft, wir machen mal das, was sonst zu kurz kommt. Zwei Einheiten Schwerpunkt Rechtshänderinnen werfen von RA.

    Ich mache den didaktischen Schnelldurchgang. Erst auf den Knien, dann mit Anlauf und Sprungwurf. Der Erfolg gibt mir letztlich Recht, der ein oder andere Zwischenschritt würde aber nicht schaden.

    1.

    Matte liegt quer am Torkreis auf RR. Spielerin kniet mit Ball. Arm in die AIM Stellung (alles ist möglich), also volle Streckung nach oben. Mit Festhalten von mir simulieren wir kurz den Wurf. Spielerin nimmt Körperspannung auf, kippt gegen die Hand, legt den Wurfarm über Kopf, zögert den Wurf maximal heraus. Ziel ist (erst einmal) die lange Ecke.

    - Ich möchte erst einmal gar keine Oberkörperverwringung und keine Ausholbewegung. Ellenbogen schnellt vor, Unterarm drückt nach. Die Jüngsten bekommen gar keine Kraft in den Wurf, die Älteren kriegen dass schon ganz ordentlich hin.

    - Durch die fehlende Ausholbewegung wird das Handgelenk wichtig. Die letzten Kraftreserven kommen von hier. Hand klappt nach hinten, nimmt Vorspannung auf und klappt mit dem Wurf nach vorn.

    - Gehen zu viele Bälle am langen Pfosten vorbei, muss der Daumen im letzten Moment noch etwas Richtung Tor gedreht werden.

    - Landung wird abgefangen durch den Nichtwurfarm.

    2.

    Werferin auf Linienaußen, Tippen/Vorbewegung/sonst was, beschleunigen, kleine Kurve Richtung 7m, Sprung Richtung 7m. Körper kippt gegen die Hand ab, Wurfarm wird über den Kopf gelegt, Körperspannung, Wurf wieder mehr drücken aus dem Unterarm als Körperverwringung und Ausholen mit Oberarm.

    RA werden wir jetzt zunehmend mit Shootern besetzen und aus der Not eine Tugend machen. Ich vermeide es ohnehin, unsere Nachwuchszwerge auf RA einzusetzen. Da ein paar Mädels den Wurf ganz ordentlich hinbekommen, kann ich nun auch mal eine E-Jugendliche auf RR stellen, eine Shooterin auf Außen und ggf. in der Abwehr tauschen.

    Apropos Aufwärmprogramm. Am Wochenende war Start in die Hauptrunde D-Jugend, auswärts. Gegnerische TW war beeindruckend groß und meines Wissens auch Auswahltorhüterin. Aufwärmprogramm döse ich gern mal vor mich hin, eine innere Stimme flüsterte mir aber zu, mir das Warmwerfen in der anderen Hallenhälfte anzuschauen. TW hält bärenstark den ersten Wurf halbhoch mit dem rechten Fuß. Überhaupt beherrschte die Junge Dame die rechte Seite des Tors. Nach 30 Sekunden war aber auch das Tormädchen entzaubert. Dr. Jekyll und Ms. Hyde. Rechts überragend, links... nicht viel. Die folgenden Minuten bestätigten den Eindruck. Während des gesamten Spiels kommentiere ich jeden einzelnen unserer Würfe, ob gute oder böse Seite, ob es nicht Glück auf der bösen Seite war oder ob es womöglich keine Alternative gab. Publikum wird mich für bekloppt gehalten haben. Hätten wir ein Wurfbild gezeichnet, die Mädels haben überraschend diszipliniert nach rechts geworfen oder links platziert getroffen.

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  • Ich habe gestern Abend ein C-Jugend Spiel angesehen. Aufstiegsrunde zur höchsten Liga wC. Beide Mannschaften hatten mit den Aufstiegsplätzen nichts zu tun. Immerhin versuchten sich beide Teams in der 3:2:1 Deckung.

    Hinterher habe ich dem befreundeten Trainer geschrieben, dass ich kein Fan seiner "Interpretation" der 3:2:1 bin. Die Mannschaft spielt erst seit einem halben Jahr die Deckung und natürlich gibt es noch Abstimmungsprobleme. Ich habe lange überlegt, wie sich meine Kritik in Worte fassen lässt. Die 3:2:1 ist keine Kinderdeckung mehr und muss auch so verstanden werden. Ich habe mehr eine Variante der Ausbildungsdeckung 1:5 gesehen. Die Regelbewegung war 3:2:1, nur dass die Deckung noch nicht "erwachsen" war.

    Die beiden schönsten Varianten der 3:2:1 habe ich zum Einen auf einem dänischen Turnier bei Mindens mC unter Kornelia Kuhnisch und bei einem Trainingsspiel der 88er Jugendnationalmannschaft gegen Polen unter Pitti gesehen. Im Innenblock wurde gerannt wie irre, die Rückraumshooter der Gegner (in der C ein Däne, gerade der C entwachsen, von 1,95 m (saß nach dem Spiel wie ein Häufchen Elend heulend in der Ecke); bei der der polnischen Jugendnationalmannschaft vier Riesen im Team gegen einen auf deutscher Seite) kamen nicht zur Entfaltung oder nur über Freiwürfe. Ich hatte beide Male fast Tränen in den Augen, um mal die kinderfreundlichere Metapher zu bemühen.

    Bei den Mädchen habe ich noch nie eine vergleichbare Ästhetik erlebt, aber schon extrem effektive Deckungen. Häufig gab es dann weniger Ballgewinne, dafür kaum noch billige Tore durch halbherzig geführte Zweikämpfe. Maike Balthazar/Oldenburg erklärte sich mal zu der (mir) fehlenden Ballorientierung, es ginge ihr im Wesentlichen darum, so viel Druck auf den Rückraum aufzubauen, dass die HM Luft hat. Das sah dann so aus, dass jede Rückraumspielerin mit Ballannahme erst einmal (unfreiwillig) einen Schritt zurück ging/gegangen wurde.

    Gestern habe ich billige erfolgreiche Torwürfe aus der Fernwurfzone gesehen, die gar nicht hätten passieren dürfen. Habe ich nicht das 3:2:1 typische Gerenne gesehen, sondern mehr ein gemütliches Heraustreten (auch dem Niveau des Spiels/der Mannschaften geschuldet). Habe ich Zweikämpfe verloren gehen gesehen, die gar nicht hätten geführt werden müssen, weil wir durch eine gewissen Körperlichkeit die Gesetze der Physik in die individuelle Spielpsychologie einführen können: "Hier ist jedenfalls nicht der Weg des geringsten Widerstands!" Anders ausgedrückt: "Hier ist der Weg des Schmerzes!"

    Trainerkollege Rene gab mir Recht, nahm die "Schuld" auf sich und erklärte, er habe letzte Saison in der D noch extrem auf Ballgewinn spielen lassen (was ich einmal beobachten durfte, was zwar beeindruckend war, aber es fehlte schon dort, bei einer ansonsten deutlich überdurchschnittlichen D-Jugend, das Maß an Körperlichkeit, um ganz starke Mannschaften schlagen zu können) und die Evolution raus aus dem Kinderhandball noch nicht geschafft/forchiert habe. (Macht dann ZeeBee im Januar.)

    Um den Sprung raus aus dem Kinderhandball zu schaffen, muss ich mir vielleicht mal vor Augen führen, was eine Mannschaft mit meiner Deckung machen würde, die einfach vier-, fünfmal in Hochgeschwindigkeit durchspielt. Kein großer Druck, schnelle Pässe, einfach nur die Regelbewegung - im wahrsten Sinne des Wortes - laufen lässt. Was ist dann mit meiner HM? Lebt die noch? Ein ehemaliger Landesauswahltrainer hat hier mal seinen Jungs im Training stets gesagt: "Wenn es nicht KLATSCH macht, war es keine Abwehr." Habe ich als Kindertrainer immer belächelt. Würde ich heute unterschreiben. Sagen wir ab der C-Jgd.

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  • Trotz meines alljährlichen Wehklagens, wenn der Altjahrgang in die C hoch muss, dass ich keine adäquate Folgegeneration habe, sind wir wieder - allerdings nur dank aggressiver Personaloptimierung - mit einer recht schlagkräftigen weiblichen D unterwegs. So schlagkräftig, dass wir erstmals in der heimischen Liga keinen Gegner auf Augenhöhe mehr haben (will ich gar nicht auf die Trainingsqualität schieben, wie bei uns wohl die Spätfolgen von COVID). Die gesamte Mannschaft spielt doppelt als C II, wo wir uns Wettkampfpraxis holen. Eine Achter- und eine Siebenerstaffel sind ein schlechter Scherz, es ginge gar nicht anders.

    Natürlich gibt es reichlich Baustellen. Verfolger Nr. 1 hat sie am Wochenende aufgezeigt (trotzdem 35:22 gegen den stärksten Konkurrenten). Raumdeckung verfestigt sich zwar allmählich in den Laufwegen*, nicht aber in den Köpfen. Kooperation/Aushelfen sind noch große Fremdwörter

    - die Querstellung zum Ball haben wir immerhin drin

    - beim Zweikampf in der Nachbarschaft gilt die Aufmerksamkeit aber wieder eher der eigenen Gegenspielerin

    - in dem Zusammenhang tun wir uns auch mit dem Einrücken zur Ballseite schwer (s.u.)

    - das Verheerendste: halbherziges Aushelfen, d.h. die 1:2 Situation löst die Angreiferin leicht durch Pass zu der 1:0 Situation - es "scheppert" nicht beim Aushelfen

    Also Rest des Jahres - wieder - Kooperation 2:2 in der Breite.

    Aufbau:

    2 Turnmatten am Neuner, quer, symmetrisch zum Spielfeld, Lücke von ca. 3m dazwischen

    2 Kästen gestapelt in der Mitte, versetzt hinter den Matten auf dem 7m, oberer Kasten auf dem Kopf

    je 1 Hütchen auf "D-Jugend Außen", etwa 2m von der Außenlinie

    je 1 Hütchen auf "D-Jugend RL/RR", etwas Richtung RM versetzt

    >> letztlich 2:2 Mattenball mit Schwerpunkt auf Kooperation im Zentrum

    Eine Abwehrspielerin pro Matte. Eigene Matte beschützen, das Zetrum, mein "heiliges Nest", zu zweit mit dem Leben beschützen. Angreifer mit einem Fuß auf eine Matte (von vorn oder von der Seite), oder aber durch das Zentrum den Ball ins Nest legen. Drakonische Strafen, falls mein heiliges Nest sein Kuckucksei bekommt.

    Eine Angreiferin startet passiv im Rückraum am Hütchen, die andere Angreiferin startet vom gegenüberliegend Hütchen auf Außen ohne Ball, umläuft das Rückraumhütchen und bekommt von Nr. 2 in der Schlange den Pass in die dynamische Vorwärtsbewegung. Ab da maximal drei Pässe, um mit Stoßen/Parallelstoß/Zurückstoßen entweder Matte (Fuß drauf) oder Kasten im Zentrum (Ball rein LEGEN) zu erobern.

    Korrekturen Angriff:

    - die drei Pässe weise einteilen, insbesondere den dynamischen Auftakt mit Ballannahme im Sprint nicht durch vorschnellen Pass verpuffen lassen

    - der Zeitdruck (max 3 Pässe) verleitet zu "Abkürzungen", sprich das Zurückstoßen wird vernachlässigt ("Nimm Dir wieder Anlauf!")

    - hole ich die zweite Abwehrspielerin ab, den Wurfarm nach hinten bringen und den Ball/die Passmöglichkeit bewahren

    Ich habe Kreuzen zugelassen, weil wir Übergeben/Übernehmen schon im Trainingslager durchgekaut haben. Mit weniger Fortgeschrittenen Positionswechsel weglassen!

    Korrekturen Abwehr:

    - die allererste Ballannahme sollte nicht gestört werden, Abwehr startet erst nach der Ballannahme

    - Ballführerin wird offensiv angenommen, ballfern wird eingerückt vor das Zentrum, mit Pass in die Pendelbewegung Einrücken/Raustreten

    - ballfern darf nur rausgetreten werden wenn:

    a) bereits geprellt ist

    b) ein Zweikampf herrscht,

    c) Nachbarangreiferin eine Anfängerin sein sollte

    - beim Aushelfen darf kein Pass mehr erlaubt sein, das Spiel MUSS unterbrochen werden

    a) Abwehrspielerin kommt von der Wurfarmseite, den Ball muss gesichert oder der Wurfarm runtergedrückt werden, Unterarm möglichst mit

    b) Hilfe kommt von der Wurfarmgegenseite, die Ballführerin in die Nachbarin schieben, dann s.o.


    *Das Dilemma zeigt sich vor allem dann, wenn die Mädels sich extrem offensiv ausrichten. Ich gebe zu Spielbeginn erst einmal keine Höhe der Deckung vor, die Mädels suchen sich diese mit Schwarminstinkt. Bei defensiverer Ausrichtung ist die Orietierung im Raum (9m Kreis) deutlich einfacher. Wir erleben mehr die "Wellenbewegung" der Abwehrkette mit Raustreten und Zurücksinken. Stehen die Mädels aber bei 11m und weiter, ähnelt das System eher einer 3:0+3. Die ballnahen Räume werden genauso behandelt wie die ballfernen Räume, es gibt kein Hilfebewusstsein für die Nachbarin.

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  • Fortsetzung Kooperation/Aushelfen

    Letztes Wochenende Spitzenspiel C-Jugend Landesliga. Die zwei Drittel D-Jugendlichen in der Mannschaft hatten gerade eine Woche Kooperation im 2:2 trainiert. Zu sehen davon: NICHTS. Die Mannschaft wählt die oben beschriebene extrem offensive Ausrichtung und spielt wieder fast 3:0+3. Jede für sich isoliert und spiegelverkehrt zur Gegenspielerin, unabhängig von der Position des Balls. Und jede kämpft für sich, null Kooperation. Ich hatte den Tribünenplatz gewählt und meinem kleinen Helferlein aus der weiblichen B die Brücke überlassen. Zwischenzeitlich -5 Tore und mein Beißhholz war schon fast durchgekaut. Am Ende, ganz ohne TTO von uns (!), +2. Das Beißholz war durch.

    "Back to the drawing board", wie der Engländer sagt:

    - Mattenball, 2 gegen 2 gegen 2 als Überschlagspiel

    - Spielfeld rd. 12 m lang, mit 2 Matten, gegenüber weitere 2 Matten, jeweils rd. 3 m Abstand zwischen den Matten

    - in der Lücke unmittelbar hinter den Matten je ein Turnkasten auf dem Kopf

    - in den Kästen je 9 Riegel Kinderschokolade

    - die Matten dürfen erobert werden (mit Ball in der Hand, ein Fuß auf die Matte, von vorne oder von der Seite, hinter der Matte ist Aus)

    - wer es schafft, stattdessen den Ball in dem Kasten zwischen zwei Abwehrspielerinnen hindurch abzulegen, erobert einen Riegel Kinderschokolade (aber nur bei Durchbruch durch die Mitte, nicht über Umwege)

    - einfacher Zweikampf verloren > weiterspielen

    - Zweikampf dämlich verloren > kleine Sonderaufgabe für das Deckungsduo

    - Kasten zu zweit nicht verteidigt bekommen > jedes Mal einen Liegestütz mehr, beginnend bei acht, Ballbesitz wechselt nicht, Angreifer wechseln die Richtung

    Alltag bisher:

    - es wird sich gar nicht geholfen

    - es wird halbherzig geholfen, der Ball kann aus der 1:2 Situation zur 1:0 Spielerin weiter gespielt werden

    - beide Abwehrspielerinnen packen beherzt zu... zwei Sekunden lang... und lassen Ballführerin dann passieren oder passen

    "The show isn't over, until the fat lady sings!" Es wird zugepackt und rausgedrückt, bis der Schieri pfeift.

    Es hat sicher (endlich) ein paar blaue Flecken gegeben, aber zumindest sechs Mädchen (montags der "Aussetztag" für alle Mädchen, die zusätzlich noch C-Jugend trainieren) haben gestern Kooperation an den Tag gelegt, wie ich sie brauche.

    Angriff:

    Natürlich will jede Spielerin an den Trog mit der Schokolade. Also spielen die Mädels wie die Männernationalmannschaft unter Heiner Brand. Alles will ins Zentrum. Pass - Wühlen in die Mitte - Pass - Wühlen in die Mitte - Pass - usw. Nächstes Mal vielleicht zusätzlich Schokobons auf den Matten (Spatz in der Hand). Anweisung: Hört auf, die kleine Lücke anzugreifen! Attacke erst außen, Lücke aufziehen, dann Richtungswechsel auf die große Lücke oder Pass zur verlagernden Mitspielerin.

    Nach kurzer Zeit mehr Ringen als Handball spielen. Die Ballführerin wird magnetisch, unweigerlich angezogen von der Schokolade. Drei Sekunden Ballbesitz.. nix da, ICH WILL SCHOKOLADE! Also wieder mehr Spielkultur reinbringen, wenn auch die Blutlust... Schokoladenlust gut dazu geeignet ist, den Willen der Deckung auf die Probe zu stellen.

    Abwehr:

    Grundregel das Pendeln: Raustreten gegen Ball, Sichern der Lücke vor dem Kasten > nach Pass Aufgabenwechsel. Positionswechsel sind erlaubt, das ganze Trainingslager haben wir schließlich gekreuzt (um letztlich "nur" Übergeben/Übernehmen" zu erlernen). Beim Durchbruchversuch muss der Ball/Wurfarm gesichert werden, von der Aushilfe bzw. der direkten Gegenspielerin.

    Ausnahme: Siehe oben, drei Ausnahmen, wann ballfern ebenfalls rausgetreten werden darf. Das ist allerdings meine persönliche Ansicht, Absichern vor Zocken. Wer noch ballgieriger ist, kann natürlich andere Regeln für die ballorientierte ballferne Deckungsweise festlegen. (Wurfarmseite oder nicht, Entfernung zum eigenen Tor, wechselt Gegenspielerin beim Prellen auf die taktisch richtige Hand?, kann ich mich auf meine Nachbarin in der Deckung verlassen?)

    Nach anstrengenden 25 Minuten und mehreren blauen Flecken später... sechs Mädchen mit ein bis fünf Riegeln Kinderschokolade, die alle spüren, was sie gerade gearbeitet hatten. Wie gesagt, die Matten müssen zukünftig einen kleinen Anreiz (Schokobon) bieten, nicht ausschließlich das Zentrum anzugreifen. Die Spielkultur leidet schnell, wenn die Schokoladengier steigt. Da muss gegengesteuert werden, sonst habe ich mehr Kampf, als ich wollte. Unter dem Strich aber klares Teilziel erreicht.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Auch wenn ich mich teils wiederhole... wenn ich Jahr für Jahr denselben Irrsinn im Kinderhandball erlebe, kann ich nicht die Klappe halten. Wie man es nicht macht:

    - Jahrgangsmannschaften

    Bei einem der größten Breitensportvereine Hannovers gibt es Jahrgangsmannschaften (wo es ausreichend Kinder gibt). Erste Mannschaft Altjahrgang, zweite Mannschaft Jungjahrgang. Alles schön ordentlich sortiert und nach der Saison wechselt dann eine geschlossene Mannschaft in die nächsthöhere Altersklasse. So muss Mannschaftssport sein, jeder hat seinen festen Platz.

    Zum Saisonstart spielen beide Teams auf mittlerer von drei Ebenen eine Aufstiegsrunde. Die zweite Mannschaft verbleibt in der mittleren Liga, die erste Mannschaft steigt versehentlich in die höchste Liga auf, wo man es sehr schwer haben wird. Vier Anfängerinnen schließen sich dem Verein an. Die mittlere Liga wäre schon zu hoch und die Regionsoberliga ist dann definitiv nichts für Anfängerinnen. Auch wenn die erste Mannschaft nicht durchgängig stark besetzt ist, Anfängerinnen wären in der zweiten Mannschaft besser aufgehoben. Geht aber nicht, die vier Mädchen gehören ja dem falschen Jahrgang an. Die D II nimmt die Mädchen nicht auf. Also bremsen sie nun das gesamte Training der ersten Mannschaft aus und müssen in Punktspielen auflaufen, wo es nicht nur keine Erfolgserlebnisse gibt, die Trainerin weiß gar nicht, wo sie die Mäuse verstecken soll.

    Kannste Dir nicht ausdenken.

    - Selektion in der Auswahl

    Ein Freund von mir kommt zum Auswahltrainer Mädchen Posten wie die Jungfrau zum Kinde. Das Auswahlwesen ist seit Jahren ein Trümmerhaufen, chaotischer geht es nicht mehr. Sichtung der '13er Mädchen. Das Programm ist vorgegeben, mein Kumpel hatte keine Chance, sich selbst was auszudenken. Über sechzig Mädchen, verteilt auf zwei Gruppen, jeweils 60 Minuten. Ringelpietz mit Anfassen, auf der Stelle rumprellen, Passkontinua im Pendellauf. Ich meine, sie dürfen auch ein paar Male auf das Tor werfen. In dem Chaos soll Sven nun die Talente rausfischen.

    Halbes Jahr später. Der Landesverband möchte nächstes Jahr von Hannover zwei Auswahlteams sehen. War früher völlig selbstverständlich, seit Jahren kann man hier allerdings froh sein, wenn man eine konkurrenzfähige erste Sieben hat. Ich habe neulich beim Training zugeschaut. Zwei überdurchschnittlich talentierte E-Jugendliche, die noch gar nicht dran sind. Eine Handvoll Semi-Talente, aus denen man was machen kann. Und ganz viel Durchschnitt, Unterbau für die Landesliga Damen. Auf dem Papier: 38 Kinder. In der Auswahl. Dem Unterbau der Landesauswahl. Stattdessen Breitensport und Bewegungstherapie in überfüllter Halle. Weil der Landesverband Masse will. Ich höre was von einer "Quote letztes Quartal". Damit die Jüngsten nicht durch das Raster fallen. Ich schlage bei der Gelegenheit eine Quote für Vegetarier, Klavierspielerinnen, Brillenträgerinnen und Dackelbesitzerinnen vor.

    - Talente versauern lassen

    Wir hatten eine Gastspielerin einmal die Woche im Training. Top 10 Talent der Handballregion (immerhin 53 wD Mannschaften), spielt daheim in der Kreisklasse. Schmeißt bis zu 17 Tore im Spiel, hat offenkundig in der Liga nichts verloren. Training/Punktspiele in der männlichen D (die wahrlich Verstärkung gebrauchen können)... Fehlanzeige. Training/Punktspiele in der weiblichen C... Fehlanzeige. "Rechtshänderin? Rückraum? Davon habe ich schon welche." Trainiert also einmal die Woche bei uns mit. Statt gleichzeitig im Heimatverein in der eigenen Mannschaft, wo sie keine einzige ebenbürtige Spielerin hat. Da ist dann das Geschrei groß, dass wir sie dem eigenen Trainingstag klauen. Erst auf meine Intervention hin wird sie nun in der C integriert (sonst wäre sie ja eher früher denn später weg).

    Vorrunde wC zur Regionalliga. Letztes Spiel, ich springe als Coach ein. Die Mädels sind ungeschlagen Erster, der Gegner ist Vorletzter. Großer Breitensportverein mit festen Jahrgangsmannschaften. Hat Personalprobleme, muss doch tatsächlich ein Talent aus dem Jungjahrgang einsetzen (erstes Spiel in der C I in der Saison). Spielt sonst beim punktfreien Tabellenletzten in der Zwoten. Könnte in der Ersten richtig gefördert werden. Spielt sich den Frust von der Seele, ist Haupttorschützin ihres Teams mit sieben Toren. Nach dem Spiel dann zurück in die Daddelmannschaft. Gehört ja zurück zu ihrem Jahrgang.

    - Meldung der Mannschaften

    Wir hatten mehrere Modelle, wie die Staffeln im Kinderbereich zusammen gesetzt werden. Quali vor den Sommerferien, Einteilung nach den Sommerferien (die üblichen Verdächtigen sind nicht zum Qualiturnier erschienen, wurden in die Kreisklasse einsortiert [da war der Fehler] und schossen sich da an die Spitze). Freie Meldung. Die üblichen Verdächtigen musste nun nicht mal mehr ein Turnier boykottieren, konnten gleich in die Kreisklasse melden, um dort Kreisklassenweltmeister zu werden. Nun haben wir ein gemischtes System. Klappt auch nicht.

    Zwei Mannschaften kommen frisch aus der E-Jugend, waren dort leidlich erfolgreich, werden von Schreibtischtätern im Verein in die höchste D-Jugend Liga gemeldet. Ich suche im Hallenkeller nach Bleiwesten, um die Spiele spannend zu gestalten. Andere Anfängermannschaften werden in die mittlere von drei Ligen gemeldet. Dasselbe Elend dort.

    Wir melden auf mein Drängen hin die D II in die unterste Liga. Alles Jungjahrgang plus 4 E-Jugendliche. Letzte Saison wurdest Du mit einer solchen Konstellation in der mittleren Liga abgeschossen. In Ermangelung einer Anfängerliga bügeln die Mädels in der Kreisklasse nun alles weg. Immerhin haben wir noch ein Korrektiv, können ein oder zwei Mädchen sich in der D I festspielen lassen. Andere Vereine melden ihre einzige Mannschaft in die Kreisklasse, alle Leistungsträgerinnen aus dem Altjahrgang, könnten locker mittlere Liga spielen.

    Es gibt eine Vorrunde für die höchste Liga, drei Spiele für die Tonne. Die unterste Liga spielt Hin- und Rückrunde bis zum Saisonende. Die mittlere Ebene spielt in vier Gruppen je einen Aufsteiger aus. Da aber in den vier Gruppen reichlich Anfängermannschaften rumlaufen, entscheidet Losglück/-pech über Platz 1 in der Vorrunde. Es gibt vier Aufsteiger in die Regionsoberliga, nirgends gibt es dringend erforderliche Absteiger und die Kreisklassenweltmeister haben ihren Spaß (23:3, 30:3, 27:2, 28:1, 32:3, 25:5). Da meldest Du schon in der untersten Liga und wirst 28:1 vorgeführt... Starres Ligensystem und Kinderhandball - passt nicht zusammen.

    Ich entwerfe Durchführungsbestimmungen für eine Anfängerliga für nächste Saison. Tipps, wer in die Liga hineingehört. Wer nicht hineingehört. Verhaltensregeln, wie man spielen sollte, wenn man vielleicht gerade so nicht mehr hineingehört. Ein Sanktionssystem für die, die weder dort hingehören noch sich benehmen können. Schicke ich dem Staffelleiter. Keine Reaktion.

    Ähnliche Spielchen in der C-Jugend wie in der D. Statt drei Ligen gibt es nun letztlich mit Landesebene fünf. Zwei Teams, vor zwei Jahren in der D sehr erfolgreich in der mittleren von drei Ligen, melden nun in die Kreisklasse. Leistungsträger alles Altjahrgang (40:17, 51:14, 50:22 die eine Mannschaft, 35:11, 37:9, 40:14 die andere Mannschaft). Und in der B-Jugend werden sich die Eltern wundern, dass die einstigen Superstarmannschaften in der Kreisklasse keinen Stich mehr sehen.

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.