Alles anzeigenFreundschaft!
Der ist sogar ganz falsch. Ich kenne alle Hallen bzw. Stadien der drei Teams aus reichlichen persönlichen Erfahrungen. Und nirgends gibt es ein Publikum, das Alarm macht, wenn vom Spielfeld nichts kommt. Man sollte Stimmung nicht mit Support verwechseln. Auch wenn zweiteres so ein Schlagwort der Ultras ist. Wirklich relevant (also mt Wirkung auf das eigene Team und vorallem auf den Gegner & die Schiedrichter) unterstützt ein Publikum die Mannschaft erst, wenn es als ganzes aktiv wird. Und das gibt es nirgendwo auf der Welt von Anfang an und ohne Input der eigenen Mannschaft, es sei denn, es sind ganz besondere Spiele, bei denen jeder von Beginn an weiß, worum es geht. Das war in Dortmund z.B. in den letzten Jahren vielleicht einmal der Fall. 2012 im vorentscheidenden Spiel gegen Bayern. Da wurde vorher über diverse Kanäle abgesprochen, daß der Gegner konsequent ausgepfiffen werden sollte und das war dann auch von Anfang bei jedem gegnerischen Ballbesitz der Fall.Aber wie oft war es denn Magdeburg früher der Fall, daß es Schiedsrichter gab, die um Gottes Willen keine Heimschiedsrichter sein wollten und dann eher mal für den Gegner gepfiffen haben? Bis dann die Halle im Laufe des Spiel so einen Druck gemacht hat, daß sie dann irgendwann doch umgefallen sind. Wie oft wurde der Gegner auch von der Halle gebrochen? "Auch", weil es ohne die Mannschaft nicht geht. Die Halle kann nur unterstützen, assistieren. Wenn die Mannschaft scheiße ist, kann die Halle auch nichts machen.
In Dortmund hat man übrigens vor Jahren eine Agentur beauftragt, herauszufinden, was den Club ausmacht. Jeder Club hat seine eigene Identität, seine eigene Seele. Die muß man kennen und verstehen, ansonsten wird man die 100 Prozent nicht erreichen, sondern bleibt bei 90 Prozent oder so stehen. Und das reicht dann nicht, um im Leistungssport an die Spitze zu kommen. Jedenfalls hat die Agentur Interviews mit Geschäftsführung, Sponsoren, Fans, Journalisten geführt und am Ende das Wesentliche des Clubs herausgearbeitet und das formuliert. Auf Basis dessen wurde dann sowohl die Marke mit einem einheitlichen Design entwickelt, ebenso wie es die Grundlage für das Arbeiten im sportlichen und wirtschaftlichen Bereich wurde. Potentielle Sponsoren, die nicht in diesen Rahmen passen, werden als Partner abgelehnt, selbst wenn man damit auf viel Geld verzichtet. Um dieses Leitbild im Club zu verankern, hat die Agentur eine Powerpointpräsentation entwickelt, die dann nach und nach allen Mitarbeitern gezeigt wurde. Als letzter war Jürgen Klopp an der Reihe. Und der hat dem Team dann immer schon vorher gesagt, was auf der nächsten Folie stehen würde. Weil er genau wußte, wofür der Club steht und weil er das selbst verkörpert hat. Deshalb war er auch der richtige Trainer.
In Magdeburg ist Bennet Wiegert aktuell der einzige, der den SCM authentisch verkörpert. Wahrscheinlich noch nicht mal so sehr, wie Klopp für Dortmund stand. Aber jedenfalls schon sehr. Weder Roswandowicz, noch Schmedt, noch Svensson und selbst Stiebler, der hundert Jahre dabei ist, verkörpern, was den SCM ausmacht. Und das hat natürlich Konsequenzen. Man kommt auf keinem Feld an die 100 Prozent ran. Vielleicht ja bei der Aquise von Geldern. Aber das allein macht es eben nicht aus, wenn man in anderen Feldern nicht ans Maximum kommt, weil man gar nicht will oder zumindest nicht bereit ist, die Wege zu gehen, die das ermöglichen. Es ist schon so, daß auch in Magdeburg viel am Markenauftritt gearbeitet wurde. Aber das ist letztlich eine leere Hülle. Am Schein wurde gearbeit. Das Sein interessiert nicht bzw. darf nicht sein. Diese Spur Aggressivtät, das aneinander reiben ist elementarer Teil des SCM. Immer gewesen. Das bringt die Energie, mit der man an die Spitze kommen kann. An die absolute Spitze im besten Fall oder an die Spitze der eigenen Möglichkeiten im Mindesten. Aber das alles wird konsequent unterdrückt, weil man ein cleanes Produkt verkaufen will. Die drei Mark die man damit mehr einnimmt, verliert man zehnfach wieder, weil man die Energie, die in einem gewissen aggressiven Potential liegt, verschenkt.
Vor einiger Zeit hat mal jemand zu mir gesagt, daß es ja in Magdeburg eigentlich nie so war, daß die Stimmung einfach so da war. Da mußte immer der Funke von der Mannschaft kommen (oder auch mal von den Schiedsrichtern), aber dann ging die Post ab. Kurze Zeit später habe ich dann Dirk Roswandowicz zum ersten Mal diesen Quatsch mit der Stimmung sagen gehört - im Rahmen der Saisonauftakt-PK 2015 oder 2016 war das. Da habe ich schon heftig gelacht. Aber diese Tour scheint er ja offensichtlich durchzuziehen. Null Gefühl, was den SCM ausmacht.
Ein cleanes Produkt verkaufen wollen, aber dann beschweren, wenn es nicht authentisch ist. Klatschpappen verteilen (wahrscheinlich weil das ein paar Mark bringt), aber Stimmung wie früher haben wollen. Es geht immer nur eins.
Da bin ich ja sowas von bei dir