Olympische Spiele in Deutschland?

  • Meinungsmache ist ein anderes Wort für Wahlkampf und jeder hat das Recht darauf für Stimmen zu werben. In der Hamburger Bürgerschaft unterstützen, bis auf die Linke, alle Parteien eine Bewerbung. Der durchaus populäre Erste Bürgermeister ging auf Stimmenfang, die großen Sportvereine unterstützten eine Bewerbung und sogar die Medien schlugen sich auf die Seite von Olaf Scholz.

    Ich persönlich hätte mit Nein gestimmt, da ich nicht wieß, warum Hamburg langfristig von so einer Olympiade profititeren sollte. Die Sorge, dass sich der Senat stark verschuldet, hätte bei mir zugegebenermaßen eine entscheidende Rolle gespielt. Der Finanzierungsplan stand noch gar nicht fest, niemand hatte eine Ahung in wie weit sich der Bund beteiligen würde und die Tatsache, dass Paris gut mit der Hälfte des Hamburger Budgets auskommen würde, hätte mir auch zu Bedenken gegeben. Dazu hat der Senat bei der Elbphilharmonie bewiesen, dass der Budgetrahmen schon einmal gesprengt wurde. Jeder der jetzt sagt, dass die Hamburger Nörgler oder Angsthasen wären, würde nicht nur ein merkwürdiges Demokratieverständnis aufweisen, sondern es sich auch zu einfach machen. In München hatte man auch keine Lust auf olympische Winterspiele, da die Bevölkerung nicht mehr bereit zu sein scheint Beträge in Milliardenhöhe für sportliche Großveranstaltungen auszugeben. Damit sich das ändert, sollten sich die Sportverbände dringend reformieren und nicht nur für negative Schlagzeilen sorgen.

  • Warum wurde eigentlich nicht über den Bau der Elbphilarmonie abgestimmt?

    Sehr geschickt übrigens von den Hamburger Bürgern, beim Battle mit Berlin mit "ja" zu stimmen und bei der endgültigen Befragung mit "nein", denn so wurden bereits etliche Millionen allein für die mögliche Bewerbung zur Verfügung gestellt.

    Wenn schon Befragung, hätte ich es besser gefunden, die gesamte deutsche Bevölkerung zu fragen, da Olympia etwas ist, was ganz Deutschland etwas angegangen hätte.

    Außerdem frage ich mich, warum die Befürworter eigentlich ein Quorum von 20% erreichen mussten (das dann ja schließlich locker erreicht wurde, aber der Hergang interessiert mich). Bei anderen politischen Entscheidungen muss doch auch kein Quorum erreicht werden? Warum wird ein Großereignis hier anders behandelt als jede andere politische Entscheidung?


  • ...ob ein Anschlag irgendwann einmal in Deutschland stattfinden wird ( was hoffentlich niemals passieren wird), wird kaum davon abhängen, ob da nun in zig Jahren irgendwelche olympischen Spiele stattfinden

    Seltsam. Alle Hamburger Gegner, mit denen ich gesprochen habe, haben nicht im Traum an irgendwelche Anschläge oder Korruption bei der FIFA gedacht, sondern hatten ganz andere Gründe.....und die haben sie deutlich gemacht, trotz Dauerfeuer der Springerpresse, Druck von diversen Verbänden, Werbung ohne Ende, etc. pp. - gelebte Demokratie halt, und nicht alles verängstigte und verunsicherte Deppen.....

    Klar, Segelwettbewerbe am Stadtrand sind erheblich leichter zu realisieren, organisieren und tolerieren.....

  • Die Medien kommunizieren das aber halt anders ( und so wird es dann halt von der Öffentlichkeit wahrgenommen (...danach wird die primäre "Schuld" für das Scheitern von Hamburg eher der Flüchtlings, und Terrorproblematik, sowei den Geschehnissen bei DFB und FIFA zugeschoben......ich halte das ja auch für Unsinn, aber so wird es halt nach aussen von den Medien kommuniziert...zu den Hamburger Bürgern habe ich selbst eher weniger Kontakt :)

  • Was soll die ganze Diskussion? - das ist gelebte Demokratie!

    Die Hamburger Bürger wurden gefragt und eine absolute Mehrheit hat sich dagegen entschieden. Angesichts der unsicheren Finanzierung und den ethischen Problemen der Großverbände kann ich das verstehen, auch wenn ich mich gefreut hätte Olympische Spiele in Deutschland zu sehen.

    Ist Demokratie dann doof, wenn man in der Minderheit ist? Einfach mal akzeptieren, dass man verloren hat!

    Irgendwann ist auch mal Schluss!!!

  • Ich habe Hamburg von Anfang an für den falschen Standort gehalten. Nach dem Theater mit der Elbphilharmonie sollte nun also eine Elbinsel mit Olympiastadion gebaut werden, dass man exakt drei Wochen nutzt. Und danach? Welchen Sinn und Zweck hätte alleine mal dieses Stadion gehabt? Richtig, keinen. Das braucht man nicht. In Berlin (ich bin kein Freund von Berlin) hat man bereits ein Olympiastadion in sehr gutem Zustand. Warum geht man nicht also den geschickteren Weg und entscheidet sich für die international auch deutlich bekanntere Hauptstadt? Wo auch schon viel mehr der benötigten Sportstätten stehen? Aber gut, nach den vielen Metropolen im Ausland ziehen die Hamburger also nach. Ich denke neben der Finanzierung spielt dann doch auch das mangelnde Vertrauen bei der Vergabe an sich eine Rolle, Stichwort Korruption. Wenn man sieht, wohin zuletzt olympische Spiele vergeben wurden, dann ist das durchaus nachvollziehbar.

  • Ist Demokratie dann doof, wenn man in der Minderheit ist? Einfach mal akzeptieren, dass man verloren hat!

    In den Augen der Unterlegenen ja. Jetzt kann man die Gegner pauschal abkanzeln, anstatt sich mit den Gründen zu beschäftigen.
    Wenn man die Kommentare der Befürworter von olympischen Spielen liest merkt man, daß ihnen nur um ihre Sache, aber nicht um die Betroffenen geht. Also nichts mit akzeptieren.
    Man hätte in Hamburg eigenlich gewarnt sein sollen, nachdem die Bürger in Müchen, Garmisch etc auch keine Lust auf Olympia hatten. Bei ntv ist ein guter Kommentar zu lesen.
    Ich denke auch nicht, daß Terrorangst der große Faktor war, die deutschen Sportfunktionäre, die kein gutes Bild abgeben und vor Allem die unklare Finanzierung für Hamburg waren sicher eher ausschlaggebend.

  • Was hat der denn geraucht?

    Zitat

    Das heißt, dass ein demokratisch regiertes Land nicht zur Verfügung steht.

    Nein, nur die Diktaturen Frankreich, USA und Italien ...
    Wenn man es anders gemeint hat, hätte man es (als Funktionär) besser formulieren müssen!

    Zitat

    Wir ziehen zwar über die Sotschis und Dohas dieser Welt her, sind aber nicht in der Lage, selbst Sportereignisse dieser Dimension auszurichten.

    Klar sind wir dazu in der Lage - "nicht wollen" ist was anderes als "nicht können" !!!

    Zitat

    Das ist die bittere Erkenntnis

    Nein, das billige Polemik. Noch Nachholbedarf beim Thema Demokratie?

    Hat der schon keine Lust mehr auf Präsident, dass er so einen Müll labert?

    Irgendwann ist auch mal Schluss!!!

  • Was hat der denn geraucht?

    Endlich mal einer Meinung..... ;)

    Klar, alle, die dagegen sind, sind ängstliche Fortschrittsverweigerer, die den Sport lieber in den Diktaturen dieser Welt sehen.

    Wie sagte Willi Holdorf doch so schön: "Da vereint sich die Jugend der Welt im friedlichen Wettkampf....die Chance sich zu vertragen ist im Sport am größten...." Jo so soll es sein..... :hi:

  • Tja, diese Sichtweise x-beliebiger Sportfunktionäre und Politiker ist ein Grund für das Nein.

    Falls es Budapest wird, hat er nochmal Glück gehabt mit seiner Aussage...

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    Jag går och fiskar

    och tar en tyst minut

  • Freundschaft!

    Beim Michelmann habe ich mich auch am meisten daran gestört, daß er meint, wir wären nicht in der Lage. Dabei waren wir einfach nicht Willens.

    Wobei man seinen Satz vielleicht vom Oligarchischen ins Deutsche übersetzen sollte. "Wir, die kleine Kaste aus Kapitalbesitzern, Medienmoguln und Funktionären waren nicht in der Lage, den Willen der Bevölkerung stark genug zu manipulieren." So eine Bürgerbefragung ist halt keine Akklamation, sondern eine tatsächliche Abstimmung. Das schöne an einer Bürgerbefragung/Volksabstimmung ist doch, daß damit ein Thema durch ist. Damit hat der Souverän gesprochen und die Debatte ist vorbei und geklärt. Jedes weitere Nachkarten ist dann überflüssig. Es ist ein mieser Stil, wenn man es doch tut.

  • Beim Michelmann habe ich mich auch am meisten daran gestört, daß er meint, wir wären nicht in der Lage. Dabei waren wir einfach nicht Willens.

    Wobei man seinen Satz vielleicht vom Oligarchischen ins Deutsche übersetzen sollte. "Wir, die kleine Kaste aus Kapitalbesitzern, Medienmoguln und Funktionären waren nicht in der Lage, den Willen der Bevölkerung stark genug zu manipulieren." So eine Bürgerbefragung ist halt keine Akklamation, sondern eine tatsächliche Abstimmung. Das schöne an einer Bürgerbefragung/Volksabstimmung ist doch, daß damit ein Thema durch ist. Damit hat der Souverän gesprochen und die Debatte ist vorbei und geklärt. Jedes weitere Nachkarten ist dann überflüssig. Es ist ein mieser Stil, wenn man es doch tut.


    Bravo. Sehr guter Kommentar zu diesem Thema.

  • Wobei ich einschränkend der Meinung bin, dass es durchaus legitim ist, über die Entscheidung zu diskutieren, erst recht weil das Thema für die nächste Zeit in der Öffentlichkeit noch lange nicht "durch" ist, wie es etwa Alf meint. Nicht mit beleidigtem, polemischem oder vorwurfsvollem Unterton, sondern ergründend. Um das Votum zu verstehen und, wenn es denn jemals zu ähnlichen Abstimmungen kommen sollte, im besten Fall daraus zu lernen.

  • Ich glaube das liegt auch daran das Sportler und Funktionäre schlicht durchgängig darauf geeicht sind diese Veranstaltungen im Land haben zu wollen. Das verstehe ich auch...von der Perspektive eines Sommersportlers sind die olympischen Spiele im eigenen Land ein Traum. Das gibt allen potentiellen Teilnehmern eine größere Tribüne als sonst, würde Geld in die Förderkassen gerade der kleineren Sportarten spülen und wäre eben auch ganz idealistisch ein Athletentraum...Olympiade im eigenen Land usw.

    Aber das alles hat eben wenig mit einem tatsächlichem Bewerbungskonzept zu tun sondern eher mit dem persönlichen Nutzen den man daraus ziehen kann. Nicht verwerflich, aber kaum die objektivste Perspektive.

  • Das ist ja auch kein Problem. Wenn man sich etwas stark wünscht, dieser Wunsch aber nicht in Erfüllung geht, ist man logischerweise extrem enttäuscht. Was mich stört ist, wie die Eliten des deutschen Sports mit dem Willen der Hamburger Bürger umgehen. Es ist selbstverständlich ihr Recht sich traurig gegenüber dem Ergebnis zu zeigen, allerdings verurteile ich diese Polemik von etlichen Sportler aufs aller schärfste. Was Leute wie Moritz Fürste, Robert Harting oder Stefan Kretzschmar gegenüber einer demokratischen Abstimmung losgelassen haben ist unter aller Sau und nicht akzeptabel. Niemand hat das Recht darauf, den demokratischen Willen der Bevölkerung in den Dreck zu ziehen oder die Menschen sogar zu beleidigen. Der deutsche Spitzensport hat nicht gestern, sondern heute verloren, weil ihm der Erfolg wohl wichtiger ist als die Demokratie in unserem Land. Vielleicht sind solche Veranstaltungen in Doha ziemlich gut aufgehoben. Dort hat das nervige Volk nämlich nichts zu melden.