19.03.2011, 19.00 Uhr: HG 85 Köthen gegen SC DHfK Leipzig live

  • Noch mehr, mehr, mehr Hallenhandball
    Da haben wirklich zwei Zeitungen geschrieben, dass das Hallenhandballspiel am Samstag zwischen der anhaltinischen HG 85 Köthen und dem sächsischen SC DHfK Leipzig ein Derby sei, obwohl die Vereine vor dieser Saison noch keine Punktspiele (gegeneinander) bestritten hatten, obwohl die potenziellen Anhänger und Sponsoren der Teams keine gemeinsame Schnittmenge bilden. Sie hätten dafür die Begegnung auch als Bachstadtmatch verkaufen können. Denn Johann Sebastian Bach war Orchesterleiter in Köthen, sechs Jahre lang, und danach Thomaskantor in Leipzig, sein restliches Leben lang. Aber Achtung: Der Komponist sollte bekanntlich, laut Ludwig van Beethoven, besser „Meer“ heißen. Dann müsste das Handballspiel als Meerstadtmatch durchgehen. Jedenfalls würden die Leipziger auch aus diesem Blickwinkel am längeren Strand sitzen…

    Womit wir wieder beim Hallenhandball wären: Die Köthener mischen schon lange, lange, lange in der dritten deutschen Spielklasse mit. Sie haben den Namen der Bachstadt in die Sportwelt hinausgetragen und wollen es weiterhin tun. Sie müssen nur gegen Leipzig oder Pirna oder Münden, so heißen die Kontrahenten in den nächsten drei Spielen, punkten. „Wenn wir konzentriert zu Werke gehen, 100 Prozent bringen, dran bleiben, dann können wir jeden Gegner in unserer Staffel besiegen!“ blickt Carsten Richter, der Mannschaftsleiter der Köthener, auf die Party am Samstag voraus. Muhmuhmutig dieser Mann.

    Denn der Sportclub ist Favorit. Der Aufsteiger hat super Spieler günstig bekommen, schon mehrere Auswärtshürden genommen und schließlich sein Saisonziel „Etablierung in der dritten Liga“ durch „Aufstieg“ ersetzt. Auch diese Bachstädter wollen in der Sporthalle an der Rüsternbreite gewinnen. Dann kommen Wagner, Wolf und Witaczak um die Matthäus (nicht Lothar) Passion auf der Rückreise im Mannschaftsbus drum rum.

    Noch einen Hinweis zum Thema Zuhören: Die Leutzscher Welle, das erste Fußballfanradio Deutschlands, wird wieder fremdgehen und dieses Handballspiel als Audiostream übertragen. Am Samstag ab 19.00 Uhr. Die potenziellen Zuhörer müssen nur http://www.leutzscher-welle.de/ in den Computer eingeben und einen eingebauten Player einschalten. Dann können sie erfahren, ob entweder das Köthener oder das Leipziger Tagesziel den Johann Sebastian runter geht.

    2 Mal editiert, zuletzt von Geige (19. März 2011 um 09:06) aus folgendem Grund: Das Thema mit aktueller Vorschau versehen

  • War gestern auch beim Spiel. Schönes intensives Spiel, bei dem Köthen mit etwas Konzentration durchaus länger im Spiel geblieben wäre. Aber Leipzig ist aber nun mal auch nicht umsonst einer der Meisterschaftsfavoriten.

    Allerdings würde ich nicht der Aussage zustimmen, dass es das erste Aufeinandertreffen der beiden Clubs gewesen ist. Zumindest in der vorletzten DDR-Oberligasaison spielte ja Köthen in der höchsten Spielklasse und unter der DDR-Geschichte ist bis zur DHV-DHB-Fusion die Handballabteilung des SC DHfK im SC Leipzig aufgegangen. ;) Aber ja, ein Derby war das sicherlich nicht.

    Was ich gestern bemerkt habe: Die Hallen in Köthen und Bernburg sind baugleich. Kennt da einer Hintergründe? Sind die noch vor der Wende entstanden?

  • Ja, sie sind baugleich. Denn ich war in beiden Hallen und beide ähneln sich sehr, auch wenn sie nicht 1:1 sind. In Bernburg kann man auch auf der Spielerbankseite sitzen, in Köthen ist an gleicher Stelle bereits der Umkleidebereich mit Empore oben drüber. Der Eingangsbereich, die Empore, die eigentliche Sitzplatztribüne und die Glasflächen sind aber fast identisch.

    Hab gerade auf einer Webseite gelesen, dass beide Hallen klassische DDR-Rundbogenhallen wären. Nach erstem Googeln habe ich jetzt aber keine spezifischeren Infos dazu gefunden, ob es ein Modell wie die Rundsporthalle ist, die ein Bauunternehmen in ca. 30facher Ausführung in den 70ern in ganz Deutschland gebaut hat.

  • Vielleicht kann ich helfen...

    Zu einem eventuellen Aufeinandertreffen der beiden Vereine vor der Wende: Sag' mal einem Leipziger, dass der SC DHfK Leipzig irgendwas mit dem SC Leipzig zu schaffen hätte! Das sind völlig verschiedene Klubs, der SC DHfK Leipzig wurde 1975 aufgelöst, und die Spieler, die Leistungssport machen wollten, durften sich dem anderen Klub anschließen. Wenn wenigstens Strukturen übernommen worden wären, dann könnte man vielleicht sagen, dass derSC DHfK Leipzig im SC Leipzig aufgegangen wäre. Doch das war keinesfalls der Fall. Ich hatte es bereits mal geschrieben: In den Archiven steht, dass offiziell der SC DHfK Leipzig von 1993 bis 1995 in der zweiten Bundesliga gespielt hätte. Doch dieser Vertreter war (von seinen Strukturen her) eindeutig der SC Leipzig, den dieser politisch vorbelastete Verein war chronisch klamm, er wollte mit dem Namenswechsel mehr Sponsoren gewinnen. Der SC DHfK Leipzig war immerhin 1966 Europacupsieger der Landesmeister, der Vorläufer der heutigen Champions League, und mehrmehrmehrfacher Meister. Doch die Handballfans haben die Sache nicht angenommen. Der CS Leipzig ging unter dem Namen SC DHfK Leipzig pleite. Die besten Handballspieler, Funktionäre und Sponsoren sind ins Umland abgewandert. Plötzlich schoss ein gewisser SV Concordia Delitzsch aus den Niederungen der Spielklassen in die (zweite) Bundesliga hoch.

    Die Sache mit den baugleichen Hallen ist folgende: Im ehemaligen Bezirk Halle gab's Mitte der siebziger Jahre kaum größere Hallen, doch der Feldhandball ist zugunsten des Hallenhandballs abgeschafft worden, und da wurden dringend neue Sportstätten gebraucht. So hatten viele Bezirke die Pläne und die Fertigteile für einen Hallentyp, der dann nach Bedarf in die Landschaft gesetzt wurde. Genau den gleichen Hallenbau hat Bernburg, Halle-Neustadt mit der Universitätssporthalle, Köthen, Weißenfels und Wittenberg (in Leipzig wurde ein anderer Hallentyp verkleckert wie Slevoigtstraße im Norden beziehungsweise Arno-Nitzsche-Straße im Süden). Die Hallen in Köthen und Weißenfels West sind nahezu im Original mit 500 Sitzplätzen und 250 Stehplätzen erhalten. In Bernburg und Wittenberg wurden die Umkleidekabinen ausgebaut und dafür nach der Wende eine zusätzliche Sitzplatzseite installiert...

    Ich hoffe, geholfen zu haben.


  • Zu einem eventuellen Aufeinandertreffen der beiden Vereine vor der Wende: Sag' mal einem Leipziger, dass der SC DHfK Leipzig irgendwas mit dem SC Leipzig zu schaffen hätte! Das sind völlig verschiedene Klubs, der SC DHfK Leipzig wurde 1975 aufgelöst, und die Spieler, die Leistungssport machen wollten, durften sich dem anderen Klub anschließen.

    Dass man das aus Fan- und wohl auch aus Funktionärssicht so sieht, hab ich mir schon gedacht. Das ganze war ja auch mit Smiley gekennzeichnet. Nur war halt das ganze Clubwesen in der DDR ja eh von einer relativ formlosen Struktur geprägt. Gab ja keine Rechtsform in dem Sinne für den Sport. Da ja recht willkürlich auch bei anderen Sportarten entschieden wurde, wer wo spielt und wann der Spielbetrieb eingestellt ist, sehe ich eben wie geschrieben in der DDR-Handball-Geschichte durchaus eine "Fusion". Und ja auch nur in der DDR-Oberliga hat Köthen eben gegen den SC Leipzig mal gespielt.

    Zitat

    Die Sache mit den baugleichen Hallen ist folgende: Im ehemaligen Bezirk Halle gab's Mitte der siebziger Jahre kaum größere Hallen, doch der Feldhandball ist zugunsten des Hallenhandballs abgeschafft worden, und da wurden dringend neue Sportstätten gebraucht. So hatten viele Bezirke die Pläne und die Fertigteile für einen Hallentyp, der dann nach Bedarf in die Landschaft gesetzt wurde. Genau den gleichen Hallenbau hat Bernburg, Halle-Neustadt mit der Universitätssporthalle, Köthen, Weißenfels und Wittenberg (in Leipzig wurde ein anderer Hallentyp verkleckert wie Slevoigtstraße im Norden beziehungsweise Arno-Nitzsche-Straße im Süden). Die Hallen in Köthen und Weißenfels West sind nahezu im Original mit 500 Sitzplätzen und 250 Stehplätzen erhalten. In Bernburg und Wittenberg wurden die Umkleidekabinen ausgebaut und dafür nach der Wende eine zusätzliche Sitzplatzseite installiert...

    Ich hoffe, geholfen zu haben.

    Ja, genau so ne Antwort habe ich mir gewünscht! :D Gerade der letzte Satz deckt sich ja mit meiner Beobachtung, da man in bernburg ja auf beiden Seiten sitzen kann, jedoch auf der "neuen" Seite nur mobile Tribünen stehen. Mit Halle ist interessant, vielleicht komm ich da auch noch hin, bevor man die neue Sporthalle eröffnet, die auch die Handball nutzen sollen. Weißenfels-West wollte ich auch schon längst mal beim Basketball gewesen sein, wird aber wohl noch etwas dauern...

  • Meine Bemerkung zu Erstens: Es gab schon Bestimmungen und Regeln im Wettspielbetrieb beziehungsweise im "Klubwesen" zu DDR-Zeiten, sie waren eben nur etwas anders als heute. Um herauszubekommen, was, wann, wo in Leipzig passierte, sollte man einen roten Faden spinnen (oooh, dieses Rot ist wirklich doppeldeutig):

    SC DHfK Leipzig: Europapokalsieger der Landesmeister in der Mitte der sechziger Jahre, dann schwächere Jahre, der Sportclub konzentrierte sich hauptsächlich auf Einzelsportarten, die viele Olympiamedaillen brachten, keine Handballlobby, 1975 Auflösung der Abteilung und 2007 Wiederbelebung der Abteilung mit Übernahme der MoGoNo-Handballer.

    SC Leipzig: Handballabteilung war 1972 Meister geworden und schließlich - auch auf Grund der neuen Spieler von der DHfK - die bestimmende Handballmannschaft in Leipzig, noch mal Meister, Pokalsieger und Europapokalteilnehmer und schließlich mit der Vereinigung in der ersten Bundesliga, Abstieg, Umbenennung in DHfK Leipzig wegen besserem Image und Sponsoren, trotzdem Pleite.

    SG LVB Leipzig spielte in der DDR-Liga (zweithöchste Klasse) mit den mächtigen Leipziger Verkehrsbetrieben im Rücken, enge Verzahnung mit SC Leipzig, oft Personaltausch zwischen den Funktionären und Spielern, auch gleiche Vereinsfarben und Auffassungen, Klub fing nach Pleite des unter dem Namen DHfK spielenden SC Leipzig einige Spieler und Funktionäre und Anhänger auf, pendelte zwischen Regionalliga und Oberliga.

    Motor Gohlis Nord Leipzig ist alter Traditionsverein aus dem Norden von Leipzig, spielte in der ersten Liga und wurde schließlich in den sechziger Jahren vom SC DHfK und vom SC Leipzig zurückgedrängt, spielte unter anderem Bezirksliga und Verbandsliga, stieg 2005 in die sächsische Oberliga auf, damit war das Ende der Fahnenstange für den inzwischen sehr familiären Verein erreicht, drum wechselte ein Großteil der Handballteams 2007 zum SC DHfK Leipzig, der wieder mehr Risiko im Männerhandball gehen wollte, heute gibt's immer noch Nachwuchshandball im Verein.

    Concordia Delitzsch war Mitte der neunziger Jahre ein solider Verein irgendwo zwischen Verbandsliga und Oberliga, dann wechselten Funktionäre und Spieler und Sponsoren des unter dem Namen DHfK Leipzig pleite gegangenen SC Leipzig dorthin (da spielte ein Politiker namens Czupalla eine tragende Rolle), es folgte der Aufstieg in die zweite und erste Bundesliga, doch das überstieg das Potenzial der Wirtschaft der Stadt, Pleite.

    Zugegeben, der kleine Abriss ist gaaanz stark verkürzt, doch sonst würde ich morgen noch schreiben. Übrigens bin ich weder Funktionär noch gebürtiger Leipziger, was meine Sichtweise betrifft, ist diese von außen her.

    Meine Bemerkung zur Sporthalle in Weißenfels West: Die Basketballer haben unter dem Namen Einheit Hagebau am Anfang der ersten Bundesliga dort gespielt, vor meistens über 1000 Zuschauern, die teilweise auf dem Parkett standen, da das Spielfeld im Basketball kleiner ist. Dann spielten die Basketballer unter dem Namen MBC in Spergau, jetzt in der neuen Stadthalle an der ehemaligen Karl-Göring- bezeihungsweise Otto-Müller-Kampfbahn, die wahrscheinlich bald Manfred-Rauner-Kampfbahn heißen wird. Du würdest also bei einem Basketballspiel kaum in der Sporthalle Weißenfels West landen. Da solltest Du eher den Weißenfelser HV beim Handball besuchen, den Nachfolger des ehemaligen deutschen Meisters PVfL Weißenfels, doch das ist wieder eine Geschichte für sich. Die Männer des WHV spielen zur Zeit in der Verbandsliga, wenn die Derbys gegen Prittitz beziehungsweise Saaletal anstehen, gehen mitunter 1000 Handballfans hin.

  • Es gab schon Bestimmungen und Regeln im Wettspielbetrieb beziehungsweise im "Klubwesen" zu DDR-Zeiten, sie waren eben nur etwas anders als heute.

    Ja, das denke ich mir auch. Mich würde das wirklich mal interessieren, wie konkret die instituionelle Organisation aussah. Müsste man wohl man mal im Bundesarchiv in Leipzig gucken, ob es alte Spielordnungen usw. gab.

    Zitat

    SC DHfK Leipzig: Europapokalsieger der Landesmeister in der Mitte der sechziger Jahre, dann schwächere Jahre, der Sportclub konzentrierte sich hauptsächlich auf Einzelsportarten, die viele Olympiamedaillen brachten, keine Handballlobby, 1975 Auflösung der Abteilung und 2007 Wiederbelebung der Abteilung mit Übernahme der MoGoNo-Handballer.

    Für mich wäre interessant zu wissen, wie Spielerwechsel ablaufen. In der heutigen instituonellen Ordnung wäre das bei der Beschreibung klar: Ein e.V. geht pleite, Spieler werden in einem neuen Verein Mitglied/gemeldete Spieler. Jetzt waren aber ja die Sportclubs in der DDR keine institutionellen Vereine, aufgrund der Praxis einige Dinge im Sport zu delegieren, wäre da ein Spielerwechsel angeordnet worden, wäre das für mich eben durchaus mit einem Zusammengehen zweier Clubs oder zumindest zweier Mannschaften gleichzusetzen. Ein ähnliches Beispiel für mich aus dem Fußball: Die Delegierung des Empor Lauter nach Rostock um dort den dortigen Emport-Club zu verstärken/ersetzen. Da kann man durchaus davon sprechen, dass Empor Lauter eben der Vorläufer von Hansa Rostock war, auch wenn faktisch ja nur Spieler und Trainer umgezogen sind.

    Zitat

    SC Leipzig: Handballabteilung war 1972 Meister geworden und schließlich - auch auf Grund der neuen Spieler von der DHfK - die bestimmende Handballmannschaft in Leipzig, noch mal Meister, Pokalsieger und Europapokalteilnehmer und schließlich mit der Vereinigung in der ersten Bundesliga, Abstieg, Umbenennung in DHfK Leipzig wegen besserem Image und Sponsoren, trotzdem Pleite.

    Zumindest rechtlich ist das nicht ganz korrekt. Es gab nach der Wiedervereinigung immer nur einen SC DHfK Leipzig, und zwar seit dem 19.06.90 (gut war jetzt kurz vor der Vereinigung, aber es waren ja schon vorher neue Rechtsformen möglich) in Form eines e.V. Der SC Leipzig e.V. wurde kurze Zeit später gegründet und ist bekanntermaßen mittlerweile gelöscht. Eine Umbenenung gab es da aber nie, im Handball ist das auch im Rahmen der Teamnamen damals nicht möglich gewesen.
    Das, was Du als Umbennenung bezeichnest wird beim SC DHfK auf der Webseite ja selbst so beschrieben, dass eben Mannschaften vom SC Leipzig nach dem Bundesligaabstieg wechselten und Mitglieder beim SC DHfK wurden. Denn 1993 wurde zumindest im e.V. erstmals eine Handballabteilung gegründet, 1995 wurde diese wieder aufgelöst. Es gab dann folgend nur Breitensport. Das passt auch mit den Abschlußtabellen der 2. Bundesliga zusammen, 92/93 war der abstiegende SC Leipzig in der Staffel Mitte, die Saison danach wurde das Teilnahmerecht auf den SC DHfK übertragen. 2007 erfolgte dann, wie Du ja auch schreibst, der Wechsel der Handball-Abteilung von Motor Gohlis Nord zum SC DHfK.

    Zitat

    Meine Bemerkung zur Sporthalle in Weißenfels West: Die Basketballer haben unter dem Namen Einheit Hagebau am Anfang der ersten Bundesliga dort gespielt, vor meistens über 1000 Zuschauern, die teilweise auf dem Parkett standen, da das Spielfeld im Basketball kleiner ist. Dann spielten die Basketballer unter dem Namen MBC in Spergau, jetzt in der neuen Stadthalle an der ehemaligen Karl-Göring- bezeihungsweise Otto-Müller-Kampfbahn, die wahrscheinlich bald Manfred-Rauner-Kampfbahn heißen wird. Du würdest also bei einem Basketballspiel kaum in der Sporthalle Weißenfels West landen.

    Ja, schon klar, dass Weißenfels bzw. der MBC in der neuen Stadthalle spielt, war ja selbst letzte Saison mal dort. :) Die weitere bespielte Halle in Spergau war mir auch bekannt. Die 2. Mannschaft des MBC spielte noch vorletzte Saison (damals in der 1. Regionalliga) in der Sporthalle West. Die Mannschaft jedoch kurz vor Beginn der letzten Saison zurückgezogen und wie ich jetzt gerade beim Nachgucken bemerkt habe, auch komplett aufgegeben. Der alte Stammverein SSV Einheit Weißenfels hat ja schon länger wieder eine Basketballmannschaft in der Oberliga bzw. aktuell Landesliga, die aber in einer anderen Halle spielt.
    Mein Wunsch, die Sporthalle West zu besuchen (wohl erstmal keine Möglichkeit ohne MBC II), ist der Wunsch möglichst mit der Zeit alle Sporthallen zu besuchen, in denen mal 1. und 2. Liga Handball und Basketball gespielt wurde. Das gilt auch für die DDR-Ligen (Basketball logischerweise nur eingeschränkt), nur fehlen mir dazu wesentlich mehr Informationen, denn bis 1990 konnte ich ja nur für den BRD-Bereich auf die Handballwoche zurückgreifen, die auch immer die jeweilige Spielhalle bei den aktuellen Spielansetzungen angab. Somit bleiben nur die üblichen Informationen, wo die Clubs früher gespielt haben.

  • Hallo Jochen,

    wenn ich alle Deine Unterpunkte (nach meinem Wissensstand) beantworten würde, könnte ich locker den Doktortitel von Guttenberg übernehmen. Falls Du irgendwann in der Leipziger Ecke auftauchen solltest, dann gebe ein Zeichen, wenn ich beruflich und familiär nicht eingebunden bin, könnte ein Wissenstandsaustausch bei einer Hopfenkaltschale stattfinden.

    Dennoch einige stark vereinfachte Aspekte: Die Sportgemeinschaften in der DDR (analog der heutigen Vereine) hatten einen gesellschaftlichen Träger, entweder eine staatliche Institution oder einen Betrieb. Beispiel: Das Schuhkombinat Weißenfels hatte eine angeschlossene Betriebssportgemeinschaft Fortschritt Weißenfels. Der Name der Sportgemeinschaft gab meistens einen Hinweis auf den Industriezweig des Trägerbetriebes. Diese BSG Fortschritt hatte Fußball Männer (2. Liga), Handball Frauen (mit dem heutigen HC Leipzig der Rekordmeister der DDR), Handball Männer (unter "Schuhmetro" erster Ostzonenmeister), Boxen und weiteres. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht war gesetzlich festgeschrieben, dass die Betriebe die Kultur und den Sport förden - sponsorn - sollen, und die Gesamtsumme sollte 60 Prozent der Lohnkosten der Betriebe entsprechen. Dann wurde in dem Weißenfelser Kombinat beschlossen, Männerhandball nicht mehr zu unterstützen. Die Handballer standen praktisch auf der Straße. Da haben sie sich geschlossen bei der existierenden Armeesportgemeinschaft Vorwärts Weißenfels angemeldet, die eine Kreisklassemannschaft und genügend Geld hatte, und schließlich tauchte in den letzten DDR-Tagen eine ASG Vorwärts Weißenfels in der zweithöchsten Liga auf, die oberflächlich eine Armeemannschaft mit vielen Soldaten in der ersten Männermannschaft, doch strukturell die vorherige Männerhandballabteilung der BSG Fortschritt mit zivilen weiteren Männer- und Nachwuchsmannschaften war.

    Was hinter der Auflösung des SC DHfK Leipzig steckt: Es wurde beschlossen, dass der staatliche Sportclub kein Männerhandball auf Leistungsebene mehr trägt, die Spieler hatten die Wahl, entweder Leistungshandball beim SC Leipzig zu spielen oder Freizeithandball in einer kleineren Betriebssportmannschaft zu betreiben. Nix Fusion.

    So kannst Du Dir ebenfalls Empor Lauter/Empor Rostock vorstellen. Offiziell haben Funktionäre beschlossen, dass Empor Lauter keinen Leistungsfußball mehr unterhält, der Verein hat seine Oberligazugehörigkeit nach Rostock weitergereicht, den Spielern, die weiterhin Leistungsfußball betreiben wollten, wurden Arbeitsplatz, Wohnung inklusive kostenloser Umzug nach Rostock angeboten. Da diese Spieler vom Fußball lebten, machten sie diese Geschichte mit...

    Die Geschichte mit dem SC Leipzig und dem Männerhandball unmittelbar nach der Wende: Aus der ersten Bundesliga abgestiegen, kaum Sponsoren, Verein hat schlechtes Image, schlechte Perspektiven. Der SC DHfK Leipzig stand besser da: weltweit erfolgreicher Verein mit vielen Olympiasiegern, politisch nicht so sehr vorbelastet, große Handballtradition. Die Verantwortlichen des SC DHfK Leipzig wurden von den Verantwortlichen des SC Leipzig überredet, die Handballabteilung geschlossen aufzunehmen, was passierte. Da steckten praktisch die Handballer und Funktionäre und Umfeld des SC Leipzig drin. Die Sache funktionierte nicht. Pleite.

    Wiederbelebung SC DHfK Leipzig im Sommer 2007: Die leistungssportlich orientierten Handballer und Funktionäre von MoGoNo wechselten zum Sportclub, da der alte Verein eine Entwicklung in die Bundesliga nicht schafft beziehungsweise schaffen will (nicht negativ gemein), dazu kamen neue Leute vom Sportclub und neue Leute von Außerhalb. Fertig ein neuer Handballclub unter altem Dach SC DHfK Leipzig.

    Was Deine Hallenbesuche angehen: Meinst Du lediglich Männerhandball oder auch Frauenhandball in der zweiten Liga? Ich könnte Dir etwas helfen, was beispielsweise diese fünf baugleichen Hallen betrifft. Bernburg hatte zu DDR-Zeiten Männerhandball hauptsächlich in der dritten Liga und später in der zweiten Bundesliga drin. Köthen war erste und zweite Liga im Männerhandball drin. Wittenberg hatte in der baugleichen Sporthalle erste Liga Männerhandball als BSG Chemie Piesteritz (Stadtteil von Wittenberg) drin. In der heutigen Universitätssporthalle von Halle-Neustadt spielte Dynamo Halle-Neustadt in der ersten Männerhandballliga, in Weißenfels West spielten Fortschritt Weißenfels in der zweiten Frauenhandballiga vor zeitweise 900 Zuschauern (als Inge Schanding noch lebte) und Einheit Weißenfels in der ersten Basketballliga vor durchschnittlich 70 Fans (das waren die Familien der Spieler)...