Loveparade 2010

  • Hallo an jeden !

    Fast jeder Verein hat eine Page.....baut den folgenden Beitrag oder einen ähnlichen auf eure Internetseite ein ....geb es an jeden Verein den Ihr kennt weiter....mal schauen was passiert....!

    -----------------------------------

    [Blockierte Grafik: http://www.hamborn07.net/media/k2/items/cache/d6086de322f98f66cc694f32ea284557_L.jpg]

    Anteilnahme Loveparadeopfer

    Mit diesem Hinweis gedenken wir der Opfer der Loveparade, welche nur feiern und Spaß haben wollten und dabei gestorben sind. Unser Beileid gilt vor allem den Familien, Freunden, Bekannten und Verwandten der Opfer und soll auch den Medien zeigen, dass wir auch in solch schweren Zeiten zusammen halten.

    Außerdem fordern wir, dass die Verantwortlichen für diese Katastrophe schnellstens zur Rechenschaft gezogen werden und die gerechte Strafe erhalten.

    ES HÄTTE AUCH UNSERE KINDER ODER UNS SELBST TREFFEN KÖNNEN..........

  • und was hat das im Sportforum verloren?


    im übrigen weiss in deutschland inzwischen jeder aufgrund des kranken sensationsjournalismus darüber bescheid.
    und wie alle größeren unglücke dieser tragweite gibt es mal wieder leute, die sich mit übertriebenen kondolenzbeteuerungen in szene setzen wollen. es ist passiert. es ist nicht gut. und den verantwortlichen wird der prozess gemacht.

    warum man jetzt noch solche - mit verlaub - sinnlosen aktionen starten muss, verschließt sich mir völlig. anteilnehmen, kann und sollte jeder für sich privat, das muss man nicht in alle welt hinausposaunen

    2 Mal editiert, zuletzt von Wrath (27. Juli 2010 um 01:14)

  • Einen solchen Aufruf werde ich ganz bestimmt nicht weiterleiten.

    Die Verantwortlichen sollen zur Rechenschaft gezogen werden ?

    Ok, das werden dann wohl die sein, die wie die Wilden von hinten nachgedrängelt haben, trotz Warnung durch die Polizei. Und diejenigen, die vorn den Weg nicht freigegeben haben. Aber die sind ja bislang noch gar nicht als Verantwortliche entdeckt worden.

    Wer sind denn sonst die Verantwortlichen ? Natürlich Polizei und Politik. Ist ja auch einfacher.
    Wäre im Vorfeld die Zahl der Besucher konsequent beschränkt worden, hätten alle Spielverderber und Panikmacher geschrieen.

    Ehrlich gesagt hält sich mein Mitleid in überschaubaren Grenzen, wer sich freiwillig in solche Menschenmengen begibt, übernimmt ein eigenes Risiko, das ihm auch keiner abnimmt.

  • Ich halte weder von dem Aufruf viel, noch von dem Beitrag von Dir, mein lieber Ex-HVS-SR. Vielleicht hast Du auch zu wenig Augenzeugenberichte gelesen und entsprechende Videos gesehen, um zu wissen, daß Deine Aussagen allerhöchstens noch mit Unwissen entschuldigt werden können, um nicht zynisch zu sein.

    Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand, der sich in dieser Masse befand, vorher ausgegangen ist in eine solche Zwangslage zu geraten, sondern vielmehr davon, daß solche Veranstaltungen so geplant werden, daß solche Vorfälle nicht geschehen.

    Und das sage ich ganz bewußt als jemand, der latent von Klaustrophobie befallen ist und nicht einmal mit einer Straßenbahn zum Fußballspiel fahren kann, ohne in Panik zu geraten.

  • Mein lieber HVR-SR, wenn Du irgendwann zufällig mal in Duisburg landest, sieh dir den Unglücksort mal an und dann wirst Du begreifen, daß sich dieses Unglück auch hätte ereignen können, wenn man die Teilnehmerzahl insgesamt begrenzt hätte. Die Begrenzung der Teilnehmerzahl auf dem Veranstaltungsgelände ist ja ursächlich für die Katastrophe.

    Ich bin auch kein Anhänger der Loveparade gewesen, aber die Katastophe hat überhaupt nichts mit dem Charakter der Veranstaltung oder der Zusammensetzung des Publikums zu tun, sondern ausschließlich mit der von der Stadt selbst ausgearbeiteten Wegführung zum Gelände Güterbahnhof. Das wäre auch bei einem Kirchentag oder einem Bundeskegelclubtreffen nicht anders geendet.

    Der Unglücksort ist eine Unterbrechung einer Unterführung, deren beide Seiten als Zu- und Abgang sowie außerdem als Rettungsweg (!) ausgewiesen waren. Dies wird anhand der von der Stadt Duisburg vorab veröffentlichten Wegbeschreibung deutlich. Von beiden Ausgängen des Hauptbahnhofs konnte man jeweils einen Teil der Unterführung erreichen. Die Leute wurden vom Hbf ausgehend sozusagen Zangenförmig auf diesen Punkt zugeführt. Einen anderen Weg dorthin außer durch die Tunnel gibt es nicht.

    Es mußte nicht "von hinten" gedrückt werden, denn die Leute kamen gar nicht nur von hinten, sondern strebten von zwei Seiten auf einen Platz zu. An dieser Stelle mußten dann alle zu einer Seite abbiegen.

    Der Ort selbst ist ein Platz von vllt. 200m² Fläche, zu einer Seite von einer Betonwand begrenzt. Gegenüber befand sich der Geländeeingang, seitlich die beiden Tunnel, ebenfalls von Betonwänden eingefasst. Da wird es schon eng, wenn sich 500 Leute auf einmal dort aufhalten. Der einzige Ausweg aus diesem Platz war schließlich der dann geschlossene Eingang zum Gelände Güterbahnhof.

    Es ist ein logisches Ergebnis, daß es dort zu einer schwierigen Situation kommen muß, sobald dieser Eingang geschlossen wird, weil die Leute nirgendwo mehr hinkönnen, wenn aus beiden Tunnelteilen Zigtausende nachströmen. Das sieht jeder Idiot sofort.

    Man hätte sich im Vorfeld doch nur vergegenwärtigen müssen, was passieren würde, wenn während des Einlasses auf dem Hauptgelände irgendetwas passiert (Feuer oder ähnliches) und die dort befindlichen Personen das Gelände hätten verlassen wollen. Die wären da auch nicht wieder rausgekommen (außer über die zum Zeitpunkt im Betrieb befindlichen Gleise der DB bzw. die immer stark befahrene A59 auf der anderen Seite). Jeder Hilfsschüler hätte diesen Plan als lebensgefährlich entlarven können. Und es haben auch mehrere Leute deutlich vor genau dieser Situation gewarnt.

    Der Kardinalfehler war freilich, die Veranstaltung (immerhin eigentlich eine Parade, also ein Umzug, was es bei den vorherigen 18 Austragungen auch immer war) überhaupt auf dem völlig unzulänglichen Gbf-Gelände austragen zu wollen, und - obwohl jede Erfahrung zeigt, daß man mit rd. 1 Mio. Besuchern zu rechnen hatte und von Stadtseite auch darauf gehofft hatte - dann eine Zugangsbeschränkung für 250.000 zu veranlassen.

    Die "Zugangssteuerung" über das vorübergehende Schließen des Eingangs kann jeder Dummbeutel als gefährlichen Unsinn entlarven, wenn er das Zugangsgelände einmal gesehen hat und weiß (und in diesem Fall auch möchte), daß weitere Zig- bis Hundertausende Einlass begehren.

    Vielleicht ist es dabei nützlich zu wissen, daß in Duisburg bereits seit fast zwei Jahrzehnten eine lebhafte Debatte über die Nutzung dieses Areals Gbf im Gange ist. Zunächst sollte dort ein gigantisches Einkaufszentrum errichtet werden ("Multi Casa";). Nachdem diese Träume nach ca. 10 Jahren der Planung und Investorensuche gescheitert waren und man sich stattdessen für den Umbau der konkreten Innenstadt entschieden hatte gab es kurzzeitig Überlegungen, das neue Stadion dort hinzubauen. Dieses wurde bekanntermaßen dann doch an die Stelle des alten Wedaustadions gesetzt. Schließlich gab es Pläne, den alten Gbf eben als Veranstaltungsort zu nutzen. Und die Loveparade stellte scheinbar die Probe aufs Exempel dar, ob das Gelände und seine Umgebung dafür geeignet sind. Wie wir jetzt wissen, ist das nicht der Fall.

    Es wäre ebenso gut möglich gewesen, die Parade als Umzug ausgehend vom Hbf/Portsmouthplatz in Richtung Düsseldorfer Straße ziehen zu lassen, mit dem Lehmbruckpark als Rückzugsgebiet. Oder das ganze im riesigen (zugegebenermaßen aber von Stadtmitte aus schwer erreichbaren) Landschaftspark Nord steigen zu lassen. Man wollte sich aber offensichtlich leider nur mit dem Ereignis an sich schmücken, die Begleiterscheinungen (Lärm, Müll, Verkehrsbehinderungen etc. in der Innenstadt) dabei aber nicht in Kauf nehmen.

    Den Opfern letztlich die Schuld zuweisen zu wollen, ist an Zynismus kaum zu überbieten. Es sieht wohl vielmehr so aus, daß die betreffenden Stellen es einfach mal haben drauf ankommen lassen, nach dem Motto "Es wird schon gutgehen." Und jetzt versuchen sie sich aus der Verantwortung zu stehlen und ducken sich weg, das ist die eigentliche Sauerei obendrauf.

  • Hereticus
    Die A59 war am Tag der Loveparade gesperrt, weil sie u.a. als Fluchtweg für Notfälle vorgesehen war. Allerdings stellt sich die Frage wieso die Autobahn nicht als zusätzlicher Zugang zum Festivalgelände genutzt wurde, damit sich die Menschenströme auf verschiedene Routen verteilen können. (Der Weg vom Duisburger Hauptbahnhof zur Karl-Lehr-Straße führt unmittelbar an einer Anschlussstelle der A59 vorbei.) Zudem ist unverständlich, weshalb der Einlass zum Festivalgelände erst an der Rampe hinter den Tunneln aufgebaut wurde. Wären die Einlasskontrollen am Beginn der Tunnel aufgebaut worden, dann hätten sich die Menschenmassen in den Straßen davor gestaut und nicht in einem dunklen, stickigen Tunnel dessen räumliche Enge für zusätzliche Beklemmung bei den Menschen sorgt.

    Das Problem des viel zu kleinen Festivalgeländes für die zu erwartende Besucherzahl wäre dadurch natürlich nicht gelöst worden.

  • Zitat

    Original von Arcosh
    Das Problem des viel zu kleinen Festivalgeländes für die zu erwartende Besucherzahl wäre dadurch natürlich nicht gelöst worden.


    Das zu kleine Festivalgelände war aber anscheinend nicht der eigentliche Auslöser der Panik. Wie auf diesem Bild zu sehen (Zoomen ist möglich und entstand wohl zwischen 17.20 und 17.45) ist das Gelände nicht überfüllt. Die Notausgänge sind teilweise schon geöffnet. Für mich ist die große Frage, warum wurden keine Besucher mehr auf das Gelände gelassen? Hätte es einen Durchlauf gegeben, wäre es zu den Panik wohl nicht gekommen.

  • Auf das Gelände hätten zum Zeitpunkt des Unglücks noch rund 100.000 Leute drauf gekonnt. Es hat ja auch wohl mehrere Wellenbrecher (bzw. Zulassschranken) im Vorfeld gegeben. Aber da scheint ja dann wohl auch etwas in der Kommunikation der jeweiligen Zulassschranken schiefgelaufen zu sein. Überigens - es ist kein Todesopfer gestorben, weil es beim Versuch die eigene Haut zu retten heruntergestürzt ist. Alle Todesopfer wurden schlichtweg totgetrampelt. (So die Infolage nach NRW-Ministerpräsidentin Kraft)

    @Ex-HVS-SR: Diese Falle auf dem Gelände haben ja Leute, die aus der Umgebung stammen erkannt. z.B. hier am 22.07. als Kommentar auf einen Zeitungsbericht der NRZ bei der Westen.de. Das hat nichts mit den Leuten, die dort vor Ort sind zu tun. Das sind natürliche Gruppendynamische Prozesse, die dort abgelaufen sind ohne irgendwelche bewusst aggressiven Auslöser.

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.

    2 Mal editiert, zuletzt von Steinar (27. Juli 2010 um 18:59)

  • Das Gelände war trotzdem zu klein. Auslöser der Katastrophe war die Situation des Staus in dem Raum zwischen den Tunneln. Da ist kein Platz für zigtausende Menschen und aus den Tunneln strömten weitere nach. Es gab keinen Ausweg außer dem Weg auf das Gelände, und der war versperrt worden. Irgendwann dreht dann eben jemand durch, wenn er/sie über eine Stunde in so einem Gedränge eingesperrt ist, und dann geht's rund.

    Herr Sauerland hat übrigens scheinbar (Pressebericht) das Bauordnungsamt via Herrn Rabe (das war der andere sprachlose Held bei der PK ganz links) abbügeln lassen, als dieses das Sicherheitskonzept ablehnen wollte. Großes Kino, ganz ganz groß.

  • Zitat

    Original von Mister Bösi


    Das zu kleine Festivalgelände war aber anscheinend nicht der eigentliche Auslöser der Panik. Wie auf diesem Bild zu sehen (Zoomen ist möglich und entstand wohl zwischen 17.20 und 17.45) ist das Gelände nicht überfüllt. Die Notausgänge sind teilweise schon geöffnet. Für mich ist die große Frage, warum wurden keine Besucher mehr auf das Gelände gelassen? Hätte es einen Durchlauf gegeben, wäre es zu den Panik wohl nicht gekommen.


    Das Luftbild zeigt übrigens schön was ich ansprach. Am oberen Bildrand sieht man die Auffahrt auf die A59, die etwa 500m vom Hauptbahnhof entfernt liegt. DIe A59 verläuft ebenerdig entlang des kompletten Festivalgeländes und man hätte problemlos mehrerer Eingänge sowohl in der Nähe der Hauptbühne im Norden des Geländes als auch Zugänge weiter südlich in der Nähe der Karl-Lehr-Straße realisieren können.

  • Zitat

    Original von Hereticus
    Das Gelände war trotzdem zu klein. Auslöser der Katastrophe war die Situation des Staus in dem Raum zwischen den Tunneln. Da ist kein Platz für zigtausende Menschen und aus den Tunneln strömten weitere nach. Es gab keinen Ausweg außer dem Weg auf das Gelände, und der war versperrt worden. Irgendwann dreht dann eben jemand durch, wenn er/sie über eine Stunde in so einem Gedränge eingesperrt ist, und dann geht's rund.

    Herr Sauerland hat übrigens scheinbar (Pressebericht) das Bauordnungsamt via Herrn Rabe (das war der andere sprachlose Held bei der PK ganz links) abbügeln lassen, als dieses das Sicherheitskonzept ablehnen wollte. Großes Kino, ganz ganz groß.


    Natürlich war es zu klein. Ohne Frage. Winrich Granitzka, ehem. Vorsitzender CDU-Fraktion Köln sowie ehem. Polizeipräsident von Köln sagte gestern Abend in einer WDR Sondersendung das:
    "Sie können ruhig vier Menschen pro Quadratmeter in so einer Situation nehmen, wir haben hier in Köln sechs Menschen gehabt und haben gesagt, jetzt wird es gefährlich, jetzt müssen wir was ändern."

    Der Güterbahnhof hat angeblich eine Größe von 250.000 m2.
    Bei 1-2 Personen kommt man also auf die immer wieder genannten und als zulässig befundenen 250.000-500.000 Besucher. Bei Granitzkas genannten vier pro m2 hätten 1 Millionen "problemlos" aufs Gelände gepasst. Eine wichtige Frage wäre nun, wieviele Personen waren auf der Loveparade? Der Veranstalter sagte am Samstag Mittag 1,4 Millionen. Die Polizei hingegen hält diese Zahl für unwahrscheinlich, soviele Menschen hätten in der Zeit mit Bus, Bahn, .... gar nicht anreisen können. Zum Vergleich, letzte Woche verteilen sich auf der gut gefüllten A40 3 Millionen Menschen auf 60 km Autobahn. Und das der Veranstalter die Besucherzahl der Loveparade nach oben rundet, sollte auch klar sein. Realistisch könnten wohl 1 Million Besucher sein. ?(
    Wie gesagt, laut Winrich Granitzka wäre das sogar kein großes Problem gewesen. Theoretisch. Allerdings muss man sich fragen, wie die Aussagen von ihm einzuordnen sind. Zur Zeit macht es ja den EIndruck, als wenn sich Veranstalter, die Stadt Duisburg sowie die Polizei gegenseitig die Schuld zu schieben, und auf wesen Seite sich der ehemalige Polizeipräsident Granitzka schlägt, sollte klar sein.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Gecko
    Außerdem fordern wir, dass die Verantwortlichen für diese Katastrophe schnellstens zur Rechenschaft gezogen werden und die gerechte Strafe erhalten.

    Schnellstens und gründlich schließt sich aus. Die strafrechtlichen Ermittlungen werden wochen- oder monatelang dauern, und genau das ist für eine genaue und gründliche Aufarbeitung auch nötig.

    Nichts desto trotz hielte ich es für nötig, dass ein Oberbürgermeister zunächst mal - unabhängig von der strafrechtlichen Seite - die politische Verantwortung übernimmt und die Konsequenzen zieht.

  • Zitat

    Original von Arcosh
    Das Luftbild zeigt übrigens schön was ich ansprach. Am oberen Bildrand sieht man die Auffahrt auf die A59, die etwa 500m vom Hauptbahnhof entfernt liegt. DIe A59 verläuft ebenerdig entlang des kompletten Festivalgeländes und man hätte problemlos mehrerer Eingänge sowohl in der Nähe der Hauptbühne im Norden des Geländes als auch Zugänge weiter südlich in der Nähe der Karl-Lehr-Straße realisieren können.

    Ich sprach heute mit jemand, der das Gelände kennt und der meinte, es sei eine Böschung von vielleicht vier bis acht Meter Höhenunterschied. Aber die hätte man ja auch auf breiter Front durch entsprechende bauliche Änderungen überwinden können.

    Der gesamte Besucherstrom sollte über diese Tunnel zu- und abgeleitet werden, obwohl man optimistisch mit einem stündlichen Durchlauf von 20.000 Menschen rechnete. Dazu wurde laut "Genehmigung einer vorübergehenden Nutzungsänderung", die sinnigerweise wohl erst kurzfristig erteilt wurde, auch noch auf Feuerwehrpläne seitens des zuständigen Bauamtes verzichtet.

    Wer erwartet eigentlich ernsthaft "gerechte Strafen" für "die Verantwortlichen"?

    Diese Verantwortlichen werfen ihre Verantwortung, für das, was sie von Amts oder Berufs wegen zu tun haben und wofür sie ausgebildet und bezahlt werden, herum wie eine heiße Kartoffel. Politiker haben Druck ausgeübt und wurden nicht in die Schranken gewiesen. Und wenn sie zurücktreten, bekommen sie ihre Pension, anstatt diese lebenslang zugunsten der Opfer gepfändet zu bekommen. Das ist doch lächerlich. Strafrechtlich muß irgendjemandem ein konkreter Tatvorwurf gemacht werden. Nein, das wird im Sande verlaufen und wenn vielleicht mit ein paar billigen Geldstrafen abgehandelt werden. Und das vielleicht in ein paar Jahren. Was hat die Allgemeinheit davon? Was haben die Opfer davon? Die Traumata, die Hunderte davon getragen haben, werden sie ihr Leben lang nicht loswerden.

    Ich würde mir echt eine mutige Staatsanwaltschaft und mutige Richter wünschen, die all das, was ihnen vorgetragen wird, als das werten und - im Namen des deutschen Volkes - aburteilen, was sich dort als Ansammlung grober Fahrlässigkeiten tatsächlich abgespielt hat.

  • Zitat

    Original von Gottfried
    Der gesamte Besucherstrom sollte über diese Tunnel zu- und abgeleitet werden, obwohl man optimistisch mit einem stündlichen Durchlauf von 20.000 Menschen rechnete. Dazu wurde laut "Genehmigung einer vorübergehenden Nutzungsänderung", die sinnigerweise wohl erst kurzfristig erteilt wurde, auch noch auf Feuerwehrpläne seitens des zuständigen Bauamtes verzichtet.


    Selbst diese optimistische Schätzung war doch offensichtlich zum Scheitern verurteilt. Selbst wenn man nur 250.000 Beuscher auf das Gelände gelassen hätte, dann hätte das bei einem Durchlauf von 20.000 Besuchern pro Stunde insgesamt über 12 Stunden gedauert bis die Menschen alle drin sind. Und hinterher hätten auch alle wieder durch dieses Nadelöhr das Gelände verlassen müssen.

  • "Ansammlung grober Fahrlässigkeiten" ist vielleicht genau das juristische Problem. Es kann nämlich gut möglich sein, daß die Ereignisse das Resultat vieler kleiner Verfehlungen sind, die einzeln nicht oder nur "milde" strafbar sind. Dann wird auch niemand der "gerechten Strafe" zugeführt. Es wird auch nicht soweit kommen, daß Herr Sauerland oder Herr Rabe gesiebte Luft atmen, auch wenn viele sich das wohl wünschen.

    Wobei sich ein Gericht in diesem Fall allerdings vielleicht mit der Frage auseinander setzten muß, ob hier nicht nur ein Eventualvorsatz (durch Ignorieren bzw. Abreden von Gefahren - auch: Inkaufnahme), sondern ein durch Wissen (nicht durch Wollen) verursachtes tatsächlich vorsätzliches Verhalten vorliegen könnte. Das sei im Strafrecht allerdings recht schwierig anzuwenden, wie jedenfalls meine juristisch vorgebildete Angetraute meint.

    Moralisch und Ethisch jedenfalls sind sowohl Herr Sauerland als auch Herr Rabe, insbesondere nach dem heute bekannt gewordenem, nicht nur in der Verantwortung, ihr Handeln der Öffentlichkeit zu erklären, denn sie bekleiden ja öffentliche Ämter und handelten somit durch Auftrag der Bürger und schulden diesen Rechenschaft, sondern sind für diese Ämter auch untragbar geworden. Im Besonderen vor dem Hintergrund, daß beide, als jeweilige Leiter ihrer Behörde bzw. ihres Dezernats oberste Weisungsbefugnis in selbigem besitzen und somit - wie formuliert man es vorsichtig genug - gefahr laufen könnten, den Ermittlungen abträgliches Handeln zu besorgen oder anzuordnen. Verdunklungsgefahr nennt man das wohl. Wenn sie nicht von selbst zurücktreten, muß man sie von höherer Stelle aus dem Verkehr ziehen und zumindest solange beurlauben, bis die Vorgänge gerichtlich geklärt sind.

    Sauerland macht sich zusätzlich als Peron und Oberbürgermeister unmöglich, indem er noch nicht mal die Größe hat, an der Trauerfeier teilzunehmen, weil er die Angehörigen "durch seine Anwesenheit nicht belasten" will und außerdem offenbar Angst hat, dort gleich neben den Heiland gehängt zu werden. Bemerkenswert, daß hier plötzlich "sicherheitsrelevante Bedenken" eine Rolle spielen.

  • Sorry, aber die Situation hat er auch selbst verursacht. Morddrohungen sind nicht richtig. Selbstjustiz erst recht nicht. Ich verstehe, daß er Angst hat. Ich glaube auch auf den Fotos der letzten Tage zu erkennen, daß er wirklich betroffen und auch verzweifelt ist.

    Aber er hat doch alles falsch gemacht, was man falsch machen kann.

    Vor der Veranstaltung hat er dafür getrommelt wie niemand sonst. Hat die Loveparade als "Gigaevent" bezeichnet. Eine Auszeichnung für Duisburg - hinterher behauptet er jedoch, an der Planung persönlich überhaupt nicht beteiligt gewesen zu sein (Bei der PK auf Nachfrage).

    Nun muß er als OB die Sicherheitsplanung bestimmt nicht persönlich machen oder überwachen, die Eventplanung auch nicht. Dafür gibt es ja Dezernenten (wie zum Beispiel Herrn Rabe). Aber als Chef der Verwaltung sollte er sich vor dem von ihm gewünschten und bei jeder Gelegenheit propagierten "Gigaevent" doch zumindest eine grobe Darstellung der Lage eingeholt haben oder nicht?

    Ich hatte noch nie einen Chef, der sich nicht über den Stand des wichtigsten Projekts in seinem Laden wenigstens im Überlick informiert hätte. Herr Sauerland behauptet aber, überhaupt nicht im Bilde gewesen zu sein. Weder über das Konzept an sich noch über die Diskussionen darüber. Da muß sich der besorgte Bürger doch mal fragen dürfen, warum er das nicht ist und ob der Mann eigentlich den richtigen Job hat.

    Dann behauptet er wenige Stunden nach dem Unglück, "individuelles Fehlverhalten" hätte zur Katastrophe geführt - fast alle Toten hätten Rückenmarksquetschungen gehabt, was seine These stützen würde, daß sie durch Stürze zu Tode kommen seien. Man kann da raus hören - zumal das das alles gar nicht stimmte und auch zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nicht zu verifizieren war - daß die Opfer selbst schuld gewesen sein sollen. Man kann das auch Selbstschutzrefelx nennen. Das erwarte ich von Schülern, denen irgend ein dummer Streich entgleist ist. Aber nicht vom Oberbürgermeister einer der größten Städte Deutschlands, in der gerade 20 Menschen auf einer von der Stadt selbst geplanten Party umgekommen sind.

    Schließlich weist er alle Schuld von sich und seiner Verwaltung und schiebt die Schuld auf die vor Ort befindlichen Polizeikräfte. Daß diese aber mit dem unzulänglichen Sicherheitskonzept arbeiten mußten, bleibt dabei außen vor. Einen Rücktritt lehnt er mit der Begründung ab, als OB besser zur Aufklärung beitragen zu können (gestern im WDR geäußert). Erstens glaube ich (siehe obiger Beitrag), daß das Gegenteil eher der Fall ist. Zweitens sehe ich den Unterschied nicht, ob ein OB oder ein Ex-OB im Vernehmungsraum sitzt.

    Adolf Sauerland als Person tut mir leid. Ob er juristisch verwantwortlich ist, ist noch nicht raus und steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich auch sage nicht, daß er persönlich für den Tod dieser 20 Menschen verantwortlich ist. Aber er ist der Leiter der Behörde, die dieses Unterfangen geplant und befördert hat. Damit steht er beruflich in der Verantwortung, und als Amtsträger schuldet er der Bevölkerung auch Rechenschaft. Selbst wenn er persönlich überhaupt keinen Fehler gemacht haben sollte.

    Er wird dieser Verantwortung aber nicht gerecht, wenn er nichts weiter tut, als den Schwarzen Peter weiter zu reichen und sich dann weg zu ducken. Die Leute wollen ein Wort des ehrlichen Bedauerns, ein Wort zu möglichen Fehlern in der Planung und auch über Verantwortlichkeiten, das über "Ich war's aber nicht" hinaus geht und, ja, auch ein Stück Führung und Anleitung in ihrer Trauer.

    Alles das leistet Adolf Sauerland aber nicht, sondern er stiehlt sich aus der Verantwortung und sorgt sich nur um die eigene Haut (ich meine damit sein Ansehen und seine Karriere, nicht Leib und Leben). Aus meiner Perspektive hat er in den letzten vier Tagen bewiesen, daß er die charakterliche Eignung, die dieses Amt erfordert und deren beste Ausprägungen seinen Mitbürgern druch die Vorgänger August Seeling und Josef Krings noch in guter Erinnerung sind, nicht besitzt. Er wirkt nicht nur erschüttert und verzweifelt, sondern leider auch feige.

  • Sauerland wird nicht nicht mehr zu halten sein. Es ist für mich nur eine Frage der Zeit, wann er seinen Hut nehmen muss. Der Mann ist als OB einer Großstadt einfach verbrannt.

    Aber mindestens ebenso erbärmlich finde ich das Auftreten des Veranstalters Rainer Schaller, der nun der Polizei den Schwarzen Peter zuschiebt. Mag ja sein, dass auch die Einsatzkräfte vor Ort Fehler gemacht haben - vermutlich, weil sie mit der Situation überfordert waren. Aber der größte Fehler war doch, diese Veranstaltung an diesem Ort überhaupt durchzuführen!

    Vor 2 Jahren hatten wir die Loveparade in Dortmund. Dafür wurde die sechsspurige Bundesstraße 1 dicht gemacht. Man hatte das weitläufige Gelände rund um die Westfalenhalle. Und es gab Pufferzonen in den umliegenden Seitenstraßen. Trotzdem gab es auch dort sicherlich kritische Situationen, insbesondere bei der Abreise am Dortmunder Hauptbahnhof, der zeitweise gesperrt werden musste. Dort wurden meines Wissens auch Leute verletzt. Ein gewisses Risiko ist halt immer vorhanden, wenn eine so große Menschenmenge auf relativ kleiner Fläche zusammentrifft. Aber so, wie sich mir die Örtlichkeit in Duisburg darstellt, wäre es für mich schon ein Wunder gewesen, wenn dort nichts passiert wäre. Ein solches Nadelöhr als Ein- und Ausgang für hunderttausende Menschen. nach dem Motto "Augen zu und durch" - das geht einfach nicht! 20 Menschen haben für diesen Wahnsinn ihr Leben lassen müssen.

    This signature is under construction...

    Einmal editiert, zuletzt von Dortmundsson (28. Juli 2010 um 07:53)

  • Ich bin weder zynisch noch weise ich den Opfern die Schuld zu.

    Solche Massenveranstaltungen sind nun einmal "gruppendynamische Prozesse", wenn ich mich dahin begebe, weiß ich um das Risiko.

    Wenn ich ins Konzert gehe und mich ganz nach vorne stelle, kann ich mich auch nicht beschweren, wenns eng wird. Wenn ich zur Demo gehe, muss damit rechnen, ins Gedränge zu kommen. Und das Gedränge gefährlich sind, ist spätestens seit Heysel bekannt.

    Das wissen aber auch die Teilnehmer, also lasst mal die Nummer von den ahnungslosen Opfern.

    Hier von Vorsatz der Handelnden zu sprechen, würde ich in einer Klausur mit "kaum vertretbar" bewerten.

    Die Frage wird sein, war das Ganze vorhersehbar. Und für wen hätte das vorhersehbar sein müssen ? Erinnert alles an die Eishalle in Reichenhall, wird auch dementsprechend lange dauern.

    Macht aber die Toten auch nicht wieder lebendig.