Schwarz-Gelb und der Atomkraft-Ausstieg...

  • Was anderes: 1000 Angestellte für das AKW Bilis. Bei 19 Kraftwerken macht das mal 19000 + einige mehr die für Wartung und Reperaturen und so eingesetzt werden. Würde mal schätzen: An der Atomenergie hängen knapp 25000 Arbeitnehmer. Bei jedem anderen Arbeitgeber würde man schreien und demonstrieren, wenn er mal 25000 Arbeitsplätze abbaut...

    Das ist leider nicht korrekt. Laut der Homepage von Eo.n haben die sieben Kernkraftwerke, die von Eo.n betrieben werden, zusammen weniger als 2.500 Mitarbeiter. Und da sind die abgestellten Meiler in Stade und Würgassen schon einberechnet. Und das Kernkraftwerk Biblis (sprich: Bliblis A und B) verhilft laut RWE-Homepage insgesamt 1.500 Menschen "in der Region" Arbeit, insgesamt. Wobei jeder Reaktor als eigenes AKW geführt wird bei den 19 AKWs in Deutschland.
    Wenn Du also eine Rechnung aufmachst, nach der 19 Kernkraftwerke 25.000 Menschen Lohn und Brot geben, würde ich Dir empfehlen, da mal genauer zu recherchieren. :) Nachdem, was von den Betreibern auf deren Homepages zu erfahren ist, wäre eine Rechnung mit 350-500 Mitarbeitern pro AKW zutreffender. Was bei weitem nicht auf 25.000 Arbeitsplätze hochgerechnet werden kann. Rund 7.000-10.000 Arbeitsplätze wäre da vermutlich korrekter.

    Aber Du hast einen (todsicheren und lebenslangen) Arbeitgeber vergessen in Deiner Bestandsaufnahme: Die Betreibergesellschaft, die für die nächsten 1.000.000 Jahre den Atommüll lagern darf, egal wo. Wobei da die Fluktuation der Arbeitnehmerschaft mit steigendem Alter der Anlage(n) vermutlich ebenfalls stark ansteigen wird. Es lebe die Atomkraft. :hi:


    Wenn die Atomkraft so sicher und sauber und so ist, warum wohnen denn die Vorstände von Eo.n, RWE etc. nicht in unmittelbarer Nähe von Biblis oder Neckarwestheim? Das würde doch Vertrauen schaffen beim Verbraucher. Und wenn dann die Befürworter in der Politik auch noch dahinziehen, dürfte doch niemand mehr daran zweifeln, dass Atomkraft in irgendeiner Weise unsicher sein könnte.

    “A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory. LLAP.” - Leonard Nimoy (1931-2015)

  • Hast recht 25000 ist falsch, sigmar gabriel redet von 30000 das bmu von ca 38000.
    http://www.haz.de/Nachrichten/Wi…m-HAZ-Interview
    (es gibt auch arbeitsplätze in abhängigkeit zum akw, die drumherum liegen)
    Sicher werden gleichzeitig viele schöne Arbeitsplätze geschaffen in der erneuerbaren Energie...profitieren davon aber die betroffenen gemeinden?

    Und hier sehe ich dann eben die strukurellen probleme, die nach dem akw auftreten und jahrzehnte brauchen um überwunden zu werden.
    Wie gesagt, mir geht es nicht um das ob, sondern das wie und wann...

    Viele Grüße
    :hi:

    Einmal editiert, zuletzt von Snuffmaster (16. März 2011 um 22:14)

  • Ja, Arbeitsplätze ist auch so eine Niebelkerze der Politiker. Wo Arbeitsplätze wegfallen, da werden auch Arbeitsplätze entstehen, denn auch die neuen Kraftwerke müssen gebaut und gewartet werden, für neue Trassen gilt das gleiche,...

    Und dann gleichzeitig noch den Guttenberg zu seiner Haltung in der Opelkrise bejubeln - passt wirklich super zusammen. ;)

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.

  • Hast recht 25000 ist falsch, sigmar gabriel redet von 30000 das bmu von ca 38000.
    http://www.haz.de/Nachrichten/Wi…m-HAZ-Interview
    (es gibt auch arbeitsplätze in abhängigkeit zum akw, die drumherum liegen)
    Sicher werden gleichzeitig viele schöne Arbeitsplätze geschaffen in der erneuerbaren Energie...profitieren davon aber die betroffenen gemeinden?

    Sigmar Gabriel hat insgesamt von 30.000 Arbeitsplätzen in der Atomwirtschaft gesprochen, nicht von denen, die direkt mit den Kernkraftwerken in Zusammenhang sind. Da ist natürlich auch Forschung dabei. Und letztlich die Lagerung. Du hast dezidiert von 25.000 Arbeitsplätzen in den Kernkraftwerken gesprochen. Das ist ein erheblicher Unterschied.

    Und was das Profitieren der betroffenen Gemeinden angeht, so halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass die Gemeinden entschädigt werden würden. Denn das kann die Bundesrepublik, einen Ausgleich herstellen in Regionen und bei Industriesektoren, die durch ordnungspolitische Maßnahmen getroffen sind. Dann gibts finanzielle Unterstützung für Unternehmen, die in den betroffenen Gemeinden in erneuerbare Energien investieren, um Forschungseinrichtungen oder ähnliches zu errichten. Oder die Region insgesamt bekommt finanzielle Zugeständnisse welcher Art auch immer. Das sind doch nur Scheinargumente, die Du hier anführst.


    Ne ganz andere Sache, ist eigentlich irgendwem bewusst, dass derzeit ca. 150 Atommeiler auf den Weltmeeren herumfahren? Viele Flugzeugträger und die große Mehrzahl der U-Boote sind mit Reaktoren ausgestattet. Die überall an den Küsten (theoretisch) Radioaktivität in großem Maßstab abgeben können. Und was das angeht, dürte die Informationspolitik quasi nicht-existent sein, sprich: Bei einem Unfall erfährt man erst dann etwas, wenn Dritte zufällig darüber stolpern. Und die nächsten Schiffe mit Atomantrieb sind schon im Bau.
    Auch wenn ich persönlich die Diskussion in Deutschland für sinnvoll und notwendig halte, so wird die atomare Gefahr uns noch über lange, lange Zeit begleiten. Insofern ist es höchste Zeit, dass irgendwer den Anfang macht und sich konsequent um den Ausstieg aus der Kernenergie bemüht.


    Steinar: Die "Niebelkerzen" fand ich sehr gelungen... ;)

    “A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory. LLAP.” - Leonard Nimoy (1931-2015)

  • Brummsel

    du zitiertest von mir folgenden Satz:

    Zitat

    Würde mal schätzen: An der Atomenergie hängen knapp 25000 Arbeitnehmer


    Soviel dazu...

    Ich erinner mich damals an den Untergang des Atom-Ubootes Kursk...
    aber wenn man das jetzt hervorkramt, kann man auch zum Beispiel den Forschungsreaktor in Jülich nennen. Und und und...

    Man sollte schon ein bischen mehr Realität spielen lassen: Die Menge an radioaktiven Material, welches Uboote und Schiffe vorrantreibt ist dann doch um einiges geringer, als das Betreiben von AKW´s und halte dies in keinster Weise wirklich für vergleichbar. Und wenn man dann noch weiter geht muss man einfach auch die radioaktive Belastung von Gegenden erwähnen, in denen Uran vorkommt (unter anderem in Sachsen udn Tschechien). Nicht zu vergessen die Uranbelastung von Trinkwasser, die immer wieder öfters hier in Deutschland mal vorkommt. Und erst die Strahlenbelastung beim Röntgen oder in der Krebsbehandlung. Und du wirst es nicht glauben, aber die "atomare Gefahr" wird es so lange geben, bis die radioaktiven Elemente zerfallen sind...und dieser Prozess wird noch Millionen Jahre dauern..Und auch wenn heute Plutonium chemisch gewonnen wird, ist dies auch ein natürlich vorkommendes Metall auf unserem Planeten...


    Edit:
    Der Focus hat eine schöne Zusammenfassung: Was passiert mit stillgelegten Atomkraftwerken?

    Hier wird mal gut beleuchtet, wie es mit einem AKW weiter geht, wenn es abgeschaltet wurde, was mit Arbeitsplätzen ist, was mit den Kommunen passiert, wer die Kosten trägt und wie hoch diese beziffert werden. Bei einem Einbruch von 90% Gewerbesteuer kann man nicht mehr von strukturellen Problemen sprechen, sondern mehr von Existenzen dieser Gemeinden.
    Ich kann auch nur nochmal betonen: Lieber einen geordneten Rückzug als überhastete Schnellschüsse...


    Auch warum es ohne AKWs zur Zeit noch nicht läuft wird gut erklärt:
    http://www.focus.de/panorama/welt/…aid_608519.html

    Die Argumente kenne ich sehr gut...


    edit2:
    ich bin mir nicht sicher, ob die das ernstmeinen oder nur einen schlechten Scherz machen:
    http://polskaweb.eu/japan-tsunami-…ln-5887978.html

    Jedenfalls darüber kann ich nur den Kopf schütteln!

    Viele Grüße
    :hi:

    3 Mal editiert, zuletzt von Snuffmaster (17. März 2011 um 09:19)

    • Offizieller Beitrag

    Darauf hatte ich ja gewartet - Totschlagargument "Arbeitsplätze", damit ist anscheinend in Deutschland alles zu rechtfertigen.

    Derzeit hat die Atomindustrie übrigens das Problem, dass es gar keinen qualifizierten Nachwuchs mehr gibt...

    Die Arbeitsplätze werden sich verlagern und aufgrund Demontage AKW und Endlagerungs-Thematik werden uns in dieser Branche über viele Jahre noch viele Arbeitsplätze erhalten bleiben, keine Sorge. Und gerade diese Arbeitsplätze werden unterm Strich vom Steuerzahler finanziert. Achtung Ironie: bald erklärt uns Snuffmaster noch, dass wir die Castor-Transporte brauchen, denn sonst würden auch bei der Polizei X Arbeitsplätze verloren gehen.

    Aber wenn das Arbeitsplatz-Argument schon kommt, dann finde ich das gerade von einem Guttenberg-Jünger besonders amüsant. Wie war den Guttenbergs Position bei Opel (die ich persönlich so falsch nicht fand)? Wer hat denn die glorifizierte Bundeswehr-Reform angestoßen? Was bedeutet das denn an Arbeitsplätzen direkt bei der Bundeswehr, im direkten Umfeld und in den Kommunen künftig geschlossener Standorte?

    Im Übrigen, die Gewerbesteuereinnahmen von AKW-Standorten sprudeln schon lange nicht mehr so kräftig wie in der Vergangenheit. Die Energiekonzerne verstehen es ganz gut ihre Investments in neue Technologien und Energien mit den Gewinnen aus Atomstrom zu verrechnen (durchaus korrekt) und den zu versteuernden Gewinn zu reduzieren. Während junge Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien ihre Investitionen und Anfangsverluste erst in der Zukunft mit den dann (hoffentlich) entstehenden Gewinnen verrechnen können, können das Energiekonzerne laufend.

    Lange Rede, kurzer Sinn: die immensen Gewerbesteuereinnahmen von AKW-Gemeinden gingen schon länger zurück, Gewerbesteuer-Hebesätze wurden angepasst auf regionales Niveau, nachdem sie zuvor teilweise exorbitant niedrig waren. Außerdem haben diese Gemeinden teilweise Rücklagen in Größenordnungen, davon würde jede Kommune träumen. So hart wird der Aufprall nicht sein - und zur Not gibt es hier für den Bund die Möglichkeit des Strukturausgleiches.

  • Nein es ging mir am Anfang gar nicht soo sehr um die Arbeitsplätze mehr um das Problem, dass bei Opel das Geschrei riesig war, als es um genau so viel Arbeitsplätze gegangen ist wie es jetzt an der Atomindustrie hängen, die jetzt egal sind. Die Ausgangskritik von mir war: Dass man jetzt sagt: Ein Arbeitsplatz in der Atomindustrie bzw. der damit verbunden ist, ist weniger Wert in der Bevölkerung als ein Arbeitsplatz bei einem bankrotten Unternehmen, wo die Leute auf die Straße gegangen sind.

    Mir geht es auch nicht darum, dass AKW´s am Leben erhalten werden müssen! Habe ich auch nie behauptet. Schön dass es Leute gibt, die nur das lesen, was sie lesen wollen.

    Mir geht es um folgende Punkte:
    Atomausstieg ja aber...
    ...geordneter Atomausstieg ohne Schnellschüsse
    ...Strukturelle Förderung der Regionen mit AKW´s JETZT beginnen
    ...Forschung von erneuerbarer Energie weiter vorrantreiben
    ...Kein Ausstieg ohne gesicherten Ersatz
    ...Ausstieg europaweit vorrantreiben
    ...Akzeptanz von erneuerbarer Energie erstmal in der Bevölkerung schaffen (Keiner möchte Kohle, keiner möchte Atom aber keiner möchte den Windpark in seiner nähe haben)
    ...Ausbau der Stromnetze, sowie Speicherung von Energie ermöglichen/erforschen (Bisher besteht nicht die Möglichkeit Energie von den Windparks im Norden in den Süden zu verlegen, Windparks müssen abgeschaltet werden, da keine Möglichkeit der Speicherung zuviel erzeugter Energie besteht)
    ...Keine Stromimporte um Bedarf zu decken und Stromexporte weiter Konstant halten
    ...Grundsätzliche Abschaffung Subventionen für Energie...weder bei Sonne noch bei Wind noch bei Atomkraft
    Einen realistischen Atomausstieg sehe ich nicht in den nächsten 10-20 Jahren gegeben. Solange werden AKW´s mindestens laufen müssen in meinen Augen. Bis dahin sicherlich weiteres Anheben auf ein realistisches Maß an Sicherheit (Unsere AKW´s müssen keine Erdbeben der Stärke 9,0 aushalten)

    Wer für einen sofortigen Atomausstieg ist, möge bitte erklären, wie das zu meistern ist. Wie Mindestnetzspannung aufrechterhalten werden soll, wie CO2-Vorgaben eingehalten werden sollen und das alles ohne Kohle- und Gas-Werke.

    Viele Grüße
    :hi:

  • Bei einem Einbruch von 90% Gewerbesteuer kann man nicht mehr von strukturellen Problemen sprechen, sondern mehr von Existenzen dieser Gemeinden.


    Heute morgen saß ich im Autohaus und wartete auf die Reparatur meines Wagens. Im Hintergrund dudelte das Radio, deshalb weiß ich nicht, welcher Sender das war. Jedenfalls wurde ein Beitrag über Obrigheim und den Rückbau des dort stillgelegten Kernkraftwerks gesendet. Darin hieß es, dass auf dem AKW-Gelände inzwischen u.a. eine Biogasanlage läuft und dass es der Gemeinde gelungen sei, durch weitere Ansiedlungen mittlerweile höhere Gewerbesteuern einzunehmen als zu seligen AKW-Zeiten. Das wäre zumindest ein Beleg, dass Abschalten nicht zwangsläufig zur Pleite für die Standortgemeinden führt.

    Zitat von Ronaldo

    Außerdem haben diese Gemeinden teilweise Rücklagen in Größenordnungen, davon würde jede Kommune träumen. So hart wird der Aufprall nicht sein - und zur Not gibt es hier für den Bund die Möglichkeit des Strukturausgleiches.


    Eben. In guten Zeiten sind die Einnahmen gesprudelt und die Gemeinden haben finanziell profitiert, wenn sie auf die Atomkarte gesetzt haben. Opfer der Geschichte (oder des Strukturwandels) sind andere Unternehmen und Branchen und damit ihre Standorte auch schon geworden. Bei einem geordneten Atomausstieg könnte man immerhin rechtzeitig planen und gezielte Maßnahmen ergreifen. Die Kasernenstandorte von Bundeswehr und Alliierten wurden z.B. in der Vergangenheit viel kurzfristiger getroffen. Deshalb hält sich mein Mitleid in gewissen Grenzen.

  • Geordneter Rückzug! Nichts anderes verlange ich doch. Und geordnet ist: erst vorraussetzungen schaffen und dann zum Rückzug blasen. Momentan wird eben ein sofortiger Rückzug verlangt, und das kann nur im Chaos enden. Also Atomkraft so lang wie möglich so kurz wie möglich.

    Viele Grüße
    :hi:

  • Geordneter Rückzug! Nichts anderes verlange ich doch. Und geordnet ist: erst vorraussetzungen schaffen und dann zum Rückzug blasen. Momentan wird eben ein sofortiger Rückzug verlangt, und das kann nur im Chaos enden. Also Atomkraft so lang wie möglich so kurz wie möglich.

    Auch das wird mit Blick auf deine Haltung gegenüber zu Guttenberg und die Bundeswehrreform richtig lustig.

    Der alte Atomausstieg war doch wohl als geordnet zu bezeichnen. Da hätte es diese lobbyistisch geprägte Laufzeitverlängerung nie bedurft.

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.

    • Offizieller Beitrag

    Am Rande der Debatte, aber dennoch nicht zu vernachlässigen:

    Ich bin von dem Demokratieverständnis der Regierung, in diesem Fall der CDU in Bund und BW, irritiert. Da wird über Nacht von Mutti verfügt, sieben Meiler vom Netz zu nehmen, obgleich keine unmittelbare Gefahr (nach Atomgesetz) von ihnen ausgeht. Nicht mehr oder weniger als vor dem Beschluss (unter m.M.n. verfassungswidriger Umgehung des Bundesrates), die Laufzeiten zu verlängern. Die AKW haben kein Störfall und kein Leck. Dass den Betreibern dadurch ein Schaden entsteht, den in letzter Konsequenz der Steuerzahler ausgleichen muss, ist offenkundig (und wohl auch unstreitig). Aber: Das Parlament wird umgangen!

    Unabhängig (!) von der Frage, ob die Entscheidung richtig oder falsch war oder wie man persönlich dazu stehen mag: Es kann/darf und soll nicht sein, dass eine Kanzlerin im Alleingang (mit den MiPräen) solch weitreichende Entscheidungen trifft, ohne die gewählte Versammlung zu hören, selbst wenn der beschrittene Weg aufgrund von Auslegungen auf den ersten Blick als möglich erscheint. Das grenzt schon an diktatorische Verhältnisse. Gleiches gilt für Mappus und seinen Entschluss, massenhaft (wohl überteuerte) EnBW-Anteile zu kaufen, ohne sich das vom Landtag absegnen zu lassen.

    Es wäre sicherlich möglich gewesen, den Bundestag kurzfristig (vor den Wahlen) einzuberufen und mit überwiegender Mehrheit ein "Abschaltungsgesetz" zu verabschieden. Denn offenbar wollen ja -bezogen auf die Altmeiler - alle dasselbe. Warum wird das nicht gemacht? - Jeder Geschäftsführer einer GmbH, der an den Gesellschaftern vorbei Verpflichtungen eingeht, zu denen er nicht befugt ist, hängt in der Privathaftung und hat u.U. ein Verfahren wegen Untreue am Hals.

    Es hat den Anschein, als gehe es lediglich um Machterhaltung kurz vor wichtigen Wahlen. Machterhaltung auf Kosten der Bürger. Und der Verdacht, den Krempel in drei Monaten einfach wieder anzuklemmen, wenn einigermaßen Gras über die Sache gewachsen ist und vor allem die Wahlen vorbei sind, zwingt sich auf. Ich erwarte von einer Regierung, dass sie im Rahmen der Gesetze (die sie selbst auf den Weg gebracht hat) handelt, auch wenn sie dadurch vielleicht Wahlen verliert. Das wäre demokratisch und verdiente Respekt. Alles andere nicht.

  • Auch das wird mit Blick auf deine Haltung gegenüber zu Guttenberg und die Bundeswehrreform richtig lustig.

    Dazu hatten wir geredet, ich sehe die Themen absolut nicht vergleichbar, aber das möge Ansichtssache sein und gehört nicht hier her


    Der alte Atomausstieg war doch wohl als geordnet zu bezeichnen. Da hätte es diese lobbyistisch geprägte Laufzeitverlängerung nie bedurft.

    Da gebe ich dir voll recht, verweise aber dann auf den Focus-Artikel, wo es eben darum geht, warum wir noch AKW´s benötigen. Ginge es nach den Plänen von Rot-Grün damals, würden jetzt einige mehr Kohlekraftwerke an das Netz gehen, womit dann die AKW´s weiter überflüssig werden. Der Plan damals hat meiner Meinung nach wie folgt ausgesehen: Bis zur Abschaltung des letzten AKW´s den benötigten Strom durch KKWs ersetzen lassen. Leider hat die Regierung nicht bedacht, dass es Leute gibt, die sowohl gegen Kohlekraftwerke als auch AKW´s vorgehen, wurde damals nicht bedacht. In Hamm wurde ein fast fertiges Kohlekraftwerk durch Umweltorganisationen gestoppt. Warum man aber gerade die Art von Kraftwerken braucht, wurde in dem Focus-Artikel ja ausreichend beschrieben.


    lothar
    diese Problematik hatte auch Lammert angemeckert. Die Frage ist aber, wie eine Abstimmung ausgegangen wäre...

    Die Debatte im Bundestag hat gezeigt, dass es typisch zu geht, auch bei solchen Entscheidungen.

    Viele Grüße
    :hi:

    • Offizieller Beitrag

    lothar
    diese Problematik hatte auch Lammert angemeckert. Die Frage ist aber, wie eine Abstimmung ausgegangen wäre...
    Die Debatte im Bundestag hat gezeigt, dass es typisch zu geht, auch bei solchen Entscheidungen.

    Heißt das jetzt im Umkehrschluss, dass unsere Kanzlerin dann eigenmächtig entscheiden darf wenn sie glaubt in den eigenen Reihen keine Mehrheit zu haben ?

    So kann und darf es in einem demokratischen Rechtsstaat nicht laufen. Von der Opposition gab es für diese vorgeschlagene Gesetzesänderung sehr wohlwollende Signale.

    Aber vermutlich kennt "Mutti" ihre Kandidaten in den eigenen Reihen und wollte sich die Blamage ersparen.

    In diesem Zusammenhang (wie auch bei KTzG) kann man in Reihen der Union Herrn Lammert loben, der die Angelegenheit mE ohne Parteibrille und aus Rechtsstaatlicher Sicht anpackt

  • DAS habe ich nicht gesagt! Ich kann dir nur volle Zustimmung geben bei deinem Beitrag!

    Interessant ist es einfach, dass sich der Bundestag sowieso nicht einig ist! Eine Abstimmung wäre interessant gewesen: Den einen geht es noch nicht weit genug, den anderen zu weit, andere wäre für einen harmloseren Kurs, andere für einen strengeren. Und das sind nicht die Ansichten von verschiedenen Parteien, sondern innerhalb einer Partei. Sei es FDP, sei es CDU/CSU, sei es SPD oder Linke bzw. Grüne.

    Frau Merkel hätte darüber abstimmen lassen müssen, genau so, wie eine Laufzeitverlängerung auch ihren weg durch den Bundesrat hätte nehmen müssen. Da werden scheinhafte Paragraphen gesucht, um die Entscheidung als rechtlich haltbar hinzustellen.

    Aber es geht nicht um Atomenergie, es geht hier um was generelles.


    Wie uneins sich eigentlich die Bundesbürger sind, sieht man bei folgender Umfrage:

    Zitat

    Die Mehrheit der Deutschen ist einer Erhebung zufolge für einen Ausstieg aus der Kernenergie. Laut der am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Magazins "Stern" wollen elf Prozent der Befragten, dass sämtliche deutsche Atomreaktoren sofort abgeschaltet werden, weitere 52 Prozent sind für einen Ausstieg binnen fünf Jahren.

    Paradoxerweise hält dennoch eine große Mehrheit die Atomkraft für unverzichbar. 71 Prozent gaben dies in der Forsa-Umfrage an. Allerdings seien es 10 Prozent weniger als 2010. Eine sofortige Abschaltung wollen 11 Prozent, während sich 52 Prozent für einen Ausstieg innerhalb von fünf Jahren aussprechen.


    Quelle

    Viele Grüße
    :hi:

    • Offizieller Beitrag

    Wer übernimmt die Abbaukosten eines AKW´s? Wird wohl der Staat übernehmen müssen...Wer übernimmt die anderen Kosten (Arbeitslose, Strukturelle Veränderungen) Auch der Staat...also der Steuerzahler...


    Die Abbaukosten der AKW's sind durch gesetzlich verpflichtende Rückstellungen der AKW-Betreiber zu decken ... die Höhe der dafür zur Verfügung stehenden Rückstellungen bei den vier großen EVU (E.On, RWE, EnBW, Vattenfall) betrug im Jahr 2007 ca. 27,5 Milliarden Euro.

    Viel dramatischer ist jedoch die Frage, wer für durchAKW's verursahcte Schäden haftet ... die Haftung der Betreiber für solche Schäden ist nämlich limitiert ... lange Zeit auf 250 Millionen Euro, inzwischen auf 2,5 Milliarden Euro ... aber wer glaubt eigentlich, dass die Schäden, die aktuell in Japan durch Fukushima mit 2,5 Milliarden Ero auch nur halbwegs ahndelbar sind.

    Fazit: Nicht der Rückbau der AKW's stellt aus meiner Sicht das finanzielle Risko da, sondern der Weiterbetrieb ... infolge der Schäden, die im Falle eines Falles eintreten.
    Und die Gewinne streichen schön die Unternehmen ein, während das Betriebsrisiko sozialisiert ist.

  • In diesem Zusammenhang (wie auch bei KTzG) kann man in Reihen der Union Herrn Lammert loben, der die Angelegenheit mE ohne Parteibrille und aus Rechtsstaatlicher Sicht anpackt

    Definitiv, wobei er auch Kraft seines Amtes als Bundestagspräsident parteiunabhängig agieren sollte und deshalb "so" gar nicht als Teil der Union zu sehen ist (was aber selbst Leute wie Seehofer nicht blicken). Der hat halt die Aufgabe, die ihm übertragen wurde, auch begriffen.

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.

  • Die Menschheit und die Atomenergie - rein pädagogisch betrachtet:
    ...lerning by dying...

    .... und im übrigen bin ich der Meinung, dass alle Gymnasien abgeschafft gehören !

    Nicht der Abgrund trennt, sondern der Niveauunterschied. (Lec)

  • Den vorherigen Ausstieg als geordnet zu bezeichnen, halte ich für vermessen. Wie kann etwas geordnet sein, wenn zwar medienwirksam der Ausstieg verkündet, das Problem Endlagerung aber elegant ignoriert und zur Regelung durch die anderen liegengelassen wird ? Ein geordneter Ausstieg, der zwar alternative Energien im Außenbereich privilegiert, aber eine effektive rechtliche Durchsetzung nicht erlaubt ?

    Das war ein reines Rosinenpicken, den Rest, das für den Bürger Unangenehme, das haben Rot-Grün schön liegen lassen, damit dürfen sich andere die Finger schmutzig machen. Klassische Taktik der Grünen, immer nur die Sonnenseite genießen, die Kehrseite der Medaille wird ignoriert.
    Auc Sigmar Gabriel hat als Umweltminister in der Endlagerfrage nicht geglänzt, da sollten sich insgesamt einige eher klein halten.