Regelwerk E-Jugend und pädagogisches Pfeifen

  • In unserem Kreis spielen die E-Jugendmannschaften nach folgendem Regelwerk:
    1. nur zweimaliger Dribbelkontakt dann muß der Ball gespielt werden
    2. Abwehr: Manndeckung in der gesamten eigenen Hälfte
    3. Zeitstrafen sind persönliche Strafen (die fehlbare Mannschaft kann sich ergänzen)

    Nun war ich Zeuge eines Spieles der weiblichen E-Jugend Kreisliga. Beide Mannschaften waren etwa gleichstark. Auffällig war das Abwehrverhalten der Mannschaft A, die immer dann, wenn der Ball verloren ging das schnelle Spiel von Mannschaft B vor dem Pass mit einem Griff in den Wurfarm unterband. Der Schiedsrichter pfiff lediglich Freiwurf, dadurch konnte sich Mannschaft A jedesmal wieder formieren. Bis auf eine gelbe Karte blieb das Verhalten von A ohne weitere Folgen. Als dann gegen Ende des Spieles einmal wegen dieses Vergehens (Griff in den Wurrfarm) eine Zeitstrafe ausgesprochen wurde, empörten sich die Eltern der Mannschaft A mit dem Hinweis auf das pädagogische Pfeifen, was ja einer Zeitstrafe im Bereich der E-Jugend widerspricht.

    Das Mannschaft A durch das ständige "taktische Foul" am Ende als Sieger vom Platz ging, wirft dann doch die Frage auf: Wie soll diese Spielweise "belohnt werden"?

    Welche Erfahrungen werden anderswo gemacht?

    Einmal editiert, zuletzt von Jugendtrainer (19. November 2008 um 18:09)

  • Ganz unabhängig davon, ob es "Zusatzregeln E-Jugend" gibt oder nicht, in dieser Altersklasse müssen solche Fouls unterbunden werden. Entweder pfeife ich "by the book" und lege sofort mit progressiver Bestrafung los, falls ich mir nicht zutraue, "pädagogisch wertvoll" zu pfeifen, oder aber ich erkläre deutlich und bestimmt, dass so nicht verteidigt werden darf. Und notfalls dann Progression.

    Wenn ein Verband solche Regelerweiterungen vorgibt, muss er dafür sorgen, dass sie auch an der Basis ankommen. Ohne zusätzliche Schieriausbildung geht es nicht. Sonst gewinnt (zunächst) immer die rustikale aber schlecht ausgebildete Deckung. Das Verständnis von "pädagogischem Pfeifen" ist immer wieder eine Wonne. Die Judo-/Wrestling-/Ringer-/Football-Abwehr darf ungestört Kampfsport betreiben und der Schieri soll dies 40 Minuten lang dulden. Was ist daran pädagogisch?

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

    • Offizieller Beitrag

    Ich pfeife bei uns regelmäßig die Spiele der E-Jugend - wie Zeebee schon sagt auch das pädagogische Pfeifen findet seine Grenzen, wenn die Kinder zu oft ahndungswürdige Foul durch en Schiedsrichter nicht sanktioniert bekommen. Sicher braucht man nicht immer Ausschluss und DQ. Aber eine gelbe Karte und 2 min vertragen die Kiddies schon. Denn manche Kinder und insbesondere ihre Übungsleiter sind teilweise sehr resistent gegen Ermahnungen und Erläuterungen

    Platz


    Möge die Macht mit Euch sein

  • Zum glück haben wir bei uns in Württemberg inner E-jugend die Spielfeste. Wir spielen 4+1 Halle Quer. Da fallen schon mal viele dieser Fouls aus.
    Aber generell gilt: Eine zwei minutenstrafe ist manchmal auch pädagogisch NOTWENDIG und hilft mehr, als das alleine Fingerheben und "Du-Du-Du" Geschwätz.
    Am Sonntag hab ich bei uns einen Spieltag gepfiffen und kam am gesamten Spieltag mit 1 Gelber Karte (klammern von hinten) und einer Zeitstrafe (Ball wegwerfen nach TF) hin. Die Trainer haben mich gesehen und gesagt: "kids passt auf, der greift durch und verteilt 2 Minuten und wenns sein Muss auch Rot".

    Diesen Ruf hab ich hier im bezirk inner E- und D-Jugend sehr gerne. Denn was Hännschen nicht lernt .....

  • Wenn denn wenigstens mal ein "Du-Du-Du!" käme. :rolleyes: Meistens wird alles ignoriert. Eine gelbe Karte in der E-Jugend ist gleichzusetzen mit einer Disqualifikation im Herrenbereich. Nur nicht ganz so häufig.

    Es gibt nichts Schöneres als nach einem verlorenen Spiel den Mädchen erklären zu müssen, warum sie nicht klammern, halten, schubsen dürfen, während der Gegner damit so erfolgreich spielt. Und es gibt kaum ein erfolgreicheres E-Jugend Konzept als systematisches Foulspiel. In der weiblichen E-Jugend wird man bei uns im Kreis damit Meister. (Erst zwei Jahre später schlägt ZeeBee zurück... :devil: )

    "Perfektes Spiel für unruhige Zeiten: Schach und die große Sehnsucht nach Entschleunigung"

    Die hiesige Tageszeitung bereitet uns schon mal auf die Besatzung durch den Ivan vor.

  • Naja, in der E-Jugend sind meist entweder ältere Herren oder ganz Junge.

    Ich halte ja auch die Ausbildung spezieller Jugend-SR für notwendig, aber wir haben doch so schon zu wenig. Und bei den meisten SR gelten Jugendspiele als Degradierung.

    Wenn ich mal in diesen Bereichen unterwegs bin, pfeife ich auch pädagogisch. Zuerst wird ermahnt, dann verwarnt. Reicht das auch nicht, empfehle ich dem Trainer, den Hitzkopf doch mal auszuwechseln (ansonsten wechsel ich ihn aus mit einer Hinausstellung). Bisher hat noch jeder Trainer diese Empfehlung angenommen. Kommt bei den Kindern auch besser an: Wenn ich unfair spiele, darf ich nicht mehr mitspielen. Die Strafe verstehen die ja nicht immer gleich.

  • Zitat

    Original von Ellob
    Zum glück haben wir bei uns in Württemberg inner E-jugend die Spielfeste. Wir spielen 4+1 Halle Quer. .....

    Naja nicht immer! ;) Kommt auf den Bezirk drauf an. In der Rückrunde wird dann auch ne 6+1 Staffel ausgespielt. Zumindest diese Saison noch! :klatschen:

    Gruß

    ...das man als Referee in neun von zehn Spielen kein Lob erhält, sollte man früh begriffen haben!", Jürgen Rieber, DHB Schiedsrichter-Lehrwart

    Einmal editiert, zuletzt von meba ideen (21. November 2008 um 16:02)

  • Zitat

    ""Ich halte ja auch die Ausbildung spezieller Jugend-SR für notwendig, aber wir haben doch so schon zu wenig. Und bei den meisten SR gelten Jugendspiele als Degradierung.

    Ich weiß ja nicht, wie sich die Mehrheit der Schirikollegen dazu äußert - für mich sind die Jugendspiele in keinster Weise ne Degradierung, sondern machen mir Spaß, weil sie eben auch mal einen anderen Aspekt in die Schiedsrichterei einbringen - die Pädagogik. Macht mir riesigen Spaß!

    Wenn ich mal in diesen Bereichen unterwegs bin, pfeife ich auch pädagogisch. Zuerst wird ermahnt, dann verwarnt. Reicht das auch nicht, empfehle ich dem Trainer, den Hitzkopf doch mal auszuwechseln (ansonsten wechsel ich ihn aus mit einer Hinausstellung). Bisher hat noch jeder Trainer diese Empfehlung angenommen. Kommt bei den Kindern auch besser an: Wenn ich unfair spiele, darf ich nicht mehr mitspielen. Die Strafe verstehen die ja nicht immer gleich.

    Absolute Zustimmung, allerdings greife ich bei den Trainern nicht ein - der kriegt vielleicht zur Halbzeit oder Auszeit nen vertrauensvollen Hinweis. Von einem Jugendtrainer erwarte ich allerdings auch, das er da zu gegebener Zeit selbstständig einschreitet und den "Pappenheimer" mal auswechselt.

  • Was heißt eigentlich "pädagogisch" pfeifen? Doch wohl, dass die Unerfahrenheit und fehlende Regelkenntnis der SpielerInnen einkalkuliert wird. In erster Linie bedeutet das für mich, dass ich meine Entscheidungen mündlich erkläre statt nuranzeige, dass ich die zugehörige Regel erwähne ("Du darfst mit dem Ball nur drei Schritte machen") und dass ich manchmal genauere Vorgaben mache als nötig (z.B. "Du musst hier stehen" anstatt "Du musst drei Meter Abstand einhalten").
    In zweiter Linie bedeutet das, dass ich - je nach Könnensstand - auch vier oder fünf Schritte toleriere, eine Fußspitze auf dem Kreis durchgehen lasse oder bei der Dreisekundenregel sehr großzügig bin.
    Auf keinen Fall heißt das, Fouls durchgehen zu lassen, grobe oder unsportliche Fouls nicht zu ahnden oder grundsätzlich keine persönlichen Strafen auszusprechen.
    Ich muss allerdings dazu sagen, dass bei unseren 4+1-Querspielen eine enorme Bandbreite herrscht: Da sind Leute, die mit dem Pass zum Nebenmann völlig überfordert sind, aber auch Mannschaften, die ein richtiges Handballspiel zustandebringen, mit gezielten Abwehraktionen gegen den Ball und gegen den Gegner. Da versuche ich mich dann schon in der Spielleitung anzupassen.

  • Habt Ihr Euch mal die Anweisungen für den Jugendhandball zur neuen Saison schon mal zu Gemüte geführt?

    Da fragt mann sich was der Schiedsrichter sein soll? Lehrer oder Schiedsrichter?


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