Handball - noch ein Sport für Kinder ?

  • Durch die Diskussionnen zum Thema Trommeln in Kiel habe ich mir die Frage gestellt, ob man Kindern überhaupt noch Handball nahebringen sollte.

    Dort wurde ja ernsthaft die These vertreten, Kinder hätten in der Halle nichts verloren, damit man ungestört Trommeln könnte. Kurz gesagt: Kinder müssen draussen bleiben, wir wollen schließlich Lärm machen.

    Eine, wie ich finde, sehr bedauerliche Einstellung. Sollte man sich angesichts des demographischen Wandels nicht über jedes Kind freuen, das sich in der Halle tummelt ? Erinnert mich irgendwie an Rentner: Kinder ja, aber bitte nicht in meiner Nähe.

    Vor 3-4 Jahren wollte die Tochter meines damaligen Gespannpartners unbedingt mal mit zu einem Spiel. Damals war sie 4 Jahre alt. Nach dem Spiel wollte sie nie wieder mit, weil "die Leute böse Sachen zu meinem Papa gesagt haben". Traurig, aber wahr. Wenn ich heute die Sachen höre, die von der Tribüne kommen, kann ich nur sagen, da würde ich mein Kind auch nicht mit hinnehmen. Machen sich die Zuschauer eigentlich auch mal Gedanken, wie ihr Verhalten auf Kinder wirkt ? Wahrscheinlich nicht.

    Welches Vorbild geben Eltern ihren Kindern, wenn sie auf der Tribüne Schiedsrichter beschimpfen,den Gegner verhöhnen und den eigenen Nachwuchs auffordern, endlich mal "draufzuhauen" ?

    Im Moment bin ich wirklich am Zweifeln, ob ich meine Kinder guten Gewissens noch zum Handball motivieren kann.

    Wie sieht das Forum dieses Problem ?

  • Hallo,
    habe auch zwei Kinder die Handball spielen, weibl. D und männl. B.
    Diese Probleme wird es immer geben, letzte Woche bei meiner Tochter
    hat der Trainer des Gegners erst Gelb dann 2 Min. und noch dem Abpfiff
    Rot bekommen, alles wegen Meckern. Ich bin selber Trainer (weibl. E),
    ich Denke mir mein teil wenn ein Schiri Entscheidungen trifft die
    ich glaube falsch sind, falsch ist es vor denn Mädels zu Meckern.
    Mann sollte immer mit guten Beispiel voran gehen was mir auch
    nicht immer 100% gelingt ;),aber ich versuche es und hinter frage
    mein Verhalten nach dem Training und Spielen immer.
    Hört sich jetzt wie Schlaues Gerede an , aber ich mache das so.
    Aber Kinder nicht zum Handball zu holen, ist glaube ich, der falsche
    Weg.

    Mit freundlichen Grüßen
    Wolf


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    Mutter zum Trainer ,, Ist Handball nicht sehr gefährlich ?´´
    Trainer zur Mutter ,, Gefährlich ist, wenn Kinder gar keinen Sport machen´´ J

  • Ja, Handball ist sicherlich noch ein Sport für Kinder. Nur muss man mittlerweile wohl einige "Sicherheitsmaßnahmen" treffen, um Kindern in stimmungsvolles Erlebnis zu bieten.

    In Skandinavien ist es meines Wissens Gang und Gäbe, an Kinder Ohrenschützer zu verteilen, eben um ihre Ohren nicht zu stark zu belasten. In Deutschland habe ich bisher noch keine Kinder mit Ohrenschützern gesehen. Ob es ein solches Angebot nicht gibt oder einfach nicht wahrgenommen wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf diese Weise kann recht effektiv der Krach neutralisiert werden.

    Was die Kommentare betrifft, so müssen alle Eltern für sich selber entscheiden, was sie ihren Kindern zumuten wollen, was nicht. Leider ist es so, dass zu wenige Zuschauer Rücksicht auf ihren Nebenmann nehmen, auch wenn es ein Kind ist. Da wird während der 60 Minuten teilweise recht deutlich "die Sau rausgelassen", nicht zuletzt weil man auch in gewisser Weise überschüssige Energien loswerden kann, ohne dass es allzu negativ auffällt (man ist ja nicht alleine mit dem Meckern etc). Mit Sicherheit wird dabei nicht die gepflegteste Sprache gewählt, auf der anderen Seite sind Kinder in der heutigen Mediengesellschaft ständig von Kraftausdrücken etc. umgeben. Da liegt es eher an den Eltern, dass sie ihren Kindern beibringen, welche Worte sie nicht benutzen sollen, welche akzeptabel sind.
    Der Sonderfall des Schiedsrichters, der seine Kinder mit zum Spiel nimmt, ist sicherlich bedauerlich. Andererseits muss sich der Schiri auch im Vorfeld Gedanken machen, was in der Halle passiert. Er weiss, wie das Publikum manchmal reagiert, welche Sprüche kommen. Und dann muss er damit rechnen, dass seine Kinder das mitbekommen. Das ist bei weitem kein Idealzustand. Aber vielleicht muss er dann mal in den sauren Apfel beißen und seine Kinder erst dann mit in die Halle nehmen, wenn diese erkennen können, dass nicht ihr Vater, sondern der Schiedsrichter, der zufällig ihr Vater ist, angepöbelt wird.

    Die Eltern, die ihre Kinder im Spiel dazu anhalten, nochmal "draufzuhauen", sind ein ganz anderer Schlag. Aber wie man das unterbinden kann ist eine andere Frage. Wenn die Jugendtrainer was dazu sagen, stehen sie in der Schusslinie und werden oft genug von den Vereinen deswegen kritisiert, dass sie die Eltern nicht "verjagen" sollen. Aber nichts dazu zu sagen, ist ebenso verkehrt. TV Kaiser hätte dazu gesagt: Ein Teufelskreis.

    Zum Thema "kinderfreundliches Deutschland" könnte man vielleicht mal einen Thread im off-topic-Bereich starten. Da ließe sich mit Sicherheit einiges aufzählen, was hierzulande unzureichend ist.

    “A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory. LLAP.” - Leonard Nimoy (1931-2015)

  • @ Brummsel

    Danke für einen Beitrag. Dem kann ich nur zustimmen. :klatschen:

    Es gibt sicher Kinder die mit Lärm und der Menge von Menschen wenig "Probleme" haben, andere sind da sensibler. Die jeweiligen Eltern sollten da wohl am besten wissen, ob und wie sie so eine Hallenatmosphäre ihren Kindern zumuten. Gegen den reinen Lärm kann man Kinder ja gut schützen.

    Zu den Kraftausdrücken und der Aufforderung zum "Draufhauen" möchte ich noch sagen, dass dies ja nicht unbedingt nur ein Problem beim Handball und vor allem der "großen" Hallen ist.

    Vor ein paar Wochen habe ich meinem Patenkind, 6 Jahre, bei einem Fußballturnier zugeschaut und war sprachlos. So eine enorme, wie soll ich sagen?, Elterninitiative habe ich beim Handball noch nicht erlebt. Rund ums Spielfeld postierte Eltern und alle schreien gleichzeitig 8o und das nicht immer jugendfrei. Die Mutter des Kleinen, meine Freundin, meinte nachher zu mir, dass sie sich auch erst daran gewöhnen mußte und wir sind beide seit mindestens 25 Jahren dem Handball verbunden und sind oder waren beide im Jugendbereich "tätig".

    Einmal editiert, zuletzt von paschi (7. November 2008 um 17:18)

  • Kinder mitnehmen? Ja, aber....

    Zum Lärm: Ich würde Kleinkinder zu einem Heimspiel unterhalb Regionalliga mitnehmen. Dort finde ich den Lärm üblicherweise erträglich. Sollte ich mich verschätzt haben (einen Fanclub oder die Akustik der Halle unterschätzt haben) oder das Kind sich unwohl fühlen, würde ich mit ihm die Halle verlassen.

    Zu den Sprüchen/Beschimpfungen: Kinder lernen relativ schnell zu unterscheiden zwischen fremden Personen und deren eventuell unangemessenem Verhalten und dem Verhalten der Eltern. Das Vorbild für mein Kind bin ja ich selbst und ich sollte mich auch bei einem engen Spiel tunlichst so benehmen, wie ich es später von meinem Kind erwarte. Entgleisungen anderer Zuschauer sollte man m. E. im nachhinein mit den Kindern besprechen.

    Als Schieri würde ich mein Kind nicht mit in die Halle nehmen. Kinder halten ihr Eltern lange Zeit für unfehlbar (Ich denke, das ist wegen der Vorbildfunktion auch wichtig.) und dieses "Weltbild" wird eigentlich in jeder Leistungsklasse mittels Kommentaren über die "Fehlleistungen" der Schiedsrichter ins Wanken gebracht.

    Ich finde, dass Handball trotz aller Gefahren eine Mannschaftssportart ist, bei der die Kinder unendlich viel über sich selbst, ihren Körper, Techniken, Taktiken und Sozialverhalten lernen können, dass es schade wäre, ihnen diesen Sport vorzuenthalten.

    Wichtig finde ich die Entscheidung, was ihnen in welchem Alter zugemutet werden kann (aktiv und passiv)!

    Gruß
    C.

  • Zitat

    Zum Lärm: Ich würde Kleinkinder zu einem Heimspiel unterhalb Regionalliga mitnehmen. Dort finde ich den Lärm üblicherweise erträglich. Sollte ich mich verschätzt haben (einen Fanclub oder die Akustik der Halle unterschätzt haben) oder das Kind sich unwohl fühlen, würde ich mit ihm die Halle verlassen.

    Zitat

    Ich finde, dass Handball trotz aller Gefahren eine Mannschaftssportart ist, bei der die Kinder unendlich viel über sich selbst, ihren Körper, Techniken, Taktiken und Sozialverhalten lernen können, dass es schade wäre, ihnen diesen Sport vorzuenthalten.

    Dito!

    Zum Lärm: Die lokalen Handballhallen kennt man ja üblicherweise und kann somit relativ gut einschätzen, ob man das Kind guten Gewissens mitnehmen kann oder eben nicht. Bei Kleinstkindern(!) halte ich es aufgrund des noch empfindlicheren Gehörs generell für besonders kritisch. Aber das würde auch nicht dorthin ausarten, dass man aufgrund von Straßenlärm generell nicht rausgeht. Ein bisschen Lärm ist ja immer.

    MfG Felix0711

    "Deshalb unterstütze ich mit vollstem Enthusiasmus ein Projekt, das abendländischen Humanismus mit moderner Technik verbindet – den Bau eines unterirdischen Doms!"
    Harald Schmidt

  • Bei uns im Bezirk hat jetzt eine Gemeinde Trommeln in der Halle verboten, weil die Gäste der angeschlossenen Hallengaststätte sich belästigt fühlten ..
    Gleich darauf kam ein schreiben, dass die Sporthalle bis auf weiteres wegen Legionellen im Wasser vom Landratsamt geschlossen wurde ......

  • Fazit: Trommeln fördern Legionellen! ;)

    MfG Felix0711

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    Harald Schmidt

  • Tja, was soll ich sagen, meine Kinder waren zu Pfullingens Zweitligazeiten schon im MaxiCosi mit in der Halle (es gibt schließlich Oropax), lediglich das Krabbelalter haben wir ausgelassen. Den Gehörschaden holen sie sich erst jetzt in der Pubertät, die Musik kann ja nicht laut genug sein.

    Ab dem Kleinkindalter haben sie es genossen in der HZ und nach dem Spiel mit anderen Kindern auf dem Feld zu toben bzw. "Handball zu spielen", die Spieler zu treffen, Autogramme zu holen usw. So wächst automatisch der Handballnachwuchs heran.

    Zur sonstigen Geräuschkulisse: Beschimpfungen und unflätige Äußerungen haben kaum Beachtung und eigentlich keinen Eingang in den Wortschatz gefunden.

    Die Pfullinger Kurt-App-Halle hatte und hat immer Kinder jeden Alters in den Zuschauerreihen. Gerade auch dadurch wird jedes Heimspiel zu einem regelrechten Event. Vielleicht ist eine Halle, in der regelmäßig ca 800 Zuschauer waren, nicht der richtige Maßstab, aber ich denke, man sollte seine Kinder auch nicht zu sehr in Watte packen.

    Grüßle
    Sabine