Damals mit Weinerplan...

  • Das ist unglaublich, was da alles passiert ist!

  • 28.06.2008 - red
    Falscher TUSEM-Sponsor wegen Betrug verurteilt

    Im Prozess gegen den falschen TUSEM-Sponsor (wir berichteten) wurde ein Urteil gesprochen. Eine Haftstrafe von vier Jahren wegen Betruges verhängte die 1. Strafkammer des Essener Landgerichtes gegen Georg Weiner. Richter Edgar Loch ging aber auch mit dem damaligen Geschäftsführer Klaus Schorn ins Gericht, denn dem Angeklagten sei es nicht besonders schwer gemacht worden.

    Der 58-jährige Oberhausener soll im April 2004 per E-Mail Kontakt mit der TUSEM-Geschäftsleitung aufgenommen haben. Zu diesem Zeitpunkt war der Handballverein in finanzielle Schwierigkeiten geraten, weil sich mit der Deutschen Post der langjährige Hauptsponsor zurückgezogen hatte. Diesen Umstand soll Weiner ausgenutzt haben. Nach Erkenntnissen der Ermittler soll er als Präsident einer Firma aus Athen aufgetreten sein, die unter anderem schon Sportanlagen und Krankenhäuser gebaut und bei den Olympischen Spielen in Athen (2004) im Projektmanagement gesessen habe. Außerdem soll er angegeben haben, dass er schon Großprojekte in Malaysia, Weißrussland und Kuwait abgewickelt habe.

    Im April 2004 wurde das Engagement des Unternehmens beim Essener Bundesligisten erstmals bekanntgegeben. Das Sponsoring sollte einen Zeitraum von drei Jahren umfassen und den Traditionsverein wieder in die Spitzengruppe der Bundesliga führen. "Ich habe gewisse Vorstellungen. Mittel- bis langfristig können wir in Essen etwas Entscheidendes mit meiner Hilfe aufbauen", so Georg Weiner im September 2004 gegenüber der Neuen Ruhr Zeitung.

    In den folgenden Monaten hat der Unternehmer seine Zahlungen an den damaligen Europapokalteilnehmer immer wieder hinausgezögert, doch die Überweisungen der Beträge stets in Aussicht gestellt. "Ich stehe zu meinem Wort. Meine Bank hat bestätigt, dass das Geld bis Montag frei ist", so der Oberhausener im März 2005 gegenüber der NRZ, der mehrfach Probleme im internationalen Finanzverkehr für die Verzögerungen verantwortlich machte. Nach Ansicht der Ermittler wusste der Oberhausener, dass die angeblich von ihm vertretenen Firmen die zugesagten Sponsorengelder zu keinem Zeitpunkt hätten aufbringen können.

    Im Juli 2005 musste die damalige Spielbetriebs-GmbH des TUSEM Essen Insolvenz anmelden. Die Mannschaft trat unter der Führung der neu gegründeten TUSEM-HSB GmbH den Weg in die dritte Liga an, kehrte inzwischen aber in die Bundesliga zurück. Schwerwiegender waren unterdessen die Folgen für den damaligen Manager Klaus Schorn, der für einen Großteil der Verbindlichkeiten gerade stehen musste. Weiner verpflichtete sich nun, Schorn 29.000 Euro aus einer Lebensversicherung zu geben.

    Schorn versicherte gegenüber dem Gericht, dass er nicht "blauäugig" gewesen sei, doch Sponsorenbeziehungen entstünden "auf Grundlage enormen Vertrauens". Er habe sich auch die "hochgeachtete Familie" Weiners angeschaut, so arbeite die Frau "in der Vorstandsetage". Während die Staatsanwaltschaft im Betrug gegen den Erstligisten ein "großes Ganovenstück, eine Nummer, die an Dreistigkeit ihresgleichen sucht" sieht, vertrat die Verteidigung die Ansicht, dass das Leben der finanziell maroden Spielbetriebs-GmbH "um Monate verlängert" wurde.

    Die Lizenz für die Handball-Bundesliga verlor der TUSEM dennoch und musste einen Neuanfang in der Regionalliga starten. Nach Gründung einer neuen Spielbetriebs-GmbH unter der Führung von Horst-Gerhard Edelmeier schaffte der TUSEM innerhalb von zwei Jahren die Rückkehr in die Beletage, wo man am Ende der vergangenen Spielzeit in der Relegation den Klassenerhalt sicherstellte.

    (http://www.handball-world.com/o.red.c/news.p…1&auswahl=15379)

    "Wat? Dä Papst tritt zurück? Und wat säht sing Frau dozu?"

    BIELSTEINER JECK
    ungläubig auf die Nachricht vom Rücktritt Benedikts XVI.
    (aus OVZ vom 12.02.2013)

  • Also, so besonders informativ/aussagekräftig finde ich die (verständlicherweise) anekdotenorientierten Artikel nicht.

    War nun Weiner in gewissem Sinne selbst der Betrogene/Opfer oder nicht ?(

    (bzw. war er nur 'Mittler' von Zahlungsversprechen Dritter?; Wer kassierte die vom TuSEM bereitgestellten Transaktionskosten ein - Weiner selbst oder andere? )

    4 Mal editiert, zuletzt von Karl (28. Juni 2008 um 22:20)

  • Hast nicht Unrecht, verstehe auch nicht so ganz was genau der Auslöser dieser Verkettung war.

    Umgedreht würde die Sache für mich plausibler: jemand verspricht einem Unternehmen eine Sponsoringpräsens, sackt als Mittler dann das Geld ein, aber geworben wird nie. Aber so wie es überall dargelegt wird, erschließen sich die wahren Pläne des Herrn Weiner für mich nicht. Einem ohnehin klammen Partner Geld entlocken? :pillepalle:

    Wer geht schon wegen einer nichtmal sechstelligen Summe und ein paar VIP-Karten freiwillig in den Bau? :lol:

    Einmal editiert, zuletzt von Marc (28. Juni 2008 um 22:25)

  • Moment, der Streitwert dürfte ja im deutlichen siebenstelligen Bereich liegen. Die 60.000 Euro sind ja nur der Betrag, um den Schorn quasi persönlich geprellt wurde. Hinzu kommt ja noch der Schaden für die mittlerweile insolvente GmbH, ... Weiner war ein Selbstdarsteller. Die PK nach dem Wallauspiel war legendär.

    Karl: Weiner war der Betrüger: Sonst wäre er deswegen ja nicht verurteilt worden. ;)

    Man kann natürlich die ganze Geschichte eigentlich gar nicht glauben, doch andererseits gab es im Laufe der letzten zwanzig Jahre schon viele unglaubliche Geschichten, die sich um den Handball drehten. Das Spiegel-Archiv würde dir schlaflose Nächte bescheren, so viele interessante Artikel sind dort drin. Alleine die Schwarzgeldgeschichten von früher oder die Einführung der Trikotwerbung, als es noch um den Amateurstatus ging, sind historische Schmankerl. Der wohl teuerste Spieler der HBL (Duschebajew, von dem Nettoeinkommen in der TuS-Zeit träumen sie heute noch) kommt natürlich auch vor.

    Andererseits wurde es zumindest früher immer so dargestellt, dass Schorn die Post erst aus dem Sponsorvertrag herausgelassen hat, nachdem Weiner da war. Ursprünglich hätte die Post noch ein Engagement für die kommende Spielzeit gehabt.

    Achso, die Handballecke hat natürlich viel in der Suchfunktion zu bieten.

    TUSEM vor dem Umbau

    Alles zur Lizenzvergabe

    Essen in Finanznöten

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.

    3 Mal editiert, zuletzt von Steinar (28. Juni 2008 um 23:40)

  • Meteo schreibt:

    Zitat

    Karl: Weiner war der Betrüger: Sonst wäre er deswegen ja nicht verurteilt worden. Augenzwinkern

    Nein, wenn man sich die Artikel genau durchliest, dann scheint das viel zu einfach zu sein ;)

    Es geht mir darum, Weiner zu 'verstehen' - konkret: z.B. (ganz vereinfacht) gab es da Leute, die Weiner nur als 'Briefträger' benutzten, um den Tusem Zahlungsversprechen zuzuleiten? (und in Wirklichkeit auf die Transaktionskosten scharf waren - a la 'Nigeria-Connection': Nigeria kam ja auch in dem SZ-Artikel vor). Handelte Weiner in (ganz eindeutiger) Betrugsabsicht?

    Glaubte Weiner jemals selbst, das Geld bereitstelen zu können? Wenn ja: aus eigenen oder fremden Mitteln? (und er kassierte als 'Vermittlungsgebühr' den 'Ruhm' ein?)

    Also ich find: da bleiben viele Fragen offen!

    Edit: @Meteo: die HE-Threads hatte ich mir in der letzten halben Stunde schon durchgelesen: waren spannend (kann ich nur empfehlen)

    3 Mal editiert, zuletzt von Karl (28. Juni 2008 um 23:41)

  • Klar, aber ich will hier keine Verschwörungstheorien rund um den TUSEM erspinnen. Mir reicht der Flensburg-Minden Thread aus. Dazu ist eure Kreativität gefragt, aber ich habe euch ja schon oben gerade einen Aufhänger geliefert ;)

    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.

  • Zitat

    Original von meteokoebes
    Moment, der Streitwert dürfte ja im deutlichen siebenstelligen Bereich liegen. Die 60.000 Euro sind ja nur der Betrag, um den Schorn quasi persönlich geprellt wurde.

    Aber vom Streitwert hat Weiner ja direkt keinen Nutzen gezogen.
    Die Frage die bleibt: warum tut jemand sowas ohne Aussicht auf Gewinn?

  • Zitat

    Original von Marc

    Aber vom Streitwert hat Weiner ja direkt keinen Nutzen gezogen.
    Die Frage die bleibt: warum tut jemand sowas ohne Aussicht auf Gewinn?

    Geltungssucht wäre eines von möglichen Motiven

    "Mit dem Ende des Kinos werden wir vertrieben worden sein aus einem Paradies"
    ( Peter Handke)

    "Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung"
    ( Theodor W. Adorno )

  • Weiner wurde schon einmal wegen eines Deikts vor Gericht verurteilt, und ich denke, das die Staatsanwaltschaft und alle damit zusammenhängenden Gremien etwas von ihrer Arbeit verstehen, und deshalb die Verurteilung völlig Korrekt ist, auch wenn das einige nicht nachvollziehen können, denn dfür müsste man die genauen Hintergründe kennen, die damals im Verein abliefen.
    Und das sind nur wenige.