Im Thread zur deutschen Jugendmeisterschaft gab es immer wieder Beiträge, die sich sehr negativ mit der Form der Durchführung ab HF beschäftigt haben. Einige User waren alles andere als einverstanden mit der Einführung des Final Four.
Der Organsisator des Sauerlandcup in Menden hat jetzt einen Brief verfasst in dem er sich sehr kritisch über das Final Four äussert.
Mit Genehmigung des Autors veröffentliche ich den einmal:
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Absender: HSG Menden/Lendringsen, Jörg von EstorffDeutsche Jugendmeisterschaft als Final-Four?
Menden, im Juli 2007
Liebe Handballfreunde,die Deutschen Jugendmeisterschaften sind in diesem Jahr erstmalig als „Final-Four“ entschieden worden. Mit großem Interesse habe ich die Veranstaltungen verfolgt und auch die entsprechenden Reaktionen in den Medien gelesen. Darüber hinaus habe ich mit zahlreichen betroffenen Trainern gesprochen (Neubrandenburg, Kronau-Östringen, Schutterwald, Magdeburg etc.) und Meinungen zum neuen Modus eingeholt. Die dabei geäußerte Kritik möchte an dieser Stelle zusammenfassen, damit der Jugendausschuss des DHB die Entscheidung überdenkt.
1. Die Werbung für den Jugendhandball wird durch das Zusammenlegen der Veranstaltungen zu einem „Final-Four“ auf nur vier Standorte – in diesem Jahr sogar nur drei – reduziert. Bisher waren es 16 (!) mögliche Standorte.
2. Kleinere Vereine können ihren Traum „einmal Deutscher Meister werden, und das in der eigenen Halle“ begraben. – Wer sich sportlich qualifiziert hat, soll auch das Recht haben, ein Halbfinale und ein mögliches Endspiel in eigener Halle zu spielen. – Womit hat Bad Ems das verdient? Wir, die HSG Menden/Lendringsen, wurden 1993 und 1997 Deutscher Jugendmeister und unser ganzer Verein zehrt heute noch von diesen unvergesslichen Spielen in ausverkaufter Halle...
3. Die Zuschauerzahlen, die angeführt werden, könnten durch gut organisierte Veranstaltungen in den jeweiligen Teilnehmerorten locker übertroffen werden. – Die Zuschauerzahlen in Solingen sind nur erreicht worden, da die Heimmannschaft selbst chancenreicher Kandidat war und im Endspiel stand! Es besteht kein Zweifel daran, dass die männliche B-Jugend von Schutterwald oder Kronau-Östringen allein ihre Hallen mehr als gefüllt hätten!
4. Die sportliche Chancengleichheit ist beim Final-Four einfach nicht gewährt. Warum haben Solingen und Blomberg den Heimvorteil und alle anderen Mannschaften müssen “auswärts“ antreten. Ich hätte gerne ein Rückspiel in Magdeburg gesehen!
5. Prominenz, gute Schiedsrichter und Auswahltrainer: Natürlich ist es reizvoll, wenn eine Grit Jurak die Siegerehrung durchführt, aber das ist auch bei Einzelstandorten möglich. Natürlich ist es toll, wenn Schiedsrichter aus der ersten Garde pfeifen, aber das war bislang auch absolut in Ordnung. Die Möglichkeit, für Auswahltrainer, gute Spieler/innen zu sehen, besteht auch ohne Bündelung – natürlich müsste man dann zwei Fahrten „investieren“, was ich aber nicht als Überforderung sehe. – Das Argument, die Spieler/innen beim Final-Four in Stresssituationen sehen zu können, ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar, denn der Stress in zwei bzw. vier Spielen ist nicht geringer.
6. Der Zeitfaktor – „wir haben keine Zeit, die Meisterschaften in Hin- und Rückspielen auszutragen“ – ist durch die Einführung der Regionalligen überhaupt nicht zu verstehen, im Gegenteil: Die Trainer beklagen alle die lange Wettkampfpause zwischen Rundenspielen und Final-Four. Der WHV hat aus Verzweifelung jetzt sogar eine Play-Off-Runde der ersten vier Mannschaften eingeführt, um die Wartezeit zu überbrücken!Fazit: Überdenken Sie den neuen Modus und wägen Für und Wider noch einmal genau ab. Es geht nicht darum, aus Prinzip gegen etwas Neues zu sein, sondern allein darum, sinnvolle Entscheidungen für unseren Handballsport zu treffen!
Mit den besten Grüßen aus dem Sauerland!
Jörg von Estorff – Jugendkoordinator der HSG Menden/Lendringsen
Eine sehr vernünftige Argumentation wie ich finde.
Wenn man dagegen die Veröffentlichungen zum Final Four, von Seiten des DHB, Revue passieren lässt kann man nur von unangebrachter Lobhudelei sprechen. Ich vermisse immer noch eine "vernünftige Erklärung", warum die Einführung des Final Four sinnvoll oder nowendig war.
Hat die Basis beim Handball kein Recht auf Erklärungen der Entscheidungsträger?
Im Januar wird mit dem Sauerlandcup das hochwertigste Jugendturnier Deutschlands stattfinden. Dort wird wieder ein Grossteil der betroffenen Vereine vor Ort sein. Der Veranstalter wird versuchen die Meinungen der direkt betroffenen Basis einzuholen und an die verantwortlichen Stellen des DHB weiterzuleiten.
Hoffentlich gibt es ein Umdenken mit dieser unglücklichen Lösung und eine Rückkehr zur alten Form mit Hin- und Rückspielen im HF und Finale.