TRAINERSTRESS!
EXPRESS maß die Leiden des Alfred Gislason
Von ALEXANDER HAUBRICHS
Köln - Alfred Gislason rauft sich die Haare, gestikuliert wild, breitet die Hände aus, reklamiert. Die anderthalb Stunden dauernde 29:32-Niederlage gegen den TBV Lemgo ist für Gummersbachs Trainer Stress pur.
Das ist manchmal anstrengender als selber spielen“, sagt der 47-jährige Isländer. „Du bist mit Emotionen dabei, gehst voll mit. Da steht man unter Strom.“
Die Leiden des Alfred G. Aber wie belastend ist das Dasein an der Linie wirklich? EXPRESS will es genau wissen, fühlt dem Trainer den Puls. Dafür legen wir dem VfL-Coach den hochmodernen Laufcomputer RS800 von Polar an. Mit ihm lässt sich später am PC die Belastung minutiös ablesen.
Der erste Wert, eine Stunde vor dem Spiel, zeigt lockere 80 Schläge. Doch schon nach Anpfiff gehen die Zahlen in den dreistelligen Bereich. Die ersten Tore, Fehler, Pfiffe. Dabei sind es vor allem die Schiedsrichterleistungen, die selbst den Puls des durchtrainierten Gislason (fuhr noch am Tag vor dem Spiel über zwei Stunden mit dem Mountainbike durchs Bergische) in die Höhe jagen.
„Normalerweise rege ich mich mehr über Fehler meiner Spieler auf, aber gestern war die Wut schon auf die Schiedsrichter fokussiert“, sagt Gislason. Während der Auszeiten konzentriert er sich richtig, kühlt auf hohem Niveau ab. Der Puls sinkt auf 110 Schläge.
Aber kurz vor Schluss wird es richtig heiß. Der VfL riecht Lunte, der Coach macht draußen richtig mit, reißt die Arme in die Höhe, feuert seine Verteidiger an. Nun jagt das Blut durch seine Adern – obwohl seine Spieler auf dem Parkett stehen, ist die Belastung für den Körper eine Viertelstunde lang wie bei einem schnellen Lauf. „Da achtest du nicht mehr drauf, was links und rechts ist. Da gibt es nur noch das Spiel.“
Als Kehrmann zwei Minuten vor Schluss die Partie entscheidet, lebt der Trainer nach außen noch Einsatz vor. Innerlich, da lügt der Computer nicht, hat er aufgesteckt. Langsam, aber sicher beruhigt er sich, kurz nach Spielschluss ist er wieder auf seinem Anfangswert von 80. Gislason schaut sich interessiert die Werte an: „Ich wollte schon immer mal wissen, wie groß die Belastung ist.“
Eine gute Nachricht hat die Pulsuhr auch noch auf Lager. 842 Kalorien verbraucht Gislason während der 90 Minuten. Dafür muss man normalerweise eine Stunde laufen…
(Quelle:http://www.express.de)