Ach ja, ich habe in letzter Zeit auch wieder ein paar tausend Seiten gelesen, vielleicht bringe ich jetzt nicht alles zusammen:
Henning Mankell: Kennedys Hirn (wieder gelesen)
Eine schwedische Archäologin findet bei einem Besuch ihren Sohn tot im Bett, Tablettenvergiftung, vermutlich Selbstmord. Über diverse Seiten stellt sich dann heraus, dass der Sohn ein ganz anderer Mensch war, als die Mutter, die nicht an einen Selbstmord glaubt, dachte. Über Australien, wo sie ihren Ex-Mann findet, Barcelona und Afrika verfolgt sie die Spur. Zunächst scheint sich alles um das angeblich verschwundene Gehirn John F. Kennedys zu drehen, aber dann nimmt die Geschichte einen ganz anderen Verlauf. > Sehr lesenswert, wesentlich flüssiger, strukturierter und vielschichtiger als der gleichnamige Film.
Henning Mankell: Der Chinese
Mankell unternimmt diesmal einen Ausflug in die US-amerikanische Gründerzeit, den Eisenbahnbau und erzählt die Geschichte der chinesischen (und irischen) Sklaven und der europäischen Aufpasser, die die Eisenbahn in den Westen der USA gebaut haben. 250 Jahre später geschieht in einem schwedischen Dorf ein Mord. Eine Richterin aus Helsingborg erfährt, dass ihre Pflegeeltern unter den Opfern sind und begibt sich auf eine teilweise arg kreativ erzählte, aber (zumindest für geschichtlich Interessierte) immer spannende Suche nach den Gründen für diese bizarre Tat. Aus meiner Sicht ein richtig gutes Buch, auch wenn es die Kritiker nicht so sehen.
Henning Mankell: Der Feind im Schatten
Kommissar Wallander ist alt geworden, erlebt Anzeichen von Demenz. Bei der Hochzeit seiner Tochter benimmt sich der zukünftige Schwiegervater, ein Marinegeneral a.D., sehr seltsam. Bis in die 80er Jahre war er an der Jagd nach mysteriösen fremden U-Booten vor Schwedens Küste beteiligt. Einige Tage später verschwindet er spurlos. Als auch die Ehefrau Louise wie vom Erdboden verschluckt ist, kommt der Verdacht auf, dass einer von beiden vielleicht bei der großen U-Boot-Jagd "der" Spion für Moskau gewesen sein könnte. Der Fall an sich ist nur mäßig gut konstruiert und an einigen Stellen ziemlich verkompliziert, es geht mehr darum, wie bei Asterix-Bänden, dass man alle kennt. Im letzten Band der Reihe steht mehr denn je die melancholische Gefühlswelt Wallanders im Mittelpunkt. Hej då, Kurt!
Jan Costin Wagner: Das Schweigen
Der finnische Kommissar Kimmo Joentaa ermittelt wegen des verschwundenen Teenies Sinikka. Ihr Fahrrad und ihre Tasche werden genau an der Stelle gefunden, an der vor 33 Jahren ein anderes Mädchen vergewaltigt und ermordet wurde. Herrlich tiefschwarz-humorige, leichtfüßig erzählte Kurzgeschichte um Schuld und Sühne und die Tragweite von Gewissensbissen, die den Leser völlig verdutzt und irgendwie belustigt zurücklässt. Zumindest war es bei mir so. Ich habe das Buch in einem Haps durchgelesen.
Jeffery Deaver: Allwissend
Ein Jugendlicher, der Ballerspiele liebt und völlig in diese Welt abgetriftet zu sein scheint, wird verdächtigt, eine Mitschülern beinahe umgebracht zu haben. Ein lokal berühmter Blogger nimmt die Geschichte auf, woraufhin noch mehr Jugendliche verängstigt werden und auch Menschen sterben. Der verdächtigte Jugendliche ist unauffindbar. Deaver (bekannt geworden mit "Der Knochenjäger", verfilmt mit Angelina Jolie und dem Washington Denzel) scheibt ja immer gerne und viel über Methoden, was ich bei Kriminalfällen grundsätzlich gut finde, weil es vom Üblichen Autorenstil abweicht und einen Blick hinter die Kulissen gewährt. In der Internetszene brauche ich grundsätzlich einen solchen Blick nicht, daher ging mir das Dozieren ziemlich auf den Senkel. Dabei habe ich dann wohl vergessen, auf die gut eingestreuten Details zur Lösung des Falles zu achten. An einer Stelle habe ich wohl mal kurz gestutzt, habe aber nicht auf diesen Dreh der Geschichte spekuliert. Spannend ist das Buch auf jeden Fall, aber man könnte es wesentlich kürzer erzählen.
Simon Kernick: Deadline
Mein erster Kernick: "Andrea Devern ist eigentlich eine rechterfolgreiche Geschäftsfrau, doch in letzter Zeit macht ihr ihr Ehemann Pat Phelan einige Probleme, da dieser immer öfter abends durch die Kneipen zieht. Sollte ihre Mutter Recht haben, die Andrea vor dem ehemaligen Kleinkriminellen schon immer gewarnt hat? Andreas Welt scheint eines Abends gänzlich aus den Fugen zu geraten, denn als sie nach Hause kommt, erhält sie einen anonymen Anruf. Emma, ihre 14-jährige Tochter, wurde entführt und Andrea soll binnen 24 Stunden 500.000 Pfund Lösegeld übergeben." (krimi-couch.de) Pat ist wie vom Erdboden verschluckt. Einfach strukturiert, aber ganz gut erzählt. Gute Strandlektüre ohne allzu viel Tiefgang. Spielt ein wenig mit der Naivität einiger Protagonisten, ich weiß aber nicht, ob das beabsichtigt war.
Momentan versuche ich mich mal wieder an Simon Beckett: "Leichenblätte". "In Leichenblässe reist Hunter nach seiner Genesung von einem Mordanschlag auf Wunsch seines Lehrers Tom Lieberman nach Tennessee und sieht sich mit einem skrupellosen Serienmörder konfrontiert, der die beiden Wissenschaftler auf ihrem eigenen Spezialgebiet in die Irre führt." (Amazon) Ab Seite 80 gewinnt die Geschichte allmählich Fahrt... Beckett ist auch so ein Dozent, der manchmal nicht weiß, ob er unbedingt noch zehn Seiten über irgendwelche Sachverhalte schreiben muss oder doch lieber mit der Story weitermacht.
Von Cody McFadyen kenne ich "Das Böse in uns". Fand ich damals packend, erinnere aber jetzt die Story nicht mehr.