Wo gibt es den vierten Trainerwechsel der Saison?

Na ja, solche Sachen am Trainer festzumachen, der jahrelang hervorragende und erfolgreiche Arbeit geleistet hat, ist immer zu einfach.

Ich kenne kaum jemanden, der Lemgo nach Abschluss der Hinrunde besser getippt hätte, als sie jetzt dastehen. Bei aller Güte des Kaders: Vergleicht diesen doch einmal mit denen der absoluten Spitzenmannschaften, da gibt es schon Unterschiede. Und wenn dann mir Flo auch noch ein Schlüsselspieler längerfristig ausfällt, kann es so kommen, aber auch das hätte zu Saisonbeginn klar sein müssen.

Alles eine Frage der Erwartungshaltung und publizierten Ziele, zumal mit Zebu der wichtigste Spieler überhaupt aufgehört hat. Das darf man nicht vergessen und muss Zeit für den Umbruch gewähren.

Lemgo hatte ein recht leichtes Startprogramm und hat die Spiele bei den sog. "Kleinen" gewonnen, wenn auch oft mit Ach und Krach. Aber egal. Jedenfalls hat die gute Platzierierung am Anfang der Saison etwas geblendet, wenn man das Restprogramm nicht im Kopf hatte. Hamburg ist in dieser Serie eine absolute Spitzenmannschaft, gegen die man als gehobene Mittelfeldmannschaft (und nichts anderes ist der TBV in dieser Serie realistischerweise) zuhause durchaus verlieren kann.

Gut, die Klatsche in Balingen war hoch. Aber, schaut nach Kiel: Auch denen passiert das mal und die machen einfach weiter. Es gibt in dieser Liga keine Mannschaft, die nicht Handball spielen kann. Wenn man dann selber einen schlechten Tag erwischt und die anderen sich mit allem was sie haben vor heimischen Publikum in einen Rausch spielen, ist solch ein Ergebnis möglich. Allerdings aus Erfahrung nur am Anfang oder Ende der Hin- oder Rückrunde. Früher war es Eisenach, wo der TBV regelmäßig seine Punkte ablud, jetzt ist es eben Balingen...

Ich sehe den TBV im Soll. Es ist aber auch so, dass oftmals nach Bekanntgabe eines Trainerwechsels zur kommenden Saison, der aktuelle Trainer die laufende Runde nicht überlebt. Ich hoffe mal, hier ist das nicht so!

Zitat

Mudrow aus der Schusslinie
HANDBALL: TBV-Trainer sitzt am Samstag beim Derby in Minden auf der Bank

VON JÖRG HAGEMANN

UND RAINER PLACKE

Tübingen. Die schwäbische Journaille witterte einen Medienboykott. 15 Minuten lang las Trainer Volker Mudrow den Handballern des TBV Lemgo nach der blamablen 22:30-Niederlage bei HBW Balingen-Weilstetten in aller Deutlichkeit die Leviten.

Als sich endlich die Tür der Umkleide 29 öffnete, sah die Welt für die meisten TBV-Spieler nicht mehr so rosarot aus, wie zuvor in der von der Wand bis zum Hallenboden in pastellrosa getünchten TÜ-Arena.

„Jetzt brennt die Hütte. Das hätte nie passieren dürfen. Klar, lief das Spiel unter dem Etikett Handball, doch Handball hat nur eine Mannschaft gespielt“, war Markus Baur fassungslos. Während HBW-Coach Dr. Rolf Brack von einem „achten Weltwunder“ schwärmte, herrschte im TBV-Lager Weltuntergangsstimmung. „Ich dachte, wir hätten den Tiefpunkt hinter uns. Doch so schlecht habe ich uns noch nie gesehen“, sprach Volker Mudrow wiederholt von „einer beschämenden Leistung“.

Der nur Insidern bekannte Torhüter Milos Slaby parierte 28 Würfe, elfmal visierten die TBV-Schützen zudem das Holz an. Zwei Rote Karten gegen Tamas Mocsai (34.) und Filip Jicha (57.) kulminierten in einer Leistung, für die es nach Ansicht des verletzten Florian Kehrmann „keine Entschuldigung gibt“. Gleichzeitig bezog der Handballer des Jahres klar Position zum Trainer. „Volker Mudrow ist überhaupt kein Vorwurf zu machen. Er ist der einzige, der von dieser Blamage auszuklammern ist“, sah es Kehrmann ähnlich wie Baur („Mu kann nichts dafür. Wir allein haben diese Sch.... gebaut.“).

Dennoch gab es auch am Morgen danach noch Gesprächsbedarf. Bevor er sich in den einwöchigen Winterurlaub ins Stubaital aufmachte, redete Geschäftsführer Fynn Holpert um 10 Uhr in der Lipperlandhalle Tacheles. Schließlich droht am Samstagabend im OWL-Derby bei GWD Minden (19.30 Uhr, Kampahalle) neues Ungemach. Nur bei einem Sieg bleibt die Hoffnung bestehen, am Ende der Saison die nach wie vor angestrebte Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb geschafft zu haben. „Diese Zielsetzung gilt weiterhin für alle Beteiligten“, unterstrich Holpert nach dem Krisengespräch mit der Mannschaft.

Nach der Partie in Minden haben die Lipper bis zum 10. Februar und dem Heimspiel gegen Düsseldorf Zeit, ihre Situation zu analysieren. Dann nimmt die Bundesliga ihren Spielbetrieb wieder auf. Die Personalien Christian Schwarzer, Markus Baur, Michael Binder und Asgeir Örn Hallgrimsson werden jedoch kaum verhandelt, solange nicht feststeht, wer Trainer Volker Mudrow im Sommer oder früher beerbt. Im Gespräch sind immer noch Peter Meisinger und Sead Hasanefendic.

Die vielen Fragezeichen, die den TBV Lemgo derzeit in Unruhe versetzen, könnten für das samstägliche Derby in Minden der Vorteil für Gastgeber GWD sein. Dessen Manager Horst Bredemeier sieht der Partie optimistisch entgegen. „Wir haben nach der Heimniederlage gegen Wetzlar die richtige Reaktion gezeigt und damit die Basis gelegt, mit der wir in der Rückrunde den Klassenerhalt schaffen wollen“, so Bredemeier, der einen „leidenschaftlichen Auftritt“ fordert.

Alles anzeigen

Neue Westfälische, 29.12.06