Nordhorn mit Lizenz - Schwenker und Bredemeier zurückgetreten
Donnerstag, 16. Mai 2002
Die HSG Nordhorn hat in zweiter Instanz überraschend die Lizenz - allerdings mit harten Auflagen - für die Saison 2002/2003 bekommen. Gleichzeitig gaben Uwe Schwenker und Horst Bredemeier ihren Rücktritt aus dem Ligaauschuss bekannt.
Offensichtlich konnte die HSG Sportmarketing GmbH ein überzeugendes Konzept vorlegen, wie die als "Altlasten" bezeichneten Schulden getilgt werden können. Zudem scheint ein Engagement des Reifenherstellers "Continental" in Aussicht zu stehen. Inwieweit Niedersachsens Ministerpräsident Gabriel (SPD) beteiligt ist, ist derzeit noch unklar. Gabriel war beim letzten Heimspiel der HSG im Euregium zu Gast.
Wie dpa meldet, soll in einem Hamburger Hotel bei der Tagung des Ligaauschusses in einer 90-minütigen, höchst kontroversen Diskussion die Entscheidung zugunsten von Nordhorn gefallen sein. Wie bereits vermutet und soeben vom Sportinforamtionsdiesnt bekanntgegeben, sind unmittelbar nach Ende der Sitzung die Manager vom THW Kiel und GWD Minden, Uwe Schwenker und Horst Bredemeier, von ihrem Amt als Ausschussmitglied zurückgetreten.
Die HSG soll den Auflagen zufolge in einem Kraftakt die Schulden in Höhe von 1,8 Millionen Euro schon bis zum 30. Juni 2002 auf 95.000 Euro reduziert haben. Sollte dies nicht gelingen, droht der HSG Nordhorn für die kommende Spielzeit ein Abzug von 8 Punkten.
Der Ligaauschuß-Vorsitzende Heinz Jacobsen soll nach dpa-Informationen monatlich die Bilanz prüfen und auch Einsicht in die Spielerverträge erhalten. Weitere Auflage: Es muss stets ein Kreditrahmen in Höhe von 200.000 Euro vorhanden sein.
Anhand der Auflagen ist erkennbar, dass dem Ligaauschuss mittlerweile deutlich geworden ist, dass die HSG trotz finanzieller Probleme teuere Spieler verpflichtet hat und die Schulden nicht allein aus dem Neubau des Euregiums entstanden sein können. Selbst von einer Fälschung der letztjährigen Unterlagen war die Rede.
Insofern deutet vieles darauf hin, dass Ligaboss Heinz Jacobsen im Fall Nordhorn Gnade vor Recht ergehen ließ. Die um positive Schlagzeilen bemühte Handball-Liga hat nach den Worten Jacobsens durch das Geschäftsgebaren der HSG Nordhorn schweren Image-Schaden genommen. Fraglich bleibt allerdings, warum der HSG trotzdem die Lizenz erteilt wurde. Sollte verhindert werden, dass der künftige Deutsche Meister am Ende ohne Lizenz da steht?
Den sympathischen Fans und auch den Spielern der HSG Nordhorn ist die Lizenzerteilung zu gönnen, insbesondere die Fans haben durch Spendenaktionen ihre Unterstützung für den Verein deutlich gemacht.
Durch den Rücktritt von Schwenker und Bredemeier droht nach der heutige Entscheidung eine Zereissprobe innerhalb des DHB und des Ligaauschusses. Insofern ist die Lizenzerteilung möglicherweise der größere Schaden für den Deutschen Handball.