Wie angedroht nun endlich mal der Thread für das Auswahlwesen für D und C Jugend. Bundesweite Vergleiche, Kritik, Lob, Anregungen, alles hier hinein.
Hannover
Wir haben Anfang März die Bezirkssichtung, wo auf einem Turnier gegen die vier anderen Kreise unsere beiden älteren Auswahljahrgänge (Jungs und Mädchen) gesichtet werden. Um die Osterferien herum suchen wir dann die neuen Mannschaften zusammen.
Wir starten sowohl bei den Jungs als auch bei den Mädchen mit ca. 50 bis 60 Kindern. Inzwischen haben wir den Informationsfluß soweit verbessert, dass wir fast alle Trainer rechtzeitig vor der Sichtung erreichen (Internet sei Dank!) und wir mit allen potentiellen Talenten starten. Auch ist das Vertrauen der kleineren Vereine inzwischen so groß, dass nur noch ein oder zwei Vereine ihre Talente aus Angst verstecken. Wir sichten nach der Saison die Mädchen, die gerade der E-Jgd. entwachsen sind und die ein Jahr älteren Jungs.
Es gibt drei Sichtungstermine, dieses Jahr erstmals geballt innerhalb von acht Tagen. Freitag (eine Hälfte), Samstag (zweite Hälfte), Freitag (alle zusammen minus die auffälligsten Spieler). Die unterschiedliche Leistungsstruktur bei den Geschlechtern macht es erforderlich, dass nicht alle Mädchen zum zweiten Termin eingeladen werden. Da werden teilweise völlig unsportliche Kinder zur Auswahl geschickt. Bei den Jungs bekommen alle eine zweite Chance, die beim ersten Mal nicht gesichtet wurden.
Wir haben zwei unterschiedliche Vorgehensweisen. Einige Trainergespanne fangen mit ca. 25 gesichteten Kindern an und sieben dann nach und nach aus. Bei den Mädchen herrscht eine höhere Aussteigerquote, so dass eine größere Gruppe notwendig ist. Bei den Jungs beginne ich lieber mit ca. 18 Spielern und sammle mir später noch übergangene Talente bei Spielbeobachtungen ein.
Die Auswahlmannschaften trainieren zwei Jahre lang alle vierzehn Tage für zwei Stunden. Jede der vier Auswahlmannschaften ist mit zwei Lizenztrainern bestückt. In der Handballecke wird häufig moniert, dass die Auswahltrainer nie Spiele beobachten würden. Das ist zumindest hier nicht so. Wir beobachten die eigenen Spieler, die bei der Sichtung rausgefallenen "Wackelkandidaten" und auf Wunsch von Trainern Spätzünder oder Quereinsteiger. Echtes Talentscouting, also Suche nach uns unbekannten talentierten Spielern, habe ich mir abgeschminkt. Seit Jahren habe ich kein Talent mehr entdeckt. Alle Spieler, die wir später noch aufgenommen haben, hatten wir zur Sichtung schon mal in der Halle. In manchen Jahrgängen ist es dennoch erforderlich, wenn man einen Jahrgang ohne Torhüter oder Linkshänder erwischt hat. Bei den 94er Jungs haben wir beispielsweise einen einzigen Linkshänder, Spielertyp "Technikzwerg". Hier fehlt also noch mindestens ein Shooter.
Nach zwei Jahren geht es mit den stärksten vierzehn Spielern zur Bezirkssichtung, wo die Bezirks- und Landesauswahltrainer sichten. Ab kommender Saison fallen in Niedersachsen die Bezirke weg, so dass nur noch die Landesauswahl bestückt wird. Hier haben wir einen engeren Kader (A-Kader, Größe habe ich gerade nicht parat) und einen B-Kader (A-Kader plus Perspektivspieler). Letzterer trainiert einmal wöchentlich in Stützpunkten. Der A-Kader hat noch zusätzlich Wochenendlehrgänge. Das aktuellste Projekt des HVN ist ein Teilzeitinternat. Den Kandidaten für den norddeutschen oder DHB-Kader werden Internatsplätze angeboten. Das Projekt beginnt nun nach den Sommerferien.